The Last of Us Part 2 - Vorschau, Action-Adventure, PlayStation4, PlayStation5

The Last of Us Part 2
14.06.2018, Michael Krosta

Vorschau: The Last of Us Part 2

Zwischen Romantik und Gewalt

Auf der E3 schockiert Naughty Dog nicht nur mit brachial inszenierter Gewalt, sondern zeigt auch die gefühlvolle Seite von The Last of Us Part 2 (ab 34,00€ bei kaufen). Während wir im Rahmen einer Präsentation die beeindruckende Demo noch einmal live erleben konnten, lieferte Lead Designer Richard Cambier zumindest ein paar Antworten auf die vielen Fragen, die unter den Nägeln brennen...

Mit dem zärtlichen Kuss zwischen Ellie und ihrer Freundin sorgte Naughty Dog sicher für einen der emotionalsten Momente auf der diesjährigen E3. Abseits eines subtilen Statements für die zunehmende Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Liebe und der natürlichen Weiterentwicklung von Ellie als Charakter beinhaltet die Szene allerdings auch dramaturgischen Zündstoff: Denn kurz vor besagtem Kuss macht Ellie ihrem Freund noch Hoffnung, dass er schon bald wieder mit seiner offenbar frisch getrennten Ex zusammenkommen könnte, die sich jetzt aber offenbar stärker zu Ellie hingezogen fühlt.

Emotionen und Technik

Steht diese junge Liebe unter einem ähnlichen Stern wie in Left Behind?
Ebenfalls wird Ellies „Old Man“ erwähnt -  also ihr „Vater“, der in der Gemeinschaft offenbar große Verantwortung trägt und für die Sicherheit sowie Einteilung von Patrouillen zuständig zu sein scheint. Ob es sich dabei um Joel handelt, wollte Cambier auf Nachfrage noch nicht konkret bestätigen. Allerdings durfte er bereits sagen, dass der spielbare Protagonist des Vorgängers hier ebenfalls eine große Rolle spielen und sich die Geschichte nicht nur auf Ellie konzentrieren wird, sondern weiterhin zwei Charaktere im Fokus stehen sollen. Darüber hinaus betont Cambier, welch enorme technische Herausforderung es war, diese Kuss-Szene so natürlich wie möglich darzustellen. So wurde versucht, selbst kleinste Verformungen des Gesichts und der Nase bei der Berührung der beiden möglichst akkurat einzufangen und abzubilden. Der Aufwand hat sich gelohnt: Mir fällt aktuell kein anderes Spiel und tatsächlich auch kein CGI-Film ein, der bisher einen innigen Kuss virtueller Figuren ähnlich authentisch und gefühlvoll rüber gebracht hat.

Neuerdings kann Ellie auch kriechen und sich z.B. unter Wagen verstecken.
Angesichts der ausgelassen Stimmung in der Bar, in der die Leute tanzen und glücklich wirken, könnte man fast den Eindruck gewinnen, als wäre in der Endzeit-Welt alles in Ordnung. Allerdings gibt es bereits Andeutungen, dass man sich nur mit einer speziellen Erlaubnis eine kleine Auszeit gönnen und das Leben wieder wie früher genießen darf. Also vor der Zeit, in der eine Epidemie einen Großteil der Bevölkerung dahingerafft oder in aggressive Monster verwandelt hat. Spätestens nach der stilvollen Überleitung wird man dagegen wieder von der Realität eingeholt und erlebt eine Welt voller Gewalt. Alleine dieser krasse Wechsel von der scheinbaren Idylle in die grausame Realität und der damit einhergehende Kontrast unterstreicht wieder die Extraklasse, wie gut Naughty Dog die Kunst der Regie beherrscht. Der zweite Teil von The Last of Us wirkt noch brutaler und schonungsloser, wenn Ellie Messer oder andere spitze Gegenstände begleitet von einer Blutfontäne in ihre Gegner rammt oder eine Gruppe von Verbrechern ihr wehrloses Opfer am Galgen bei lebendigem Leib aufschlitzen und die Gedärme aus dem Körper tropfen. Gerade in den Nahkämpfen geht die Kamera sehr nah ans Geschehen heran und sorgt dafür, dass die Gewalt noch intensiver eingefangen wird und entsprechend ihre Wirkung nicht verfehlt. Man hat in den letzten Jahren schon viel in Filmen, TV-Serien und Spielen gesehen, aber selbst im Vergleich mit so manchen Ereignissen in „The Walking Dead“ empfinde ich die Darstellung als extrem hart und an der Schmerzgrenze. Ist es angemessen? Ja, auf jeden Fall! Deshalb soll es auch kein Vorwurf sein, diese Welt genau so schonungslos zu zeigen, wie es Naughty Dog hier macht.   

Eine Welt voller Gewalt

Erweitertes Bewegungsrepertoire, bessere KI
Darüber hinaus lebt die Inszenierung von einer unglaublichen Dynamik, die auch von den nahtlosen Übergängen bei Animationsphasen getragen wird, durch die das Geschehen zudem realistisch und natürlich wirkt. Man kann auf dem Bildschirm regelrecht die Kräfte spüren, wenn Ellie zu Boden geschleudert wird oder ihren Körper schnell durch eine kleine Lücke schiebt. Neuerdings kann man sich nicht nur geduckt fortbewegen, sondern sogar über den Boden kriechen, um sich z.B. im niedrigen Gras oder unter Fahrzeugen zu verstecken. Entsprechend müssen auch neue Systeme für die KI implementiert werden, die bei ihrer Suche nach Ellie nicht nur verstärkt und mit präziseren Angaben untereinander kommuniziert, sondern auch die neuen Versteckmöglichkeiten berücksichtigt. Viele andere Mechaniken wie die Wahl der Waffen oder das Herstellen von Munition und anderen Gegenständen wirkt dagegen vertraut. Auch wenn bisher primär der Konflikt zwischen verschiedenen Fraktionen thematisiert wurde, stellen selbstverständlich auch die Infizierten weiterhin eine gefährliche Bedrohung dar. Keine große Überraschung: Cambier stellte in der Fragerunde bereits in Aussicht, dass man neben alten Bekannten wie dem Klicker auch auf neue Mutationen treffen wird.

Ausblick

Ich bin immer noch völlig baff von dem, was ich da bei der Präsentation von The Last of Us Part 2 zu sehen bekommen habe. Naughty Dog versteht es einmal mehr, nicht nur mit einer überragenden Technik zu begeistern, die sowohl den Schauplätzen mit ihrer beeindruckenden Darstellung der Vegetation, der glaubwürdigen Gestaltung sowie stimmungsvollen Beleuchtung als auch den detaillierten Figuren mit ihrer ausdrucksstarken Mimik Leben einhaucht. Es ist vor allem auch die Kunst der filmreifen Inszenierung in Kombination mit der hohen Dynamik und Ellies erweitertem Bewegungsrepertoire, die einen selbst als passiven Zuschauer umgehend ins Geschehen und in ihren Bann zieht. Bleibt zu hoffen, dass die starke Dramaturgie nicht nur zu Showzwecken durch Skripts zustande kam, sondern im fertigen Spiel ähnlich packende Situationen entstehen und für filmreife Spannung sorgen. Froh war ich, dass neben der exzessiven und schonungslos inszenierten Gewalt endlich auch wieder die emotionale Komponente der Spielerfahrung thematisiert wurde und unweigerlich an das Ende der großartigen Story-Erweiterung Left Behind aus dem ersten Teil erinnerte. Ganz klar: Für mich markiert The Last of Us Part 2 einen der Höhepunkte der E3 und ich kann es kaum erwarten, mehr von dieser Welt zwischen Hoffnung und Verzweiflung zu sehen.

Einschätzung: Fit4Hit

Kommentare
Danilot

Antwort zu einem Kommentar im geschlossenen Thread:

Das mit der Herausforderung ist doch Quatsch und den Fragen. Wenn ich keine Entscheidungsfreiheit habe und vor vollendete Tatsachen gestellt werde, so wie hier, dann ist das für den Arsch. Da kann ich mir soviele Fragen stellen wie ich lustig bin, ich kann nicht handeln und bin gezwungen entweder das Spiel aus zu machen oder gar nicht erst zu kaufen. Aber da das hier ja alles Spoiler sind, haben viele Spiele ja nicht Mal im Vorfeld diese Wahlfreiheit.
Mal weg von irgendwelchen Spoilern. Du kannst jetzt schon sehr klar entscheiden ob Teil 2 was für dich ist oder nicht. Es wird ein Naugthy Dog Game mit linearer Erzählung und wahrscheinlich keiner spielerischen Entscheidungsfreiheit bzgl. der Erzählung, also so wie alle bisherigen ND-Games.

Wie der Titel des Artikels hier schon sagt, es wird auch um Romantik und Gewalt gehen. Das wissen wir aus den offiziellen Trailern und den Kommentaren der Entwickler.


Viele sehr gute Games funktionieren als lineare Geschichten wie Filme und Bücher. Sie präsentieren eine fertige Story und du kannst dich nur im Gameplay austoben - das wird sich hier nicht ändern.

Und es wird auch wieder düster, das haben die offiziellen Trailer deutlich gemacht.

Damit ist ziemlich klar, was einen grob erwartet.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren