Imagine Earth - Vorschau, Taktik & Strategie, PC, XboxOne, XboxSeriesX

Imagine Earth
24.08.2019, Jan Wöbbeking

Vorschau: Imagine Earth

Nachhaltig siedeln

Der Weltraum ist kein Kindergeburtstag – vor allem nicht als planetarer Siedler in Imagine Earth (ab 24,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen). Waldbrände, Wüstenbildung, das Schmelzen der Polkappen und feindliche Übernahmeversuche an der Börse: In der futuristischen Aufbaustrategie gilt es vieles zu berücksichtigen, wenn man nachhaltig die eigene Zukunft sichern möchte.

Als Entwickler Jens Isensee uns sein Projekt im dichten Gedränge des Kölner Indie Arena Booth vorstellte, machte sich gleich bemerkbar, dass es sich um ein Herzensprojekt handelt. Ganze zehn Jahre lang (seit dem Studium) tüftelt sein Zwei-Mann-Team Serious Brothers nun schon an seiner Vision der planetaren Besiedelung – immer mit dem Ziel vor Augen, das Privatprojekt erst dann zu veröffentlichen, wenn es den eigenen Ansprüchen genügt. „Ich habe aber nicht wirklich eine Vergleichsmöglichkeit, ich habe ja erst ein Spiel entwickelt – nämlich dieses“, erklärt Isensee.

Ein Mann, ein Spiel

Die Entwicklung begann einst mit XNA, das nach Microsofts offizieller Einstellung als MonoGame weiterentwickelt wurde. In absehbarer Zukunft ist allerdings ein Wechsel zur Unity-Engine geplant, um professioneller arbeiten zu können. Auf Steam ist der Titel übrigens schon lange im Early-Access erhältlich ; auch eine kostenlose Demo ist verfügbar.

No days for future?
Schon der erste Blick aufs Gewusel über den dreieckigen Planetenfeldern macht neugierig: Auf den beschaulichen kleinen Planeten baut man sich nicht nur eine hübsche Kolonie nebst Kraftwerken und exotischen Energie-Technologien auf. Man muss außerdem mit angrenzenden Alien-Arten Diplomatie treiben und vor allem eine langfristig tragbare Balance aus Witschaftlichkeit und Wachstum finden – ein Thema, das in den vergangenen Jahren natürlich wieder an Aktualität gewonnen hat.

Buntes Treiben

Als reines „Serious Game“ bezeichnen die Entwickler ihr Projekt mittlerweile nicht mehr, schließlich spielt auch der Unterhaltungswert eine Rolle, zumal der Titel auch zugänglich genug für einen späteren Konsolen-Release bleiben soll. Die bunten Planeten lassen sich unkompliziert umher drehen – bei der Bedienung der zahlreichen Menüs wird es natürlich etwas komplexer.

Bei unserem Termin ging bereits einiges in die Binsen: Ein konkurrierendes Konglomerat hatte auf unserem gemeinsamen Himmelskörper auf die Erforschung von Kernkraft gesetzt und einen großen Teil seiner Landmasse verstrahlt. Eine nachhaltigere Lösung wären vermutlich Solarzellen, Gasfelder oder die „Gaia-Technologie“ gewesen, die man als Mensch noch nicht komplett durchschaut – aber genug, um halbwegs sicher damit Energie zu gewinnen. Entsprechende Technologie-Upgrades für die acht Unternehmen präsentieren sich im Menü in einer übersichtlichen Wabenstruktur.

Von Seuchen und Verseuchung

Diese Verbesserungen haben stets den Zweck, die die Effizienz oder die Nachhaltigkeit zu steigern – etwa durch fortschrittliche Abgasfilter. Für genügend Sauerstoff kann die Aufforstung verdörrter oder steppenartiger Landschaften helfen. Durch erfolgreiche Aktionen erweitert man seinen Bauradius. Alternativ lässt sich ähnlich wie in Civilization auch Land kaufen, was hier aber zu einer ziemlich kostspieligen Option wird.

Technische Spielereien gefällig?
Katastrophen lassen sich übrigens auch für Gutes nutzen: Ein mit Bomben zum Ausbruch gebrachter aktiver Vulkan etwa schmelzt das umliegende Land für landwirtschaftliche Nutzung frei – praktisch! In der symbolischen Darstellung der Großstädte haben zudem sämtliche Gebäudetypen eine eigene strategische Relevanz für den Gedeih der Metropole. Grobe Waffengewalt und gigantisches Wettrüsten sind nicht vorgesehen: Stattdessen gibt es nur Defensivsysteme wie Schilde und Abwehrkanonen, mit denen sich Invasoren abwehren lassen.

Mein Freund, der Vulkan, ist rot

Wer aggressiv gegenüber der Konkurrenz auftreten möchte, muss also auf Taktiken wie die Annexion kleiner Territorienabschnitte durch Bojen setzen - oder er startet Sabotage-Aktionen oder eine feindliche Übernahme an der Börse. Wie im realen Leben verteilen sich die Besitzverhältnisse im Laufe der Zeit auf mehrere Anteilseigner. Der Konkurrent leidet gerade unter einem verheerenden Meteoritenschauer? Ein guter Zeitpunkt, um den Dip beim fallenden Aktienkurs zu erwischen und günstig einzukaufen!

Ausblick

Die farbenfrohen drehbaren Planeten von Imagine Earth haben mich in Köln fast schon hypnotisch in ihren Bann gezogen. Als Entwickler  Jens Isensee eine Runde seiner seit zehn Jahren in Entwicklung befindlichen Aufbaustrategie startete, ergaben sich immer neue interessante Besonderheiten: Die wichtigste davon ist vermutlich der Fokus auf nachhaltige Expansion, die nicht den wertvollen Lebensraum verheizt. Ein schönes Herzens-Projekt im Early-Access für den PC, das noch keinen Release-Termin besitzt und später auch für Konsolen umgesetzt werden soll.

Einschätzung:
gut