Quake Champions - Vorschau, Shooter, PC

Quake Champions
03.05.2017, Benjamin Schmädig

Vorschau: Quake Champions

Ein Champion kehrt zurück

Auch so eine Sache, die sich seit fast 20 Jahren nicht verändert hat: Im direkten Duell bekomme ich meist gehörig den Hintern versohlt. Warum ich mich schon im Beta-Test am vergangenen Wochenende trotzdem immer wieder in den Kampf Eins-gegen-Eins geworfen habe, den schon Quake 3 so hervorragend inszenierte? Weil Quake Champions (ab 39,90€ bei kaufen) diesen Zweikampf so gut wie sein Vorfahr inszeniert – und damit besser als jeder andere Shooter!

Ihr müsst euch ja nicht von eSport-Experten hinrichten lassen, wenn ihr bei Quake Champions in den Ring steigt: Schließlich tobt man sich auch im klassischen Deathmatch aus oder stürzt sich als Teil eines Teams dem gegnerischen Trupp entgegen. Mit dem oben erwähnten Duell wird es insgesamt sechs Spielvarianten geben, die restlichen drei behalten Bethesda und Entwickler id Software (Doom) allerdings noch für sich.

Was Schule machte, macht Schule

Inhaltlich also handelsübliches Online-Ballern? Oh, mitnichten! Wo meistens nämlich eine Unzahl MGs sowie Schrotflinten und Scharfschützengewehre den Ton angeben, rauschen damals wie heute Raketen, Elektrostrahler und Rail-Geschosse durch die Gänge. Dieses Rückbesinnen auf die alte Schule (Shooter hatten mit Realismus einst nichts gemein) haben zwar schon Toxikk und Unreal Tournament vollzogen, trotzdem ist Quake nach wie vor etwas Besonderes.

Quake kehrt zu den Wurzeln der Online-Shooter zurück.

Im Gegensatz zu den genannten Spielen wirkt Quake Champions nämlich weniger wie eine Spielerei und mehr wie ein Präzisionswerkzeug. Immerhin verschießt man Granaten und Raketen nicht auf unterschiedliche Weise; es gibt genau einen Raketenwerfer. Es gibt keine Waffen, die passive Fallen legen oder deren sekundäre Plasmaladung durch einen weiteren Schuss erst entzündet werden muss. Und keins der Fantasiegewehre hat einen zweiten Feuermodus.

Taktisches Verschieben

Jede Waffe ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig. Schussfrequenz, Reichweite und Geschwindigkeit der Projektile unterscheiden sich drastisch, weshalb man nicht mit dem erstbesten Kaliber in einen Raum hinein feuert, sondern stärker als anderswo um ein effektives Positionsspiel bemüht ist.

Dank der für id-Spiele typischen geschmeidigen Bewegungen kann man sich dabei voll auf den Wettstreit konzentrieren, während man mit hohem Tempo Rüstung und Gesundheitskugeln sammelt, Waffen sowie Munition aufliest und gleichzeitig versucht sich den Gegner zurechtzulegen.

Und genau deshalb ist das Duell zwischen genau zwei Kontrahenten so gut: Es vereint das clevere Verschieben präzise definierter Rundentaktik mit dem Adrenalin frenetischer Action.

Kulissen machen Spiele

Nicht zuletzt ermöglicht das ausgezeichnete Leveldesign der bisher spielbaren drei Karten mit mehreren Höhenlagen, etlichen Querverbindungen und sehr verschiedenen taktischen Positionen individuelle Spielweisen und überraschende Angriffe, falls man die richtige Idee hat. Der erstklassige Ton unterstützt das Orten eines Kontrahenten dabei enorm: Oft stellt man sich nur mithilfe der Geräusche auf den Gegner ein. Dürfte man nach einem Duell jetzt noch ein

Nicht einmal Visors Wallhack-Fähigkeit, auf den ersten Blick eine unpassende Idee, lenkt von den taktisch geprägten Gefechten ab.

Nun könnte man all das auch Quake 3 zusprechen – allerdings trägt Champions seinen Titel nicht umsonst, denn im Gegensatz zu ihren Ahnen unterscheiden sich die spielbaren Charaktere diesmal in Sachen Körperbreite, Geschwindigkeit, Gesundheit, Rüstung und besitzen jeweils eine nur ihnen eigene Fähigkeit.

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Säureschleuder und Unsichtbare

Der wuchtige Clutch schützt sich mit einem Schild etwa vor Beschuss, steckt bei langsamen Bewegungen weniger Schaden ein und wird immer schneller, je länger er sich geradeaus bewegt. Die flinke Nyx macht sich hingegen ein paar Sekunden lang unsichtbar und springt von Wänden ab. Reptiliendame Sorlag spuckt Säure, während sie sich durch gleichmäßiges Springen, also klassisches Bunny-hopping, schneller fortbewegt als im normalen Sprint. Visor entdeckt andere Spieler durch Wände hindurch, Anarki stellt auf Knopfdruck seine Gesundheit wieder her und Scalebearer überrollt Kontrahenten wie eine Dampfwalze.

Bestimmen die Fähigkeiten das Spiel? Zum Glück nicht. Zum einen sind ihre Abklingzeiten ausreichend lang und zum anderen entscheiden sie ein Aufeinandertreffen nicht alleine. Sie dienen aber als sinnvolle Ergänzung der taktischen Gefechte. Immerhin erhalten aggressive Angreifer einen Geschwindigkeitsvorteil, müssen dafür aber mit weniger Gesundheit klarkommen, während defensive Spieler vielleicht langsame, dafür gut gepanzerte Charaktere wählen. Die Wahl der Waffen gewinnt durch die Champions sogar eine noch größere Bedeutung, weil Clutch etwa aus eigener Kraft kaum nah genug an einen Gegner herankommt, um mit der Schrotflinte kritischen Schaden anzurichten.

Man sollte allerdings mehr als einen Champion beherrschen! Fürs Duell wählt man nämlich drei Kämpfer, die jeweils ein Leben pro Runde haben. Stirbt ein Held, übernimmt der nächste, bis ein Spieler alle drei Figuren verliert. Dann beginnt die nächste Runde, bis der Erste zwei von drei Runden gewinnt. Dabei hat man stets die Wahl, welchen Helden man als nächstes spielt. So passt man sich der Aufstellung des Kontrahenten an – hier kommt also eine

Die Beta läuft gerade nicht, doch euch dürstet nach mehr und bis auf das erste Quake ist kein Spiel der Serie in Deutschland erhältlich?

Die einsteigerfreundliche Quad Damage

Entweder ihr entscheidet euch mit Quake Live für eine Umsetzung des famosen Quake 3, oder ihr werft einen Blick auf Reflex Arena , eine sehr gelungene inhaltliche Kopie des dritten Teils.

Im Deathmatch und Team Deathmatch sorgt eine kleine Neuerung außerdem für deutlich mehr Übersicht und einen engeren Wettstreit unter den Teilnehmern: Die Quad Damage, deren Besitzer einige Sekunden lang deutlich größeren Schaden anrichtet, ist erstens stets sichtbar und ihr Erscheinen wird zweitens angesagt. So beziehen nicht nur Kenner im richtigen Moment Position, sondern häufig der Großteil aller Spieler. Besonders für Teams ist das viel wert, weil sie sich damit so formieren können, dass drei Kämpfer dem Träger der Rune den Rücken freihalten, während der gehörig austeilt.

Portion Meta-Taktik ins Spiel. Auch in den Deathmatch-Varianten darf man den Charakter vor jedem Respawn wählen, dort allerdings aus dem gesamten Pool aller freigeschalteten Champions.

Meine einzige Sorge ist übrigens, dass es irgendwann dermaßen viele Kämpfer geben könnte, dass sich deren Eigenschaften und Besonderheiten irgendwann allzu sehr gleichen.

Die Karten sind hervorragend designt und erinnern z.T. an bekannte Umgebungen.


Rent-a-Hero

Bei den neun in der Beta spielbaren Figuren war das nicht der Fall. Allerdings werden Champions wohl die wichtigste Einnahmequelle dieses Free-to-play-Titels sein; man muss sie ja kaufen, um dauerhaft mit ihnen zu spielen. Mehr Helden bedeuten also größeren Gewinn für id und Bethesda.

Man kann einen Charakter im Austausch gegen eine Art Erfahrungspunkte zwar für 24 Stunden mieten, doch das ist sowohl für arbeitende als auch sozial aktive Menschen eine verdammt kurze Zeit. Ich empfand das ständig neue Leihen zudem schon in der vergangenen viertägigen Beta als eher lästig und es gab bisher keine Möglichkeit, einzelne Champions länger probezuspielen. In anderen Online-Shootern mit ähnlichem Vertriebsmodell schaltet man Figuren über Erfahrungspunkte dauerhaft frei, darf von Beginn an mehr als einen Charakter nutzen bzw. zusätzlich wechselnde „Probierkämpfer“ einsetzen – hier gibt es nur den dauerhaften Kauf oder das ständige Mieten.

In der Vergangenheit hieß es , Käufer eines Grundpakets werden alle anfangs erhältlichen Champions freischalten und das wäre ein faires Angebot. Dennoch wirken die Einschränkungen nach der letzten Betaphase im Vergleich zu ähnlichen Spielen ungewöhnlich groß. Wir haben bei Bethesda nach genaueren Informationen gefragt und leiten sie weiter, sobald wir sie erhalten.

Ach, eine Kleinigkeit noch: So nett die Champions auch anzuschauen sind, so wenig reizen mich ihre optionalen Accessoires – von den weniger hübschen „Lackierungen“ ihrer Rüstungen ganz zu schweigen. Klar, muss man zwar nicht kaufen! Man schaltet den Schick außerdem mit Ressourcen frei, die man aus dem Zerlegen anderer Accessoires erhält, sprich der Vorgang ist kostenlos. Aber die Individualisierung hat bislang eben kaum mein Interesse geweckt.

Über Lack und Leder

Ausblick

Wie genau Quake Champions aussehen wird, ist nach dem stark eingeschränkten Beta-Schnupperkurs natürlich in weiten Teilen offen. Spielerisch steht für mich allerdings schon fest: Das grandiose Quake 3 wird nach fast 20 Jahren endlich abgelöst – von keinem Geringeren als seinem (ersten echten) Nachfolger. Damals wie heute sind es vor allem die Duelle zwischen zwei Spielern, mit denen der Online-Shooter auftrumpft. Perfekt aufeinander abgestimmte Waffen, ebenso schnelle wie flüssige Bewegungen sowie hervorragend designte Karten sind die Grundlage für packende Wettkämpfe. Ergänzt werden sie durch Champions, deren Eigenschaften und besondere Fähigkeiten individuelle Spielweisen und das taktische Einstellen auf verschiedene Gegner stärken. So deutet alles darauf hin, dass id Software einen der besten Online-Shooter fit für seinen zweiten Frühling macht!

Einschätzung: sehr gut