Yooka-Laylee - Vorschau, Plattformer, Switch, Spielkultur, PC, Mac, Linux, PlayStation4, Wii_U, XboxOne

Yooka-Laylee
16.06.2016, Jan Wöbbeking

Vorschau: Yooka-Laylee

Unbeschwertes Hüpfen

Ein Chamäleon und eine Fledermaus sollen die gute Laune der Plattformer aus den Neunzigern zurückbringen - mit allem, was dazu gehört: eine idyllische Welt voller schwebender Inseln, farbenfrohe Figuren sowie albernes Gequäke in den Dialogen. Ein gelungenes Comeback des 3D-Jump-n-Runs?

„Es ist fast so, als hätten wir nie aufgehört, zusammen zu arbeiten“, erklärt mit Komponist Grant Kirkhope strahlend am Stand von Team 17. Nachdem bei Rare ein paar Mitglieder des früheren Banjo-Kazooie-Teams entlassen wurden, ergriffen sie die Chance und starteten mit dem neuen Entwickler Playtonic eine Kickstarter-Kampagne. Der 3D-Plattformer Yooka-Laylee (ab 16,42€ bei kaufen) sollte all die Qualitäten damaliger Genre-Größen in die heutige Zeit verfrachten. Mit gut zwei Millionen Pfund kam mehr als das Zehnfache der angesetzten Mindestsumme zusammen und mittlerweile fungiert Team 17 als Publisher. An ihrem E3-Stand präsentierten die Playtonic-Veteranen uns eine bereits recht rund wirkende Fassung, welche mit allen möglichen Details an alte Rare-Titel erinnert.

Sie bringen die Band wieder zusammen!

Die Welt gehört euch!
Vom fetten N64-Font über herrlich albernes Sprachfetzen-Gequäke in Dialogen bis hin zu Kirkhopes gutgelaunten Melodien. Um das Retro-Flair einzufangen, arbeitet er übrigens mit einem Kompositions-Plug-in, mit der sich die Klangfarben aller alten Konsolen imitieren lassen. Kirkhope will sie allerdings ein wenig mit moderneren Elementen anreichern. Die minimalistische Geschichte dreht sich um die Schurken Capital B und Dr. Quack, welche die Literatur der Welt an sich reißen und „kommerzialisieren“ wollen.

Ebenfalls an alte Tage erinnert natürlich der Fokus auf Sammelkram wie Buchseiten. Kirkland erklärte, dass er sich sehr wohl bewusst sei, dass man es unterhaltsam umsetzen sollte, statt es damit zu übertreiben. Banjo Tooie habe man damals mit "Doppelte Größe, doppelt so viel Spaß“ beworben. Wie sich hinterher herausstellte, habe die größere Menge an Sammelobjekten aber nicht für mehr Unterhaltungswert gesorgt. Stattdessen scheint sich in der neuen offenen Welt viel darum zu drehen, mit Hilfe der Seiten und neuer Fähigkeiten frische Abschnitte zu eröffnen. Sie schweben schon vorher verführerisch auf Inseln am Horizont der rund fünf Welten.

Die Messies sind zurück

Zwischendurch warten allerlei Auflockerungen wie eine Lorenfahrt.
Nach dem Verzehr einer Wasserbeere spuckt Chamäleon Yooka z.B. mit einem Wasserstrahl auf eine fluffig animierte Wolke, was einen massiven Regenschauer auslöst und weitläufige Gräben flutet, durch welche die Helden an neue Orte schwimmen. Spuckt er nach dem Verzehr einer Eisbeere auf die Wolke, lässt sie die Oberfläche gefrieren, was erneut andere Wege zu neuen Plattformen eröffnet. Außerdem wird man von einem obskur grinsenden Wesen, das entfernt an eine rosa Wolke erinnert, zu einem Rennen auf dem Eis herausgefordert. Auch anderswo startet man zu solchen Wettkämpfen um die Zeit. Der Trailer zeigte bereits, dass eine Lorenfahrt und viele andere Zerstreuungsmöglichkeiten auf Abenteurer warten. Bei unserem Termin konzentrierten sich die vorspielenden Entwickler aber auf das klassische Hüpfen und die Fähigkeiten der Helden.

Dazu kommen allerlei Perks, welche man mit Hilfe der in in Bonus-Herausforderungen verdienten Belohnungen freischaltet. Yooka kann als Chamäleon z.B. allerlei Dinge verspeisen und danach Projektile wie Eisbrocken verschießen – oder er setzt sie als Harpune ein. Fledermausdame Laylee nutzt eine betäubende Sonar-Attacke und dient mit ihrem Geflatter quasi als Gleitschirm.

Auf sie mit Geflatter!

Es wird eisig!
Bisher sahen sämtliche Charaktere richtig schön liebenswert bescheuert aus. Manch ein Kritiker meckerte nach ersten Entwürfen über das eher schlichte Design der Figuren. Ich dagegen finde es fast schon erfrischend, endlich mal wieder einfach nur farbenfrohe, unbeschwert grinsende Helden über den Bildschirm wackeln zu sehen. Überstilisierte Designkreuzungen wie mexikanische Wrestler-Zombie-Prinzessinnen vom Mars gibt es schließlich schon zur Genüge in 2D-Jump-n-Runs. So idyllisch die Inseln auch gestaltet sind, technisch reißt die Kulisse keine Bäume aus. Stattdessen sieht man aus der Nähe bisher nur einfache Vegetation und recht platte Rasenflächen. Im Gegenzug bleibt aber stets die komplette Welt im Hintergrund sichtbar. Laut Kirkhope hat sich das Team für die Unity-Engine entschieden, weil sich der Titel damit einfach auf viele Systeme portieren lässt.

Ausblick

Yooka-Laylee ist für mich ein klares Highlight dieser E3: Die liebenswert albernen Animationen, die farbenfrohen schwebenden Inseln und die motivierenden Möglichkeiten der Welt-Erweiterung wirken so einladend auf mich, dass ich am liebsten sofort losgelegt hätte! Fast alles an diesem Spiel versprüht diese unbeschwerte gute Laune, mit der die Stärken alter N64-Klassiker aufleben und sanft modernisiert werden sollen. Bei einem derart knuffigen Design sehe ich auch gerne über die zweckmäßige Technik hinweg. Lediglich die zahlreichen vorgestellten Sammelobjekte machen mich noch skeptisch, ob die Rare-Veteranen ihr Spiel nicht wieder etwas zu sehr mit Fleißarbeit strecken. Davon abgesehen freue ich mich aber riesig auf den Titel – allein schon, weil ich im Bereich der sträflich vernachlässigten 3D-Jump-n-Runs so schrecklich ausgehungert bin. Seltsam übrigens, dass nicht auch die großen Publisher auf den Zug aufspringen. Der Jubelsturm vor der Crash-Bandicoot-Präsentation auf Sonys Pressekonferenz sprach eigentlich eine deutliche Sprache!

Einschätzung: sehr gut