Shadow Tactics: Blades of the Shogun - Vorschau, Taktik & Strategie, Linux, PC, Mac, PlayStation4, XboxOne

Shadow Tactics: Blades of the Shogun
09.06.2016, Jan Wöbbeking

Vorschau: Shadow Tactics: Blades of the Shogun

Nachschub für Commandos-Fans?

Warum gibt es eigentlich kein Spiel wie Commandos mehr? Fast jeder Spieler dürfte diese Frage schon einmal im Freundeskreis gehört haben. Der Münchner Entwickler Mimimi (The Last Tinker) beantwortet sie mit der Entwicklung von Shadow Tactics – und verlegt die knifflige Schleich-Taktik ins Japan des Jahres 1630.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Shadow Tactics ist kein offizieller Commandos-Nachfolger oder dergleichen, der Klassiker dient lediglich als Vorbild, von dem sich die Entwickler stark inspirieren ließen. Und jeder, der Commandos schon mal gespielt hat, erinnert sich vor allem daran, wie knifflig es war. So knifflig, dass so gut wie jeder auf der Stelle Tourette bekam – und doch konnte man einfach nicht aufhören. Nur ein falscher Schritt und schon war alle Welt in Aufruhr und die Mission gegessen. In diesem Punkt scheint das Team Mimimi schon auf dem richtigen Weg zu sein, denn auch hier biss ich verdammt schnell ins Gras, nachdem ich vorm Wegschleppen einer Leiche zwei Sekunden zu lange zögerte: Ich landete sofort im weiteren Sichtkegel einer fernöstlichen Wache, die schnell auf mich zu sprintete und kurzen Prozess machte. In der Distanz entdecken sie mich nur, wenn ich aufrecht unterwegs bin (z.B. beim Ziehen einer Leiche). Außerdem gibt es noch einen näheren Sichtkegel, innerhalb dessen man sofort auffliegt.

Vielseitiges Team

Im Dunkeln ist gut meucheln...
Shadow Tactics spielt im Jahre 1615 der Edo-Ära Japans. Ein neuer Shogun ergreift die Macht und versucht, landesweit Frieden wiederherzustellen. In seinem Kampf gegen die Rebellion rekrutiert er fünf Experten mit besonderen Fähigkeiten in Sachen Meuchelmord, Sabotage und Spionage. Zu der Truppe gehören ein Ninja, ein Samurai, eine Geisha, eine Fallenstellerin und ein Scharfschütze. Diese fünf unterschiedlichen Charaktere darf man gleichzeitig steuern. Während der Samurai mehrere Gegner auf einmal besiegen kann, ist der Ninja weitaus agiler und wird von den Feinden in seinen Unterschlüpfen kaum bemerkt. Nur wer die Stärken und Schwächen der Charaktere kennt und im Team taktisch geschickt vorgeht, wird nicht binnen Sekunden erledigt. Der agile Ninja erschließt sich neue Wege über den Dächern, welche der gebrechliche greise Scharfschütze natürlich nicht nutzen kann.

Ähnlich wie die zierliche Fallenstellerin und Ablenkungsexpertin Yuki kann er außerdem keine Leichen schultern, um sie flott ins sichtgeschützte Buschwerk schmeißen, sondern muss sie langsamer über den Boden schleifen. Neben lautlosen Takedowns und Shurikan-Kills besitzen alle Figuren auch Nahkampfangriffe zur Abwehr; der Alchemist und Scharfschütze muss dafür allerdings zu einer Pistole greifen. Tom Kersten betreut das Projekt von Hamburg aus beim Publisher Daedalic und erkläuterte bei der Präsentation, dass die Entwickler sich „halbwegs akkurat“ an die geschichtliche Vorlage halten. Dazu arbeite man mit einem Japanologen zusammen, gehe aber natürlich auch Kompromisse für einen motivierenden Spielablauf ein.

Hinterhältiges Gemeuchel

Jetzt wird es blutig!
Der Comic-Stil passt schon jetzt recht gut zum fernöstlichen Szenario, die etwas ruckartigen Animationen sollten die Entwickler aber noch verfeinern. Ein nützliches Detail ist, dass man die Schallwellen der Schritte einblenden lassen kann. Auf einem großen, idyllisch begärtnerten Anwesen hatte das Team z.B. die Aufgabe, einen Herrscher zu erledigen, was sich auf unterschiedliche Weise angehen lässt. Der Spieler kann versuchen, einen Scharfschützen auf einen Turm zu schmuggeln oder er vergiftet z.B. den Tee, welchen der Obermotz in seiner Zeremonien-Laube auf einer kleinen Insel zu sich nimmt – natürlich streng bewacht.

Unter den Gegnern befinden sich unterschiedlich gefährliche Exemplare, die sich an ihrer Uniform erkennen lassen: Manche lassen sich zwar alarmieren, verlassen aber nicht ihre Posten, manche eilen schnell herbei, um kurzen Prozess zu machen, andere nehmen erst einmal die Beine in die Hand. Auch bei der Ablenkung müssen die Regeln des Gegenübers beachtet werden. Die Geisha ist z.B. gut darin, sich in ein gefundenes Kostüm zu schmeißen und sich unbemerkt einzuschleusen. Die wachsamen Samurai-Gegner lassen sich allerdings nicht so leicht täuschen. Um sie bei der Wache abzulenken, sind allerdings Sake-Flaschen äußerst nützlich. Auch der Einsatz eines putzigen dressierten Tanuki (Marderhund) ist eine gute Idee: Er wird von vielen offenbar für ein neugieriges Wildtier oder ein streunendes Haustier gehalten, so dass er erst einmal ausgiebig geknuddelt wird. Neutrale Passanten reagieren ebenfalls unterschiedlich – manch einer petzt, andere scheinen weniger Probleme mit einem Machtwechsel zu haben. In einer anderen Mission steht ein Konvoi-Überfall im Wald auf dem Programm: Dort ist es nützlich, intensiv die Umgebung zu nutzen. So lässt sich z.B. ein schwerer Felsen anhebeln, so dass er in Richtung der Wagen poltert. Wem der gewollt hohe Schwierigkeitsgrad zu heftig ist, kann ihn übrigens auch ein wenig senken.

Jeder mag Tanukis!

Der agile Ninja startet von Anhöhen aus versteckte Attacken.
Mehrspieler-Komponenten sind leider nicht geplant. Rund 25 – 30 Stunden soll ein Spieler an den 13 großen Missionen zu knabbern haben, zumal sie sich für Erfolge und Herausforderungen auf unterschiedliche Weise angehen lassen. Ob das Publikum allerdings bereit ist, für ein Comic-Spiel aus der Draufsicht die geplanten rund 50 Euro zu zahlen, muss sich zeigen. Los geht es zum Weihnachtsgeschäft 2016, evtl. zuerst nur für den PC. Es sind auch Fassungen für PlayStation 4, Xbox One und Mac in Arbeit.

Genügend Inhalt für den Vollpreis?

Ausblick

 

Shadow Tactics: Blades of the Shogun machte beim ersten Anzocken schon einen spannenden (und kniffligen) Eindruck. Wer sich durch die zahlreichen Reihen und Gebiete der langgezogenen Missionen kämpfen will, muss offenbar ziemlich vorsichtig vorgehen und intensiv die Umgebung sowie das spezielle Repertoire der Teammitglieder einsetzen. Auch der gewählte Comic-Stil passt zum fernöstlichen Szenario – es mangelt allerdings noch ein wenig an Details und flüssigen Animationen. Zusammengefasst hat Shadow Tactics also durchaus das Potenzial das Spiel im Commandos-Stil zu werden, auf das die gefühlte halbe Spielergemeinde schon so lange wartet.


Einschätzung:
gut