Dying Light 2: Stay Human - Vorschau, Action-Adventure, XboxOne, XboxSeriesX, Switch, PC, PlayStation5, PlayStation4

Dying Light 2: Stay Human
13.06.2019, Eike Cramer

Vorschau: Dying Light 2: Stay Human

Neue Entscheidungen, mehr Tiefe

Dying Light konnte Gewalt und Bewegung, ließ aber auf lange Sicht eine spannende Handlung und gutes Questdesign vermissen. Mit Teil 2 will Techland genau diese Kritikpunkte angehen. Uns wurden auf der E3 knapp 45 Minuten live vorgespielt. Können die Versprechen gehalten werden?

Mit Dying Light gelang Techland im Jahr 2014 eine Überraschung. Der brutale Nahkampf aus Dead Island (der zum Release auch eine Indizierung seitens der BPJM zur Folge hatte) wurde elegant mit schnellem Parcour verbunden, der eine zügige Durchquerung der offenen Stadt voller fieser Infizierter ermöglichte. Doch das Spiel litt vor allem unter schwachem Questdesign und repetitiven Abläufen – eine Schwäche, die die Polen erkannt haben und in Dying Light 2 abstellen wollen. Nicht umsonst hat man sich die Dienste von Witcher-Quest-Autor Chris Avellone gesichert, um der auch erzählerische Tiefe einzuhauchen.

Problem erkannt, Problem gebannt?

In der live vorgespielten Präsentation auf der E3 2019 stand dann auch eine lineare Story-Mission im Fokus, die sich um die Wasserversorgung der Stadt dreht. 15 Jahre nach den Geschehnissen von Dying Light versucht Protagonist Aiden Coldwell im Dienste seines barbetreibenden Freundes Frank ein diplomatisches Treffen zwischen den Fraktionen des Stadtgebietes und dem „Colonel“ zu arrangieren, der das Wasserwerk im Zentrum eines Stausees kontrolliert und dem Rest der Menschen das kostbare Nass kurzerhand abgedreht hat. Natürlich bricht schon beim ersten Zusammentreffen der verfeindeten Fraktionen

Nicht nur Kampf und Akrobatik sollen in Dying Light 2 das Spielerlebnis bestimmen...
Chaos aus und Frank wird durch einen Schuss verletzt. Und in diesem Moment wird erstmals die neue Entscheidungsfülle der Zombie-Action gezeigt – Aiden hat die Möglichkeit Frank beizustehen oder die Verfolgung der Täter aufzunehmen und möglicherweise die Mission auf Kosten seines Auftraggebers doch noch abzuschließen.

Diese Missionsstränge schließen sich gegenseitig aus und laut den anwesenden Entwicklern kann ein Spieler bei einem Durchgang höchsten 50% aller Missionen der rund 20 Stunden langen Kampagne von Dying Light erleben, da seine Entscheidungen maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf der Handlung nehmen können. Einige Verfolgungs- und Kampfsequenzen später, bei denen das erweiterte Parcour-System demonstriert wird, das jetzt auch einen Greifhaken samt Seilschwüngen sowie einen Paraglider umfasst, steht die nächste Entscheidung abseits von abgetrennten Zombie-Gliedmaßen an.

Große Entscheidungsfülle

So bleibt dem Spieler überlassen ob er den Fahrer des Flucht-Vans zur Mitarbeit „überredet“ und per Passwort in die Festung des Colonels gelangt oder ob er ihn aus dem fahrenden Fahrzeug schmeißt und selbst mit Gewalt in die Zentrale der Wasserverteilung eindringt. Nach einer gelungenen Inkognito-Infiltration und einer kurzen Stealth-Demonstration steht man dem Colonel gegenüber und wird in einem mehrstufigen Dialog erneut vor die Wahl gestellt. Zieht man seine Mission durch, räumt den Widerstand aus dem Weg und aktiviert die Pumpen – oder glaubt man den Ausflüchten des Festungs-Chefs mit Hinweisen auf eine Verschwörung und wechselt die Seiten?

Bei aller brachialer Action voller Hechtsprünge, zerhackter Mutanten, abgetrennter Köpfe und Blutfontänten, die bis zu diesem Zeitpunkt über den Präsentation-Bildschirm flimmerten: So viel wurde in einem Techland-Titel noch nie gequatscht.

...sondern auch Dialoge, Story und vor allem Entscheidungen mit Konsequenzen.
Und das verleiht der Action in vielen Momenten endlich eine Tiefe, die über die reine Kampf- und Bewegungsmechanik hinausgeht. Auch die folgende Entscheidung zeigt, dass man sich bemüht mehr Graustufen zu zeigen:

Die Macht des Wortes

So attackiert Aiden in unserer Variante den Colonel, aktiviert die Wasserpumpen und verteilt das Wasser des Stausees in die Zuflusswege der Stadt – nur um damit ein versunkenes Viertel freizulegen, was den Kämpfern der „Peacekeeper“ den Weg zur Festung des Colonels freigibt, in der sich allerdings größtenteils Zivilisten aufhalten. Die Entwickler betonen, dass der Spieler mit seinen Handlungen beeinflussen soll, welche Teile der Welt sich öffnen, welche Fraktionen welche Teile der letzten Stadt der Menschen kontrollieren und wie sich bestimmte Bereiche entwickeln. Natürlich kann die Tragweite der Entscheidungen im Rahmen dieser Präsentation nicht überprüft werden, aber die erstaunlich große Zahl von Dialogoptionen könnte viel Variation und Tiefe ermöglichen.

Technisch hat Techland erneut alles im Griff. Zwar lassen die Figuren die große Detailverliebtheit eines Uncharted 4 vermissen, doch die Engine zaubert feine Panoramen der Stadt auf den Bildschirm, die sich in der Nacht in ein fieses Zombie-Meer verwandelt. Besonders die großen Kontraste zwischen strahlender Sonne und finsteren Dark Zones stechen heraus, als Aiden im Rahmen der Verfolgung in ein Hochhaus stürzt und sich dort mit UV-Lampen den nahenden Infizierten erwehren muss.

Gute Kulisse

Ausblick

Ich habe richtig Lust, Dying Light 2 endlich selbst zu spielen! Die Entwickler von Techland scheinen ihre Schwächen der Vergangenheit erkannt zu haben und setzen alles daran, diese konsequent auszubügeln. Zu einem tollen Parcour- und einem brutalen Kampfsystem könnten sich so eine spannende Story und eine abwechslungsreiche Welt gesellen, die mit Entscheidungen und Konsequenzen punkten. Wie immer ist zwar auch eine gesunde Portion Skepsis angebracht, da in der Präsentation keine unterschiedlichen Durchläufe und damit andere Varianten der Handlung gezeigt wurden. Dennoch könnte hier ein sehr gutes Action-Adventure auf uns zukommen.