Quantum Break - Vorschau, Action-Adventure, XboxOne, PC

Quantum Break
09.03.2016, Michael Krosta

Vorschau: Quantum Break

Ein Kampf gegen das Ende der Zeit

Missglückte Experimente haben meist unangenehme Folgen. Im Fall von Quantum Break (ab 9,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) ist es allerdings besonders übel, denn nicht nur unserem Heimatplaneten, sondern dem ganzen Universum droht der Exodus. Und warum? Weil das Streben nach Zeitreisen die Existenz der Zeit selbst gefährdet. Doch wie kam es überhaupt zu diesem Schlamassel? Wir haben den Einstieg und die erste TV-Episode der neuen Remedy-Action erlebt...

Nein, so war das ganz sicher nicht geplant, als Jack Joyce (Shawn Ashmore) der Einladung seines alten Kumpels Paul Serene (Aidan Gillen) folgt, um am wissenschaftlichen Campus der Riverport University Zeuge einer Erfindung zu werden, mit der die Monarch Corporation die Welt verändern würde. Denn genau wie Doc Brown im Kino-Klassiker Zurück in die Zukunft hat es auch Serene irgendwie geschafft, mit Physik-Spielereien den Traum von Zeitreisen zu verwirklichen. Aber schon Marty McFly musste erfahren, welche Gefahren die Manipulation des Raum-Zeit-Kontinuums mit sich bringen kann. Gefahren, die Serene trotz den ernsthaften Bedenken von Jacks Bruder Will (gespielt von Dominic Monaghan) in seiner Arroganz ignoriert. Und so kommt es beim großen Testlauf zum Super-GAU: Es entsteht ein Riss in der Zeit, der nur den Anfang einer Kettenreaktion markiert, bei der am Ende die Zeit selbst aufhören könnte zu existieren.

„Eine Erfindung, die die Welt verändert“

Jack Joyce stellt sich dem Kampf gegen die Zeit, um das Ende der Zeit zu verhindern.
Als ob diese Aussicht vom Ende der Welt und des gesamten Universums nicht schon schlimm genug wäre, werden Joyce und sein Bruder bei ihrer Flucht aus dem Labor plötzlich von schwer bewaffneten Einheiten attackiert, die unter dem Kommando eines deutlich gealterten Paul Serene stehen. Was oder wann zum Geier ist da los? Zum Glück scheint Jack nicht nur im Umgang mit Waffen von der Pistole über Shotguns bis zu Sturmgewehren über ein außerordentliches Talent zu verfügen, sondern kann sich als Folge des Unfalls auch über diverse Spezialfähigkeiten freuen, die es ihm erlauben, die Zeit zu manipulieren. So ist es ihm z.B. möglich, die Zeit in einem kleinen Bereich kurzzeitig einzufrieren, sich mit rasender Geschwindigkeit zu bewegen oder einen Schutzschild zu generieren. Vor allem dank dieser Fähigkeiten, deren Abklingzeit ungewöhnlich niedrig ausfällt, kann sich die Action in Quantum Break inhaltlich etwas von gewöhnlichen Shootern absetzen und auch visuell machen diese Zeit-Effekte einiges her. Das gilt auch für die generelle Qualität der Kulisse und die aufwändig modellierten Figuren, die ihren realen Pendants wie aus dem Gesicht geschnitten sind. Vor allem, wenn die Zeitwellen Teile der Umgebung regelrecht zerreißen oder die Zeit komplett einfriert, sieht das alles klasse aus und verströmt eine wunderbar surreale Atmosphäre.  

Die TV-Episoden konzentrieren sich hauptsächlich auf den Blickwinkel der Antagonisten und werden mit den realen Schauspielern gedreht.
Aber ob das auf Dauer ausreicht? Ich bin mir nicht sicher: Obwohl ein Upgrade-System die Weiterentwicklung der Fähigkeiten erlauben wird und die Action gut von der Hand geht, verkommen die Kräfte schon innerhalb des Einstiegs schnell zur Routine oder werden im Kampf gegen die minderbemittelten Widersacher gar nicht erst benötigt. Zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad präsentierten sich die Gegner meist als hilfloses Kanonenfutter. Hoffnung macht aber der Ausblick auf Gefechte gegen die Spezialeinheiten von Monarch, die man bereits in Videos bewundern durfte und vermutlich härter zu knacken sein dürften. Interessanter sind die Einsatzmöglichkeiten der Fähigkeiten zum Lösen von Umgebungsrätseln, die im späteren Verlauf hoffentlich noch etwas anspruchsvoller werden. Im Einstieg beschränkt man sich in der Regel nur darauf, eingestürzte Plattformen kurzzeitig wieder herzustellen. Dabei bietet gerade die Thematik rund um Zeitmanipulationen so viele faszinierende Gelegenheiten für kreatives und anspruchsvolles Rätseldesign, die Remedy im weiteren Verlauf hoffentlich nicht ungenutzt lässt.

Die etwas andere Routine

Denn dass man nicht nur ein Dauergeballer anstrebt, unterstreichen die Finnen durch die eingestreuten Momente, in denen Dialoge im Mittelpunkt stehen oder einfach mal Zeit für die Erkundung bleibt. Dort findet man u.a. so genannte Handlungsobjekte, um noch tiefer in die Geschichte einzutauchen, darunter z.B. E-Mails und andere Dokumente. Tatsächlich übertreibt man es für meinen Geschmack beim Einstieg mit den zahlreichen Text-Passagen, auch wenn das Lesen rein optional bleibt. Deutlich interessanter finde ich solche Momente, in denen man z.B. in einem Hörsaal der Uni eine Tafel entdeckt, auf der ein gewisser Autor namens Alan Wake seine geistigen Ergüsse verewigt hat. Oder den Rollentausch, wenn man nicht länger Protagonist Jack, sondern dessen Gegenspieler Paul steuert und mit ihm an einem so genannten Junction-Point den weiteren Verlauf der Geschichte maßgeblich beeinflusst.

Denn dort wird man schnell vor eine Wahl gestellt, die mit weitreichenden Konsequenzen verbunden ist. Da Paul über die Fähigkeit verfügt, in die Zukunft zu blicken, kann man sich bereits im Vorfeld ein Bild davon machen, welche Folgen die jeweiligen Wahl-Möglichkeiten nach sich ziehen, bevor man sich endgültig entscheidet. So kann man z.B. veranlassen, alle Zeugen des Labor-Unfalls erbarmungslos zu eliminieren und deshalb einen Aufschrei in der Bevölkerung  riskieren, die auch Jack in seiner Mission zunehmend unterstützen würde. Oder man ringt sich eher dazu durch, eine PR-Kampagne zu fahren, die Jack als Terroristen darstellt, aber nicht alle Zeugen mundtot machen würde.

Die Qual der Wahl

Das alles hat nicht nur Auswirkungen auf den Spielverlauf, sondern auch die Handlung der etwa 20-minütigen Episoden der TV-Serie, die als Verbindungsglied zwischen den fünf Akten fungieren und sich hauptsächlich auf die Schurken fokussiert. Doch schon in der ersten Folge wird klar, dass man nicht nur in einem Schwarzweiß-Denken zwischen Gut und Böse unterscheiden darf, sondern auch ein paar Grauzonen und interessante Beziehungskonstellationen existieren. Als jemand, der auch den ellenlangen Zwischensequenzen eines Metal Gear Solid etwas abgewinnen kann, finde ich diese eingestreuten TV-Episoden mit realen Schauspielern klasse, weil sie im

Wenn Patronen alleine nicht mehr reichen, kann man mit Zeitmanipulationen nachhelfen, um sich der Gegner zu erwehren.
Grunde genommen nichts anderes sind als eine XL-Cutscene. Aber eine, deren Ablauf man mit Handlungen und Entscheidungen beeinflussen kann. Laut Remedy finden sich etwa 40 Variationen in diesen Episoden. Zwar folgt die Geschichte einem festen Drehbuch, aber trotzdem soll es für den Spieler genügend Möglichkeiten geben, zumindest gewisse Rahmenbedingungen im Spiel und der TV-Show selbst zu formen. Ein kleines Beispiel: Bei der Flucht aus dem Labor konnte ich mit einer Tafel interagieren, auf der eine Formel zu sehen war, die daraufhin von meinem Begleiter korrigiert wurde. Als Folge dessen wurde später in der TV-Episode eine Szene abgespielt, die genau auf dieses Ereignis Bezug nahm. Sowas ist einfach cool! Man darf gespannt sein, ob einerseits mehr solcher Gelegenheiten geboten, andererseits selbst solche Kleinigkeiten tiefer greifende Folgen für den Handlungsverlauf aufweisen werden.

Ausblick

Die Kombination aus wuchtiger Action mit coolen Spezialkräften und einer Live-Action-Show inklusive Mitbestimmungsrecht scheint Remedy bei Quantum Break gut zu gelingen. Die im Kern recht gewöhnliche Shooter-Mechanik wird durch den Einsatz der Fähigkeiten auf jeden Fall aufgewertet, trotzdem stellt sich relativ schnell eine gewisse Routine bei der Kombination aus Schussgefechten und Zeitmanipulationen ein. Ich hoffe, dass die Kämpfe mit den weiteren Gegnertypen noch etwas anspruchsvoller werden und die besonderen Kräfte auch vermehrt für kreative Rätsel zum Einsatz kommen, selbst wenn die visuell eindrucksvoll inszenierte Action ganz klar im Mittelpunkt steht. Doch genau wie bei Alan Wake zieht Quantum Break seine Faszination für mich bisher weniger aus den Baller-Abschnitten, sondern der Geschichte und Handlung: Für das Thema Zeitreisen und die (fatalen) Folgen kann ich mich immer wieder begeistern – wenn es gut gemacht ist! Mit interessanten Figuren, getragen von glaubhaften Darstellern, der gelungenen Einbindung von TV-Episoden sowie dem Erleben der Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln inklusive schwerwiegender Entscheidungen fahren Microsoft und Remedy jedenfalls einige starke Argumente auf, weshalb man sich auf die Veröffentlichung Anfang April freuen kann...    

Einschätzung: gut