Gravel - Vorschau, Rennspiel, PlayStation4Pro, XboxOneX, PlayStation4, PC, XboxOne

Gravel
22.03.2017, Michael Krosta

Vorschau: Gravel

Keine Konkurrenz für Forza Horizon

Neben MXGP 3 arbeitet Milestone an einem weiteren Rennspiel mit Offroad-Flair: In Gravel (ab 7,05€ bei kaufen) tauscht man die MotoCross-Maschinen aber gegen fahrbare Untersätze auf vier Rädern und liefert sich in Arcade-Manier flotte Rennen durch unwegsames Gelände. Wir konnten bereits erste Proberunden drehen und verraten in der Vorschau, welche Eindrücke Gravel dabei hinterlassen hat...

An Selbstvertrauen mangelt es den Italienern sicher nicht: Bestärkt durch die Leistungsfähigkeit der Unreal Engine 4, die neben MXGP 3 auch hier die angestaubte Technologie der Marke Eigenbau ablöst, verspricht man vollmundig fotorealistische Grafiken und das ambitionierteste Offroad-Rennspiel, das jemals entwickelt wurde. Nun ja... Wie erwartet kann die Wirklichkeit nicht mit den PR-Versprechen mithalten! Ganz im Gegenteil: Der Kulisse mangelt es an Details, die Welt wirkt leblos und die Qualität der Texturen lässt ebenfalls noch arg zu wünschen übrig. Gerade im Vergleich zu Schwergewichten vom Kaliber eines Forza Horizon 3 verblasst Gravel, doch fährt man dank wechselnden Tageszeiten, halbwegs gelungenen Licht- und Staubpartikeln sowie solide modellierten Boliden nicht komplett alles gegen die Wand. Aber auch das sieht bei der Konkurrenz einfach alles so viel besser aus! Und nochmal: Da nimmt man tatsächlich das Schlagwort „Fotorealismus“ in den Mund? Das ist mutig! Dabei hat man mit der PC-Version vermutlich schon die technisch stärkste Fassung aufgefahren. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf kann man ein bisschen Angst bekommen, welche Figur Gravel wohl auf den beiden Konsolen machen wird...

Die ultimative Offroad-Herausforderung

Mit Vollgas und viel PS fegt man über den Sandstrand.
Allerdings stand für die Testfahrten lediglich ein Ausflug nach Blue Paradise am Pazifik auf dem Programm, das mit seinem klaren Wasser, einladenden Stränden mit kleinen Holzhütten und Dschungel-Abschnitten an die Tropical-Piste aus Sega Rally oder Motorstorm: Pacific Rift erinnert. Traurigerweise macht es dabei grafisch nicht unbedingt eine bessere Figur als die beiden Oldies aus der letzten Konsolengeneration. Im finalen Spiel will man noch mehr landschaftliche Variation anbieten: In den 200 Veranstaltungen rund um den Globus soll es die Fahrer auch in schneebedeckte Berge, heiße Sandwüsten und ländliche Gebiete mit Wäldern verschlagen. Neben einem dynamischen Tag-/Nachwechsel will man außerdem ein Wettersystem umsetzen, das von strahlendem Sonnenschein über zunehmende Bewölkung bis hin zu Regenwetter und Schnee die meisten Witterungen abdecken dürfte.

Das Fahrverhalten der Lizenz-Boliden lässt derzeit noch zu wünschen übrig.
Gesehen hat man davon bei der Demo-Strecke noch nichts: Dort klemmte man sich ausschließlich unter idealen Konditionen, immerhin aber zu unterschiedlichen Tageszeiten hinters Steuer. Schnell wird klar, dass bei Gravel der simple Fahrspaß im Vordergrund steht, denn selbst PS-starke Fahrzeuge reagieren äußerst gutmütig und lassen sich ohne Probleme steuern. Klar wird es beim Preschen über Sand oder durch Wasser mal etwas rutschig, aber wirklich anspruchsvoll fühlt sich das Fahren hier nicht an. Muss es auch nicht, aber ich würde zumindest trotzdem gerne mehr Unterschiede zwischen den verschiedenen Straßenbelägen spüren – hier fühlt sich dagegen irgendwie alles gleich an, was das Grip-Niveau angeht. Immerhin bietet jedes Fahrzeug individuelle Werte in den Bereichen Geschwindigkeit, Beschleunigung, Handling und Traktion, die von der Fahrphysik allerdings nur im Ansatz abgebildet werden. Obwohl die Entwickler in der Präsentation betonten, physikalische Kräfte und alle erdenklichen Teile des Fahrwerks simulieren zu wollen, merkt man davon recht wenig. Da hat sich damals selbst ein Test Drive Unlimited hinter dem Steuer besser und differenzierter angefühlt. Zumindest steht eine schicke Auswahl an Lizenz-Karossen in der Garage: Unter den 50 Vehikeln der vier Kategorien Extreme Racing, Cross Country, Speed Cross und Trophy Truck findet man u.a. den Mitsubishi Pajero, den Mini Countryman RX, Klassiker wie den Renault 5 Turbo Maxi, die WRC-Variante des Ford Focus und sogar einen 911er von Porsche. Dabei sollen nicht nur Staub und Dreck, sondern auch ein visuelles Schadensmodell die Karosserien in Mitleidenschaft ziehen. Zudem sollen im finalen Spiel auch Setup-Einstellungen möglich sein, die angesichts der Arcade-Ausrichtung aber nur rudimentär ausfallen dürften.

Selbst für Arcade zu simpel

Mit Rundstrecken-Rennen alleine will man sich bei Milestone nicht begnügen. Stattdessen werden auch Checkpunkt-Herausforderungen, Kopf-an-Kopf-Duelle sowie Ausscheidungs-Wettbewerbe (Elimination) das Veranstaltungsangebot abrunden. Darüber hinaus sollen die vier Disziplinen für Abwechslung sorgen und Offroad-Fans zufriedenstellen: Beim Wildrush rast man über lange, aber dennoch eingegrenzte Strecken, während man sich beim Cross Country deutlich freier seinen Weg zu den Checkpunkten bahnt. In Stadien-Events erlebt man quasi MXGP auf vier Rädern und legt spektakuläre Sprünge hin. Noch nicht ganz klar ist, was man sich unter der Disziplin Speed Rush vorstellen muss: Hier ist von realen Rennstrecken die Rede, auf denen man sich in stark motorisierten Flitzen bei Sprüngen und Schikanen messen muss, um ganz oben auf dem Podium zu landen. Von Forza Horizon bzw. MSR / PGR haben die Italiener außerdem ein Punktesystem abgekupfert, das den Fahrer für coole Manöver wie Drifts, Sprünge oder hohe Geschwindigkeit belohnt. Was man im Gegenzug als Belohnung bekommt, ist derzeit noch nicht bekannt.

Verschiedene Disziplinen und Rennmodi

MXGP auf vier Rädern? Offroad-Rennen in Stadien sollen ebenfalls zu den Events von Gravel zählen.
Die Karriere dreht sich um das Übliche: Durch das erfolgreiche Absolvieren von Veranstaltungen rückt man seinem großen Ziel Schritt für Schritt näher, die Final-Liga zu erreichen und sich nach einem Duell gegen diverse Champions zum neuen Offroad-Meister zu krönen. Etwas ungewöhnlichere Pläne verfolgt man dagegen bei der Präsentation, die im Stil einer TV-Show erfolgen soll. Man darf gespannt sein, wie das am Ende aussehen wird. Neben Offline-Rennen, in denen man gegen bis zu elf Fahrer mit einer gewissen Rempel- und Gummiband-Attitüde antritt, soll es auch Onlinemodi geben. Details dazu will man aber erst in den nächsten Wochen und Monaten bis zur angepeilten Veröffentlichung im Sommer preisgeben.

Ausblick

Mein erster Gedanke zu Gravel: Das sieht aus wie ein Forza Horizon 3 für Arme mit einem Offroad-Schwerpunkt – und leider spielt es sich auch so! So froh ich auch darüber bin, dass Milestone mit der Unreal Engine endlich eine moderne Technologie nutzt, können mich Präsentation und die simple Fahrphysik selbst unter Arcade-Maßstäben in der gezeigten Alpha-Version nicht überzeugen. Wie soll man denn ein echtes Gefühl für die Wagen und die wechselnden Oberflächen der Offroad-Pisten entwickeln, wenn man meist nicht einmal den Hauch von physikalischen Kräften hinter dem Steuer spürt und die Bodenhaftung kaum variiert? Da spielen ein Forza Horizon und selbst betagtere Arcade-Racer wie Sega Rally oder Motorstorm in einer ganz anderen Liga, die für Gravel zum jetzigen Zeitpunkt unerreichbar erscheint.  

Einschätzung: ausreichend