Animal Crossing: New Horizons - Vorschau, Simulation, Switch

Animal Crossing: New Horizons
05.03.2020, Matthias Schmid

Vorschau: Animal Crossing: New Horizons

Die schönste Art, Zeit totzuschlagen

Schon in zwei Wochen geht der Flieger zur Ferieninsel von Animal Crossing: New Horizons (ab 49,92€ bei kaufen). Wir hatten kurz vor Release die Gelegenheit, fast alle Features des Spiels auszuprobieren - die ausführlichen Urlaubseindrücke gibt es im großen Vorab-Check.

Im Herbst der Nintendo-64-Lebenszeit erschien, Japan-exklusiv und daher anfangs nur wenig beachtet, ein Spiel namens Doubutsu no Mori, auf Deutsch: Wald der Tiere. Dabei handelte es sich um das allererste Animal Crossing! Wenige Monate später wurde die tierische Lebenssimulation auf den noch jungen japanischen Gamecube portiert, brauchte aber zwei weitere Jahre, um 2004 endlich auch deutsche Spieler in seinen Bann zu ziehen. Seitdem hat der Titel einen rasanten Aufstieg hinter sich und avancierte trotz bisher nur vier veröffentlichter Hauptepisoden zu einem der großen Verkaufsschlager von Nintendo. Hauptzugpferde dieser Erfolgsgeschichte sind natürlich die beiden Mobil-Episoden für DS und 3DS, die sich jeweils circa zwölf Millionen mal verkauften.

Unverhofft kommt oft

Sieben Jahre mussten Freunde der entschleunigten Inselidylle auf einen echten Nachfogler warten - jetzt ist er endlich fertig. Mit drei Switch-Konsolen und drei unterschiedlichen Spielständen im Gepäck besuchte Nintendo die 4Players-Redaktion. Ich konnte entspannt ausprobieren, wie die Welt kurz nach dem Spielstart aussieht, was abgeht, wenn einige Wochen verstrichen sind, und wie sich New Horizons anfühlt, wenn schlussendlich alle Features verfügbar sind. In puncto allgemeine Informationen und Features blieben seit dem jüngsten Überblick via Nintendo Direct nur wenige Fragen offen. Aber wie fühlt es sich tatsächlich an, Urlaub in Animal Crossing: New Horizons zu machen?

Praktisch: Via Auswahlrad schaltet man rasch zwischen den Werkzeugen durch.
Nintendo hat sich bemüht, den Aufenthalt auf der Insel so bequem wie möglich zu gestalten, denn der Bedienkomfort wurde stark erhöht: Werkzeuge, die man ständig benötigt, können per Steuerkreuz durchgeschaltet oder per Auswahlrad direkt angewählt werden - so vergehen nur wenige Augenblicke, bis man Schaufel, Axt, Schmetterlingsnetz & Co. benutzen kann. Der Sprungstab und die Leiter erleichtern vor allem in den ersten Spielstunden das Vorankommen - weil auf der Insel noch Brücken über Flüsse und Treppen zu Plateaus fehlen, sind die beiden Gimmicks unverzichtbar, um alle Ecken zu erreichen. Anfangs sammelt man ein paar Hölzchen, um eine Axt zu bauen. Dann haut man mit dieser Einsteiger-Axt gegen Bäume, um Früchte und Holz zu ernten - damit kann man anschließend z.B. den Sprungstab herstellen. Wo? Im zunächst noch spartanisch eingerichteten Service Center. Dort lungert der berühmt-berüchtigte Waschbär-Kapitalisten-Clan der Nooks herum und verleitet nicht nur zum Schulden-Machen, sondern stellt netterweise auch seine Werkbank zur Verfügung. Dort sind die ersten Ausrüstungsgegenstände rasch erstellt.

Entspannend

An der Werkbank in Nooks Service Center stellt man allerlei Werkzeuge her.
Von Langeweile ist so kurz nach dem Start noch keine Spur, doch wird sich der ein oder andere Insulaner bei folgenden Fragen ertappen: Und was jetzt? Was soll ich eigentlich machen? Hier kommt mit den so genannten „Nook Meilen“ ein neues System ins Spiel: Für alle möglichen Dinge (Bäume fällen, Werkzeuge verschleißen, Insekten fangen, Leute begrüßen, Muscheln sammeln, angeln, fotografieren, möblieren, etc.) gibt es Bonusmeilen. Nintendo kombiniert also In-Game-Achievements mit einem Belohnungssystem. Diese Meilen können anschließend nämlich gegen Prämien (z.B. Ausflüge zu unbewohnten Inseln) getauscht werden. Zudem gibt es weitere Apps auf dem Nookphone, das jeder Neuankömmling zum Start in die Hand gedrückt bekommt. Mit dem Handy knipst man Fotos, erstellt Designs für Kleider oder Couch-Stoffe, ruft im Notfall einen Rettungstransport (wobei ich noch nichts Schlimmeres als wütende Wespen erlebt habe) oder schlägt in den Bastelanleitungen nach, wieviel Rohstoffe man für ein bestimmtes Do-it-yourself-Rezept braucht.

Mittlerweile bin ich im zweiten Spielstand angekommen, meine Spielfigur bewohnt bereits ein ansehnliches Zwei-Zimmer-Häuschen. Das kann in dieser Episode wirklich nach Lust und Laune dekoriert werden: Nicht aufgestellte Möbel und Gegenstände wandern in ein riesiges Lager, eine drehbare Kamera sorgt für Übersicht, Wände können behangen und geschmückt werden, Objekte gruppiert verschoben oder eingemottet werden. Tapete hier, Raumtrenner dort, Aquarium in der Ecke, hellbraune Holzdielen drunter. Die Möglichkeiten scheinen, genügend Kohle und damit fleißiges Spielen vorausgesetzt, beinahe unendlich. Und woher stammt das ganze Zeug: Dinge, die nicht per DIY-Anleitung selbst hergestellt werden können, warten im Shop der Nooks auf euch - vom Samenbeutel fürs eigene Blumenbeet über eine dekorative Bücherwand bis hin zum riesigen Teddybär werden ständig wechselnde Produkte angeboten.

Home Sweet Home

Oh, hallo! Im Inselzentrum treffen mit Siggi, dem Ameisenbär, einen alten Bekannten.
Immer wieder andere Stücke gibt es auch im Mode-Atelier der beiden Igeldamen Tina und Sina; in deren Laden kleide ich mich komplett neu ein oder stelle neuerdings auch selbst designte Muster aus. Was bei all der Vielfalt in dem von mir angezockten Spielstand natürlich nur erahnt werden kann, ist der lange Weg dorthin: Wie viele Äpfel werde ich wohl pflücken, wie viele Muschen sammeln, wie viele Fische angeln müssen, um derart viele Gegenstände, Kleidungsstücke, Möbel & Co. kaufen zu können. Plus die ganzen Kredite, die mir die von Tom Nook aufgeschwatzten Haus-Ausbauten bescheren. Wie gut Nintendo hier die Balance gelingt, zwischen locker-leichtem, täglichen Spiel und in Arbeit ausartender Animal-Crossing-Pflicht - das ist bei der Vorschau-Version tatsächlich noch nicht abschätzbar.

Lustig finde ich, dass ich bei meinem zweiten Ausflug dem frechen Ameisenbär Siggi in die Arme laufe. Ich kann mich noch erinnern, dass sich meine Freundin im DS-Animal Crossing mit diesem NPC besonders gut verstanden hatte. Siggi ist immer noch der Fitness-Freak von damals und beendet, immer noch, manche Sätze mit einem saftigen „schlürrrf“. Die lustig-dusseligen Wortspiele beim Käfer-Fangen und debilen Dialoge gibt es also noch - ich weiß nur nicht, ob mich das freut. Tatsächlich richtig cool ist ein neues Feature, das mich der dritte, von Nintendo vorbereitete Spielstand ausprobieren lässt: der Inseldesigner-Modus. Hier kann ich selbstständig den Verlauf von Flüssen ändern (und so natürliche Brücken bauen) oder erhöhte Stellen abtragen - das sorgt für ein bisher ungeahntes Maß an Insel-Manipulation. Dabei achtet das Spiel darauf, dass nur Orte verändert werden, auf denen sich keine Gegenstände oder Häuser befinden.

Terraforming & Siggi

Sehr gelungen: Weil das neue Museum viel hübscher und größer ist als in den Vorgängern, macht der Besuch dort mehr Laune.
Ordnungsliebende Spieler freuen sich über eine zweite wesentliche Funktion des Inseldesigners: die Möglichkeit, die Art des Untergrunds festzulegen. Man wählt helle Sandwege, steinerne Platten oder asphaltierte Wege aus und erhält dadurch die Möglichkeit, die Optik seiner individuellen Insel spürbar aufzumöbeln: Ein Spiel- oder Campingplatz sieht bedeutend hübscher aus, wenn er von einem symmetrisch aufgebauten, sandfarbenen Weg umrahmt wird. Besonders große Mühe hat sich der Entwickler auch beim Museum gegeben: Ich staune, wie ausladend und liebevoll designt das riesige Aquarium ist, in dem ich wie gehabt selbst gefangene Fische ausstellen darf. Und natürlich gibt es noch immer die belesene Eule Eugen, die sich über gestiftete Fossilien für die hauseigene Dino-Sammlung freut. Hundedame Melinda kümmert sich derweil ums soziale Wohl auf der Insel und nimmt sogar Beschwerden entgegen, wenn man mit einem der tierischen Bewohner nicht klar kommt.

Darüber, dass auf einer Switch-Konsole über verschiedene Profile hinweg nur eine Insel erstellt werden kann, wurde bereits berichtet. Ich konnte noch rasch den lokalen Mehrspieler-Modus für bis zu vier menschliche Bewohner (aka Switch-Profile) ausprobieren. Und: Nun ja, dann läuft man halt mit maximal vier Figürchen über das Eiland, angelt und sammelt gemeinsam. Sprintet meine Figur als Anführer der Gruppe den anderen davon, werden sie mir kurze Zeit später hinterhergebeamt. Und Gegenstände, die sie erbeuten, finde ich danach in einer Truhe im Service Center wieder. Gut durchdacht hat Nintendo also auch diesen Modus, wenngleich ich die Aussicht, die typischen banalen Animal-Crossing-Aufgaben im Team zu erledigen, wenig reizvoll finde.

Ausblick

Animal Crossing: New Horizons bietet mehr Abwechslung, mehr Freizeitspaß, mehr Bedienkomfort als die bisherigen Serienteile. Und natürlich mehr Grafik: Das Spiel wird auch im fünften Anlauf kein Polygon-Raytracing-Monster, der Sprung von der letzten (3DS-) Episode zu New Horizons ist aber gewaltig. Nie sahen die tierischen Bewohner so knuffig, die Pfirsiche so lecker und das Museum so nobel aus. Über die Balance zwischen anstrengender Kredit-Tilgung und unbeschwerten Insel-Ausflügen kann ich, wie erwähnt, auf Basis der angespielten Version noch wenig sagen - in jedem Fall liefert Nintendo aber Beschäftigungsmöglichkeiten für Monate. In Animal Crossing wird traditionell das Banale, das Simple, das Alltägliche zum reizvollen Spielinhalt erhoben. Obst zu sammeln oder Fische zu angeln wird dabei weder spannend noch realistisch umgesetzt, eine tägliche kleine Dosis dieser Tätigkeiten hat aber tatsächlich ihren Reiz. Gut gefallen haben mir die neuen Optionen und Funktionen beim Dekorieren des Hauses, der starke Insel-Designer-Modus und die tierischen Bewohner, weniger interessant finde ich den Mehrspieler-Modus und das Sammeln von Schmetterlingen oder Fischen - trotzdem bin ich mir sicher, dass auch diese Inhalte Anklang in der gierig wartenden Community finden werden. Der Verkaufshit ist in trockenen Tüchern, der Gold-Award hingegen noch nicht.

Einschätzung: gut

Kommentare
Chibiterasu

Waren die letzten Teile nicht eher super scheiße?
Zumindest laut meiner Erinnerung, wäre also vorsichtig mit irgendwelcher Euphorie.
Nein. Vor allem New Leaf war großartig.
Das war 2012 / 2013, wir haben jetzt 2020...
Need for Speed war 1994 auch mal echt geil...
Jetzt kannst du vielleicht beruhigt schlafen:
https://www.metacritic.com/game/switch/ ... w-horizons

vor 4 Jahren
greenelve

Waren die letzten Teile nicht eher super scheiße?
Zumindest laut meiner Erinnerung, wäre also vorsichtig mit irgendwelcher Euphorie.
Nein. Vor allem New Leaf war großartig.
Das war 2012 / 2013, wir haben jetzt 2020...
Need for Speed war 1994 auch mal echt geil...
Die anderen Teile wären zwei Spinoffs in 2015 und ein Handygame in 2017. Der erste vollwertige Teil der Reihe nach New Leaf wäre somit New Horizons 2020.
https://de.wikipedia.org/wiki/Animal_Crossing

Vielleicht liegt deine Erinnerung über die Qualität an den Spinoffs und nicht an Hauptteilen wie das genannte New Leaf, zu dem auch New Horizons gehören wird.

vor 4 Jahren
DeathHuman

Waren die letzten Teile nicht eher super scheiße?
Zumindest laut meiner Erinnerung, wäre also vorsichtig mit irgendwelcher Euphorie.
Nein. Vor allem New Leaf war großartig.
Das war 2012 / 2013, wir haben jetzt 2020...
Need for Speed war 1994 auch mal echt geil...
Das war halt nunmal der letzte Serienableger...

vor 4 Jahren
GrinderFX



Nein. Vor allem New Leaf war großartig.
Das war 2012 / 2013, wir haben jetzt 2020...
Need for Speed war 1994 auch mal echt geil...
Und täglich grüßt das Grindertier
Und täglich grüßt deine inhaltslose Aussage!

vor 4 Jahren
Peter__Piper

Waren die letzten Teile nicht eher super scheiße?
Zumindest laut meiner Erinnerung, wäre also vorsichtig mit irgendwelcher Euphorie.
Nein. Vor allem New Leaf war großartig.
Das war 2012 / 2013, wir haben jetzt 2020...
Need for Speed war 1994 auch mal echt geil...
Und täglich grüßt das Grindertier

vor 4 Jahren