Project Nova - Vorschau, Shooter, PC

Project Nova
26.04.2016, Benjamin Schmädig

Vorschau: Project Nova

Das bessere Dust 514?

Ich habe lange Dust 514 gespielt. Die Freiheit der Charakterentwicklung, beim Zusammenstellen der Ausrüstung – die damit verbundenen taktischen Möglichkeiten des Teamplays waren einzigartig und ich werde sie vermissen, wenn der Free-to-play-Shooter Ende Mai abgeschaltet wird. Doch CCP kündigte auf dem Fanfest mit Project Nova einen geistigen Nachfolger an. Also habe ich vor Ort nicht nur die erste öffentliche Demo gespielt, sondern den federführenden Entwickler Snorri Arnason gefragt: Wie viel Dust steckt eigentlich in Nova?

Noch ist Project Nova ja kein Spiel. Es ist ein Konzept, welches das Dust-Studio in Shanghai zu einem Prototypen ausgearbeitet hat. Das Team hat bereits konkrete Ideen – ob und wie diese ihren Weg in ein fertiges Spiel finden werden, das steht allerdings noch nicht fest.

Von der Idee zum Spiel

Geplant ist Nova aber genau wie Dust 514 als grundsätzlich kostenloser Shooter, momentan jedoch ausschließlich für PC. Während in der Fanfest-Demo lediglich zweimal sechs Spieler gegeneinander kämpfen, sollen es im fertigen Spiel dabei insgesamt 32 sein und die Kämpfe werden sowohl im Inneren von Raumschiffen als auch auf Planeten ausgetragen. Unreal Engine 4 dient als technischer Unterbau und die coolen Spiegelungen im schicken Metall des

Das Dust-Studio konzentriert sich diesmal zuerst aufs Spielgefühl - inhaltlich wird Project Nova erst aufgebaut, wenn das Fundament steht.
Demo-Schiffs hinterlassen bereits einen vielversprechenden Eindruck.

"60 Bilder pro Sekunde" ist eine der Vorgaben, die Arnason – eine offizielle Stellenbezeichnung besitzt der leitende Mann noch gar nicht – gleich bei der Vorstellung seines Projekts betonte. Das wundert mich gar nicht, denn die größte Schwäche des Vorgängers war das Spielgefühl. Also stellt CCP genau das diesmal an erste Stelle. "Nail the shooter!", unterstreicht Arnason im Interview noch einmal. Erst wenn sich die Action gut anfühlt, will er sich um die thematische, soziale, wirtschaftliche und letztendlich vielleicht sogar spielerische Verknüpfung mit dem Universum von Eve Online kümmern – in genau dieser Reihenfolge und anscheinend mit der Möglichkeit, das vor allem die letzten Aspekte zunächst keine Rolle spielen. Vorstellen kann sich der kreative Kopf seines Teams immerhin eine Ressource, die nur Dust-Corporations durch das Halten von Gebieten fördern und an Kapselpiloten weiterreichen können.

"Nail the Shooter!"

Fortgeschrittene Spieler sollen dabei erneut um den dauerhaften Besitz von Territorien kämpfen. "Die direkte Kontrolle über Gebiete ist der Schlüssel zum Endgame", sagt Arnason, der allerdings noch nicht weiß, ob diese Kontrolle einen Einfluss auf das Spiel der Piloten haben wird. Er weiß auch noch nicht, ob man an Bord von Fahr- oder Flugzeugen kämpfen wird. Vor allem Letztere funktionierten in Dust nie so, wie sie sollten, weshalb es diesmal heißt: "Falls wir sie einbauen, dann machen wir es richtig."

Doch was ist nun mit der Freiheit beim Gestalten des eigenen Kämpfers? Schließlich sind in der Fanfest-Demo sechs vorgefertige Ausrüstungspakete wie anderswo Klassen wählbar, also schwerer, mittlerer und leichter Anzug samt Waffen und Modulen. Vom bulligen Heavy mit schwerem MG über Scharfschützen und Sturmtruppen mit Jet-Pack bis hin zum getarnten Heimlichtuer ist alles dabei, deren Ausstattung ist jedoch strikt vorgegeben. Zum einen: Im fertigen Spiel, so wie es derzeit geplant ist, darf man erneut Waffen und Module bis auf wenige Einschränkungen nach Herzenslust kombinieren. Wer in Dust unbedingt eine Tarnung in einem Sturmanzug montieren wollte, dafür aber keine Leistung für weitere Module zur Verfügung hatte, darf Ähnliches in Nova tun. "Die Freiheit falsche Entscheidungen zu treffen", fasst Arnason das Prinzip scherzhaft zusammen.

Einsteiger endlich willkommen!

Zum anderen will der Entwickler einen Fehler des Vorgängers vermeiden und Einsteiger besser an die komplexe Charakterentwicklung heranführen. Deshalb öffnen sich die bekannten Möglichkeiten auf anderen Wegen, deshalb wird man zunächst einen der vorgegebenen Kämpfertyp wählen. Schnell schaltet man für diesen selbstverständlich

Was wird aus den in Dust 514 gesammelten Erfahrungspunkten und gekauftem Aurum?

CCP weiß noch nicht, auf welche Weise Dust-Söldner für ihre Treue belohnt werden. Arnason hält es für wichtig, dass sie die Namen ihrer Charaktere in Project Nova weiterführen können. Eventuell erhalten Veteranen zudem Bonus-Pakete in Abhängigkeit der Menge an Geld, die sie in Dust investiert haben. In Stein gemeißelt ist beides allerdings nicht.leistungsstärkere Module frei, die man bald frei kombinieren darf – und beim Wechsel der Rolle sofort in jedem anderen Ausrüstungsset verwenden. Das Spiel soll Neulinge also über eine klassische Rollenverteilung an das umfangreiche Personalisieren heranführen.

Ähnlich wie in Dust wird es dabei nur wenige Einschränkungen geben – trotzdem sollen die Klassen spezifische Besonderheiten aufweisen; ähnlich wie der Dust-Sturmkämpfer die Tarnung können das Jet-Pack vielleicht nicht alle Söldner ohne Einschränkungen nutzen. Wie im Vorgänger nutzen die Klone außerdem verschiedene

Taktik steht erneut im Vordergrund und die offene Charakterentwicklung spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Werkzeuge, um mit Uplinks etwa Wiedereintrittspunkte für gefallene Klone herzustellen oder durch Ausrichten eines ständigen Reparaturstrahls die Rüstung eines Kameraden zu stärken.

Wer willst du sein?

Neu sollen Granaten sein, die nicht nur Schaden anrichten oder Elektronik ausschalten, sondern auch Rauch erzeugen oder mithilfe eines Plasmabrands einen Durchgang blockieren. Es soll zudem für die Infanteristen sowohl aktive als auch passive Module geben. Die aktive Verstärkung der Panzerung hätte wie in den Dust-Fahrzeugen eine größere Wirkung als die passive, wäre aber nur eine kurze Zeitlang aktiv. Ebenfalls neu soll ein Scan-Profil sein, das keinen durchgehend gleichen Wert hat, sondern in Abhängigkeit vom Verhalten variiert: Wer eine Waffe feuert, dessen Profil schießt in die Höhe, er oder sie wird also eher vom gegnerischen Radar aufgefangen. Wer sich geduckt oder langsam bewegt, reduziert sein Profil hingegen.

Taktik werde erneut im Vordergrund stehen, erklärt mir Arnason, weshalb die Söldner nicht nach einem Treffer umfallen – es sei denn natürlich, ein getarnter Gegner schleicht sich mit Schrotflinte heran. Beim Schreiben fällt mir ein, dass ich Arnason nicht nach der Wirkung des Nova-Messers gefragt habe...

Ganz wichtig ist dem Entwickler nicht zuletzt das bessere Trennen erfahrener Spieler von denen, die nur zum Spaß oder gar das erste Mal ein Match erleben. Wie er das erreichen will? CCP Shanghai denkt über Optionen während der Suche von Mitspielern nach: Unterschiedliche Partien könnten für Kampfanzüge mit verschieden hohen Energielevels offen sein. Dann würden Einsteiger zumindest nicht von Experten in Prototyp-Ausrüstung zerstampft werden.

Protos müssen draußen bleiben!

Apropos  Prototyp: Wie spielt sich also die auf dem Fanfest vorgestellte Demo? Ich finde: richtig gut! Dank der deutlich höheren Bildrate reagiert die Steuerung präzise und nicht nur, weil viele Grafiken und Geräusche aus dem PS3-Spiel übernommen wurden, fühlt sich Nova von der ersten Minute wie ein legitimer Dust-Nachfolger an. Immerhin steht auch hier das durchdachte Vorgehen als Team im Vordergrund, wenn dick gepanzerte MG-Maschinen auf eine feindliche Position zu laufen und von ihren Kameraden zusätzliche Munition erhalten, während Scharfschützen die Flanken decken und Spione feindliche Klonwiederherstellungseinheiten hacken, um dem eigenen Team territoriale Vorteile zu verschaffen.

Eine bessere Einführung und cleveres Matchmaking sollen Neulingen den Einstieg erleichtern.


Mehr als ein guter Shooter

Das liegt auch am überzeugenden Aufbau der bislang einzigen Karte, auf der verzweigte Wege über mehrere Stockwerke führen und zahlreiche Ein- und Ausgänge mehrere Optionen beim Angriff auf feindliche Stellungen bieten. Das Ziel der Demo ist das Einnehmen und Verteidigen von Knotenpunkten, deren Position mehrmals wechselt. So lange ein Team einen Punkt hält, sammelt es Punkte, bis das erste den Maximalwert erreicht oder die Zeit abläuft.

Auch Team-Deathmatch sowie Capture-the-Flag sollen enthalten sein, andere Varianten vielleicht später hinzukommen. Denn auch hier will Arnason zunächst Grundlagen schaffen und sagt: "Erst einmal wollen wir die großen Drei richtig einbauen." Später will er dafür sorgen, dass sich die Kämpfe auf den Planeten von denen in Raumschiffen durch kleine Besonderheiten unterscheiden. Schließlich soll Project Nova anders als Dust 514 ein packender Shooter sein – genau wie sein Vorgänger aber auch ein Spiel, das über profanes Rennen-und-Schießen hinausgeht.

Ausblick

Was Arnason und CCP Shanghai auf dem Fanfest vorstellen, lässt mich aufatmen. Nicht, weil ich ein schlechtes Spiel befürchtet hatte, sondern weil das, was im Moment Project Nova heißt, als inhaltlich gleichwertiger Nachfolger zu Dust 514 geplant ist. Eine umfangreiche Charakterentwicklung soll ebenso dazugehören wie das freie Ausrüsten des eigenen Kämpfers – die damit verbundenen taktischen Möglichkeiten machten für mich den großen Reiz des PS3-Shooters aus. Gut, dass Nova dabei auch Einsteiger an die komplexe Materie heranführen soll, indem es die Rolle im Kampf zunächst vorgibt und das offene Gestalten erst nach und nach erlaubt. Klasse natürlich auch, dass der Shooter im Kern diesmal wichtiger ist; die ersten Partien in der kurzen Demo ermöglichen bereits packende taktische Gefechte, die sich modern und präzise anfühlen. Ich bin gespannt: Als Prototyp und in dem beschriebenen Konzept hinterlässt Nova einen richtig guten Eindruck!

Einschätzung: gut