Assassin's Creed Origins - Vorschau, Action-Adventure, XboxSeriesX, XboxOne, PC, PlayStation4, PlayStation5, Stadia

Assassin's Creed Origins
14.06.2017, Benjamin Schmädig

Vorschau: Assassin's Creed Origins

Modernes Spiel im alten Äypten?

Schön, dass Trailer so irreführend sein können! Dachte ich nach dem Video auf Ubisofts Pressekonferenz noch, das neue Assassin's Creed hätte sich spielerisch kaum verändert, weiß ich jetzt: Das Team, das zuletzt für Black Flack verantwortlich zeichnet, führt die Attentäter-Saga in der Tat auf neue Wege.

Ein großes Umwälzen der Formel Assassin's Creed findet in Origins dabei nicht statt; im Wesentlichen ist das Klettern, Schleichen und Meucheln immer noch das Gleiche. Allerdings verändert das Abenteuer im alten Ägypten serientypische Gewohnheiten, was sich beim ersten Anspielen mit einer Dauer von vielleicht 15 Minuten durchaus gut angefühlt hat.

Kurz und gut

Am besten gefällt mir, dass Wachen nicht mehr entweder gar nicht oder wie angestochene Wölfe reagieren, wenn sie den Assassinen erblicken, in diesem Fall ein Medjau namens Bayek. Stiftet er einen Kampf an, verfolgen sie ihn natürlich und attackieren auch. Sie jagen ihn allerdings nicht durch die komplette Stadt, bis er irgendwann mal ein gutes Versteck findet, sondern geben die Suche ähnlich wie in klassischen Stealth-Action-Spielen recht bald auf, um

Im alten Ägypten schleicht und kämpft Bayek mit modernen Mitteln.
auf ihre Posten zurückzukehren.

Dynamische Stealth-Action?

Je nachdem, welcher Fraktion sie angehören, rennen sie außerdem nicht sofort auf ihn zu, sobald er in einem bewachten Areal entdeckt wird, sondern bemerken nur seine Anwesenheit. Die Grenze zwischen unbehelligtem Erkunden, ansteigender Gefahr und einer Auseinandersetzung scheint also fließender – sehr gut!

Gelingt dem Medjau weder das Schleichen noch die Flucht oder legt man es einfach mal drauf an, bleibt Bayek selbstverständlich nur der Kampf gegen die Ägypter. Und auch der gefällt mir besser als zuletzt, denn Ubisoft ersetzt das Reaktionsspiel gegen eine Traube von Wachen durch Duelle Mann-gegen-Mann, auch wenn man es durchaus mal mit zwei oder mehr Widersachern zu tun bekommt.

Und ich habe extra gefragt: Man kann Wohlwollen oder Missgunst einer Fraktion nicht aktiv beeinflussen. Die Verhältnisse zwischen Bayek und den Parteien ändern sich zwar – allerdings nur, wenn es die Geschichte vorgibt.

Menschen statt Trauben

So wehrt Bayek ankommende Schläge mit einem Schild ab und kann sie zudem aktiv kontern. Tut man das im richtigen Augenblick, bringt man den Gegner ins Taumeln, um etwa selbst einen Wirkungstreffer zu landen. Normale leichte und schwere Angriffe beherrscht der Attentäter dabei ebenso – es sind keine fundamentalen Änderungen, aber Tempo und Timing verlangen eine stärkere Konzentration auf das jeweilige Duell.

Kein Ubisoft-Spiel ohne Gadget-Tier? Den Adler fliegt man diesmal selbst.

Interessanterweise wurde die seit Jahren vertraute Tastenbelegung dabei so verändert, dass man Angriffe jetzt über die zwei rechten Schultertasten ausführt, während der untere der rechten Knöpfe, als A oder X, zum Klettern über Dächer, Bäume und neuerdings auch Felsen dient.

Gruß aus der Steinzeit

Nur eine Neuigkeit gefällt mir ganz und gar nicht: der Adlerblick, mit dem Bayek nicht nur Wachen und Ziele markiert, sondern für den man tatsächlich seinen Adler steuert und genau wie in Far Cry Primal die Umgebung auskundschaftet. So unglaubwürdig vieles in einem Videospiel ohnehin ist, so sehr reißen mich derartig übertriebene Gadget-Tiere aus der Illusion, eine glaubwürdige Fantasie zu erleben.

Viel mehr habe ich in meiner kurzen Zeit mit der E3-Demo nicht gesehen. Laut des Entwicklers neben mir wird erneut auch eine Geschichte außerhalb des Animus' erzählt und kurz erklärte er außerdem, dass man Ausrüstungsgegenstände nicht nur findet, sondern diese sogar verbessern kann, falls man dafür benötigte Materialien besitzt. Um die zu erhalten, macht Bayek – ein weiterer Gruß aus Richtung Far Cry – u.a. Jagd auf Tiere und natürlich kauft er auch bei Händlern ein. Die kann er von Beginn an aufsuchen; sie bieten ihm allerdings zusätzliche Waren an, sobald sich sein Verhältnis zu ihnen verbessert.

Jäger und Sammler

Ausblick

Ich fand nicht, dass Ägypten überragend aussieht – spielerisch war ich aber durchaus angetan von den kleinen Neuerungen in der inzwischen alten Serie. Da ist zwar noch eine Menge Ballast, den auch Origins mit sich schleppt, aber dass der neue Assassine häufig Mann-gegen-Mann kämpft, anstatt ganze Gegnergruppen niederzuringen, und dass Wachen nicht wie aufgezogene Lemminge hinter ihm her sprinten, sobald sie ihn entdecken, verleiht dem Spielfluss zusätzlichen Schwung und Abwechslung. Dazu trägt auch bei, dass Mitglieder verschiedener Fraktionen unterschiedlich auf ihn reagieren. Ich bin gespannt, ob das Sammeln und Verbessern der Ausrüstung wie ein Strecken der Spielzeit anmutet oder zum motivierenden Erkunden anstiftet. Mein Interesse hat das neue Assassin's Creed jedenfalls geweckt.

Einschätzung: gut