Bleeding Edge - Vorschau, Prügeln & Kämpfen, PC, XboxOne

Bleeding Edge
11.06.2019, Eike Cramer

Vorschau: Bleeding Edge

Eine chaotische Runde

Multiplayer statt Charakterzeichnung, Vier-gegen-Vier statt starker Story – mit Bleeding Edge (ab 5,90€ bei kaufen) haben die letztes Jahr von Microsoft übernommenen Briten von Ninja Theory ein für sie sehr untypisches Spiel angekündigt. Wir haben auf der E3 2019 eine Runde spielen können.

Es ist so eine Sache, teambasierte Mehrspieler-Titel nach nur einer einzigen Runde für eine Vorschau einzuschätzen. Denn der Einstieg mit zwei Teams voller Neulinge ist meist übermäßig chaotisch, unkoordiniert und wenig zielführend - zumal man kaum Gelegenheit hat, sich an die Spezialfähigkeiten seiner Helden zu gewöhnen.

Acht Helden in der Arena

Moment, Helden? Die Grundlagen von Bleeding Edge erinnern an eine Mischung aus Overwatch und dem 2016 gefloppten
Barfuß in den Kampf springen - hurra!
MOBA-Shooter Battleborn von Gearbox. Die derzeit zwölf angekündigten Charaktere teilen sich in die Klassen Tank, Heiler und Damage Dealer auf und verfügen wie bei Helden-Shootern und MOBA üblich über jeweils eigene Persönlichkeiten und natürlich Spezialfähigkeiten. Bei Bleeding Edge kann etwa die rothaarige Gizmo Kanonentürme platzieren und beharkt die Feinde mit ihrer Gatling-Gun aus der Ferne, während der an einen Black-Metal-Musiker erinnernde Nidhöggr mit seiner E-Gitarren-Axt austeilt und per flammendem Gitarrensolo in seine Gegner rutscht, um ordentliche Schaden zu verteilen. Das Charakterdesign wirkt auf den ersten Blick eigenständig und überdreht genug, um sich von Overwatch abzusetzen, zeigt aber gleichzeitig auch keine wirklich klar erkennbare Linie, um einen schlüssigen Überbau für die Mehrspieler-Gefechte zu liefern.

In unserem kurzen Match hatten wir die Aufgabe, in klassischer Domination-Manier dynamisch auf der Karte erscheinende

Das würde auch auf der Bühne eines Metal-Konzerts gut aussehen...
Kontrollpunkte zu erobern, um den eigenen Punktestand nach oben zu treiben. Anders als bei Overwatch kontrolliert man seine Figuren dabei aus der Verfolgerperspektive, was zwar Nahkampf-Attaken einfacher, die effektgeladenen Kampfhandlungen allerdings auch deutlich unübersichtlicher macht. Direkt sichtbar wurde aber sofort: Zusammenarbeit ist auch bei Bleeding Edge der Schlüssel zum Erfolg. Sobald eines der Teams eine Koordination aus rettender Heiler-Aura, Tank-Schilden und viel Schaden durch die Damage-Dealer erzeugen konnte, war jeder Einzel-Angriff auf feindliche Teammitglieder zum Scheitern verurteilt. Gerade bei der Kontrolle von Punkten müssen die vier Spieler gut koordiniert und mit klarer Rollenverteilungen agieren, um die Oberhand zu gewinnen . Dies gelang meinem Team allerdings leider deutlich zu spät, sodass die Runde mit einer krachenden Niederlage endete.

Unübersichtlich und überdreht

Ausblick

Wie eingangs erwähnt, fällt es mir schwer nach nur einer Runde einschätzen zu können, welche spielerischen und taktischen Möglichkeiten Bleeding Edge bereithält. Auf den ersten Blick kann sich Ninja Theory aber nicht weit genug von den bereits bekannten (oder sogar schon gescheiterten) Vorbildern wie Overwatch, Battleborn oder auch Smite absetzen. Zwar liefern die Briten ein weitgehend griffiges Kampfsystem mit schlüssiger Steuerung und abwechslungsreichen Attacken, doch die Gefechte wirkten bisher wenig eigenständig - und schon gar nicht innovativ oder richtungsweisend. Es scheint ein wenig als sei Bleeding Edge, das sich bereits seit drei Jahren in Entwicklung befindet, als finanzieller Rettungsanker nach einem monetär mäßig erfolgreichen Hellblade geplant worden. Dessen Erfolg und die anschließende Übernahme durch Microsoft haben dieses gewöhnliche Spielkonzept bereits vor Release obsolet gemacht hat. Dennoch könnte Bleeding Edge am Ende durchaus gut unterhalten – dafür müssen aber innovativere Modi und abwechslungsreichere Karten gezeigt werden als in Los Angeles.

Einschätzung: befriedigend