Final Fantasy 7 Remake - Vorschau, Rollenspiel, PC, PlayStation5, PlayStation4

Final Fantasy 7 Remake
15.06.2019, Michael Krosta

Vorschau: Final Fantasy 7 Remake

Klassiker in neuem Gewand

Es gibt wohl kaum ein Remake, das Fans mehr herbeigesehnt haben als die Neuauflage von Final Fantasy VII. Gleichzeitig gibt es wohl kaum ein Spiel, bei dem das Risiko so extrem hoch ist, die Fans mit Veränderungen zu enttäuschen. Wir haben den Titel auf der E3 angespielt und beantworten die Frage, ob Square Enix der Spagat zwischen Nostalgie und Modernisierung gelingt.

In den Ohren klingen bekannte Melodien und die erste Begegnung mit Cloud fühlt sich ähnlich vertraut an wie der Komplex, in dem man sich zusammen mit Barret seinen Weg zu einem Reaktor jagt, um ihn hochzujagen. Es ist wie eine Reise in die Vergangenheit, bei der man in der Zukunft landet. Square Enix gelingt das Kunststück, abgesehen von der Levelarchitektur auch den Look und die Atmosphäre des Originals in die schöne neue 3D-Welt zu übertragen. Einen noch größeren grafischen Sprung machen die Figuren: Diese detailliert modellierten Charaktere mit ihrer feinen Mimik, den schicken Klamotten und lebensechten Animationen haben praktisch nichts mehr gemeinsam mit den aus heutiger Sicht klobigen Polygonhaufen, mit denen man im Jahr 1997 auf der PlayStation losgezogen ist.

Vertraut und trotzdem frisch

Neben der massiv aufgebohrten Technik stellt aber das Kampfsystem die zentrale Neuerung dar. Vorbei sind die Zeiten der klassischen Rundenkämpfe und Zufallsbegegnungen mit Gegnern. Stattdessen rückt die Action in den Vordergrund, denn genau wie in einem typischen Hack'n'Slay räumt man mit Cloud & Co jetzt in Echtzeit die Widersacher mit leichten sowie schweren Schwerthieben oder Schusssalven aus dem Weg oder blockt Angriffe mit gutem Timing per Knopfdruck ab. Darüber hinaus entgeht man Treffern mit einer Ausweichrolle und behält sein Ziel durch ein Lock-On-Feature immer im Blick. Aber die Echtzeit ist nur ein Aspekt des Kampfsystems: Mit der Zeit sammelt man durch die ausgeteilten Attacken ATB-Energie. Ist die Leiste voll, darf man auf Knopfdruck in den so genannten Taktik-Modus schalten, der wieder mehr Ähnlichkeiten mit dem Original aufweist. Zum einen wird das Geschehen durch eine Zeitlupe nahezu eingefroren. Dadurch kann man sich in aller Ruhe durch das Befehlsmenü wühlen, das die drei Kategorien Fähigkeiten, Zaubersprüche und Gegenstände aufweist. Je nach Auswahl startet man einen sehr starken Spezialangriff, wendet Magie für

Das Kampfsystem ist ein Hybrid aus Echtzeit-Action und Taktik.


Neues Kampfsystem

Erfolgreiche Aktionen der Gegner reduzieren jedoch nicht nur die Gesundheit, sondern füllen gleichzeitig eine weitere Leiste, die man bei maximaler Ladung für einen besonders verheerenden und durchschlagenden Angriff nutzen kann. Jeder Charakter verfügt über einzigartige Kampffähigkeiten. Darüber hinaus hat man die Wahl zwischen einem „Operator-“ und einem „Punisher-Modus“. Letzterer stellt eine größere Herausforderung dar, weil die Agilität der Figuren reduziert wird. Dafür teilt man kräftiger aus und kann nach einem gewonnenen Kampf mit besseren Belohnungen rechnen. Mit dem Digitalkreuz wechselt man schnell zu einem anderen Charakter, während die Mitstreiter automatisch weiterkämpfen – es sei denn, man nutzt das Befehlssystem und gibt ihnen wie z.B. bei Mass Effect konkrete Anweisungen. Wer mit dem Taktik-Modus nichts anfangen kann und sich lieber auf die Echtzeit-Action konzentrieren will, kann sich optional einen Schnellzugriff auf die Spezialattacken einrichten und sich dadurch den Umweg über den Taktik-Modus sparen. Schön, dass einem die Wahl gelassen wird. Persönlich empfinde ich den Wechsel zwischen Echtzeit- und Quasi-Rundenkämpfen aber als sehr angenehm, weil beide Varianten prima funktionieren und klasse ineinander übergehen. Damit bildet das Hybrid-Kampfsystem einen nahezu perfekten Kompromiss aus Tradition und Moderne.

Aktionen wie Feuer- und Kälte-Attacken an oder wirft sich einen Heiltrank ein, wenn man zu viel Schaden eingesteckt hat.

Allerdings leidet hin und wieder die Übersicht – besonders, wenn man sich mit schweren Brocken wie dem Scorpion Sentinel anlegt, wird das Geschehen nicht immer ideal eingefangen und man verliert stellenweise die Orientierung. Auch reagierten

Mit der Zeit sammelt man durch die ausgeteilten Attacken ATB-Energie. Ist die Leiste voll, darf man auf Knopfdruck in den so genannten Taktik-Modus schalten.


Famoser Soundtrack

Was man aber bereits positiv hervorheben muss, ist der Soundtrack. Als Basis dienen selbstverständlich erneut die grandiosen Melodien von Nobuo Uematsu, doch gehen die Klänge zwischen Erkundung und Kampf hier dynamisch mit großartigen Brücken ineinander über. Auch die Anwendung von Spezialangriffen wird teilweise musikalisch aufgegriffen und verarbeitet. Der Soundtrack von Final Fantasy VII war schon immer genial. Aber erst im Remake scheint er seine gesamte Kraft zu entfachen. Das ist ein Fest für die Ohren! Bei der Sprachausgabe bin ich allerdings geteilter Meinung: Zwar ist es schön, dass das Spiel erstmals komplett synchronisiert wird, aber mit der übertriebenen Sprecher-Darbietung bei Barret werde ich bisher einfach nicht warm.

beim Anspielen die Analogsticks erst mit einer leichten Verzögerung, was aber auch den (falschen) Einstellungen am Fernseher geschuldet sein könnte.

Ausblick

So kann es manchmal gehen: Auf einer Messe, bei der einen eigentlich Neuankündigungen vom Hocker hauen sollen, markiert für mich ausgerechnet die Neuauflage eines Klassikers einen der Höhepunkte! Wie Square Enix den alten Rollenspiel-Stoff aufbereitet und modernisiert, ist sensationell. Das gilt nicht nur für die Technik, bei der die grafisch aufgepeppten Schauplätze den Geist des Originals bewahren, während sich die unfassbar gut modellierten Figuren kaum weiter von der Vorlage aus dem Jahr 1997 wegbewegen könnten. Mir hat es vor allem das neue Kampfsystem angetan, das als Hybrid von Echtzeit-Action und Taktik-Kämpfen den perfekten Kompromiss zwischen Tradition und Moderne bildet. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Final Fantasy VII zwar verhältnismäßig lange gespielt, aber niemals beendet habe. Das könnte sich bei diesem Remake ändern.

Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit

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