Dyson Sphere Program - Vorschau, Simulation, PC
Nein, das hat nichts mit beutellosen Staubsaugern zu tun. In Dyson Sphere Program versucht man das wohl größte und ambitionierteste Bauprojekt aller Zeiten zu realisieren, und zwar den Bau einer so genannten Dyson-Sphäre. Solch eine Sphäre ist ein hypothetisches Konstrukt, das die Energie eines ganzen Sterns optimal nutzen kann. Im Mittelpunkt dieser Konstruktion von unvorstellbaren Ausmaßen würde sich eine Sonne als ultimative Energiequelle befinden. Mittels unterschiedlicher Konstruktionsansätze würde eine sehr fortgeschrittene Zivilisation die Sonne "weiträumig umbauen", um so ihre Energie für eigene Zwecke nutzen zu können. Das einfachste Gedankenmodell wäre ein kreisförmiges Gebilde in ausreichendem Abstand um die Sonne herum. Eine sehenswerte Erklärung solch einer Dyson-Sphäre findet ihr z.B. bei Dinge Erklärt - Kurzgesagt .
Auf dem Weg zur Zivilisation Typ 2 (Kardaschow-Skala)
Das Ziel der interplanetaren Aufbau- und Produktionssimulation von dem chinesischen Indie-Studio Youthcat Games (nur fünf Mitarbeiter) ist es also, solch eine Riesenkonstruktion zu erschaffen. Nach dem Spielstart und der Erstellung von mehreren Sonnensystemen inkl. unterschiedlichen Planetentypen beginnt alles zunächst ganz klein und unscheinbar. Die Spielfigur, ein Mecha, fliegt durch den Weltraum, an der Sonne vorbei und landet auf einem dreidimensionalen, erdähnlichen Planeten. Danach darf man die Kontrolle über den Mecha übernehmen, den Roboter selbst steuern, Ressourcen abbauen, Forschungsprojekte anstoßen und Gebäude bauen. Englische Tutorialtexte (teils mit Sprachausgabe und Videoclips) helfen beim Einstieg, könnten aber vor allem zu Beginn etwas tiefer gehen und häufiger erscheinen, gerade wenn man Titel wie Factorio oder Satisfactory nicht kennt.
Aufbau und Automatisierung
Die Anfangsphase erinnert schwer an Factorio, erfordert jedoch weniger Mikromanagement, da die Förderbänder nur eine Seite/Bahn haben, die "Sortierer" als intelligente Greifarme zum Transport (vom Förderband in die Fabrik und umgekehrt) viele Funktionen gleich mitbringen und auch die anfängliche Energieversorgung leichter zu realisieren ist. Außerdem werden die Produktionsketten nachvollziehbar visualisiert und das Spiel versteckt viele der relevanten Informationen über die Förder-/Produktionsmengen nicht so sehr wie andere Titel. Flüssigkeiten werden hingegen schnell und einfach als "verpackte" Waren abgewickelt. Schade! Außerdem baut man im Vergleich zu Factorio wesentlich weniger gleiche Gebäudetypen, die allerdings recht generisch aussehen und etwas Design-technische Finesse vermissen lassen. Vieles in Dyson Sphere Program ist eher funktional als hübsch.
Förderbänder, Mecha und Technologien
Richtig interessant wird es erst, wenn man den Startplaneten nahtlos und ohne Ladepause verlässt, um noch mehr Ressourcenvorkommen mit den gewohnten Methoden zu erschließen, was aber einen aufgewerteten Mecha erfordert. Dabei fällt auf, dass die Simulation der Planeten im Sonnensystem (Umlaufbahnen, Jahreszeiten, Tag/Nacht-Wechsel) auch die Produktion beeinflusst, z.B. die Effektivität von Solarkollektoren oder ob "Swarm Sails" in den Orbit geschossen werden können oder nicht. Nach der Ausbreitung im eigenen Sonnensystem ist aber nicht Schluss. Danach darf mit Überlichtantrieb zu weiteren Sternen geflogen werden, was enorme Energiemassen verschlingt. Die Energieproduktion entpuppt sich mit zunehmender Spieldauer als immer und immer wichtiger. Die Ressourcenquellen von anderen Planeten können dann zu einem interplanetaren Logistiknetzwerk zusammengeführt werden - was jetzt ziemlich ambitioniert klingt, kann mehr mit Transportzügen à la Factorio oder Satisfactory verglichen werden oder mit den Handelsrouten aus Anno 1800. Die Ausdehnung als auch die Ausbeutung geht weiter von Planet zu Planet bis zur eigenen Dyson-Sphäre ...
Ausdehnung und Ausbeutung
Early Access Status
Das Militär spielt aktuell keine Rolle, aber Aliens sollen in Zukunft als Gegner fungieren, demnach müssen entsprechende Gegenmaßnahmen (Türme, Truppen etc.) noch eingebaut werden. Momentan kann man jedenfalls ganz entspannt und ohne Druck spielen, wobei sich das Spiel als Zeitfresser entpuppt. Ein kooperativer Mehrspieler-Modus, der sich für Bauprojekte dieser Art förmlich anbieten würde, fehlt bisher leider. Dyson Sphere Program richtet sich lediglich an Einzelspieler.
Bis zur Vollversion sollen neue Planeten, Himmelskörper, Erkundungsevents, Mecha-Anpassungen, Aliens/Monster und mehr Gebäude eingebaut werden - neben den obligatorischen Verbesserungen des Kernkonzepts.
Ausblick
Dyson Sphere Program ist eine echte Überraschung des noch jungen Jahres - und könnte für vor allem für Spieler von Factorio, Satisfactory, Oxygen Not Included oder auch Anno 1800 interessant sein. Das Mini-Studio aus China orientiert sich zwar stark an Factorio, entzerrt und vereinfacht aber das Mikromanagement und setzt stärker auf die Makroebene mit interplanetarer Logistik in gewaltigen Größendimensionen - zumal das Spiel mit ordentlich simulierten Sonnensystemen und Umlaufbahnen auftrumpft. Natürlich ist längst nicht alles perfekt. So gibt es Interface-Macken, Performance-Schwächen und sowohl Übersetzung als auch Spielfluss haken manchmal. Die Aufbau- und Produktionssimulation hat dennoch ein gutes Fundament, auf das die Entwickler in den kommenden Monaten hoffentlich aufbauen können. Erkundung, Kampf, besseres Design, mehr Abwechslung etc. wären nur einige Stichwörter. Und da das Spiel auf Steam einen überraschend starken Verkaufsstart hingelegt hat, während die vorherige Kickstarter-Kampagne eher eine Flaute war, bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung einen zusätzlich Schub in die richtige Richtung bekommt.
Einschätzung: gut