Little Nightmares - Vorschau, Action-Adventure, PlayStation4, PC, Switch, Stadia, XboxOne

Little Nightmares
24.08.2016, Benjamin Schmädig

Vorschau: Little Nightmares

Kleine Träume - großes Abenteuer

Der Stuhl ist riesig! Das Mädchen mit der gelben Kapuze passt komplett unter seine Beine, um sich dort vor Monstern zu verstecken – Monster wie aus dem Dunkel greifende Armen, wachsame Augen im Spion einer Tür oder ein wütender Koch mit seinem in Falten liegenden Gesicht. Six heißt das Mädchen, das in lebendig gewordenen Albträumen schleicht und rätselt, um The Maw zu entfliehen, einem seltsam verschrobenen Ort unter dem Meeresspiegel.

The Maw – der Magen. Nur ein Schornstein ragt aus dem Wasser hervor, höchster Punkt einer Art Turm, der auf geheimnisvolle Weise Menschen anzieht. Six erwacht an diesem Ort und versucht zu fliehen, doch ihre Welt ist keine gewöhnliche. Übergroß erscheinen Betten, Schränke, Tische und Türen, wie in den verzerrten Bildern eines Traums. Denn genau diesen Eindruck will Tarsier Studios erwecken: als wäre das Spiel einem Albtraum der neun Jahre alten Six entsprungen.

Im Schlund des Ozeans

Um Horror geht es den Schweden dabei gar nicht. Sie wollen eine ebenso düstere wie faszinierende Vision zum Leben erwecken – und bringen dafür immerhin viel Know-How mit. Tarsier war nämlich an der Entwicklung von LittleBigPlanet beteiligt und zeichnet sogar für den Vita-Ableger der Serie

Die Kulissen sind der Star des Abenteuers: Die neunjährige Six rätselt und schleicht unter übergroßen Tischen und Stühlen entlang, um dem geheimnisvollen "Magen" zu entfliehen.
verantwortlich.

Und wer LittleBigPlanet kennt, der weiß auch, wie sich Six bewegt: nicht nur auf zwei Achsen nach links, rechts, oben und unten, sondern auch in den Raum hinein. Sie springt auf Koffer und Stühle, um höhere Regale zu erreichen, schwingt sich in der Küche an einer Kette frisch gepresster Würste entlang und verlässt den Raum durch einen Fahrstuhl im Hintergrund. Zum Klettern, dem Umlegen von Hebeln und Verschieben von Gegenständen hält man eine Schultertaste dabei so fest, also würde man eine Schublade oder einen Schuh greifen. Das fühlt sich gut an, weil es über distanziertes Knopfdrücken hinausgeht.

Pssssst!

Interessant ist die Tatsache, dass sich Tarsier nicht aufs Rätselraten beschränkt und Six etwa an einem Koch vorbei führt, der ihre Schritte hört, wenn sie zu schnell läuft. Mit dem Schnaufen und dem Gesicht einer Bulldogge schlurft der Bösewicht durch seine Küche, hört jeden Löffel, den das Mädchen anstößt und poltert hinter ihr her, sobald er sie entdeckt. Echte Stealth-Action ist das natürlich nicht – ein aufregendes Hin und Her, bei dem man den Koch z.B. in eine falsche Ecke locken kann, aber allemal.

Ausblick

Es erinnert an Inside, Unravel oder Escape Plan: Little Nightmares kombiniert mal leichte, mal knifflige Puzzles mit fantasievollen Kulissen und einer sympathischen Hauptfigur. Und während beim Knobeln des auf der Gamescom spielbaren Abschnitts keine graue Zelle verbrannte, ist vor allem das Schleichen von einem Schatten zum nächsten spannend. Der Star ist aber das Artdesign, die befremdlich überzeichnete Normalität eines Ortes, der genauso gut das gemütliche Wohnhaus einer schrägen Parallelwelt wie ein gruseliges Horrorkabinet sein könnte. Am Ende der Demo geht die Kapuze der kleinen Six sogar beinahe in einem Meer aus alten Schuhen unter – und ich bin gespannt darauf, welche Geschichte ihre eigenen Stiefel im fertigen Spiel erzählen werden!

Einschätzung: gut