Shadow of the Tomb Raider - Vorschau, Action-Adventure, Stadia, PlayStation4, PC, Mac, XboxOne, Linux
Ein bisschen fühlt man sich wie im Einstieg des letzten Bond-Films Spectre, wenn Lara auf einem belebten Marktplatz in der mexikanischen Stadt Cozumel Zeuge wird, wie die Einwohner mit Verkleidungen und gebastelten Skelett-Figuren den Tag der Toten feiern. Schnell verhüllt auch die Abenteurerin ihr hübsches Gesicht hinter einer Maske – nicht etwa, weil sie beim bunten Partytreiben mitmischen will. Nein, sie hat andere Pläne und will vor allem in der Menge untertauchen, um unauffällig zu bleiben. Denn sie ist auf der Suche nach einem Mann, der mit Trinity in Verbindung steht. Die Organisation, die im Vorgänger Rise of the Tomb Raider eingeführt und auch im letzten Kinofilm thematisiert wurde, führt offenbar in der Nähe geheime Ausgrabungen durch, die mit einem mächtigen Artefakt der Maya-Kultur in Verbindung stehen soll.
Día de Muertos
Hat man die Zielperson aufgespürt und sie bis zur Ausgrabung verfolgt, wird es ernst: Die Verkleidung weicht dem typischen Grabräuberinnen-Outfit und unter ihrem Mantel zückt Lara ihren Bogen hervor. Dessen erster Einsatz lässt nicht lange auf sich warten, als bewaffnete Schurken bedrohen, einen ihrer Archäologen zu exekutieren. Bevor man einen Pfeil zückt, kann man sich aber erneut von hinten an Gegner heranschleichen und sie mit einem Stealth-Kill leise ausschalten – sei es mit einem Würgeangriff oder dem Einsatz der Kletteraxt. Pflanzen wie Efeuranken, die manche Mauern bedecken, liefern neben Gebüschen ebenfalls Sichtschutz, wenn man sich seinen Zielen nähert. Zudem kann man Feinde auch gezielt mit Wurfgegenständen ablenken – Hitman lässt grüßen! Von dem dichten Dschungel, der bereits im Trailer zu sehen ist und ebenfalls zu einem spannenden Versteckspiel á la Metal Gear Solid 3: Snake Eater einladen könnte, war hier allerdings noch nichts zu sehen.
Jäger und Sammler
Auch Laras Fähigkeiten wird man wahrscheinlich wieder verbessern können und es gibt bereits Hinweise, dass man auch den Waffen wieder das eine oder andere Upgrade spendieren darf. Zwar haben wir selbst noch keines entdeckt, doch fanden die bereits bekannten Basislager zumindest in Ladebildschirmen und in den Optionen Erwähnung, so dass man auch an diesem System festhalten wird. Überhaupt kennt man die meisten Mechaniken bereits aus einem der Vorgänger und schon zu Beginn beherrscht die Protagonistin Fähigkeiten wie den Doppelsprung an Wänden oder das Verschießen von Seilen zur Überbrückung von Schluchten, zum Einreißen von verbarrikadierten Türen oder zum Ziehen von Objekten. Und es versteht sich von selbst, dass diese Fähigkeiten auch zum Lösen der Umgebungsrätsel genutzt werden müssen. Diesbezüglich gibt es in Kombination mit eingestreuten Geschicklichkeitseinlagen bereits ein paar gute Ansätze. Und sollte man einmal irgendwo festhängen, liefert der optionale Survival-Instinkt wieder wertvolle Hinweise.
Auszeit im Basislager
Beim Klettern in Kombination mit waghalsigen Sprüngen bleibt fast alles beim Alten. Allerdings hat sich Lara mittlerweile von Mitbewerbern abgeschaut, wie man Wandläufe mit Hilfe des Seils meistert. Die Baller-Action mit Pfeil und Bogen sowie Schusswaffen von der Pistole über das Sturmgewehr bis hin zur Shotgun wirkt ebenfalls vertraut. Leider lässt die KI aktuell noch etwas zu wünschen übrig und agiert nicht unbedingt clever.
Es geht abwärts
Willkommen ist die Möglichkeit, sich neuerdings mit einem Druck auf die Schultertasten auch abseilen zu können – entsprechend wird das Leveldesign noch stärker auf vertikale Strukturen ausgerichtet. Die Mechanik wird spätestens dann nützlich, wenn man mit Lara auf einer steilen Klippe steht und eine Höhle weiter unten im Felsen erreichen möchte. Dort warten neben vielen Leichen und Säulen mit übersetzbaren Texten auch Stolperfallen, die sich mit dem Messer entschärfen lassen, durch den penetranten Hinweis in Form eines Interaktions-Symbols aber schnell ihr Bedrohungspotenzial verlieren. Auch hier bleibt die Hoffnung, dass man diese Anzeigen später auf Wunsch deaktivieren kann.
Für Shadow of the Tomb Raider hat man ein neues 3D-Tauchsystem entwickelt, das den Survival-Aspekt auch unter der Oberfläche zur Geltung bringen und für klaustrophobische Zustände beim Spieler sorgen soll. Einen kleinen Vorgeschmack davon haben wir bereits bekommen, als wir bei ersten Tauchgängen mit Schnappatmung nach kleinen Öffnungen in der Decke für frischen Sauerstoff gesucht haben oder panisch auf die Knöpfe des Controllers eingehämmert haben, um Lara unter Wasser aus einer misslichen Lage zu befreien. Das sind tolle, intensive Momente, die zudem klasse inszeniert werden.
Luft anhalten!
Dumm gelaufen
Ausblick
Bei Eidos Montreal hat man dieses Problem nicht: Shadow of the Tomb Raider setzt zwar vornehmlich auf Altbewährtes, aber die gute Mischung aus Rätseln, Erkundung und Action kann in dem neuen Setting immer noch überzeugen. Mir wäre es allerdings lieber, wenn man den Sammel- und XP-Wahn stärker reduzieren und auf dämliche Nebenbeschäftigungen wie „Finde fünf Totenschädel und schieße sie ab“ komplett verzichten würde. Das sind zusammen mit den ständigen Einblendungen in erster Linie nur Immersions-Killer, die ein gutes Action-Adventure auf diese plumpe Art eigentlich nicht nötig hätte. Schade auch, dass die Gräber zwar deutlich düsterer und fordernder ausfallen sollen, aber weiterhin nur optionale Schauplätze darstellen und daher schon wieder nicht direkt in die Story eingebunden werden. Sehr gespannt bin ich, ob Lara bei ihren Ausflügen in den dichten Dschungel tatsächlich Snake / Big Boss nacheifern wird und wie sich die verschiedenen Schwierigkeitsgrade bei den drei Säulen Kampf, Survival und Rätsel auswirken werden. Während die imposante Technik schon in dieser frühen Fassung mit detaillierten Kulissen und atmosphärischer Beleuchtung beeindruckt, hat das Team in manchen Bereichen aber noch Arbeit vor sich: Zum einen sollte man der KI noch ein paar Gehirnzellen spendieren und zum anderen leidet die Steuerung noch an einem Input-Lag, der aber eventuell auch durch die verwendeten TV-Geräte zustande kam und dadurch eine gewisse Präzision vermissen ließ. Viel Neues darf man für das Finale der Trilogie nicht erwarten. Aber Shadow of the Tomb Raider scheint nach den ersten Eindrücken das gute Niveau der Vorgänger halten zu können. Ob man es mit Schleich-Ausflügen in den Dschungel und der Story sogar noch toppen kann, werden wir spätestens im September wissen...
Einschätzung: gut