Lego Marvel Super Heroes 2 - Vorschau, Action-Adventure, PC, PlayStation4, Switch, XboxOne

Lego Marvel Super Heroes 2
08.06.2017, Michael Krosta

Vorschau: Lego Marvel Super Heroes 2

Ich bin Groot!

In Lego Marvel Super Heroes 2 (ab 14,99€ bei kaufen) treten die aus Comics und Filmen bekannten Superhelden einmal mehr in Klötzchen-Form an, um nicht nur die Welt, sondern das gesamte Universum vor einer neuen Bedrohung zu retten. Und wer würde sich besser dafür eignen als die Guardians of the Galaxy, auf deren Auftritt bereits am Ende des Vorgängers eingestimmt wurde? Wir haben uns mit der Chaotentruppe rund um Star-Lord schon mal durch den Prolog gekämpft und gebaut…

Große Unterschiede zu anderen Lego-Spielen darf man freilich nicht erwarten: TT Games hält am bewährten Spielprinzip fest und lässt die Marvel-Helden neben dem eifrigen Sammeln auch in bekannter Action-Manier austeilen, an vorgegebenen Stellen ebenso vorgegebene Objekte aus den Legosteinen errichten oder simple Umgebungsrätsel lösen – und das entweder alleine oder kooperativ mit einem weiteren Mitspieler. Diese Schablone ist Segen und Fluch zugleich: Wer sich bereits intensiv mit den zahlreichen Lego-Spielen des Studios befasst hat, wird langsam aber sicher ein gewisses Sättigungsgefühl spüren – und das geht selbst mir schon so, der längst nicht jede Klötzchen-Episode von Star Wars über Batman und Indiana Jones bis hin zu den Lego Dimensions durchgespielt hat.

Das übliche Erfolgsrezept

Star-Lord übernimmt auch in Lego-Form das Kommando und nutzt u.a. seine Schubdüsen, Gravitations-Granaten und selbstverständlich auch den Walkman inklusive Tanzeinlage.
Aber sei es drum - immerhin haben bereits die Guardians ein paar coole Manöver auf Lager: Während Star-Lord mit seinen Raketendüsen abhebt, Gravitationsminen hochjagt und genau wie Rocket auf Waffen-Power setzt, teilen Gamora und Drax vor allem im Nahkampf ordentlich aus. Und Groot? Der liebenswerte Baum mit begrenztem Vokabular ist als Baby auch in Lego-Form absolut knuffig, lässt aber auch die Äste fliegen, wenn es sein muss. Doch es dreht sich nicht alles nur um die Guardians: Ein noch nicht vollständig einsehbarer Charakter-Bildschirm deutet bereits die riesige Auswahl an spielbaren Marvel-Helden an, darunter prominente Figuren wie die Fantastic Four, Dr. Strange, Black Panther, Thor oder der Hulk, aber auch weniger bekannte Vertreter wie Spider-Gwen. Darüber hinaus wird es von manchen von ihnen mehrere Versionen geben. Von Spider-Man haben wir z.B. schon die Varianten „2099“ und „Noir“ entdeckt. Offen bleibt noch, ob und inwiefern sie sich voneinander unterscheiden werden.

Mehr als nur Guardians of the Galaxy

Nicht nur die Figurenauswahl, sondern auch das Setting verspricht jede Menge Abwechslung, die dem Spielverlauf vielleicht manchmal fehlt. Dieses Mal bedroht ein gewisser Kang das friedliche Zusammenleben – ein wahnsinniger Zeitreisender, der für seinen Traum von der Errichtung von „Chronopolis“ die Grenzen der Zeit einreißen und das Universum ins Chaos stürzen will. Einen kleinen Vorgeschmack erhält man bereits kurz nach dem kleinen Knobel-Einstieg an Bord der Milano. Denn kaum hat man das Raumschiff der Guardians verlassen, muss man sich am Boden mit dem mächtigen Eson (der Sucher) auseinandersetzen, der sich brutal seinen Weg durch Xandar bahnt und dabei alles vernichtet, was sich ihm in den Weg stellt. Lustiges Detail: Laut Ausführungen der Entwickler bräuchte man etwa 56.000 Legosteine, um diesen Celestial in der Größe nachzubauen. Als ob dieser Gigant nicht schon schlimm genug wäre, tauchen aus Wurmlöchern auch noch Legofiguren aus allen erdenklichen Epochen auf, die sich ebenfalls ins Kampfgetümmel stürzen, darunter z.B. Ritter, Mumien oder Cowboys.     

In solchen Momenten versinkt die Action leider zu sehr im Chaos. Nämlich dann, wenn man vor lauter umherfliegender Lego-Steinchen, Gegner-Scharen und Laserstrahlen nicht mehr erkennen kann, wo und wie es überhaupt weitergehen soll. So habe ich in dem Wirrwarr eher zufällig die Stelle entdeckt, an der ich mit Star Lord eine weitere Graviationsmine zünden musste, um die nötigen Teile zur Errichtung eines Objekts zu erhalten. Schön dagegen, dass wieder die individuellen Fähigkeiten der Figuren zum Tragen kommen, so dass man spezielle Aktionen z.B. nur mit dem Muskelprotz Drax ausführen kann. Zudem verfügt jeder Charakter über besondere Mechaniken: Star-Lord setzt sich etwa auf Knopfdruck seine Kopfhörer auf und tanzt anschließend lässig cool zu „Come And Get Your Love“ und damit einem lizenzierten Song aus dem Original-Soundtrack sowie wild ballernd durch die bunte Klötzchen-Kulisse – herrlich! Spider-Gwen packt dagegen ihr Drumset aus oder schießt Selfies mit ihrem Handy. Interessant dürften auch die Rätsel und Situationen werden, in denen der Faktor „Zeit“ innerhalb der 18 Gebiete eine Rolle spielen wird. Zeitrisse wirken sich z.B. auf Umgebung und die dort enthaltene Gegenstände aus, so dass ein bereits zerstörter Kampfgleiter plötzlich wieder einen bereits vergangenen Zustand einnimmt und sich selbst wieder zusammensetzt. Oder man wird Zeuge, wie ein Taxifahrer aus New York plötzlich im Sand vor den Pyramiden in Ägypten stecken bleibt. Laut den Entwicklern von TT Games werden Zeitreisen und Zeitmanipulationen einen hohen Stellenwert im Spielablauf einnehmen. Was es genau mit dem angekündigten Versus-Mehrspielermodus für bis zu vier Spieler auf sich hat, wollten sie

Ein cooles Klötzchen-Team: Rocket und Baby Groot.
allerdings noch nicht verraten. Offen bleibt zudem, ob man als Alternative zu den lokalen Sessions erstmals auch online wird zusammen spielen dürfen.

Pures Chaos

Eine Sache ist allerdings jetzt schon gewiss: Da man im Gegensatz zum Vorgänger nicht länger auf die technischen Beschränkungen der vorherigen Konsolengeneration Rücksicht nehmen muss, profitiert man mittlerweile von dem Leistungsniveau, das PS4 und Xbox One bieten. Zwar kommt weiter die bewährte Engine zum Einsatz, doch wurde sie für den zweiten Auftritt der Marvel-Superhelden ordentlich aufgebohrt. So wirbeln trotz konstant hoher Bildrate u.a. deutlich mehr Objekte umher, die Areale sollen noch größer ausfallen und auch hinsichtlich der Weitsicht werden mit schärferer Darstellung Verbesserungen versprochen. Hinzu kommen schicke Animationen und herrlich inszenierte Zwischensequenzen mit tollen Kamerafahrten, in denen selbstverständlich auch der Humor nicht zu kurz kommt.

Keine Altlasten mehr

Ausblick

Lego, Marvel, Traveller's Tales – was soll da schon schief gehen? Abseits des Risikos, dass man sich langsam aber sicher an den typischen Lego-Spielen des Studios satt gesehen haben könnte, scheint das Team nach den gewonnenen Eindrücken aus dem Prolog wieder die bewährte Klötzchen-Qualität abzuliefern. Die gelungene Kombination aus Action, kleinen Rätseln und Bauen im Lego-Setting scheint zeitlos zu sein! Dabei erweisen sich die Guardians of the Galaxy als willkommener Zusatz zum großen Aufgebot an prominenten und weniger bekannten Figuren aus dem Comic-Universum des Disney-Konzerns. Mit Rätseln und Reisen rund um den Faktor „Zeit“ gibt es außerdem viel Potenzial für ein abwechslungsreiches Abenteuer, das man sowohl alleine als auch kooperativ erleben darf. Gestört hat mich nur, dass wichtige Hinweise im stellenweise chaotischen Treiben auf dem Bildschirm untergehen – gerade auch im Hinblick auf die jüngere Zielgruppe, die in erster Linie angesprochen werden soll. Spätestens zur angepeilten Veröffentlichung im November sollten wir außerdem erfahren, was genau es mit dem kompetitiven Ansatz für vier Spieler auf sich hat. Bis dahin lässt sich die Zeit sicher noch mit dem einen oder anderen Superhelden-Film im Kino oder Erweiterungen für Lego Dimensions überbrücken…

Einschätzung: gut