Gigantic - Vorschau, Shooter, XboxOne, PC

Gigantic
30.12.2016, Benjamin Schmädig

Vorschau: Gigantic

Actionreiche Tricks

Etwas weniger Overwatch, ein bisschen mehr League of Legends: So könnte man Gigantic beschreiben, das seit drei Wochen kostenlos spielbar ist. Noch handelt es sich dabei um einen Beta-Test – dessen actionreiche Mehrspieler-Gefechte schon jetzt einen vielversprechenden Eindruck hinterlassen! Wir haben die flinken Schützen, gewitzten Zauberer und rollenden Geschütztürme für eine Vorschau unter die Lupe genommen.

Tatsächlich kann man sich Gigantic, ganz ähnlich wie Paladins, als ein Overwatch unter anderen Vorzeichen vorstellen: Wo Blizzard einen klassischen Shootout für Figuren mit besonderen Fertigkeiten inszeniert, stellt Entwickler Motiga die Fähigkeiten seiner Helden stärker in den Vordergrund. Erinnert die Gebietseroberung in Overwatch zudem an das klassische Domination, dient das Einnehmen von Arealen in Gigantic nicht dem Selbstzweck: Stattdessen verleiht das Besetzen der Zonen sowie Töten von Gegnern dem gigantischen (!) Wächter des eigenen Teams Macht und ist die voll aufgeladen, greift er den feindlichen Wächter an. Der ist dann einige Sekunden lang verwundbar, muss in dieser Zeit also attackiert werden, bevor er sich wieder aufrappelt und das Aufladen der Macht für beide Teams von vorn beginnt.

Bunter Shooter, aber kein Overwatch

Im Kern ist natürlich auch Gigantic ein größtenteils gewöhnliches Team-Duell, dem seine sehr unterschiedlichen Charaktere allerdings viel Farbe verleihen. Da sind z.B. der mächtige Nahkämpfer Knossos und die zierliche Assassine Tripp, die sich unsichtbar macht und sogar teleportiert. Es gibt HK-206, der sich vom wandelnden Geschützturm in ein stationäres MG verwandelt, um gehörigen Schaden anzurichten und da ist Onkel Sven, der gläserne Ampullen auf Kameraden und Gegner schmeißt, um die Einen zu heilen und die Anderen in Brand zu setzen. Mein aktueller Liebling ist die listige Zauber-Oma Griselma, mit der ich Geschütztürme beschwöre und buchstäblich im

In jeweils zwei Stufen erweitert man die fünf Fähigkeiten aller Kämpfer.
Boden verschwinde, wenn ihr ein Gegner auf die Pelle rückt.

Mit List und Tücke

Gerade weil sich Gigantic nur mit wenigen Figuren wie ein herkömmlicher Shooter anfühlt, darunter HK-206 und die frappierend an Tracer erinnernde Beckett, spricht mich die Independent-Action dabei mehr an als das glatte Triple-A-Schießen aus dem Hause Blizzard.

Und immerhin kann man die Fähigkeiten der Gigantic-Helden ähnlich denen eines MOBAs in jeweils zwei Schritten aufwerten. Mit jeder höheren Stufe entscheidet man sich so für eine von zwei Spezialisierungen, erstellt in jedem Match also einen individuellen Charakter mit fünf einzigartigen Fertigkeiten. Griselma kann ihren Fernangriff z.B. gegen einen Nahkampf-Klatscher tauschen: Verhaut sie damit eins ihrer (lebendigen)

Als Free-to-play-Titel ist Gigantic sowohl auf PC als auch Xbox One grundsätzlich kostenlos spielbar. Wer will, kann wie aus anderen Spielen bekannt für weitere Helden, Outfits sowie zusätzliche Kreaturen bezahlen. Ein Gründerpaket mit verschiedenen Inhalten ist für knapp 40 Euro erhältlich.
Geschütze, richtet selbiges größeren Schaden an.

Was mir nicht so gut gefällt: Die Action wirkt spritzig, während zahlreiche Fähigkeiten auf comichafte Art viel buchstäblichen und magischen Staub aufwirbeln – doch der Übersicht schadet dieses Spektakel hin und wieder. Das Geschehen ist dezent überladen, weshalb manche Informationen, wie von Gegnern verursachte Schäden oder Statusänderungen, schon mal untergehen. Eine Ereignisleiste kommuniziert zwar wichtige Stichpunkte, ersetzt aber nicht die klare Bildsprache etwa eines Overwatch.

Zu viel Magie im Bild

Auch ein Sprachchat fehlt dem Spiel, das im Gegenzug aber viele Textkommandos über schnelle Tastatur- und Gamepad-Kürzel anbietet. Es erlaubt außerdem das wichtige Markieren einzelner Positionen. Dass es keinen Sprachchat gibt, ist dagegen wohl der Tatsache geschuldet, dass PC-Spieler und Xbox-One-Kämpfer gemeinsam in dieselben Gefechte ziehen. In der Rolle typischer Shooter-Charaktere haben Gamepad-Jongleure dabei einen leichten Nachteil. Mit den meisten Figuren macht die Wahl der

Kreaturen bewachen die besetzten Zonen. Welche man ruft, ist eine Frage der Taktik.
Plattform allerdings keinen nennenswerten Unterschied.

Und noch ein Kritikpunkt: Die Abwechslung unter den bisherigen Einsatzgebieten hält sich in Grenzen. Die Vertikale spielt z.B. fast überall die gleiche Rolle und Variationen wie vielleicht eine Umgebung mit besonders vielen einzunehmenden Zonen gibt es nicht.

Showdown!

Dafür sind diese Zonen nicht nur als zentrale Anlaufstellen interessant; vielmehr rufen ihre Besetzer auch einen vom Spiel gesteuerten Bewacher herbei, der ebenfalls über eigene Fähigkeiten verfügt. Während einer etwa die Kämpfer seines Teams heilt, versperrt ein anderer den Feinden bestimmte Wege. Es zählt also nicht nur das clevere Zusammenspiel in einzelnen Schusswechseln, sondern immer auch der taktische Verlauf eines Gefechts.

Kommt es schließlich zum Showdown, dem Clash, dann verlassen die Wächter sogar ihre festen Positionen, verkleinern das Einsatzgebiet – im Detail spielt sich das oft frenetische Finale anders als die ersten Minuten einer Partie. Ein gutes Team kann eine fast verlorene Partie sogar noch drehen, wenn es jetzt die richtigen Hebel in Bewegung setzt…

Ausblick

Gigantic hatte es mir schon 2015 angetan, als ich zum ersten Mal mit Onkel Sven Glasflaschen auf Freund und Feind geschmissen habe. Nichts hat das Spiel seitdem von seinem Charme verloren! Das Schießen, Wirbeln und Tricksen macht auch deshalb großen Spaß, weil es so locker von der Hand geht – vor allem genieße ich es aber, dass Entwickler Motiga nur am Rande auf den klassischen Shooter setzt und stattdessen ein lebendiges Spektakel um ausgefallene Fähigkeiten strickt. Dass die actionreiche Gebietseroberung in taktischen Phasen verläuft und in einen packenden Showdown mündet, tut ihr zusätzlich gut. Trotz seiner kleinen Schwächen bin ich deshalb sehr gespannt, wie sich Gigantic weiterentwickelt!

Einschätzung: gut