Shadow of the Tomb Raider - Vorschau, Action-Adventure, Stadia, PlayStation4, PC, Mac, XboxOne, Linux

Shadow of the Tomb Raider
03.05.2018, Michael Krosta

Vorschau: Shadow of the Tomb Raider

Lara Croft und das Ende der Welt

In Zusammenarbeit mit Crystal Dynamics werkelt Eidos Montreal an Shadow of the Tomb Raider (ab 14,99€ bei kaufen), um im Herbst die neue Trilogie rund um die Grabräuberin abzuschließen. Während es Lara in ihrem neuen Abenteuer nach Mexiko und zu verborgenen Maya-Stätten führt, ging es für uns nach London, wo wir bereits die erste Stunde anspielen konnten. Wie es uns gefallen hat, berichten wir in der Vorschau...

Ein bisschen fühlt man sich wie im Einstieg des letzten Bond-Films Spectre, wenn Lara auf einem belebten Marktplatz in der mexikanischen Stadt Cozumel Zeuge wird, wie die Einwohner mit Verkleidungen und gebastelten Skelett-Figuren den Tag der Toten feiern. Schnell verhüllt auch die Abenteurerin ihr hübsches Gesicht hinter einer Maske – nicht etwa, weil sie beim bunten Partytreiben mitmischen will. Nein, sie hat andere Pläne und will vor allem in der Menge untertauchen, um unauffällig zu bleiben. Denn sie ist auf der Suche nach einem Mann, der mit Trinity in Verbindung steht. Die Organisation, die im Vorgänger Rise of the Tomb Raider eingeführt und auch im letzten Kinofilm thematisiert wurde, führt offenbar in der Nähe geheime Ausgrabungen durch, die mit einem mächtigen Artefakt der Maya-Kultur in Verbindung stehen soll.

Día de Muertos

Das Leben in der mexikanischen Kleinstadt und die Stimmung rund um den Tag der Toten wird gut eingefangen.
Wenn man sich auf linearen Pfaden einen Weg durch die Menschenmenge bahnt, dabei Familien an Grabstätten beobachtet oder die Eindrücke belebter Plätze aufsaugt, drängen sich die Parallelen zur artverwandten Uncharted-Reihe regelrecht auf, wo man mit Nathan Drake oder zuletzt auch mit Chloe im Ableger Lost Legacy bereits ähnliche Situationen erlebt hat, die das neue Tomb Raider übrigens grafisch und atmosphärisch ähnlich gelungen einfängt.

Hat man die Zielperson aufgespürt und sie bis zur Ausgrabung verfolgt, wird es ernst: Die Verkleidung weicht dem typischen Grabräuberinnen-Outfit und unter ihrem Mantel zückt Lara ihren Bogen hervor. Dessen erster Einsatz lässt nicht lange auf sich warten, als bewaffnete Schurken bedrohen, einen ihrer Archäologen zu exekutieren. Bevor man einen Pfeil zückt, kann man sich aber erneut von hinten an Gegner heranschleichen und sie mit einem Stealth-Kill leise ausschalten – sei es mit einem Würgeangriff oder dem Einsatz der Kletteraxt. Pflanzen wie Efeuranken, die manche Mauern bedecken, liefern neben Gebüschen ebenfalls Sichtschutz, wenn man sich seinen Zielen nähert. Zudem kann man Feinde auch gezielt mit Wurfgegenständen ablenken – Hitman lässt grüßen! Von dem dichten Dschungel, der bereits im Trailer zu sehen ist und ebenfalls zu einem spannenden Versteckspiel á la Metal Gear Solid 3: Snake Eater einladen könnte, war hier allerdings noch nichts zu sehen.

Jäger und Sammler

Die Gräber sollen unheimlicher und gefährlicher werden.
Dafür allerdings wieder fette XP-Einblendung nach allen erdenklichen Aktionen, die hier durch ihre Größe noch stärker hervorstechen als im Vorgänger und sich einmal mehr als Immersions-Killer erweisen. Bleibt zu hoffen, dass man diese nervigen Einblendungen wie bei God of War auch hier in den Optionen deaktivieren kann. Zudem stolpert man schnell über die erste von vielen Kisten, die Ressourcen beinhalten, mit denen man z.B. Bandagen herstellen kann. Darüber hinaus findet man aber auch in der Natur nützlichen Sammelkram wie Pflanzen, die als natürliche Medizin-Ressourcen fungieren. Daher deutet aktuell leider viel darauf hin, dass man weiterhin viel Spielzeit mit Sammeln und Craften verschwenden muss.

Auch Laras Fähigkeiten wird man wahrscheinlich wieder verbessern können und es gibt bereits Hinweise, dass man auch den Waffen wieder das eine oder andere Upgrade spendieren darf. Zwar haben wir selbst noch keines entdeckt, doch fanden die bereits bekannten Basislager zumindest in Ladebildschirmen und in den Optionen Erwähnung, so dass man auch an diesem System festhalten wird. Überhaupt kennt man die meisten Mechaniken bereits aus einem der Vorgänger und schon zu Beginn beherrscht die Protagonistin Fähigkeiten wie den Doppelsprung an Wänden oder das Verschießen von Seilen zur Überbrückung von Schluchten, zum Einreißen von verbarrikadierten Türen oder zum Ziehen von Objekten. Und es versteht sich von selbst, dass diese Fähigkeiten auch zum Lösen der Umgebungsrätsel genutzt werden müssen. Diesbezüglich gibt es in Kombination mit eingestreuten Geschicklichkeitseinlagen bereits ein paar gute Ansätze. Und sollte man einmal irgendwo festhängen, liefert der optionale Survival-Instinkt wieder wertvolle Hinweise.

Auszeit im Basislager

Neuerdings kann sich Lara abseilen - zumindest dort, wo es das Spiel erlaubt.
In manchen Momenten habe ich mich allerdings gefragt, warum Lara Probleme quasi von alleine in einer Zwischensequenz löst, obwohl sich die Situationen regelrecht für Interaktionen angeboten hätte. Hier dürfte vermutlich der Schwierigkeitsgrad eine Rolle spielen, der sich für die drei Säulen Kampf, Survival und Rätsel separat regeln lassen soll.   

Beim Klettern in Kombination mit waghalsigen Sprüngen bleibt fast alles beim Alten. Allerdings hat sich Lara mittlerweile von Mitbewerbern abgeschaut, wie man Wandläufe mit Hilfe des Seils meistert. Die Baller-Action mit Pfeil und Bogen sowie Schusswaffen von der Pistole über das Sturmgewehr bis hin zur Shotgun wirkt ebenfalls vertraut. Leider lässt die KI aktuell noch etwas zu wünschen übrig und agiert nicht unbedingt clever.

Es geht abwärts

Willkommen ist die Möglichkeit, sich neuerdings mit einem Druck auf die Schultertasten auch abseilen zu können – entsprechend wird das Leveldesign noch stärker auf vertikale Strukturen ausgerichtet. Die Mechanik wird spätestens dann nützlich, wenn man mit Lara auf einer steilen Klippe steht und eine Höhle weiter unten im Felsen erreichen möchte. Dort warten neben vielen Leichen und Säulen mit übersetzbaren Texten auch Stolperfallen, die sich mit dem Messer entschärfen lassen, durch den penetranten Hinweis in Form eines Interaktions-Symbols aber schnell ihr Bedrohungspotenzial verlieren. Auch hier bleibt die Hoffnung, dass man diese Anzeigen später auf Wunsch deaktivieren kann.

Für Shadow of the Tomb Raider hat man ein neues 3D-Tauchsystem entwickelt, das den Survival-Aspekt auch unter der Oberfläche zur Geltung bringen und für klaustrophobische Zustände beim Spieler sorgen soll. Einen kleinen Vorgeschmack davon haben wir bereits bekommen, als wir bei ersten Tauchgängen mit Schnappatmung nach kleinen Öffnungen in der Decke für frischen Sauerstoff gesucht haben oder panisch auf die Knöpfe des Controllers eingehämmert haben, um Lara unter Wasser aus einer misslichen Lage zu befreien. Das sind tolle, intensive Momente, die zudem klasse inszeniert werden.

Luft anhalten!

Pfeil und Bogen dürfen nicht fehlen.
Die Rätsel-, Kletter- und Taucheinlagen zahlen sich aus: Noch vor Trinity erreicht Lara einen unterirdischen Tempel und schnappt sich das mächtige Artefakt, den die finsteren Gesellen als Schlüssel sehen, um eine neue Welt nach ihren Vorstellungen zu formen. Doch trotz all ihrer Erfahrungen aus den letzten beiden Teilen scheint Lara immer noch kein Gespür für das Übersinnliche entwickelt zu haben und steckt sich ohne Nachzudenken den Dolch von Ix Chel ein. Ein fataler Fehler: Als sie dem geschockten Trinity-Kommandanten gegenübersteht, hält sie seine Worte noch für eine Finte, wonach mit dem Entfernen des Dolches die Apokalypse ausgelöst wurde, die mit einem Tsunami eingeläutet wird. Doch als kurze Zeit später die ersten Flutwellen wie aus dem Nichts angerauscht kommen und Cozumel zusammen mit den feiernden Bewohnern unter den gewaltigen Wassermassen begraben wird, muss auch Lara nach einer dramatischen Flucht vor den Fluten realisieren, dass sie gewaltigen Mist gebaut hat, den es jetzt wieder gerade zu rücken gilt.

Dumm gelaufen

Ausblick

Bei Eidos Montreal hat man dieses Problem nicht: Shadow of the Tomb Raider setzt zwar vornehmlich auf Altbewährtes, aber die gute Mischung aus Rätseln, Erkundung und Action kann in dem neuen Setting immer noch überzeugen. Mir wäre es allerdings lieber, wenn man den Sammel- und XP-Wahn stärker reduzieren und auf dämliche Nebenbeschäftigungen wie „Finde fünf Totenschädel und schieße sie ab“ komplett verzichten würde. Das sind zusammen mit den ständigen Einblendungen in erster Linie nur Immersions-Killer, die ein gutes Action-Adventure auf diese plumpe Art eigentlich nicht nötig hätte. Schade auch, dass die Gräber zwar deutlich düsterer und fordernder ausfallen sollen, aber weiterhin nur optionale Schauplätze darstellen und daher schon wieder nicht direkt in die Story eingebunden werden. Sehr gespannt bin ich, ob Lara bei ihren Ausflügen in den dichten Dschungel tatsächlich Snake / Big Boss nacheifern wird und wie sich die verschiedenen Schwierigkeitsgrade bei den drei Säulen Kampf, Survival und Rätsel auswirken werden. Während die imposante Technik schon in dieser frühen Fassung mit detaillierten Kulissen und atmosphärischer Beleuchtung beeindruckt, hat das Team in manchen Bereichen aber noch Arbeit vor sich: Zum einen sollte man der KI noch ein paar Gehirnzellen spendieren und zum anderen leidet die Steuerung noch an einem Input-Lag, der aber eventuell auch durch die verwendeten TV-Geräte zustande kam und dadurch eine gewisse Präzision vermissen ließ. Viel Neues darf man für das Finale der Trilogie nicht erwarten. Aber Shadow of the Tomb Raider scheint nach den ersten Eindrücken das gute Niveau der Vorgänger halten zu können. Ob man es mit Schleich-Ausflügen in den Dschungel und der Story sogar noch toppen kann, werden wir spätestens im September wissen...   

Einschätzung: gut