Dirt 5 - Vorschau, Rennspiel, PC, PlayStation4, XboxOne, Stadia, XboxSeriesX, PlayStation5
Eines gleich vorweg: Wer hofft, bei DiRT 5 eine etwas zugänglichere Variante von Dirt Rally zu erhalten, wird enttäuscht werden. Tatsächlich spielt die klassische Rallye beim Rennen gegen die Uhr und einem Ko-Piloten auf dem Beifahrersitz quasi keine Rolle. Stattdessen stehen in den acht Event-Kategorien vornehmlich Positionsduelle gegen bis zu elf KI-Konkurrenten auf dem Programm, bei denen es auf den holprigen Pisten ganz schön ruppig zur Sache geht. Hier wird mit dem Messer zwischen den Zähnen um den Sieg gekämpft - es wird gnadenlos gedrängelt, geschubst und gerammt! Passend zum arcadigen Spielverlauf präsentieren sich auch Fahrphysik und Steuerung sehr zugänglich: Zwar darf man sich mit mehrstufigen Hilfen wie der Traktions- und Stabilitätskontrolle zusätzlich unter die Arme greifen lassen, aber selbst ohne Unterstützung hat man die geländetauglichen Vehikel aus verschiedenen Klassen meist gut im Griff.
Vollkontakt-Motorsport
Mit einer Ausnahme: Der PS-starke und leichte Jupiter Hawk 410, den ich in der Demo auf dem Sprint-Kurs ins Arizona ebenfalls schon ausprobieren durfte, lässt sich selbst mit Fahrhilfen sowie einem feinfühligen Umgang mit Pedalen und Lenkung mit dem Pad kaum kontrollieren! Davon abgesehen macht es aber ordentlich Laune, die Flitzer der verschiedenen Klassen über die Strecken zu dirigieren und mit Hilfe der Handbremse durch Kurven zu driften oder waghalsige Sprünge zu absolvieren. Hier werden teilweise Erinnerungen an die Neuauflage von Sega Rally aus dem Jahr 2006 wach. In der üppigen Auswahl finden sich u.a. typische Rallye-Modelle aus den Achtzigern und Neuzigern, aber auch Buggys und fette Geländewagen. Zwar gibt es vereinzelt Asphalt-Abschnitte, doch dominieren bei den Strecken Bodenbeläge wie Schotter, Sand, Matsch und Eis. Der diskussionswürde Zufallsgenerator des Vorgängers ist nicht mehr enthalten. Stattdessen werden die Strecken wieder per Hand designt. Eine spürbare Echtzeit-Deformation der Oberfläche scheint es aber nicht zu geben.
Kleine Reise durch die Welt und Jahreszeiten
Neben dem skalierten Tag/Nachtwechsel beeindrucken vor allem die spektakulären Wetterwechsel: Innerhalb eines Rennens kann es z.B. passieren, dass man bei Sonnenschein startet und sich am Ende mitten in einem nächtlichen Schneesturm wiederfindet, bei dem man im dichten Gestöber kaum noch etwas erkennen kann. Das sieht nicht nur klasse aus, sondern sorgt abseits der kontaktfreudigen Positionsduelle für eine zusätzliche Dynamik auf der Strecke.
Hinsichtlich Struktur erinnert die Karriere an das Gegenstück aus GRID: Innerhalb der acht Kategorien darf man sich seine Veranstaltungen relativ frei herauspicken, muss für die Teilnahme am Finale aber eine bestimmte Anzahl an Stempeln vorweisen, die man beim Abschluss von Rennen sammelt. Darüber hinaus werden Preisgelder in die Anschaffung neuer Wagen investiert und Verträge mit realen Sponsoren abgeschlossen, mit denen man dank eines Levelsystems die Geldausschüttung erhöhen und weitere Speziallackierungen freischalten kann. Alternativ greift man zum integrierten Editor, mit dessen Hilfe man das Aussehen seiner Boliden selbst mit Aufkleber-Vorlagen und Sponsoren-Logos gestalten darf.
Jagd nach Stempeln
Abseits der Karriere darf man im Arcade-Modus eigene Veranstaltungen aufsetzen, sich beim Zeitfahren einen Platz in der Online-Bestenliste sichern oder lokal mit bis zu vier Spielern am geteilten Bildschirm gegeneinander rasen. Auf Nachfrage bestätigte Codemasters, dass eine Kombination aus Online und Splitscreen dagegen nicht geplant sei. Ein Online-Koop für die Karriere wurde ebenfalls schon ausgeschlossen.
Comeback des geteilten Bildschirms
Ausblick
Trotz der fragwürdigen Zufallsstrecken hatte ich viel Spaß mit DiRT 4. Die Rolle rückwärts, die Codemasters jetzt bei DiRT 5 mit einer stärkeren Orientierung am zweiten Teil vollzieht, halte ich dennoch für konsequent und richtig. Der klassische Motorsport mit Zeitfahren und dem offiziellen RallyCross ist bei Dirt Rally schon gut aufgehoben. Mit dem Fokus auf kontaktfreudige Duelle und dem Arcade-Flair hebt sich die Hauptserie jetzt wieder deutlicher von ihrem Simulations-Cousin ab. Auf mich wirkt diese Art von DiRT wie ein Offroad-Gegenstück zur GRID-Reihe, denn genau wie dort gibt es auch hier eine breite Auswahl an Schauplätzen und Fahrzeugklassen – selbst beim Konzept der Karriere erkennt man die Parallelen. Ob man dafür aber auch eine Story und die Einbindung der mittlerweile völlig überbesetzten Synchronsprecher-Prominenz benötigt?! Die Einbindung der Splitscreen-Funktion hat zusammen mit den sehenswerten Wetterkapriolen und dem rasanten Tageszeitraffer jedenfalls sehr viel mehr Freude bei mir ausgelöst. Bis zur Veröffentlichung im Oktober sollte Codemasters aber noch an der Balance schrauben, die in der Demo je nach gewähltem Fahrzeug und Schauplatz teilweise stark schwankt. Eine Oberflächen-Deformation in Echtzeit mit Auswirkungen auf das Fahrverhalten wäre zusammen mit einer VR-Unterstützung und CrossPlay-Unterstützung ebenfalls noch eine wünschenswerte Zugabe. Im August will Codemasters übrigens ein ganz besonderes Feature des Spiels enthüllen - wir sind gespannt.
Einschätzung: gut