Scarlet Nexus - Vorschau, Rollenspiel, PC, XboxSeriesX, PlayStation5, XboxOne, PlayStation4

Scarlet Nexus
28.08.2020, Matthias Schmid

Vorschau: Scarlet Nexus

Action-RPG mit Telekinese

Namco vermischt Cyberpunk mit Silent Hill und packt stylische Action à la Bayonetta dazu. Scarlet Nexus (ab 7,25€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) sieht jetzt schon verdammt lecker aus und könnte Anime-Fans ebenso gefallen wie NieR- oder Devil May Cry-Liebhabern. Hier kommt unsere Vorschau.

Als Scarlet Nexus im Mai auf Microsofts Inside-Xbox-Show enthüllt wurde, dachten nicht wenige an einen Nachfolger zu Code Vein - erinnern doch die Gestaltung der Figuren und die vielen Schwarz- und Rot-Töne an das „Anime-Dark-Souls“, das sich bei uns 77 Spielspaßpunkte verdiente. Und durchaus geht Scarlet Nexus in eine prinzipiell ähnliche Richtung: In dem Action-Rollenspiel zieht ihr mit wählbaren KI-Partnern in die Schlacht, traktiert Monster in dynamischen Echtzeitgefechten und lenkt etwas beliebig aussehende Manga-Menschen; allerdings gibt es statt Fellmützen und Riesenbrüsten einen Mix aus Street Fashion und roten Tentakelröhren, die aus dem Rücken ragen.

Kein Code Vein 2

Konzept-Artwork von Masakazu Yamashiru - schon ein bisschen grotesk, dieses Monster!
Viel spannender als die spielbaren Figuren finde ich aber die Antagonisten, im Spiel „Others“ genannt. Sie entstammen der Feder des Illustrators Masakazu Yamashiru : Der aus Kioto stammende Künstler arbeitete bislang nicht für die Videospielbranche und wurde wegen seiner stimmungsvollen Werke extra angeworben. Yamashirus Entwürfe sind voller morbider Ästhetik - groteske Chimären aus menschlichen Gliedern, Apparaturen und Blütenpracht. Hier ein Hauch Silent Hill, dort ein Schuss Hieronymus Bosch - auch an das absurde Künstlerbuch Codex Seraphinianus fühle ich mich beim Betrachten der Konzeptzeichnungen erinnert. Im Spiel trifft man auf allerlei monströse Others - darunter laufende Corsagen mit Bocksbeinen und einem Blumenbukett als Oberkörper, ein riesiger Widder mit Skelettschädel oder fleischfressende Pflanzen samt einer Art Straßenlaterne als Kopf. Das wird nur noch getoppt von einem Alligator-Miniboss: Das Wesen hat einen kantigen Stahlhelm auf, der an den Pyramid Head erinnert, aus seinem Kopf ragt eine Dampfmaschine, auf dem Rücken trägt es einen Schildkrötenpanzer und auf den Armen sprießen Blümchen - beim Angriff bahnt sich ein meterdicker Laserstrahl den Ausgang aus einem zahnbewerten Maul. Wow!

Mangels echter gamescom und demzufolge mangels Presseterminen in Köln muss ich mit einer Online-Präsentation von Scarlet Nexus Vorlieb nehmen - die ist dafür richtig gut gemacht: Drei gut gekleidete, junge japanische Entwickler stellen sich als Producer Keita Iizuka, Game Director Kenji Anabuki und Art Director Kota Ochiai vor und erzählen von ihrem Projekt. Ich erfahre, dass sich das Scarlet-Nexus-Team bereits vor fünf Jahren, damals noch in einer sehr überschaubaren Größe, zusammenschloss, um etwas komplett Neues auszuprobieren. Natürlich mit der Erfahrung im Rücken, welche die Arbeit an mehreren Tales-Episoden, SoulCalibur 5, God Eater, Code Vein & Co. mit sich bringt.

Bunte Mischung

Urbane Hintergründe, ein dynamischer junger Held und eine Vielzahl an schrulligen Feinden.
„Brainpunk“ nennen die drei ihre Art der Zukunftsvision, die in einer alternativen Realität spielt, in der die Gehirne aller Menschen in einer großen Cloud miteinander verbunden sind: Also nicht Cyberpunk, nicht Steampunk, nicht Dieselpunk - sondern Brainpunk, so mit totaler neuronaler Vernetzung und allen daraus entstehenden Konsequenzen. In den Kämpfen profitiert Hauptcharakter Yuito davon, kann er so doch auf Spezialfähigkeiten seiner Begleiterin Hanabi zurückgreifen. Andererseits will das Team auch ernste, gesellschaftskritische Themen ansprechen: Gibt es überhaupt noch eine Privatsphäre, wenn die Gehirne aller Menschen miteinander verbunden sind? Können Individuen trotzdem noch einsam sein?

Auch bei der Weltkonzeption finde ich die Herangehensweise von Iizuka und Anabuki interessant: Scarlet Nexus spielt im Land New Himuka, das für sich selbst genommen „so groß ist, dass Begriffe wie 'Ausland' oder 'Übersee' nicht relevant sind“ und mit den Städten Suoh und Seiran zwei futuristische Metropolen aufweist. Die Vernetzung der Gehirne über das sogenannte Psynet ist wesentlich für den Fortschritt der Gesellschaft - und in New Himuka ist der Zugriff darauf so alltäglich wie bei uns der Strom aus der Steckdose. Für die Nutzung der Psynet-Dienste braucht es selbstverständlich keine Spracheingabe oder gar Tastatur - man kontrolliert und handelt direkt per neuronalem Befehl!

Die Others-Kreaturen sind nicht vernetzt und nicht beseelt, sondern handeln und jagen nur instinktgetrieben. Und sie werden von den Menschen wie eine Naturgewalt, wie ein Erdbeben oder gigantisches Unwetter angesehen. Dank präziser Vorhersagen, wann so ein Phänomen entsteht, das Others vom Himmel regnen lässt, haben sich die Menschen in New Himuka einigermaßen damit arrangiert. Sie leben nicht in ständiger Angst, sondern meiden diese Zonen und überlassen das Beseitigen der Others speziellen Einheiten der OSF. Klingt doch ein bisschen nach Death Stranding - Zonen mit Regen, GDs, die dort erscheinen...ihr wisst, was ich meine.

Wettervorhersage: Monster-Regen

Beim Stichwort OSF wären wir wieder bei Yuito Sumeragi - denn der ist ein junger OSF-Rekrut, der eben genau das tut: Others bekämpfen. Yuito entstammt eigentlich einer hochrangigen Politikerfamilie von New Himuka - einer seiner Urahnen hat das Land vor 2.000 Jahren mitbegründet. Doch anstatt einer Laufbahn als Staatsmann will Yuito zur OSF-Armee, weil ihm in seiner Kindheit ein anderer OSF-Soldat einst das Leben rettete.

Bossgegner der Demo-Spielszenen, gegen den helfen Yuitos flinke Katana-Hiebe und ein Telekinese-Behandlung mit Stahlträgern.
So interessant Spielwelt, Kreaturen und Story-Prämisse wirken, so wenig weiß ich bisher von ihrer Präsentation - ich habe nämlich bisher weder Dialoge noch Zwischensequenzen zu Gesicht bekommen, weiß also nicht wie geistreich oder dramatisch die Protagonisten miteinander parlieren. Dafür gab es haufenweise Action zu sehen - und zwar in Form von „footage in progress“, aber „representative of Xbox Series X gameplay“. Soll heißen: So wie ich es gesehen habe, wird das Spiel wohl auf der neuen Xbox aussehen - natürlich in 4K und mit 60 Bildern pro Sekunde (gleiches gilt für PS5 und PC), wohingegen die alten Konsolen mit 30 FPS und Full HD Vorlieb nehmen müssen. Die Welt von Scarlet Nexus finde ich sehr ansehnlich: Der zarte Cel-Shading-Look, die gestochen scharfen Anime-Figuren, die sich mal staksig, mal wuchtig bewegenden Feinde - dazu toll ausstaffierte Areale voller Anzeigen, Tafeln und Unrat, mit vielen Luftungsschächten, Kabelsträngen und Klimaanlagen schön cyberpunkig-futuristisch. In puncto Texturen und Modelle ist da aber kein Next-Gen-Flair am Start - Scarlet Nexus sieht cool aus, wird aber keine Technikbombe und sollte so ähnlich auch auf den aktuellen Maschinen zu realisieren sein.


Wie sieht das aus?

Kampf mit dem dicken Widder - hier sehen wir auch Yuitos Kameradin Hanabi.
Kommen wir noch zu der Kleinigkeit, mit ihr euch im Spiel vermutlich ziemlich viel beschäftigen werdet: den Kämpfen natürlich. Die wirken flott und dynamisch, mehr Devil May Cry, NieR: Automata oder Bayonetta als Dark Souls, Bloodborne oder eben Code Vein. Yuito greift mit einem Katana an, das zackig-stylische Streifen in der Luft hinterlässt - und ähnlich wie Dante kann er Feinde per Aufwärtshieb in die Luft fegen. Neben wuchtigen Spezialattacken, die man mit beiden Analogsticks auslöst, und Element-Angriffen, die man sich von den KI-Kollegen borgt, sorgen Yuitos Telekinese-Fähigkeiten für Variabilität: Er kann vielerlei Arten von Gegenständen durch die Luft und natürlich auf Feinde sausen lassen - Stahlträger, Einkaufswagen, Autos oder Café-Tische. Mangels Möglichkeit, selbst zum Controller zu greifen, kann ich noch nicht sagen, wie direkt oder rasant sich die Auseinandersetzungen anfühlen - das Gesehene macht aber viel Lust, selbst mit Yuito gegen die Others anzutreten.

Ausblick

Bisher war Scarlet Nexus für mich nur ein interessant aussehender Trailer - das Spiel im Anime-Look mit diesen seltsamen Blumen-Gegnern aus der Microsoft-Show. Jetzt, wo ich mehr erfahren habe, die Vision der Designer kenne und viele neue Spielszenen gesehen habe, freue ich mich richtig darauf. Die futuristisch-schmuddelige Welt und vor allem die illustren Feinde reizen mich - ganz unabhängig davon, ob die Macher das Szenario etwas bemüht „Brainpunk“ nennen. Auch die Kämpfe machen einen guten Eindruck, wirken mit ihrem Tempo und der Balance aus Katana-Schlägen und Fernattacken per Telekinese reizvoll und spaßig. Ich bin natürlich noch gespannt, wie hilfreich die KI-Kollegen sind, durch wie viel oder wenig Rollenspiel-Elemente die Action angereichert wird und ob Yuitos Geschichte letztlich eine interessante sein wird - ein vielversprechendes Action-RPG ist Scarlet Nexus aber allemal!


Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit

Kommentare
aläääxx

Alter! Computerspiele sehen nicht "lecker" aus. Der Begriff gehört einfach nicht in das Medium. Lecker hat etwas mit dem Geschmackssinn zu tun, den man über die Zunge erfährt. Und ich hab noch keinen Gamer seinen Bildschirm ablecken sehen.
Also ist echt nur ne persönliche Meinung und interessiert auch überhaupt niemanden, das weiß ich, aber ich musste es mal loswerden. Boah kotzt mich das an. Ungefähr so sehr wie Leute die in ihren wissenschaftlichen Arbeiten das Wort "konstatiert" schreiben. xD

vor 4 Jahren
sabienchen.banned

ufff ... bei dem Titel bin ich mir weiterhin soooo unsicher was ich von halten soll.

Das Kampfsystem könnte recht spaßig sein .. aber
Der Bosskampf in dieserer rechteckig umzäunten Kampfarena sieht einfach nicht doll aus ...

Und wieso gibt es kein "DamageFeedback" bei den Gegnern?
Wenn das so Pflanzen/BlumenViecher sind, wieso verlieren die bei Schaden keine Blätter etc. [so dass man ohne Healtbar den Zustand abschätzen kann]? So ne Kleinigkeit die Liebe zum Detail ausdrücken würde, aber bisher wirkt es auf mich, im Gesamteindruck, wie ein etwas besser produzierter 0815-Anime-Brawler. ...^.^''

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
Der_Pazifist

Eigentlich ist es mir ja fast schon zu blöd, darauf einzugehen, aber eben halt nur fast. Daher:

https://de.wiktionary.org/wiki/lecker

"umgangssprachlich, übertragen: nett anzusehend, reizend"

Weitere Recherche dürft ihr dann selbst betreiben.

Was ist denn heute los? Drückt das schlechte Wetter aufs Gemüt oder was soll der Terz? (Achtung: Auch "Terz" ist hier umgangssprachlich gebraucht!)
Wer aus dem niederländischen oder gar Kölner Raum kommt der wird lecker/schmacklich als ganz normal empfinden..

vor 4 Jahren
Herschfeldt

Vorsicht Usul. Gleich bist du weg.

vor 4 Jahren
Usul

Eigentlich ist es mir ja fast schon zu blöd, darauf einzugehen, aber eben halt nur fast. Daher:

https://de.wiktionary.org/wiki/lecker

"umgangssprachlich, übertragen: nett anzusehend, reizend"

Weitere Recherche dürft ihr dann selbst betreiben.

Was ist denn heute los? Drückt das schlechte Wetter aufs Gemüt oder was soll der Terz? (Achtung: Auch "Terz" ist hier umgangssprachlich gebraucht!)

vor 4 Jahren