Battlefield 5 - Vorschau, Shooter, PlayStation4Pro, XboxOne, XboxOneX, PlayStation4, PC

Battlefield 5
19.10.2018, Michael Krosta

Vorschau: Battlefield 5

Mehr Qualität und Freiheiten?

Im Gegensatz zu Black Ops 4 halten DICE und Electronic Arts bei Battlefield 5 (ab 11,46€ bei kaufen) weiter an einer Kampagne fest – zum Glück! Wie schon beim Vorgänger Battlefield 1 greift man mit den Kriegsgeschichten erneut das Episoden-Konzept auf, um möglichst viele Facetten und Schauplätze des Zweiten Weltkriegs abzubilden. Wir haben für die Vorschau bereits einige von ihnen angespielt...

Der gelungene Prolog gibt schon einen ersten Vorgeschmack darauf, was man von der Kampagne zu erwarten hat: In den kurzen spielbaren Abschnitten lernt man nicht nur Schauplätze wie Norwegen, Libyen, Algerien, Deutschland sowie die Niederlande kennen, sondern darf sich u.a. schon an einer nächtlichen Infiltration, am Steuer eines Panzers oder als Scharfschütze versuchen und sich an Bord eines Flugzeugs einen Luftkampf über Hamburg liefern.

Ein erster Vorgeschmack

Laut Franchise Design Director Daniel Berlin funktioniert die gewählte Struktur für die Kampagne so gut, weil man sich bewusst nicht nur auf eine Figur konzentrieren möchte, sondern eine Reihe von persönlichen Geschichten erzählen will und

Im eisigen Norwegen droht sogar die Gefahr zu erfrieren, wenn man nicht rechtzeitig Wärmequellen findet.
dabei für die verschiedenen Charaktere auch eine Variation der Spielstile anbieten will. Trotzdem will man den Spielern noch stärker die Wahl lassen, auf welche Art sie sich in die Gefechte stürzen und welche Ausrüstung sie dabei verwenden wollen.

Das zeigt sich bereits in der ersten Episode Nordlys, wo man sich in der Rolle einer norwegischen Widerstandskämpferin sowohl per pedes als auch auf Skiern einen Weg zur gut bewachten Basis der Deutschen bahnt, um diese zu infiltrieren und eine Gefangene zu befreien. Zwar laden die schallgedämpfte Pistole, die gezielten Ablenkungsmanöver und unauffälligen Nahkampf-Attacken vor allem zu einer unauffälligen Vorgehensweise ein, doch kann man sich genauso gut ein Gewehr krallen oder sich hinter ein Geschütz klemmen, um die Invasoren mit der willkommenen Unterstützung explosiver Fässer einfach über den Haufen zu ballern. Und obwohl die Frostbite Engine einmal mehr für ein hohes Maß an Zerstörung innerhalb der Umgebung sorgt, scheinen Glühbirnen aus Adamantium zu bestehen. Schade, denn dieser Hauch von Splinter Cell würde den Infiltrationsweg sicher bereichern. Allerdings liefert DICE ohnehin nur eine Light-Variante der Mechanik: Die Silhouetten zuvor markierter Gegner bleiben z.B. auch durch Wände hindurch sichtbar. Auch das Verstecken von Leichen ist nicht möglich und so erregen die leblosen Körper früher oder später die Aufmerksamkeit von Patrouillen, die nicht zögern, umgehend Alarm zu schlagen – es sei denn, man war so clever und hat die Sirene zuvor sabotiert, um das mögliche Anrücken der Verstärkung zu verhindern. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad präsentiert sich die KI zwar noch häufig als Kanonenfutter, doch ist sie

Wo lang? In Battlefield 5 führen meist mehrere Wege zum Ziel.
durchaus aufmerksam, agiert in einem recht großen Aktionsradius und zögert nicht, Granaten oder Mörsergeschosse an die Position zu schicken, wo sie den Spieler vermutet.

Infiltration in Norwegen

Die Basis-Infiltration ist allerdings erst der Anfang. Schon die erste Episode fällt mit wechselnden Schauplätzen nicht nur erfreulich umfangreich aus, sondern hat auch spielerische Abwechslung zu bieten, wenn man sich z.B. durch die eisige Wildnis Norwegens zittert und der drohenden Hypothermie mit Aufwärmen an Lagerfeuern entgegenwirken muss, um wieder ordentlich zielen zu können und nicht zu erfrieren. Auch das Anbringen von Sprengladungen an mitunter gut versteckten Objekten oder eine rasante Verfolgungsjagd auf einem Schneemobil sorgen dafür, dass hier so schnell keine Langeweile aufkommt. Laut Berlin will man bei DICE die Kampagne auch dazu nutzen, mit Spielmechaniken zu experimentieren, die auf den Mehrspieler-Schlachtfeldern in dieser Form vielleicht nicht zum Einsatz kommen würden.

Darüber hinaus will man dem Spieler mehr Freiheiten bieten als zuvor, da die Schauplätze deutlicher als Sandkasten angelegt werden. Anstatt streng linearen Pfaden zu folgen, hat man in den recht offen angelegten Arealen oft die Wahl zwischen mehreren alternativen Wegen, darf alle zugänglichen Vehikel nutzen und teilweise sogar entscheiden, in welcher Reihenfolge und mit welcher Ausrüstung man die vorgegebenen Ziele abarbeiten will. „Tools statt Skripts“ lautet das Motto von DICE, auch wenn der Spielverlauf im Einklang mit der Handlung und Zwischensequenzen hin und wieder in die gewünschten Bahnen gelenkt wird.

Mehr Freiheiten

Laut Berlin hat man sich bei DICE zum Ziel gesetzt, die einzelnen Story-Episoden der Kampagne hinsichtlich Länge und Qualität auf einem vergleichbar hohen Niveau zu halten – ein Plan, der im Vorgänger Battlefield 1 mit seinen teils erheblichen Schwankungen nicht konsequent genug umgesetzt wurde. Neben dem Einsatz in Norwegen und dem Prolog gibt es noch drei weitere Kriegsgeschichten, wobei das fünfte und letzte Kapitel „Last Tiger“ erst im Dezember nachgereicht wird. Dabei könnte

In der finalen Episode "Last Tiger" soll die deutsche Perspektive thematisiert werden.
sich ausgerechnet dieses Finale als besonders interessant erweisen, weil einem in der Rolle eines Kommandanten des mächtigen Tiger-Panzers auch die deutsche Perspektive näher gebracht werden soll.

Einheitlicher Umfang und Qualitätsanspruch

Generell strebt DICE an, möglichst viele Facetten des Konflikts zu zeigen, aber auch verschiedene Emotionen zu wecken. In der Episode Under No Flag soll es z.B. eher unterhaltsam und mitunter sogar lustig zugehen, wenn man mit einem Trupp von Kriminellen unterwegs ist, die widerwillig für den SBS (Special Boat Service) der Royal Marines eingespannt wurden und mit ihren flapsigen Bemerkungen sowie einer gewissen Situationskomik durchaus Parallelen zu Bad Company aufweisen. Eher tragisch soll es dagegen bei der Episode Tirailleur zugehen, wo man 1944 eine Truppe schlecht ausgerüsteter Kolonial-Soldaten begleitet, die gegen eine Übermacht ins Feld ziehen müssen für ein Land, das sie nicht einmal kennen. Zwar basieren die Kriegsgeschichten lose auf realen Ereignissen und Schauplätzen, sind aber rein fiktional und wollen abseits historischer Schlachten auch Aspekte sowie Momente beleuchten, die man zuvor noch nicht unbedingt in den zahlreichen Filmen und Videospielen rund um den Zweiten Weltkrieg zu Gesicht bekommen hat. Um die Authentizität und Immersion zu steigern, sprechen übrigens alle Figuren in ihrer jeweiligen Landessprache und die Dialoge werden untertitelt. Im Gegensatz zu Shadow of the Tomb Raider, wo man in den Optionen die

Im Prolog macht man bereits Bekanntschaft mit diversen Vehikeln und liefert sich z.B. eine Luftschlacht über Hamburg.
„Dialogechtzeit“ aktivieren oder ausschalten kann, wird man hier keine Wahl haben und sich damit abfinden müssen, den norwegischen oder französischen Ausführungen zu lauschen.

Hinsichtlich Technik und Präsentation hinterlässt die Kampagne von Battlefield 5 bereits einen sehr guten Eindruck: Die großen Areale strotzen vor Details, die Beleuchtung ist über weite Strecken fantastisch und die zerstörbare Umgebung vermittelt zusammen mit der wuchtigen Klangkulisse vor allem in den bleihaltigen Action-Momenten eine gelungene Schlachtfeld-Atmosphäre, während bei den Schleicheinsätzen trotz mechanischer Einbußen durchaus Spannung aufkommt. Vor allem aber fühlen sich die Kriegsgeschichten an wie eine echte Kampagne und nicht bloß irgendwelche Mehrspieler-Karten, über die schnell eine Story gestülpt wurde. Einzig der Einstieg von Tirailleur, in dem man zuerst eine mit „A“ markierte Stellung einnehmen und anschließend halten muss, ließ einen manchmal zweifeln, ob man nicht doch aus Versehen im Multiplayer-Modus gelandet ist.

Starke Technik

Ausblick

Die Kampagne von Battlefield 5 hinterlässt bisher einen guten Eindruck, auch wenn wir neben dem Prolog lediglich die erste Geschichte in Norwegen intensiv anspielen und in die restlichen Kapitel bisher nur kurz reinschnuppern konnten. Die Mission Nordlys überzeugt bereits mit spielerischen Freiheiten, abwechslungsreichen Schauplätzen und durchaus interessanten Ansätzen bei der Spielmechanik. Darüber hinaus beeindruckt das Spiel mit seiner prächtigen Kulisse und der wuchtigen Soundabmischung auch mit einer starken Technik. Sollte DICE das Versprechen hinsichtlich einheitlicher Qualität und Umfang der einzelnen Episoden tatsächlich einlösen, dürften die Kriegsgeschichten eine willkommene Bereicherung zu den Mehrspieler-Schlachten darstellen und weit mehr bieten als nur ein XL-Tutorial. Aber wir erinnern uns: Auch die Kampagne von Star Wars: Battlefront 2 begann verheißungsvoll und endete in einer herben Enttäuschung. Von daher wird erst der Test die endgültige Antwort liefern, ob die Kriegsgeschichten als Gesamtwerk den positiven Ersteindruck bestätigen können.

Einschätzung: gut