Serious Sam VR: The Last Hope - Vorschau, Shooter, OculusRift, HTCVive, PC, PlayStationVR, VirtualReality

Serious Sam VR: The Last Hope
14.11.2016, Mathias Oertel

Vorschau: Serious Sam VR: The Last Hope

Alter Held trifft auf moderne VR-Technik

Vor ein paar Jahren hat Croteams Serious Sam den ironischen sowie vollkommen überzogenen Gegenpol zu den damals dominierenden Zweitweltkriegs-Shootern gebildet. Ballern ohne Ende und Sprüche, die teils auch vom Duke stammen könnten, sorgten für gute Laune. Mittlerweile ist Sam allerdings nur wenig mehr als eine Randnotiz des Ego-Shooters. Kann er sich in der virtuellen Realität zu alter Klasse aufschwingen? Wir haben eine Vorabversion gespielt.

Als Shooter-Fan fühlt man sich in Serious Sam VR: The Last Hope schon irgendwie so, als ob man nach Hause kommt. Wüstensand, historische Ruinen, kopflose Gegner, die Bomben statt Fäusten haben, mit einem "Aaaaaaaarrrgh"-Dauerschrei  auf einen zugelaufen kommen und die natürlich herzhaft explodieren, wenn man genug Projektile in sie versenkt. Und im Kopf höre ich Sams Spruch von damals: "Aaaaaaaarrrghh yourself!" - leider warte ich hier auf die Intonation bislang noch vergeblich. Dazu gesellen sich Skorpione in verschiedenen Größen, Feinde, die einen ebenfalls unter Beschuss nehmen oder fliegende Gegner. Und natürlich auch Bosse in Hochhausgröße, die hinter der Vive-Brille nochmals imposanter ausschauen. Spätestens wenn zahlreiche Viecher auf einen zustürmen und gleichzeitig ein halbes Dutzend Projektile auf einen zufliegen, erreicht Sam in der virtuellen Realität eine ähnliche Intensität wie seinerzeit als lupenreiner Ego-Shooter, von dem man sich hier allerdings entfernt hat.

Déjà-vu in der virtuellen Ballerbude

Zwar wird Sam in "The Last Hope" (bislang) nicht von hinten angegriffen, doch dafür kann er den anfliegenden Geschossen z.B. durch einen Seitwärtsschritt ausweichen.
Denn hier ist man ähnlich wie in Lethal VR in einer weitgehend festen Position und muss seine Stellung verteidigen. Allerdings wird das "Roomscaling", sprich: die Bewegung im Raum nur rudimentär genutzt. Denn obwohl man sich natürlich um 360 Grad umschauen kann, gab es in den zwei Welten, die derzeit in der Early-Access-Version spielbar sind und sich auf je etwa eine Handvoll separater Abschnitte aufteilen, keine Angriffe von "hinten". Das mag im Hinblick auf die geplante Version für PlayStation VR Sinn ergeben. Doch angesichts der Spannung, die der mechanisch ähnliche, aber auf Angriffe aus allen Richtungen ermöglichende Horror-Shooter The Brookhaven Experiment aufbaut, wird deutlich, dass Croteam hier eine Chance ungenutzt liegen lässt. Dafür lässt das Anvisieren und Abschießen der Teufelsbrut dank Vive-typischer akkurater Bewegungserkennung im Raum keine Wünsche offen.

Kulisse und Gegnerauswahl orientieren sich an den Egoshooter-Klassikern.
Da man in der zweiten spielbaren Welt ebenfalls auf Dunkelheit, gelegentliche Schockmomente sowie Taschenlampenlicht setzt, macht dies die Defizite der in etwa auf 180 Grad begrenzten Gegneranläufe aber umso deutlicher. Dafür jedoch kann das Upgrade-System in Serious Sam VR überzeugen. Es gibt einen ganzen Batzen an Wummen von Revolvern über Schnellfeuergewehre, Kettensägen bis hin zu einer Gatling, die man sich zwischen den Abschnitten kaufen und mit Munition ausrüsten darf - insofern man vorher entweder gut mit den relativ knappen Geldmitteln gehaushaltet oder sich im Abschnitt zuvor durch besondere Leistungen hervorgetan und daher einen schicken Bonus bekommen hat.. Achja: Wenn noch etwas Geld übrig sein sollte, wäre es evtl. ratsam, auch die Lebensenergie wieder aufzufüllen und stattdessen vielleicht auf Munition für die Schrotflinte zu verzichten.

Upgrades und Dunkelheit

Sollte man trotz von erledigten Gegnern fallen gelassenem Nachschub irgendwann auf dem Trockenen sitzen, kann man sehr leicht auf eine andere Waffe umschalten - sogar ohne Angst haben zu müssen, dass man in der Zwischenzeit von den Gegnermassen umzingelt oder erledigt wird. Allerdings sollte Croteam noch am Schwierigkeitsgrad feilen. Während sich der leichteste Modus vor allem hinsichtlich der Geldausschüttung als sehr spendabel zeigt und man nur bei den fiesen Bossen Probleme bekommt, ist man bereits auf "Normal" ebenso schnell am Fluchen wie Sam im Spiel. Gegner rauschen unaufhörlich auf einen zu, während man mit Geschossen eingedeckt wird. Diesen kann man aber immerhin nicht nur mit einem gezielten Schuss den Garaus machen, sondern auch durch körperliches Ausweichen entgehen. In diesem Bereich ist man wiederum gegenwärtig weiter als das vorhin angesprochene Brookhaven Experiment.

Ausblick

Auf der einen Seite schafft es Croteam, mit der VR-Variante seines zynisch-fluchenden Helden viele Elemente einzubauen, die damals für Egoshooter-Spaß gesorgt haben: Haufenweise Gegner, knallharte Bosse, ansehnliche exotische Kulissen, brachiale Wummen und Munition fast bis zum Abwinken. Allerdings hat man auch noch Probleme, über eine gehobene Geschützturm-Ballerei hinauszukommen. Man ist zwar hinsichtlich der Position nicht so festgenagelt wie in der Horror-Action The Brookhaven Experiment. Dafür jedoch fehlt hier abseits des möglichen Ausweichens bei gegnerischen Geschossen die 360-Grad-Spannung: Von hinten wird derzeit noch nicht angegriffen. Da der Schwierigkeitsgrad sich aber noch stark schwankend und mitunter extrem fordernd zeigt, ist man froh, dass man sich nicht auch noch  um rückwärtige Attacken kümmern muss. Doch vielleicht nutzt Croteam die nächsten Wochen und Monate bis zur Veröffentlichung, um einerseits das Anforderungsniveau zu optimieren und andererseits eine 360-Grad-Immersion einzubauen, die über die bloße Kulisse hinausgeht.

Einschätzung: befriedigend