Borderlands 3 - Vorschau, Shooter, XboxOne, PC, PlayStation4Pro, PlayStation5, Stadia, PlayStation4, XboxSeriesX, XboxOneX
Anfang Mai in Los Angeles: Zum ersten Mal zeigen 2K und Gearbox auf einer Großveranstaltung nicht nur ausführliche Spielszenen, sondern ließen zukünftige Kammerjäger gleich selbst auf große und kleine Bösewichte los. Also habe ich mir einen der zwei spielbaren Charaktere geschnappt, um anderthalb Stunden lang Ungeziefer zu beseitigen und danach Ausschau zu halten, was den offiziellen dritten Teil so auszeichnet.
Kammerjäger in Space
Andere Figuren waren übrigens weder spielbar noch gaben die Entwickler irgendwelche Informationen über sie preis. In einer Präsentation stellten Creative Director Paul Sage und Gearbox-Steuermann Randy Pitchford allerdings interessante Besonderheiten vor – u.a. die Tatsache, dass das neue Abenteuer zum ersten Mal nicht nur auf Pandora und umliegenden Monden oder Raumstationen spielt, sondern auch auf weiter entfernten Planeten, darunter eine Welt mit fantasievollen Baumhäusern, ein Schauplatz mit japanischen Gärten sowie die futuristische Metropole Promethea, wo auch die komplette Demo stattfand.
Warum man überhaupt schon wieder zu den Waffen greift? Weil ein Kult namens Children of the Vault mit den üblen Calypso-Zwillingen Troy und Tyreen an der Spitze sein Unwesen treibt. Lilith rekrutiert daher frische Kammerjäger, um an die Beutekammern unterschiedlicher Planeten zu gelangen – viel mehr erfuhren wir erst mal nicht.
Das ist so Borderlands!
Grundsätzlich ist Borderlands 3 dabei so Borderlands, wie man es sich nur denken kann. Die Charaktere sind eine Idee agiler als bisher: Sie rutschen z.B. aus dem Lauf heraus ein Stück weit über den Boden und ziehen sich im Sprung an Kanten hoch, wenn man ein zweites Mal die Sprungtaste drückt. Noch immer fühlen sie sich aber auch ein bisschen danach an, als würden sie über den Boden schweben. Noch immer ist das Trefferfeedback eher unterkühlter als knalliger Natur und in den ersten Minuten fühlt sich der komplette Ablauf für einen Shooter auch seltsam behäbig an. Das ist gar keine Kritik, aber Borderlands bleibt eben Borderlands.
Ich habe Systems Designer Kevin Powell außerdem gefragt, ob andere Planeten denn Besonderheiten wie eine geringe Schwerkraft aufweisen – was er zwar nicht verneinte, während er gleichzeitig aber nur ganz allgemein „geologische Eigenheiten“ erwähnte, anstatt konkrete Beispiele zu nennen. Wie genau die Abwechslung aussieht, bleibt also abzuwarten.
Erweitert hat Gearbox außerdem die Charakterentwicklung, denn man kann jede Figur jetzt stärker spezialisieren. Dafür entscheidet man sich zunächst für eine von drei Fähigkeiten, um sie anschließend über zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten individuell auszubauen. Natürlich darf man die aktive Fähigkeit wechseln. Man muss sich
nur bewusster dafür entscheiden, wie man im jeweiligen Moment vorgehen will.Dirigieren statt Hände schmutzig machen
So kann die Sirene Amara etwa Gegner mit einer aus dem Boden schießenden "magischen" Hand festhalten oder sich in die Luft schwingen, um mit derselben zur Faust geballten Hand auf Fieslinge einzuschlagen. Zane darf als einziger Charakter hingegen zwei Fähigkeiten auf einmal aktivieren, könnte dann allerdings keine Granaten mehr werfen – ein Kompromiss, den ich in der Demo gerne eingegangen bin.
Immerhin war es mir so möglich, nicht nur ein automatisch schießendes Hologramm aufzustellen, sondern auch eine Drohne einzusetzen, der ich jederzeit noch ein Ziel vorgeben konnte. In Verbindung mit einer Waffe, die man beim Nachladen auf den Boden wirft, sodass irgendwann vier oder fünf wandelnde Geschütztürme den Bösewichten einheizen, war es eine helle Freude, gleichzeitig Lenker und Zuschauer dieser unterhaltsamen Automatisierung zu sein. Mal ganz abgesehen davon, dass sich Zane jederzeit an die Position seines Hologramms teleportieren kann, was freilich ebenso cool wie praktisch ist.
Apropos durchgeknallte Waffen: Von denen soll es natürlich erneut mehr als genug geben. Gezeigt haben die Entwickler u.a. solche, die man beim Nachladen als über den Boden hopsende Sprengstoff-Bälle in den Raum wirft oder die Klangwellen statt Kugeln verschießen – mehr wollte mir der Systems Designer auch hierzu nicht verraten. Im Rahmen der Präsentation beschrieben Pitchford und Sage dafür den sekundären Feuermodus, mit dem man z.B. zwischen Munition mit verschiedenen Elementarkräften umschaltet. Ich selbst war anschließend mit einem Maschinengewehr unterwegs, das ich per Tastendruck in einen Granatwerfer verwandeln konnte, und meine Schrotflinte hatte einen Schild, hinter dem ich beim Zielen ein Stück weit vor feindlichem Feuer geschützt war.
Waffengaudi und Elementarphysik
Praktisch ist, dass man verschiedene Teile der Umgebung neuerdings zerstören und Fässer mit diversen Inhalten durch die Gegend kicken kann. Gehen sie dann kaputt, richten sie entweder umgehend Kälteschaden an oder verteilen eine Öllache. Die könnte man schließlich in Brand setzen, Wasserflecken hingegen elektrisch aufladen...
Brandneu auch, jedenfalls im Borderlands-Universum: Verblutet man, helfen einem vom Spiel gesteuerte Begleiter auf die Beine, so es denn gerade welche gibt. Wobei sich kooperativ Gesinnte vor allem darüber freuen dürften, dass alle Spieler diesmal eigene Beute erhalten, sich also nicht mehr um gute Waffen prügeln müssen – die Gegenstände werden auf das Level des aktiven Charakters zurechtgeschnitten. Schwächere Mitspieler können jetzt außerdem sinnvoll mit stärkeren zusammenspielen, da ihre Werte ähnlich wie in The Division 2 entsprechend angepasst werden. Interessiert euch alles nicht? Ihr spielt lieber, wie ihr es gewohnt seid? Macht doch; aktiviert einfach den Klassik-Modus!
Was macht die Konkurrenz denn so?
Nicht zuletzt soll es mehr Bosskämpfe als in den Vorgängern geben, während das neue Hauptquartier keine Stadt am Boden ist, sondern ein Raumschiff namens Sanctuary 3, das man zur Schnellreisedienst zwischen den Planten nutzt. Dort stehen nicht nur sämtliche Dienste der Charakterentwicklung zur Verfügung, man trifft auch auf etliche alte Bekannte. Es gibt dort sogar einen Automaten, der als Fundbüro dient. Vergleichbar mit der aus Destiny bekannten Poststelle entnimmt man diesem sämtliche
Gegenstände, die man auf einem Planeten erhalten, aber nicht aufgelesen hat – auch hier: na, endlich!Viele Änderungen im Kleinen also, was ich gar nicht despektierlich meine. Aber Borderlands 3 fühlt sich im Großen und Ganzen eben wie seine Vorgänger an und löst damit keine Begeisterungsstürme aus, obwohl es gleichzeitig ein Riesenspaß ist. Besonders die Nebenmissionen hatten es mir in der Demo angetan, weil dort mal wieder wesentlich mehr Unfug gelabert wird als beim Aufrollen des roten Fadens. Gut gelaunt habe ich jedenfalls ein paar grässliche Unholde nur deshalb in die ewigen Jagdgründe geschickt, weil Lorelei, eine neue zentrale Nebenfigur, dringend deren Kaffeetasse brauchte. Nur mit dieser konnte ich bei dem stets genervten Barista-Bot nämlich frischen Kaffee holen. Und als Lorelei ihren Kämpfern daraufhin die Kunde vom frischen Nachschub überbrachte, haben sich alle voll gefreut. Schön, wenn man helfen kann!
Das ökologisch reflektierte Kaffeehaus
Verbessern könnte Gearbox übrigens noch die Steuerung per Gamepad, denn in der Demo konnte man die drei aktiven Waffen nicht direkt anwählen, sondern musste immer die komplette Reihe durchschalten, was nicht nur länger dauert, sondern auch der Übersicht schadet. Umständlich war außerdem das Markieren wichtiger Gegenstände im Inventar oder solcher, die man nicht gebrauchen kann. Was in Division 2 wunderbar flott von der Hand geht, ist in der gezeigten Version von Borderlands 3 spätestens dann ausgesprochen sperrig, wenn man per Digikreuz im Rucksack wühlt. Hoffentlich sind das Kleinigkeiten, die schnell behoben sind.
Ausblick
Man konnte es ja schon den ersten Videos entnehmen: Borderlands 3 macht weder spielerisch noch grafisch große Sprünge. Es ist im Wesentlichen noch immer das bekannte Spiel, nach wie vor on- und offline kooperativ spielbar, nutzt Ladebildschirme als Sprungfenster zu mal mehr, mal weniger großen Arealen – und bleibt dabei so herrlich albern wie erhofft. Schön, dass man das alles an vielen neuen Schauplätzen erlebt und auch die vier neuen Charaktere frischen Wind ins Abenteuer bringen. Immerhin besitzen sie nicht nur mehr Fähigkeiten, zwischen denen man sich jetzt entscheiden muss. Man kann die Kammerjäger auch stärker spezialisieren als zuvor. Ein Hauch mehr Bewegungsfreiheit, der zweite Feuermodus mancher Waffen sowie neue Kombinationsmöglichkeiten von Umgebungselementen und Elementarkräften tun ihr Übriges; von hilfreichen Details wie dem automatischen Mitbringen nicht aufgelesener Gegenstände oder dem schnellen Auffüllen von Munition an Verkaufsautomaten ganz zu schweigen. Die bisherige Entwicklung dürfte sich damit fortsetzen: Vom inhaltlich und spielerisch recht abwechslungsarmen Borderlands über die erzählerisch und taktisch deutlich vielseitigere Fortsetzung bis hin zum coolen Schweben im Pre-Sequel scheint Borderlands 3 all diesen Aspekten einen draufzusetzen. Ob es damit auch ein besseres Spiel wird? Der erste Ausflug hat jedenfalls gewohnt viel Spaß gemacht!
Einschätzung: gut