Little Nightmares 2 - Vorschau, Action-Adventure, Stadia, PlayStation4, Switch, XboxSeriesX, XboxOne, PC, PlayStation5

Little Nightmares 2
13.01.2021, Matthias Schmid

Vorschau: Little Nightmares 2

Schaurig & schön

Na das sieht doch mal gut aus! Über zwei Stunden haben wir mit der Vorab-Version von Little Nightmares 2 (ab 24,99€ bei kaufen) verbracht. Welche Neuerungen im Spiel stecken und warum sogar Hitpotenzial besteht, das verraten wir in unserer Vorschau.

Tearaway Unfolded war eines der schönsten Videospiele des letzten Jahrzehnts - und Little Nightmares 2 könnte bereits im Februar 2021 eine ähnliche Duftmarke für die nun angebrochene Dekade setzen. Was die beiden Titel miteinander zu tun haben? Nun, vor ihrer Emanzipation mit dem ersten Little Nightmares und dem feinen VR-Knobler Statik waren die schwedischen Tarsier Studios vor allem ein Dienstleister bei der Entwicklung zweier namhafter PlayStation-Marken: Sie arbeiteten an mehreren LittleBigPlanet-Teilen mit und halfen bei der PS4-Umsetzung des zauberhaften Vita-Abenteuers Tearaway. Und, gleichwohl sich das Setting und der Grafikstil von Little Nightmares 2 und Tearaway Unfolded natürlich dramatisch unterscheiden - vielleicht hat das skandinavische Studio (das seit 2019 zur Embracer Group gehört) bei Media Molecule ja ganz genau hingeschaut und etwas mitgenommen, wenn es um die Ästhetik von Videospielen geht.

Augenweide

Jetzt bitte nicht umdrehen! In vielen Momenten ist die Spannung beinahe greifbar!

Tester Michael schwärmte schon beim ersten Little Nightmares: „Der wahre Star ist aber das fantastische Artdesign, (…) vor allem die herrlich bizarren Figuren haben es mir neben den stimmungsvollen Kulissen angetan.“ Ich habe den Vorgänger auch gespielt und fand ihn in puncto Beleuchtung und Stil ebenfalls sehr gelungen. Doch Teil 2 legt die Messlatte noch ein deutliches Stück höher: Viel differenzierter und räumlicher ist nun die Ausleuchtung der alptraumhaften Szenarien, das Spiel mit der Unschärfe ist an etlichen Stellen brillant. Das Bild wirkt wunderbar weich und sanft, ist im Detail aber trotzdem scharf und hochwertig texturiert. 

Mono, das Kerlchen mit der Tüte auf dem Kopf, muss sich in der Gruselschule mit ungezogenen Schülern herumschlagen.




Größere Welt

Fand Teil 1 noch in einer recht abgeschlossenen Umgebung namens "Der Schlund" statt, spielt Tarsier nun auf einer breiteren Klaviatur anheimeliger Horror-Szenarien: Die zweieinhalb Stunden unserer Steam-Preview-Fassung verteilten sich auf den Spielanfang im Gruselwald (den schon Alice' Vorschau im letzten Sommer während der virtuellen gamescom besuchte) und einen langen Teil in einem schaurig-schönen Schulgebäude. Überall entdeckt man eklige Details wie Körperteile in Einmach-Gläsern, freut man sich über die Licht- und Schattenspiele und staunt, welch neugierig machende Spielwelt die Entwickler ganz ohne Worte erschaffen. Little Nightmares 2 war in den gut zwei Spielstunden bisher nie richtig schockierend, baut aber durch missgestaltete Monster, die meine Spielfigur verschlingen können, und seinen stimmungsvollen Klangteppich eine ungemein intensive Gruselatmosphäre auf.

Die Tatsache dass Six, die Heldin des Vorgängers, nun als KI-Begleiterin meiner Spielfigur Mono agiert, raubt nichts von der Bedrohlichkeit: Egal ob ich mich im Gras vor der Flinte des groben Jägers (mit Jutesack über dem Gesicht) ducke, mit angehaltener Luft durch brackige Tümpel tauche oder mich in einem Horror-Klassenzimmer vor den Blicken der riesigen Lehrerin verberge: Mono und Six sind immer die Schwachen, die von überraschend platzierten Fallen zerquetscht, gierigen Mäulern verschlungen oder schrägen Puppenkindern eingefangen werden. Angenehm fand ich, dass Tarsier zwar bekannte Gruselmotive aufgreift (düsterer Schulkorridor, Puppen, Jägerhütte im Wald) diese aber intelligent und überraschend aufbereitet, anstatt sich in Horror-Plattitüden zu ergehen. Klar, manches Monster hat einen Hauch von Ohngesicht (aus dem Ghibli-Film Chihiros Reise) an sich, andere Feinde erinnern entfernt an die Kettensägen-Hinterwäldler aus Resident Evil 4 und einige Perspektiven und Kameraschwenks habe ich so ähnlich schon in Inside erlebt - trotzdem wirkt Little Nightmares 2 nie wie die Verquickung bereits durchgenudelter Motive, sondern stets wie ein eigenständiges Spiel, dessen optische Umsetzung von Anfang bis zum (bisherigen) Ende fulminant ist.

Gemeinsam allein

Nanu, wer schaut denn da so neugierig? Die Horror-Lehrerin könnte von einer Giraffe abstammen...




Hüpfen, schieben, kämpfen

Für den spielerischen Gehalt habe ich nicht ganz so warme Worte: Wer den Vorgänger oder andere ähnlich gelagerte Spiele wie Limbo, Inside, FAR: Lone Sails oder Unravel kennt, wird nur selten überrascht. Man schiebt Kisten und aktiviert Schalter, lässt Gewichte herab oder öffnet Klappen, stirbt natürlich in diversen Fallen und hilft sich neuerdings durch Räuberleiter gegenseitig hoch. Tarsier gelingt zwar eine bekömmliche, wohldosierte Melange aus Laufen, Denken, Springen und ein wenig Kämpfen - wirklich geistreich oder herausfordernd sind die spielmechanischen Elemente aber bisher selten. Kleine Schleichpassagen muss man teils mehrfach absolvieren, um die Bewegungen der Feinde zu studieren, und ein, zwei Rätsel ärgerten mich, weil ich die Lösung eigentlich schon hatte, aber das ungenaue Werfen von Gegenständen ein Vorankommen verhinderte.

Die bisher gezeigten Abschnitte sind allesamt äußerst sehenswert und liebevoll gestaltet.

Auch würde ich gerne noch mehr Klettern und durch Ritzen kriechen - die Areale sehen zwar hinreißend aus, so richtig viel zum Entdecken gibt es kaum. Immerhin warten ein paar versteckte Kopfbedeckungen für meine Figur Mono. Die Steuerung empfand ich als einen Tick direkter als im ersten Teil, trotzdem sind mir die Kontrollen noch immer etwas zu träge. Richtig stark ist dagegen das spürbare Gewicht von Waffen - z.B. wenn meine schwächliche Figur ein Rohr hinter sich herschleppt und dann unter große Kraftaufwendung einem Gegner über den Schädel zieht. Little Nightmares 2 geht mehr in die Tiefe als sein Vorgänger, anstatt für spielerisch relevantes Suchen oder komplexere Mechaniken nutzen die Entwickler den gewonnenen Spielraum aber nur für tolle Kamerawinkel und dreidimensionaler wirkende Areale - in Wahrheit ist nach ein paar virtuellen Metern in die Tiefe nämlich meist Schluss.

Ausblick

Ich habe jetzt riesige Lust auf das komplette Spiel: Die Welt ist mindestens so geheimnisvoll wie im Vorgänger, dabei aber abwechslungsreicher und schöner. Das Spiel mit Licht und Schatten oder der Tiefenschärfe ist brillant umgesetzt und die beide Szenarien der Vorschau-Version haben mir ausgesprochen gut gefallen. Wenn Tarsier dieses Niveau halten kann, sehe ich Hitpotenzial oder die Chance, in die Nähe meines Lieblings Inside zu kommen. In spielerischer Hinsicht sollte man zwar weder große Sprünge noch komplexe Kopfnüsse erwarten - dabei ist der Mix aus den Mechaniken aber immer so bekömmlich, dass nie Langeweile aufkommt. Angenehm sind die deutlich kürzeren Ladezeiten im Vergleich zu Teil 1 und die meist sehr fairen Checkpoints. Ich bin gespannt, wie der Rest des Spiels mit den Teamwork-Aufgaben für Mono und Six verfährt - von einigen Räuberleitern abgesehen boten mir die zwei Abschnitte in dieser Hinsicht nämlich noch zu wenig.



Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit

Kommentare
Scorplian

Ich fands geil und freu mich auf den 2.
Hab auch die Collectors Edition mit Figur etc. vorbestellt <3
Die übrigens mit 50€ erstaunlich günstig wegkommt.


Da fällt mir ein, den DLC hab ich ja noch garnicht gespielt... muss ich noch vor Release des 2. nachholen.


Edit:
Hab gerade die Demo gespielt und bin begeistert

Genauso eine creepige Atmosphäre wie im ersten (wenn auch nicht unbedingt richtig gruselig), mit neuen kleinen Funktionen/Fähigkeiten/Änderungen und einem genialen Startsetting.

Noch 4 Wochen

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
Black Stone

Kann den Hype, wie auch beim ersten Teil nicht verstehen. Für mich ein typischer Grafik-Blender. Die teils unfairen und an trail-and-error grenzenden Passagen verleiden mir, zusammen mit den suboptimalen Checkpoints den "Spaß" an der schaurigen Atmosphäre, da ich zu viel zu oft sehr. Die vorsätzlich schlechte Lesbarkeit der Situationen und die träge bis hakelige Steuerung erledigen dann den Rest...

vor 3 Jahren
Chibiterasu

Freu mich auch sehr darauf. Teil 1 hat mir ausgezeichnet gefallen. War sehr stimmungsvoll.

vor 3 Jahren
nawarI

Ich liebe die Flucht-Sequenzen und das Schleichen bei Teil 1. Spielerische Einfachheit war mir hier immer egal, weil die Atmo so überraschend war.
Auf Teil 2 freu ich mich riesig. Die Vorschau lässt auch auf ein gutes Spiel hoffen.

vor 3 Jahren
No Cars Go

Demo war stabil, freu mich drauf.

vor 3 Jahren