Immortals Fenyx Rising - Vorschau, Action-Adventure, Stadia, XboxOne, XboxSeriesX, PlayStation5, PC, PlayStation4, Switch
Bei der E3 2019, damals, als es noch physische Messen gab, präsentierte Ubisoft mit Gods & Monsters ein comichaftes Action-Adventure nach Zelda-Bauart, das in der griechischen Mythologie angesiedelt war. Nach der Ankündigung verschwand das Spiel, das eigentlich am 25. Februar 2020 erscheinen sollte, wieder in der Versenkung. Es wurde nach den Design- und Qualitätsmängeln von Ghost Recon Breakpoint zusammen mit Watch Dogs: Legion und Rainbow Six Quarantine vorsichtshalber auf unbestimmte Zeit verschoben. Jetzt bricht der französische Publisher sein Schweigen und wird das Spiel unter dem neuen Namen "Immortals Fenyx Rising" am 3. Dezember 2020 auf den Markt bringen. Bei der jüngsten Wiedervorstellung erklärten die Chef-Entwickler, dass die Rückmeldungen der interessierten Spieler wohl so verheißungsvoll waren, dass sie dem Projekt mehr Entwicklungszeit spendieren und den Umfang vergrößern wollten - prinzipiell eine gute Idee ...
Phönix aus der Asche
In der offenen Welt steuert man die Halbgöttin Fenyx und versucht, die Macht der griechischen Götter wiederherzustellen, die ihnen von Typhon, dem "tödlichsten Wesen" der griechischen Mythologie, gestohlen wurde. Fenyx ist ein wahres Multitalent. Sie kann Springen, mit ihren Flügeln gleiten, nahezu überall Klettern, Schleichen und natürlich vielfältig Kämpfen. Auf ihrem Weg durch die sieben thematischen Welten, die an ein farbintensives Märchen in einem Themenpark erinnern, bekämpft man mythologische Kreaturen, darunter Gorgonen, Harpyien und Zyklopen, löst in die Umgebung eingebettete Rätsel, stellt sich Prüfungen, sammelt Zeug und absolviert Jump-&-Run-Passagen - ganz wie bei The Legend of Zelda oder Darksiders.
Griechische Märchenwelt
Prometheus und Zeus kommen in eine Bar ...
Allerdings soll sich Immortals Fenyx Rising selbst nicht so ernst nehmen. In dem Gebiet, die Schmiedelande, das wir zwei Stunden lang anspielen konnten, musste die Schmiede der Götter wieder angefeuert werden. Währenddessen meldeten sich immer wieder Prometheus und Zeus aus dem Off zu Wort, die irgendeinen Blödsinn über Essen und Trinken, das Internet und das Googeln des eigenen Namens faselten. Natürlich wirkt solch bemühte Leichtigkeit auflockernd, will aber nicht so recht zu dem Szenario passen - von dem modernen Gefasel und dem Durchbrechen der vierten Wand ganz zu Schweigen. Hoffentlich rücken diesen eingestreuten und überdrehten Elemente in der finalen Version stärker in den Hintergrund.
Griechische Schlachtplatte
Gekämpft wird reichlich. In den Schmiedelande u.a. gegen Diener von Typhon, Harpyien oder stählerne Wachroboter der Schmiede. Gegner können, anvisiert oder nicht, mit leichten oder schweren Attacken traktiert werden - oder man holt gleich den großen göttlichen Hammer von Hephaistos raus. Oder man schleudert die Feinde in die Luft und schnetzelt dort weiter, wobei dies bei den dicken Brocken nicht unbedingt funktioniert. Fenyx kann mit einer Ausweichrolle den feindlichen Attacken aus dem Weg hechten oder manche Angriffe auch Parieren. Weicht man im richtigen Moment aus oder setzt die Parade zielgenau ein, wird die Zeit als Belohnung verlangsamt und man kann mehr Attacken gegen die sich langsamer bewegenden Feinde einsetzen. Die Kämpfe wirkten bisher ziemlich zackig, flüssig und gut lesbar. Außerdem kann man die Gefechte aus dem Verborgenen mit Stealth-Bonus beginnen und jederzeit nahtlos auf Fernkampf mit Pfeil und Bogen oder geworfenen Gegenständen aus der Umgebung wechseln.
Während die meisten Gegner und selbst der Boss in der Schmiede eher milde Herausforderungen waren, auch dank der Heiltränke, galt es mit dem Zyklopen Lieutenant Brontes eine mythologische Herausforderung zu besiegen. Der Kerl schwingt die große Kelle und kann Fenyx mit wenigen Treffern aus den Sandalen hauen. Unter seiner langen Lebensleiste ist noch eine blaue Leiste zu sehen, die gefüllt wird, wenn man ihn mit Attacken trifft, wobei schwere Angriffe die Leiste schneller füllen. Ist sie voll, wird der Gegner für kurze Zeit betäubt und man kann auf den wehrlosen Feind einprügeln. Als Belohnung für den Sieg gab es einen neuen Bogen mit einem Combo-Bonus. Auch eine der zahlreichen Kisten in der Spielwelt ließ sich danach öffnen. In den Truhen findet man z.B. Materialien, die man zur Herstellung von Heil- oder Kampftränken braucht.
Große Gegner umwerfen
Normale Fähigkeiten, göttliche Fertigkeiten und Tränke lassen sich übrigens mit Skillpunkten in kleinen Talentbäumen individuell ausbauen und auf den gewünschten Spielstil zuschneiden. Diese Skillpunkte bekommt man aber nicht durch Erfahrungspunkte oder Level-Ups, sondern indem man Herausforderungen in der Welt löst und z.B. Blitze von Zeus in der Unterwelt sammelt, was ein bisschen an die Schreine an The Legend of Zelda: Breath of the Wild erinnert - und nein, die Gegenstände von Fenyx verlieren keine Haltbarkeit.
Fortschritt durch Blitze
Der Schauplatz als offene Welt
Ansonsten verlässt sich Ubisoft sehr auf das bekannte und bewährte Konzept in offener Welt, schließlich gibt es in dem griechischen Themenpark viel zu erkunden und zu entdecken, was die an Breath of the Wild erinnernde Stamina-Leiste aber einschränkt. Mit der Fernsicht lassen sich interessante Objekte markieren und der Kompass im oberen Bildbereich erinnert gleich an Skyrim oder Assassin's Creed Odyssey. Neben den Kämpfen und den gelegentlichen Übergriffen von Typhon, wenn man ihn zu sehr genervt hat, kann man auch wilde Reittiere zähmen, allerlei Sammelzeug auflesen und stellenweise richtig komplexe Rätsel in sicheren "Quest-Gebieten" lösen. Es gilt Schalter zu drücken, Steine zu bewegen, Plattformen zu erreichen oder Pfeile in Ego-Perspektive auf Zeit auf bestimmte Ziele zu feuern. Einige Rätsel in der Spielwelt nahmen sogar recht große Areale in Anspruch und waren mehrstufig, wobei man hier zum Glück nicht zu sehr an die Hand genommen wird. Das Puzzle-Design spricht in der Regel für sich selbst, sofern man vorher die Verderbnis von Typhon zerstört.
Ausblick
Die ersten zwei Stunden in dem griechischen Themenpark von Immortals Fenyx Rising waren wirklich unterhaltsam und machen Lust auf mehr. Das Spiel der Macher von Assassin's Creed Odyssey erinnert zwar schwer an Action-Abenteuer à la The Legend of Zelda (vor allem Breath of the Wild) oder Darksiders, zieht seinen besonderen Reiz aber aus der stimmungsvollen "Märchenwelt", verknüpft mit den gewohnten Verlockungen der offenen Ubisoft-Spielwelten. Aber auch das vielfältige und gut umgesetzte Kampfsystem mit seinen Zeitlupeneinlagen, die mythologischen Gegner und die in die Umgebung eingebetteten Rätsel versprühen ihre Reize. Die Charakter-Entwicklung, die mal nicht an ein typisches Erfahrungspunktesystem geknüpft ist, scheint genug Möglichkeiten zur Spezialisierung des gewünschten Spielstils zu bieten. Nur, was sich die Entwickler mit dem überdrehten und auf lustig getrimmten Gequatsche von Zeus und Co. gedacht haben, will nicht so richtig zünden. Außerdem muss Immortals Fenyx Rising noch beweisen, dass es über längere Zeit genug Anreize in der Spielwelt, beim Kämpfen und dem Fortschritt bieten kann. Es wird am 3. Dezember 2020 erscheinen.
Einschätzung: gut