Sniper Ghost Warrior 3 - Vorschau, Shooter, XboxOne, PlayStation4, PC

Sniper Ghost Warrior 3
03.02.2017, Marcel Kleffmann

Vorschau: Sniper Ghost Warrior 3

Sniper, Ghost oder Warrior?

Sniper - Ghost Warrior war trotz vieler technischer Macken ein solider Shooter. Der Nachfolger krankte daran, dass das Scharfschießen durch zu viele Spielhilfen zur öden Routine verkam. Jetzt steht der dritte Teil in den Startlöchern, diesmal getreu der Devise: Nicht kleckern, sondern klotzen. Auf weitläufigen Karten darf man Scharfschütze sein, sich lautlos an die Gegner heranpirschen oder die Feinde mit einem Action-Feuerwerk ausschalten. Außerdem darf man Autofahren, Munition herstellen oder eine Spionage-Drohne steuern. Wir haben uns die neuen Möglichkeiten näher angeschaut - mehr dazu in der Vorschau.

In Sniper Ghost Warrior 3 (ab 14,85€ bei kaufen) übernimmt man die Rolle von Jonathan North, einem amerikanischen Scharfschützen, der nahe der russischen Grenze im nördlichen Georgien unterwegs ist. Seine JSOC-Mission (Joint Special Operations Command) lautet, die die das Land destabilisierenden Anführer der aufständischen Separatisten zu neutralisieren. Neben der Beendigung des Bürgerkriegs verfolgt der US-Elitekämpfer noch ein anderes, persönliches Ziel: Er will seinen verschollenen Bruder wiederfinden, der sich angeblich in einem von den Separatisten kontrollierten Gebiet befinden soll …

Hinter den Linien

Vor der Mission stellt man im Safe House seine Ausrüstung zusammen.
Ob die Geschichte das Zeug dazu hat, mehr als nur schmuckes Beiwerk (wie in beiden Vorgängern) zu sein, bleibt abzuwarten. Ansonsten haben sich die Entwickler aber die Kritik an den beiden Vorgängern zu Herzen genommen. So sind die überdimensionierten Spiel- und Zielhilfen aus dem zweiten Teil verringert und in ein optionales Feature (Stichwort: Drohne) verwandelt worden und man darf die Missionsziele auf den weitläufigen und offenen Karten so erfüllen, wie man es möchte: laut, leise oder aus sicherer Entfernung. Und ganz im Gegensatz zu Sniper Elite 4, das wieder im Zweiten Weltkrieg spielt, kann man in Sniper Ghost Warrior 3 sowohl moderne Waffen als auch High-Tech-Ausrüstung einsetzen.

Dreh- und Angelpunkt auf den weitläufigen und ziemlich offen gestalteten Karten sind die "Safe Houses". In diesen sicheren Bereichen kann man am Computer die aktuelle Mission anschauen bzw. eine andere wählen (es gibt meist mehrere Einsätze pro Karte), sich Ausrüstung und Munition kaufen, die Waffe umbauen, Munition selbst herstellen und/oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt schlafen - zum Beispiel, wenn man im Schutze der Nacht zuschlagen möchte. Pro Karte gibt es mehrere dieser sicheren Zonen, die man allerdings erst entdecken muss. Diese Aufenthaltsorte kann man außerdem zur "Schnellreise", also dem rasanten Ortswechsel, nutzen. Die Schnellreise-Funktion wird jedoch ausgeschaltet, sobald man das Missionsgebiet betreten hat.

Von sicheren Häusern und selbstgemachter Munition

Die Mission kann auf der Karte ausgewählt und inspiziert werden.

In der zur Verfügung stehenden Mission muss die Ausrichtung von drei Satelliten-Schüsseln manuell verändert werden. Nachdem man Waffen, Gadgets, Medkits, Munition und Rüstung ausgewählt hat, kann es losgehen. Das Missionsziel wird via GPS auf der Karte markiert, man findet also bequem den Weg dorthin. Entweder kann man zu Fuß zum Ziel laufen, sich per Schnellreise in die Nähe des Ziels bringen oder man setzt sich hinter das Lenkrad des hakelig zu steuernden Autos und macht sich auf den Weg. An schwer bewachte Außenposten sollte man jedoch nicht zu nah ranfahren, da Patrouillen Alarm schlagen könnten. Ist man am Zielort angekommen, geht zunächst die Aufklärung des Geländes los, denn jedes Areal bietet in der Regel mehrere Zugangsmöglichkeiten. Möchte man kleine Hilfestellungen bei der Infiltration in Anspruch nehmen, kann man den Scout-Modus anschalten, der einige (interaktive) Objekte hervorhebt, z.B. wo man über einen Zaun klettern kann etc.

Das Ziel im Blick

Sehr praktisch ist eine steuerbare Drohne, mit der sich das Gelände in Ruhe ausspähen lässt. Während eines Überflugs kann das fliegende Leichtgewicht Hindernisse erspähen und Gegner markieren, aber auch Objekte und gegnerische Hilfsmittel sabotieren - sogar Minenfelder lassen sich entdecken. Mithilfe der Flugdrohne lassen sich Engpässe und kritische Bereiche frühzeitig lokalisieren. Dadurch kann man seine Taktik so anpassen, dass Gegner ohne Probleme lautlos ausgeschaltet werden können, sofern man dies denn möchte. Von der Drohne markierte Gegner sind auch nach der Landung weiterhin sichtbar, so dass man quasi eine Zielhilfe hat. Will man ohne diese Hilfestellungen die Mission erledigen, lässt man die Drohne halt im Safe House. Allzu unvorsichtig sollte man mit der Drohne jedoch nicht umgehen, da sie von den Gegnern bemerkt (Alarm!) und gegebenenfalls zerstört werden kann.

Überblick und Durchblick mit der Drohne

Mit der praktischen Drohne lassen sich Gegner markieren.


Harte Ziele

Jetzt hat man die Wahl, wie man die Feinde ausschalten und wo bzw. wie man das Gelände betreten möchte. Will man als Scharfschütze agieren, sucht man sich am besten eine möglichst weit oben liegende Position mit guter Sicht, legt sich dorthin und beobachtet zunächst das Geschehen. Steht ein Gegner unbeobachtet und allein auf weiter Flur, ist die Zeit zum Angriff gekommen. Vor der Platzierung eines Volltreffers muss die richtige Distanz zum Ziel und die Richthöhe des Laufs (zur Kompensation des "Bullet drops") eingestellt werden. Auch Seiten- oder Scherwinde nehmen ab einem gewissen Grad spürbaren Einfluss auf die Flugbahn des Projektils, so dass die Windstandsanzeige beachtet werden muss. Die Distanz zum Ziel sowie die (horizontale) Windgeschwindigkeit werden praktischerweise beim Zielen durch das Fernrohr angezeigt, was beim manuellen Eingeben der Daten logischerweise hilft, aber abgenommen werden einem die Einstellungen nicht - eine gute Sache vor allem im Vergleich zu den zahlreichen Hilfeoptionen wie in Sniper: Ghost Warrior 2. Zudem kann man die Luft anhalten, um die Stabilität des Gewehrs kurzzeitig zu erhöhen. Dabei wird die Zeit verlangsamt, was das Treffen von beweglichen Zielen erleichtert.

Wie lassen sich die beiden Soldaten möglichst unauffällig ausschalten?
Wichtig ist, dass andere Gegner nicht auf den Spieler aufmerksam werden, weswegen sich Einsätze in der Nacht und noch besser bei Regen (Geräuschkulisse) förmlich anbieten. Abgesehen davon, dass die Feinde Alarm schlagen und Verstärkung holen, könnte auch ein verheerender Mörser zum Einsatz kommen. Daher ist es oftmals nötig, die Gegner irgendwie abzulenken, vor allem wenn sie in kleineren Grüppchen unterwegs sind. Hierzu kann man mit speziellen, teils selbst hergestellten Geschossen für Verwirrung sorgen, irgendwie anders Geräusche erzeugen (Steine werfen; nur auf kurze Distanz) oder Objekte in der Spielwelt sabotieren bzw. anschießen. Optimierungsbedarf gibt es (abgesehen von einigen Clippingfehlern) bei der Intelligenz der computergesteuerten Gegner, die für meinen Geschmack wieder zu schnell zur Tagesordnung übergehen und sich zu leicht in eine Falle locken lassen, nur um dann allesamt an einem Ort bzw. einem Hinterhalt ausgeschaltet zu werden. Ob die Gefechte spannend oder herausfordernd sein werden, wird maßgeblich von dem Verhalten der KI-Gegner anhängen - und natürlich auch vom Missionsdesign. Hier tun sich noch einige Fragezeichen auf.

Mit der Zeit gewinnt der Protagonist an Erfahrung und erlangt dadurch Talentpunkte. Diese lassen sich auf drei Talentbäume verteilen, die kreativerweise Sniper, Ghost und Warrior heißen und jeweils für drei Spielstile stehen. Als Sniper schaltet man Ziele auf große Entfernung aus. Ein Ghost kann die Gegner möglichst geräuschlos (im Nahkampf) aus dem Verkehr

Gegner lassen sich nicht nur aus der Entfernung ausschalten.
ziehen und als Warrior darf man die Mission mit Sturmgewehren, Schrotflinten, Maschinengewehren, Sprengstoff und Co. wie in einem "normalen Shooter" angehen. Ein Beispiel für eine Scharfschützen-Fähigkeit ist "Predator Focus". Entscheidet man sich für dieses Talent, kann man die Umrisse von Gegnern auch durch Hindernisse sehen. Zu den Ghost-Skills gehört beispielsweise "Taschendiebstahl". Wählt man diese Fertigkeit, sammelt man direkt die Beute von Feinden auf, die man in Stealth-Manier ausgeschaltet hat. Insgesamt sind 36 Skills (je ein Dutzend pro Spielstil) geplant - und zusammen mit der Zeitlupe beim Einatmen sollte klar sein, dass der Realismus in Sniper Ghost Warrior 3 eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Sniper, Ghost oder Warrior?

Ausblick

Sniper Ghost Warrior 3 hat das Zeug dazu, der bisher beste Teil der Reihe zu werden. Die Schauplätze sind sehr weitläufig, die Missionsziele lassen sich unterschiedlich angehen und darüber hinaus darf man zwischen mehreren Spielstilen von Stealth bis Rambo wählen. Sehr gut ist, dass die Entwickler den übermäßigen Einsatz von Hilfe- und Zielassistenzsystemen aus Sniper: Ghost Warrior 2 reduziert haben und man einige Einstellungen vor dem Schuss selbst vornehmen muss. Auch die Integration der Spionage-Drohne ist gelungen - wie sehr der Schwierigkeitsgrad damit verändert wird, bleibt jedoch abzuwarten. Der Knackpunkt wird vielmehr die Computerintelligenz der Gegner sein, schließlich soll der Scharfschützen-Shooter nicht zu einer bloßen "Ballerbude" verkommen. Es wird letztendlich von den Feinde und ihre Taktiken sowie von dem Missionsdesign abhängen, ob die Einsätze spannend werden oder es in der offenen Welt schlicht und ergreifend zu langweilig mangels Herausforderung wird. Die Chancen stehen gut, aber ich bin aufgrund zu vieler Fragezeichen (Bugs, KI, Missiondesign etc.) nur verhalten optimistisch.

Einschätzung: befriedigend