RiME - Vorschau, Action-Adventure, PlayStation4, Switch, XboxOne, PC

RiME
09.02.2017, Marcel Kleffmann

Vorschau: RiME

Verloren auf der Rätselinsel

Eine geheimnisvolle Insel voller Rätsel? Sofort werden Erinnerungen an The Witness wach, aber RiME (ab 19,95€ bei kaufen) von Tequila Works ist anders. Vielfältige und oft harmonisch in die Landschaft integrierte Puzzles sowie Jump-&-Run-Abschnitte auf offener Inselwelt sorgen für Abwechslung, wobei pro Level eine Neuerung auftauchen soll, die das bekannte Geschehen auf den Kopf stellt. Wir haben uns durch die ersten beiden idyllischen Rätselinseln "geknobelt" und sind ziemlich angetan ...

So! Den ersten Schlüssel auf der malerischen und allem Anschein nach verlassenen Rätselinsel habe ich gefunden. Aber noch ist der zentrale Weg blockiert. Ich muss wohl ein weiteres Puzzle lösen und wie aufs Stichwort taucht die Füchsin wieder auf. Sie geleitet mich zu einem weiteren Bereich. Vor mir liegen geheimnisvolle Türme, in denen jadefarbene Kugeln zu sehen sind und eine Zeichnung auf dem Boden veranschaulicht mir, dass ich auf den obersten Turm raufkommen muss, um dann irgendwelche Wellen auszusenden - alles in RiME wird ohne Texthinweise, Minikarte, GPS-Navigationssystem oder irgendwelche Formen von Sprachausgabe erzählt. Man muss sich nur umschauen, Dinge mit dem Trial-&-Error-Verfahren ausprobieren und auf mehr oder weniger gut sichtbare Hinweise achten. Daher fühlt es sich wirklich so an, als sei man tatsächlich als kleiner Junge auf einer mysteriösen Rätselinsel gestrandet. Steckt man dennoch irgendwo fest, taucht die Füchsin auf und hilft bei der Laufroute auf die Sprünge, jedoch nicht bei den Rätseln ...

Folge der Füchsin

Zwischen den Rätseln darf immer wieder geklettert, gesprungen und gelaufen werden.

Weiter geht es über Stock und Stein den ersten Turm hinauf. Ich muss an einem Felsen entlangklettern und einen tiefen Abgrund überspringen, bis eine Kletterranke als Leiterersatz herhalten darf. Oben angekommen wartet das nächste Rätsel, das sich um die jadefarbenen Figuren dreht, die auf die Stimme des Jungen reagieren und daraufhin eine Energiekugel freisetzen. In diesem Raum müssen vier Statuen gleichzeitig "angesummt" werden. Jedoch reicht die Kraft der Stimme des Jungen dafür nicht aus. Also muss das Stimmchen des Jünglings irgendwie verstärkt werden.

Schieben, Drücken und Puzzeln

Im nächsten Raum, der nur über eine zeitbegrenzt nutzbare Plattform erreicht werden kann, wartet in einer Ecke eine weitere, große, leuchtende Kugel, die sich auf einem verschiebbaren Podest befindet, was man allerdings erstmal herausfinden muss (Stichwort: Trial-&-Error). Lässt man hier die Stimme erklingen, wird diese verstärkt und erreicht selbst weit entfernt liegende Statuen. Mit diesem Stimmenverstärker lassen sich alle vier Statuen im Raum von eben aktivieren, wenn man das Podest rüberschiebt - praktisch das Symbol auf dem Boden hilft bei der korrekten Platzierung. Stimmt man die Kugel jetzt an, öffnet sich der Weg weiter hinauf auf den Turm, wo weitere Rätsel warten. Rätsel, die aber nicht wieder stumpf die vorherigen Puzzles imitieren oder bloß variieren, sondern mehr Abwechslung bieten als erwartet.

Ein Rätsel: Wie lässt sich die Brücke zum Turm ausfahren?

Allein in den ersten zwei Levels/Stages, die auf unterschiedlichen und weitläufigen Inseln angesiedelt sind, gibt es reichlich Puzzle-Vielfalt rund um Schalter, Schatten, Silhouetten, verschiebbare Kisten, glänzende Energiekugeln oder die Fortbewegung in einem finsteren Raum - stellenweise ist der Junge sogar selbst ein physischer Bestandteil der Rätsellösung. Dabei sind viele der Rätsel in die jeweiligen Umgebungen des Levels eingebaut. Oftmals fühlt es sich nicht so an, als würde man von Raum zu Raum zu Rätsel zu Rätsel laufen. Alles wirkt wesentlich harmonischer integriert und das Geschehen wird zwischendurch immer wieder durch kleine Jump-&-Run-Passagen aufgelockert, die wiederum dafür sorgen, dass man die immensen Größendimensionen der Welt besser einschätzen kann. Und: Der Junge ist nicht unsterblich. Tiefe Stürze oder andere Missgeschicke führen zum Laden des letzten automatischen Checkpoints, die bisher ziemlich fair verteilt wirkten.

Vielfältige Rätsel

Generell soll jede Stage mit einem eigenen Thema bzw. einer Besonderheit aufwarten. Während auf der ersten Insel alles sehr harmonisch, friedlich und schön weiß war, sind die Ruinen der zweiten Stage in einem schlechteren Zustand und in Gelb-/Brauntönen gehalten. Schon beim ersten Rätsel der zweiten Insel - einem Schattenrätsel, das von dem dynamischen Tag- und Nachtwechsel profitiert - wird der Spielverlauf ein bisschen auf den Kopf gestellt. So taucht nach der Lösung ein großer Vogel auf, stibitzt den zentralen Rätselbaustein und jagt den Jungen aus der Luft. Jedes Mal, sobald sich der Junge für mehrere Sekunden über ungeschütztes Gelände bewegt, wird der Bildschirm rot umrandet und ein großer Vogel-Schatten zieht über den Boden. Findet der Junge keinen Schutz von oben, greift der Vogel an und erledigt ihn. Also muss man sich von schützendem Obdach zu Obdach bewegen und findet mithilfe von Wandmalereien heraus, wie sich der Vogel verscheuchen lässt. Und dazu muss natürlich wieder ein Rätsel gelöst werden ... nur diesmal unter Zeitdruck.

Durch das Auftreten des Vogels im zweiten Level verändert sich Spielgeschehen merklich.
Hat man schließlich einen Bereich der Insel für vogelfrei erklärt, darf man dieses Areal wie gewohnt in aller Ruhe erkunden, die mysteriösen gesichtslosen Gestalten beobachten und anschließend in das kühle Nass abtauchen, bis wieder Vogelschatten auftaucht …

Neue Insel - neue Gegebenheiten

Wie viele Stages es insgesamt geben soll, wollten mir die Entwickler nicht verraten. Sie schätzten, dass ein Durchlauf des Spiels ungefähr acht bis zehn Stunden dauern würde, je nach Spielertyp etwas kürzer oder länger - und wenn man sämtliche Geheimnisse und versteckten Gegenstände (Spielzeug, Outfits etc.) entdecken möchte, würde sich die Spielzeit erneut verlängern.

Stages und Story

Was sich abgesehen von dem tollen Rätseldesign und der stimmige Atmosphäre bisher schlecht einschätzt lässt, ist die Geschichte, die RiME erzählen möchte. Eine surreal anmutende Zwischensequenz zwischen den beiden Stages, in der der Junge seinen davonfliegenden Umhang jagt, bevor ein riesiger Sturm alles verdunkelt, verriet jedenfalls wenig bis gar nichts über die Mystery-Insel. Was es mit den rätselhaften, schwarzen Gestalten auf sich hat, bleibt ebenso abzuwarten. Hoffentlich gelingt es Tequila Works seine Rätselwelt mit mehr Story-Hintergrund als The Witness zu füllen. Die Entwickler meinten, dass sich ein zweiter Spieldurchlauf durchaus lohnen könnte - obgleich sich die Rätsel natürlich nicht verändern werden.

Was hat es mit den mysteriösen Gestalten auf sich?

Was mir an der gespielten Beta-Version (auf der PS4) nicht so gut gefiel, waren einige unsichtbare Wände, die dafür sorgten, dass ich einige Bereiche auf der Karte nicht erreichen könnte. So konnte ich einige kniehohe Mauern nicht überspringen. Das schadet der ansonsten so schicken und weitläufigen Spielwelt. Und neben stellenweise überraschenden Wechseln der Kameraperspektive störten mich einige Performance-Probleme. Die Bildwiederholrate sank manchmal spürbar ab. Bis zum Verkaufsstart im Mai 2017 will Tequila Works diese fps-Macken aber in den Griff bekommen.

Kleinere Macken

RiME wird für PC, PS4, Xbox One und Switch erscheinen. Auf der PS4 Pro werden eine „höhere Auflösung“ und ein besserer Shader geboten. Warum RiME sich von einem ehemals PS4-exklusiven-Titel zu einem Multiplattform-Spiel gewandelt hat, darauf wollten die Entwickler keine Antwort geben. Sie sagten lediglich, dass eine größere Zielgruppe auf mehreren Plattformen ein besseres Ziel sei und sie deswegen alle Rechte von Sony zurückgekauft und eine neue Partnerschaft mit SixFoot/Greybox geschlossen hätten.

Ausblick

RiME ist schwer in Genre-Schubladen zu stecken - und das ist gut so. In den zwei Levels, die ich spielen konnte, drehte sich alles um die Erkundung der mysteriösen Insel und das Lösen der teilweise sehr kreativen Rätsel in einem gemächlichen Tempo, bevor auf der zweiten Insel dann ein bisschen Konfrontation und moderater Zeitdruck ins Spiel kamen. Ich bin gespannt wie die Erkundungstour weitergehen wird und ob es bis zum Ende friedlich bleibt oder mehr kämpferische Elemente auftauchen werden. Und obgleich mir einige Macken wie unnötige unsichtbare Wände oder nicht immer geglückte Kameraperspektivwechsel aufgestoßen sind, bleibt festzuhalten, dass das Design und die Vielfalt der Rätsel wirklich eindrucksvoll waren - verbunden mit dezenten Hinweisen, wie man diese Puzzles lösen kann. Nicht immer sprang der Rätselfunke sofort über, aber was ich bisher ausprobieren konnte, war sehr vielversprechend. Wenn jetzt noch die Geschichte passt und neugierig macht, erwartet uns mit RiME ein kleines Highlight.

Einschätzung: gut