Age of Wonders: Planetfall - Vorschau, Taktik & Strategie, PC, XboxOne, PlayStation4

Age of Wonders: Planetfall
20.02.2019, Marcel Kleffmann

Vorschau: Age of Wonders: Planetfall

Wundersame Sci-Fi-Welt

Nach über 15 Jahren im Bereich der klassischen Fantasy sind die niederländischen Triumph Studios, die 2017 von Paradox Interactive übernommen wurden, erstmals umgeschwenkt und werkeln seither an einem Strategiespiel in einem Science-Fiction-Szenario - wobei die Entwickler eigentlich der Ansicht sind, dass sie nun auf Fantasy in einem futuristischen Setting setzen würden. In unserer Vorschau haben wir erste Kolonien auf einer fernen Welt gegründet.

In Age of Wonders: Planetfall (ab 13,34€ bei kaufen) geht es um die Hinterlassenschaften der interstellaren "Star Union", die auf einem mysteriösen Planeten entdeckt wurden. Nun versuchen sechs Fraktionen zwischen üppigen Landschaften, wilden Einöden und überwucherten Megastädten dort Fuß zu fassen und die Geheimnisse längst vergessener Technologien zu entschlüsseln. Einheimische Lebewesen, weitere Nebenfraktionen und andere Überraschungen erwarten die Besucher ebenfalls …

Age of Wonders: Planetfall unterteilt sich grundlegend in zwei Bereiche: den Aufbau und die Verwaltung der eigenen Kolonie auf der strategischen Weltkarte à la Civilization und die taktischen Gefechte auf separaten Schlachtfeldern à la XCOM. Sowohl der Globalstrategieteil als auch die Kämpfe werden rundenweise gespielt. Age of Wonders 3 wird also konsequent fortgeführt.

Die Überreste der Star Union

Vor dem Planetfall muss man sich für eine Fraktion entscheiden. Zur Auswahl stehen die militanten Vanguard (Menschen), die ehemalige Schwarm-Insektenrasse der Kir'ko, die ausschließlich aus naturbegeisterten Frauen bestehenden Amazonen,

Eine futuristische neue Welt wartet ...

Die Fraktionen unterscheiden sich in ihrer Spielweise, bei den Waffentypen und ihrer Kampfstrategie. Die Kir'ko zum Beispiel vermehren sich rasant und setzen auf große Armeen mit Bio- und Psi-Waffen. Sie verfügen über starke biologische Nahkampfeinheiten sowie Energieschilde. Die Amazonen setzen auf Bio- und Laser-Waffen, kommandieren technologisch modifizierte Tiere und können die Sektoren auf der Weltkarte in Wälder terraformen, wodurch sie sich schneller bewegen können.

die industriellen Dvar und die Cyborg-Zombies der Assembly. Die letzte Fraktion soll demnächst enthüllt werden. Sämtliche Fraktionen sollen in irgendeiner Form mit der Star Union verbunden sein.

Sechs Fraktionen, sechs Sichtweisen

Nach der Fraktionswahl entscheidet man sich für eine wissenschaftliche Schwerpunkt-Technologie, die abermals den angepeilten Spielstil beeinflusst. Bisher wurden Massenvernichtungswaffen zur planetaren Auslöschung (Promethean), eine Alien-Parasit-Kombination mit Biowaffen (Xenoplague) und  Teleportation und Energie-Manipulation (Voidtech) enthüllt.

Auch das Aussehen des Commanders darf man anpassen.

Abschließend wird ein personalisierter "Commander" mit Perks und Startausrüstung erstellt, der auf der Weltkarte präsent ist und die Armeen, die aus bis zu sechs Einheiten bestehen können, anführt. Im späteren Spielverlauf schließen sich noch weitere Helden-Charaktere der Fraktion an. "Commander", Helden und Einheiten gewinnen in den Gefechten übrigens an Erfahrung und lassen sich verbessern bzw. spezialisieren.

Diese Wahl spiegelt sich später im Forschungsbaum entscheidend wieder. Im finalen Spiel soll es noch drei weitere Schwerpunkt-Technologien geben.

Nach dem Touchdown auf dem Planeten verfügt man wie in Global-Strategiespielen üblich zunächst über eine Hauptstadt bzw. Kolonie. Dabei fällt sofort auf, dass die Oberfläche aus mehreren Sektoren besteht, die wiederum aus vielen Hexfeldern zusammengesetzt sind. Die Sektoren lassen sich annektieren und bestimmten Kolonien zuweisen, doch dazu später mehr. In der Startkolonie beginnt der typische 4X-Marathon. Man baut Gebäude, bewegt die Einheiten, sorgt sich um Ressourcen (Nahrung, Energie, Produktion) und legt die Forschungsprojekte fest. Geforscht wird in zwei getrennten Bereichen: Militär und Soziales. Zu den militärischen Technologien gehören die Waffen und die gewählte Schwerpunkt-Technologie. Zu den sozialen Projekten zählen die fraktionsspezifischen Doktrinen bzw. Spezialfähigkeiten, Wirtschaftspolitik und Operationen wie Spionage.

Dieser Sektor wurde von der Kolonie abgeschnitten und produziert daher nichts.


Planetfall

Weiter geht es mit dem Ausbau der Kolonie. Hierzu schaut man sich die umliegenden Sektoren mit ihren Biomen und geographischen Besonderheiten näher an. Ein Fluss bringt zum Beispiel zusätzliche Nahrung. Wald sorgt für Produktion oder Nahrung. Oftmals findet man dort Nebenfraktionen, Einheimische, Relikte oder brauchbare Hinterlassenschaften wie eine Forschungsstation oder eine Reparaturanlage für Einheiten. In der praktischen Sektorenübersicht sieht man alle Vor- und Nachteile auf einen Blick und kann alsbald entscheiden, welche Kolonie diesen Sektor als Provinz annektieren soll. Nun darf man in der zugewiesenen Kolonie festlegen, wie dieser Sektor genutzt werden soll, ob zum Beispiel Nahrung, Forschung oder Produktion "ausgebeutet" werden soll. Idealerweise sollte man die Form der "Ausbeutung" auf die dort vorhandenen Ressourcen zuschneiden, vor allem wenn man den Sektor aufwerten und weiter spezialisieren möchte. Diese Boni und erwirtschafteten Güter fließen aus der Provinz in die zugehörige Kolonie.

Ausbeutung der Provinzen

In den Sektoren können alternativ auch Frontbasen oder neue Kolonien errichtet werden, wobei man neue Kolonien nur gründen kann, wenn sie nicht an bisherige Kolonien (nicht Provinzen) angrenzen. Die Entwickler wollen mit dieser Beschränkung dafür sorgen, dass es keinen "City-Spam" gibt, um die Karte möglichst schnell zu erobern. Während bei Age of Wonders 3 laut Triumph ein Reich aus ungefähr zehn Städten bestand, soll das Imperium bei Age of Wonders: Planetfall aus ungefähr sechs bis sieben Kolonien bestehen, was der Übersicht zugutekommen, aber keinesfalls die strategischen und taktischen Möglichkeiten einschränken soll.

Anspruch auf Sektoren erhebt man mit seiner Armee. Sind gegnerische Truppen vor Ort oder kommt es irgendwo auf der Weltkarte zu einem Aufeinandertreffen von verfeindeten Einheiten, kann eine Schlacht entbrennen. Die Optionen sind dann: Fliehen, Verhandeln oder Kämpfen - entweder automatisch oder manuell. Da die Karte aus Sechsecken besteht, können bis zu sechs Armeen einer Fraktion eine andere Feld zum Beispiel eine Kolonie attackieren. Man kann somit bis zu 32 Einheiten ins Gefecht führen.

Taktische XCOM-Gefechte

Entscheidet man sich für den manuellen Kampf findet das taktische Kampfgeschehen auf separaten Schlachtfeldern statt. Dort lassen sich die Einheiten über die Karte voller Hexfelder befehligen. In der Regel hat der Verteidiger den ersten Zug, bevor der Angreifer seine Truppen bewegt. Die Aufstellung der Truppen auf der Karte darf man vorher nicht selbst festlegen.

Jede Einheit verfügt über drei Aktionspunkte, die sie zur Fortbewegung, zum Angriff oder für eine  Kombination nutzen können - farbliche Markierungen auf den Feldern helfen bei der Planung. Die Amazonen können im Kampf zum Beispiel fest installierte "Field Pylons" aufstellen, die irgendwelche Wildtiere rufen, heilen und verstärken. Neben Bogenschützen mit unterschiedlichen Pfeilspitzen und einem Aufklärungsvogel mit Laserrepetierkanone gegen Lufteinheiten setzen die Amazonen auf das Alien-Monster Tyrannodon mit Laserkanonen auf seinem Kopf.

Deckung, Flanken, Ops und Stagger sind in den taktischen Gefechten wichtig.

Bei der Positionierung der Einheiten ist zu beachten, dass es sowohl Deckungsboni (volle und halbe Deckung) als auch Flankierungsboni für geschickte Attacken von der Seite gibt. Einige Deckungen sind zerstörbar, aber längst nicht alle. Weitere taktische Kniffe kommen mit "Overwatch" (Gegend überwachen und automatisch angreifen) und dem "Stagger" ins Spiel. Mit Granaten oder schweren Angriffen können Gegner ins Taumeln gebracht oder betäubt werden, was ihre möglichen Aktionspunkte für die nächste Runde reduziert. Durch diese "Stagger-Mechanik" ist es möglich, gezielt starke Gegner festzusetzen und sie am Angriff zu hindern. Zusätzlich zu den normalen Fähigkeiten der Einheiten und ihrer Modifikation durch Mods können "Operationen" oder Spezialfähigkeiten eingesetzt werden, wie zum Beispiel ein Orbitallaser bei den Amazonen.

Mit dem Biomancer können die Gegner zudem gescannt und dadurch die Schwächen dieses Einheitentyps aufgedeckt werden. Nahkampf gehört hingegen nicht gerade zu den Stärken der Amazonen. Die Kir'ko sind hingegen stark im Nahkampf.

Deckung, Stagger und Ops

Was sich nach der mehr als dreistündigen Anspiel-Session noch nicht einschätzen lässt, sind die diplomatischen Möglichkeiten, die sich auf dem ersten Blick aber als durchaus vernünftig präsentierten (Verträge, Angebote, Bündnisse etc.). Die Computerintelligenz erwies sich als viel zu geschwätzig, was sich in andauernden diplomatischen Kontaktversuchen widerspiegelte, was die Entwickler bis zum Release am 6. August 2019 noch deutlich reduzieren wollen. In den taktischen Gefechten jedenfalls machte die KI einen ordentlichen Eindruck und suchte sich meist sinnvolle Deckungen.

Ein Blick auf den militärischen Technologiebaum mit dem Void-Tech-Schwerpunkt.

Neben dem freien Spiel, in dem man die Umgebung übrigens auch auf "weniger aggressiv" stellen konnte, und dem Mehrspieler-Modus (maximal zwölf Spieler ist angepeilt) wird es eine Story-Kampagne geben, die insgesamt 13 Missionen umfasst. Jede der sechs Fraktionen wird man in zwei Missionen spielen können. Bei der letzten Mission hat man hingegen die freie Wahl. Außerdem sollen die Ereignisse aus allen vorherigen Einsätzen leichte Auswirkungen auf die finale Mission haben - so werden zum Beispiel getötete Helden dort nicht mehr auftreten. Age of Wonders: Planetfall soll vollständig in Deutsch übersetzt werden. Sprachausgabe ist geplant, aber nur in einem geringen Maße.

Ausblick

Die mehr als drei Stunden, die ich in der Preview-Version von Age of Wonders: Planetfall verbringen konnte, haben einen richtig guten Eindruck hinterlassen, obwohl das Spielgeschehen zunächst stark an Age of Wonders 3 erinnerte. Doch dieser Eindruck verflog zum Glück schnell. Die Alien-Welt wirkt interessant, futuristische Technologien wollen erforscht werden, Außerirdische tauchten auf und dann gibt es noch ein cleveres Sektorensystem rund um den Ausbau und die Ausbeutung von Provinzen - zumal sich die einzelnen Fraktionen unterschiedlich spielen und verhalten. Auch die Kämpfe mit den verbesser- und modifizierbaren Einheiten zeigten sich überraschend dynamisch, kurzweilig und taktisch ansprechend. Trotzdem konnte in den drei Stunden nur an der Oberfläche gekratzt werden. So machte die Computerintelligenz in den Gefechten zwar eine gute Figur, wirkte aber bei den diplomatischen Beziehungen zu nervig und zu geschwätzig. Fortgeschrittene Elemente wie Doktrinen (Spezialfähigkeiten), Spionage und Schwerpunkt-Technologien konnten nur im Ansatz ausprobiert werden und daher bleibe ich bei der Einschätzung vorsichtig, obgleich ich schon jetzt richtig Lust auf mehr habe.

Einschätzung: gut