Ghost Recon Breakpoint - Vorschau, Shooter, XboxOne, PC, Stadia, PlayStation4

Ghost Recon Breakpoint
14.06.2019, Jan Wöbbeking

Vorschau: Ghost Recon Breakpoint

Lebendige Natur, tödliche Technik?

Ein verlassenes Archipel, eine abtrünnige US-Militäreinheit und ein Fuhrpark mit zig Hightech-Waffen: Auf den ersten Blick erinnert die von Gegnern geschaffene Bühne in Ghost Recon Breakpoint (ab 14,99€ bei kaufen) an die typische Open-World-Formel in einem abgelegen Naturidyll. In ersten Probematches haben wir überprüft, ob der Kampf der Ghosts gegen die Wolves mit taktischen Koop-Finessen punkten kann.

Die Übeltäter haben kurzerhand das Auroa-Archipel, also die Heimat des Technologie-Riesen Skell Technology, erobert und sind nun mit durchschlagskräftigen Waffen aus den modernen Drohnenfabriken ausgestattet. Nachdem die kooperativ agierenden Spieler hinter feindlichen Linien gestrandet sind, werden sie zum Ziel einer Hetzjagd, versuchen aber natürlich auch ihrerseits, Anlagen des Feindes zu infiltrieren. Ganz oben auf ihrer Liste steht Anführer und Ex-Ghost Lt. Colonel Cole D. Walker, der vom Schauspieler Jon Bernthal verkörpert wird. Er hat sich die Freiheit genommen, all die schicken Drohnen, autonomen Hightech-Panzer und anderen Errungenschaften der Forschung endlich einmal ohne Rücksicht auf Verluste gegen Menschen einzusetzen.

Etwas holprig

Konkret fanden wir uns in Ubisofts E3-Demo zu viert auf einem Berghang wieder, wo wir uns zunächst einmal mit der etwas trägen Steuerung anfreunden mussten. Auch bei späteren Kämpfen gegen schwere Gelände-Panzer oder stark gepanzerten „Heavy“-Gegner war es in der Hitze des Gefechts gar nicht so einfach, rechtzeitig die Panzerfaust, eine Lebensenergie-Spritze oder andere wichtige Gadgets parat zu haben und nicht in einen der bislang noch häufig auftretenden Glitches zu stolpern.

Manchmal hilft nur noch die Panzerfaust...
Es könnte allerdings durchaus passieren, dass die Immersion nach einer gewissen Eingewöhnungszeit von der realistischen Trägheit profitiert. Positiv aufgefallen ist mir z.B. das Handling beim Hinablaufen von Hügeln: Je steiler es wird, desto vorsichtiger sucht mein Alter Ego nach Halt. So fühlte es sich beinahe so an, als würden sich meine realen Beine vorsichtig vorantasten. In verwinkelten Forschungsanlagen, am Rande von Treppen und Fenstern konnte das träge Herumstolpern dagegen lästig werden – vor allem, wenn man sich eigentlich leise hinein mogeln wollte, statt nach einem Alarm die Aufmerksamkeit des halben, flott herbei stürmenden Sicherheitsteams auf sich zu ziehen. Noch rigoroser gehen ihre Arbeitgeber – die Wolves - auf die Jagd, denn sie verteilen binnen Sekunden Headshots.

Ruhig Blut!

Unser erstes Ziel war eine Basis, in der wir Kontakt mit einer Forscherin aufnahmen, um mit ihr als Verbündete gegen die Besatzer in den Krieg zu ziehen. Zunächst ging es einen Hang hinunter, wobei ich zum Markieren der Wachen immer wieder eine Drohne über die Dächer steuerte und mich in meiner Rolle als Scharfschütze an kleinen Felsvorsprüngen auf die Lauer legte.

Zu früh abdrücken sollte man hier allerdings nicht, um nicht den technisch überzüchteten Ameisenhaufen aufzuscheuchen. In der Anlage schließlich wird man im Telltale-Stil mit einer Multiple-Choice-Frage konfrontiert. Will man nach der Befreiungsaktion lieber vorerst das Weite suchen oder direkt eine Sabotage-Aktion starten? Die Entscheidung liegt beim Spieler, dem auch später gelegentlich solche Dialoge begegnen sollen. Mitreißend inszeniert waren die Story-Sequenzen bislang aber nicht gerade.

Technische Steigerung

Die raue bis pittoreske Natur kann sich dagegen durchaus sehen lassen. Die grasgrüne Vegetation mit den dazwischen verteilten Forschungsbasen verschafft ein schönes Freiheitsgefühl, auch wenn manche Details wie sich im Wind wiegende Mohnblumen noch reichlich künstlich wirken. Technisch hat Ubisoft im Vergleich zum Vorgänger einen deutlich sichtbaren Sprung hingelegt. Weniger gefallen hat mir – wie bereits erwähnt - das ziemlich ideenlose Artdesign. Von einigen coolen Panzerfahrzeugen abgesehen wirkt der Schauplatz eher wie ein Alibi-Areal, in dem Open-World-Missionen untergebracht werden.

Langsam übertreibt es die Auto-Industrie mit ihren SUVs...
Mit etwas Übung stellte sich gegen Ende unserer ersten kooperativen Missionen aber durchaus noch ein gewisser Unterhaltungsfaktor ein, als wir nur bedingt erfolgreich mit einem gekaperten Vehikel durch den Wald rasten. Schließlich nahmen wir es mit einem schwer bewaffneten Drohnen-Panzer auf. Nachdem so gut wie alle technischen Gadgets und die Panzerfaust alle waren, zerlegten wir ihn schließlich mit Treffern an seinen rot glühenden Schwachpunkten – krawumms! Auch das Stürmen einer mehrstöckigen Industriehalle und ein Ausflug im Heli standen auf dem Programm.

Beta im Anmarsch

Wer gerne ebenfalls früher über die Insel marodieren möchte, kann sich unter Ghostrecon.com für die Beta anmelden, die vom 5. bis 8. September stattfindet; Vorbesteller erhalten automatisch Zugang. Am 4. Oktober erscheint die Vollversion auf PlayStation 4, Xbox One und Windows. Das Spiel wird zudem auch für die Streaming-Plattform Stadia veröffentlicht. Fans, die die Gold-, Ultimate- oder Collector's-Edition kaufen, erhalten bis zu drei Tage früher Zugang zum Spiel.

Ausblick

Mein Einstieg in Ghost Recon Breakpoint gestaltete sich ziemlich holprig. Die etwas träge Handhabung und einige Bugs verschafften mir in der E3-Demo nicht immer das Gefühl, Herr der Lage zu sein. Mit etwas Gewöhnung an die Belegung und das durchaus authentische Laufverhalten entwickelten sich mitunter aber doch noch einige unterhaltsame, wenn auch chaotische Missionen mit drei weiteren Spiele-Journalisten. Technisch hat sich die Kulisse im Vergleich zum letzten Ableger sichtbar gesteigert. Das generische Artdesign mit seinem ideenlosen Mix aus waffenstarrendem High-Tech und Inselidyll hat mich dagegen ziemlich kalt gelassen, zumal auch Geschichte und Inszenierung bislang nicht gerade meine Neugier wecken konnten. Im Herbst werden Beta und Vollversion zeigen, ob die Wölfe mehr zu bieten haben, als sich beim ersten Anspielen offenbarte.

Einschätzung: befriedigend