Quantum Break - Vorschau, Action-Adventure, XboxOne, PC
Nein, so war das ganz sicher nicht geplant, als Jack Joyce (Shawn Ashmore) der Einladung seines alten Kumpels Paul Serene (Aidan Gillen) folgt, um am wissenschaftlichen Campus der Riverport University Zeuge einer Erfindung zu werden, mit der die Monarch Corporation die Welt verändern würde. Denn genau wie Doc Brown im Kino-Klassiker Zurück in die Zukunft hat es auch Serene irgendwie geschafft, mit Physik-Spielereien den Traum von Zeitreisen zu verwirklichen. Aber schon Marty McFly musste erfahren, welche Gefahren die Manipulation des Raum-Zeit-Kontinuums mit sich bringen kann. Gefahren, die Serene trotz den ernsthaften Bedenken von Jacks Bruder Will (gespielt von Dominic Monaghan) in seiner Arroganz ignoriert. Und so kommt es beim großen Testlauf zum Super-GAU: Es entsteht ein Riss in der Zeit, der nur den Anfang einer Kettenreaktion markiert, bei der am Ende die Zeit selbst aufhören könnte zu existieren.
„Eine Erfindung, die die Welt verändert“
Die etwas andere Routine
Denn dass man nicht nur ein Dauergeballer anstrebt, unterstreichen die Finnen durch die eingestreuten Momente, in denen Dialoge im Mittelpunkt stehen oder einfach mal Zeit für die Erkundung bleibt. Dort findet man u.a. so genannte Handlungsobjekte, um noch tiefer in die Geschichte einzutauchen, darunter z.B. E-Mails und andere Dokumente. Tatsächlich übertreibt man es für meinen Geschmack beim Einstieg mit den zahlreichen Text-Passagen, auch wenn das Lesen rein optional bleibt. Deutlich interessanter finde ich solche Momente, in denen man z.B. in einem Hörsaal der Uni eine Tafel entdeckt, auf der ein gewisser Autor namens Alan Wake seine geistigen Ergüsse verewigt hat. Oder den Rollentausch, wenn man nicht länger Protagonist Jack, sondern dessen Gegenspieler Paul steuert und mit ihm an einem so genannten Junction-Point den weiteren Verlauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst.
Denn dort wird man schnell vor eine Wahl gestellt, die mit weitreichenden Konsequenzen verbunden ist. Da Paul über die Fähigkeit verfügt, in die Zukunft zu blicken, kann man sich bereits im Vorfeld ein Bild davon machen, welche Folgen die jeweiligen Wahl-Möglichkeiten nach sich ziehen, bevor man sich endgültig entscheidet. So kann man z.B. veranlassen, alle Zeugen des Labor-Unfalls erbarmungslos zu eliminieren und deshalb einen Aufschrei in der Bevölkerung riskieren, die auch Jack in seiner Mission zunehmend unterstützen würde. Oder man ringt sich eher dazu durch, eine PR-Kampagne zu fahren, die Jack als Terroristen darstellt, aber nicht alle Zeugen mundtot machen würde.
Die Qual der Wahl
Das alles hat nicht nur Auswirkungen auf den Spielverlauf, sondern auch die Handlung der etwa 20-minütigen Episoden der TV-Serie, die als Verbindungsglied zwischen den fünf Akten fungieren und sich hauptsächlich auf die Schurken fokussiert. Doch schon in der ersten Folge wird klar, dass man nicht nur in einem Schwarzweiß-Denken zwischen Gut und Böse unterscheiden darf, sondern auch ein paar Grauzonen und interessante Beziehungskonstellationen existieren. Als jemand, der auch den ellenlangen Zwischensequenzen eines Metal Gear Solid etwas abgewinnen kann, finde ich diese eingestreuten TV-Episoden mit realen Schauspielern klasse, weil sie im
Grunde genommen nichts anderes sind als eine XL-Cutscene. Aber eine, deren Ablauf man mit Handlungen und Entscheidungen beeinflussen kann. Laut Remedy finden sich etwa 40 Variationen in diesen Episoden. Zwar folgt die Geschichte einem festen Drehbuch, aber trotzdem soll es für den Spieler genügend Möglichkeiten geben, zumindest gewisse Rahmenbedingungen im Spiel und der TV-Show selbst zu formen. Ein kleines Beispiel: Bei der Flucht aus dem Labor konnte ich mit einer Tafel interagieren, auf der eine Formel zu sehen war, die daraufhin von meinem Begleiter korrigiert wurde. Als Folge dessen wurde später in der TV-Episode eine Szene abgespielt, die genau auf dieses Ereignis Bezug nahm. Sowas ist einfach cool! Man darf gespannt sein, ob einerseits mehr solcher Gelegenheiten geboten, andererseits selbst solche Kleinigkeiten tiefer greifende Folgen für den Handlungsverlauf aufweisen werden.Ausblick
Die Kombination aus wuchtiger Action mit coolen Spezialkräften und einer Live-Action-Show inklusive Mitbestimmungsrecht scheint Remedy bei Quantum Break gut zu gelingen. Die im Kern recht gewöhnliche Shooter-Mechanik wird durch den Einsatz der Fähigkeiten auf jeden Fall aufgewertet, trotzdem stellt sich relativ schnell eine gewisse Routine bei der Kombination aus Schussgefechten und Zeitmanipulationen ein. Ich hoffe, dass die Kämpfe mit den weiteren Gegnertypen noch etwas anspruchsvoller werden und die besonderen Kräfte auch vermehrt für kreative Rätsel zum Einsatz kommen, selbst wenn die visuell eindrucksvoll inszenierte Action ganz klar im Mittelpunkt steht. Doch genau wie bei Alan Wake zieht Quantum Break seine Faszination für mich bisher weniger aus den Baller-Abschnitten, sondern der Geschichte und Handlung: Für das Thema Zeitreisen und die (fatalen) Folgen kann ich mich immer wieder begeistern – wenn es gut gemacht ist! Mit interessanten Figuren, getragen von glaubhaften Darstellern, der gelungenen Einbindung von TV-Episoden sowie dem Erleben der Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln inklusive schwerwiegender Entscheidungen fahren Microsoft und Remedy jedenfalls einige starke Argumente auf, weshalb man sich auf die Veröffentlichung Anfang April freuen kann...
Einschätzung: gut