Metro Exodus - Vorschau, Shooter, PC, XboxSeriesX, PlayStation4Pro, XboxOne, PlayStation4, PlayStation5, XboxOneX

Metro Exodus
16.01.2019, Michael Krosta

Vorschau: Metro Exodus

Ein Roadtrip durch die Post-Apokalypse

Genau wie der Rest der Welt liegt auch Russland nach einem verheerenden Atomkrieg in Schutt und Asche. Für die Vorschau haben wir Artjom und seine Mitstreiter bei ihrer Suche nach einem strahlungsfreien Lebensraum abseits der finsteren Metro-Schächte in einem weiteren Kapitel begleitet. Verfestigt sich der positive Eindruck, den wir bereits bei unserem ersten Abstecher zur Wolga gewonnen haben?

In gewisser Weise erinnert die Odyssee an Bord des Zugs Aurora an den Alltag bei der Deutschen Bahn: Blockierten bei unserer ersten Vorschau irgendwelche Idioten die Gleise, zwingt im neu gezeigten Abschnitt „The Caspian“ die Kombination aus Hitze und fehlender Energie-Ressourcen die Reisenden zu einem ungeplanten Halt, der weitere Verzögerungen mit sich bringt, von denen Bahnreisende ein Lied singen können. Doch während der Otto-Normal-Fahrgast bei der DB die Verspätungen hilflos aussitzen muss und mit lächerlichen Entschädigungen abgespeist wird, nimmt man mit Artjom selbst das Heft des Handelns in die Hand, um die lahmende Lokomotive wieder zum Laufen zu bringen und den Kameraden das zu lange Ausharren in der sengenden Hitze zu ersparen.

Immer nur Probleme

Dumm nur, dass sich neben Mutanten auch wieder durchgeknallte Banditen in dem Gebiet herumtreiben, das von einem Schurken kontrolliert wird, der sich selbst als Baron bezeichnet und sich regelmäßig in Radioübertragungen zu Wort meldet, in denen er auch auf Aktionen des Spielers Bezug nimmt. Denn die Konfrontation mit dem großen Boss und seinen Schergen ist unausweichlich: Zum einen wird die Bevölkerung unter der Schreckensherrschaft versklavt. Durch den Deal mit einer Widerstandkämpferin wird man quasi dazu gezwungen, sie bei ihrem Freiheitskampf zu unterstützen. Zum anderen sitzt

Gerade an höher gelegenen Orten wie einem Leuchtturm genießt man eine phänomenale Aussicht, auch wenn die grafischen Details in der Distanz spürbar abnehmen.
ausgerechnet der Baron mit seiner Truppe auf Fässern voller Wasser und Diesel – also den dringend benötigten Ressourcen, die er weder freiwillig noch ohne unzumutbare Gegenleistungen den Reisenden der Aurora überlassen will.

Ärger ist also vorprogrammiert. Dabei hat man meist die Wahl, ob man sich eher auf dem Schleichweg an den Wachposten vorbei meuchelt und Sprengfallen vorsichtig entschärft oder mit brachialer Waffengewalt durchballert. Schön ist, dass man wie bei Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain auch hier die Wahl hat, ob man Gegner nur bewusstlos würgen oder eliminieren will. In manchen Abschnitten wird man sogar explizit darauf hingewiesen, die unschuldigen Sklaven zu verschonen. Ob man sich daran hält, liegt allerdings ganz bei einem selbst. Hin und wieder muss man allerdings auch Gegnerwellen abwehren und kommt um Schusswechsel nicht herum.

Rambo oder Snake?

Insgesamt genießt man aber jede Menge Freiheiten. Zwar geht 4A Games zum Glück nicht den ganzen Schritt in die offene Welt, doch laden die großen Areale dennoch ausreichend zur Erkundung ein. NPCs weisen zwar auf interessante Orte hin, doch darf man auch auf eigene Faust zahlreiche Verstecke, kleine Stützpunkte oder Gebäude entdecken, in denen man u.a. Ressourcen für das simple Crafting-System, Notizen und Audiologs oder Waffenteile finden kann. Dabei bewegt man sich nicht nur per pedes durch die Welt, sondern greift auch auf diverser Vehikel zurück. In der Demo durften wir uns zwar nur

Aufziehende Sandstürme erschweren die Sicht.
hinter das Steuer eines notdürftig zusammengeschusterten Pickup-Trucks klemmen, doch gab es bereits Hinweise darauf, dass sich im fertigen Spiel auch Quads und LKW verwenden lassen könnten. Schön ist, dass man mittlerweile selbst unterwegs wichtige Gegenstände wie Standard-Patronen, Heilpakete oder Maskenfilter herstellen kann und nicht mehr zwingen auf die altbekannten Werkbänke angewiesen ist. Dort erhält man allerdings Zugriff auf weitere Optionen, darunter die Reparatur der Gasmaske und Reinigung der Waffen, damit es nicht zu Fehlfunktionen kommt.    

Zwar verbringt man deutlich mehr Zeit an der Oberfläche als in den Vorgängern, doch wird man sowohl im Rahmen der Erkundung als auch aufgrund der linearen Story-Missionen immer wieder in den Untergrund gezwungen. In den Bunkern und Höhlen kommt sofort wieder das klassische Metro-Feeling auf, wenn man sich mit Taschenlampe und Feuerzeug durch die engen und meist finsteren Gänge schleicht, während zusätzlich verstörende Klänge an den Nerven zerren und für ein leichtes Horror-Ambiente sorgen. Zwar tummeln sich auch an der Oberfläche Mutanten und sorgen in den Ruinen dank einer guten Tarnung immer wieder für kleine Schockmomente. Doch vor allem in der Dunkelheit der Schächte scheinen sich die Kreaturen besonders wohl zu fühlen, darunter auch XL-Spinnen und Skorpione, die sogar empfindlich auf Licht reagieren. Da wird das

Erst nach dem manuellen Aufpumpen hat diese Waffe den nötigen Druck.
Feuerzeug mindestens so wichtig wie die Wumme, wenn man die aggressiven Biester verscheuchen und unter der Erde überleben will. Hin und wieder wird man trotzdem angefallen. Dabei muss man sich manche Gegner in den intensiv inszenierten Nahkämpfen durch wildes Knopfgehämmer vom Leib halten. Auch Bosskämpfe gegen besonders stark gepanzerte Widersacher mit durchschlagenden Wummen stehen auf der Agenda.

Stealth, Action und Horror  

Ausblick

Ich bin immer noch angetan von Metro Exodus. Vor allem gefällt mir, dass 4A Games hier einen guten Kompromiss zwischen linearen Missionen und Erkundung in einer sehr großen, aber eben nicht komplett offenen Welt findet. Schön auch, dass der Bildschirm nicht à la Ubisoft mit Markierungen und blinkenden Symbolen zugemüllt wird. Ohne die ganzen Anzeigen kann man deutlich besser in die postapokalyptische Spielwelt eintauchen, die schon alleine durch die gravierenden Unterschiede zwischen der weitläufigen Oberfläche und beengten Abstechern in den düsteren Untergrund viel Abwechslung zu bieten hat. Darüber hinaus überzeugt sie mit ihrer stimmigen Endzeit-Architektur und der beeindruckenden Beleuchtung, während unter der Erde vor allem die beklemmende Klangkulisse für Schnappatmung und ein leichtes Horror-Ambiente sorgt. Im Vergleich zur ersten Vorschau haben die Entwickler auch an der Steuerung geschraubt, die mittlerweile einen präziseren Eindruck hinterlässt. Die KI ist allerdings immer noch ausbaufähig und agiert trotz Positionswechseln in vielen Situationen nicht gerade clever, sondern stellt in erster Linie nur durch ihre Mannstärke oder überlegene Waffen-Power eine echte Bedrohung dar. Trotzdem habe ich Lust auf die Reise an Bord der Aurora!

Einschätzung: gut