Dyson Sphere Program - Vorschau, Simulation, PC

Dyson Sphere Program
26.01.2021, Marcel Kleffmann

Vorschau: Dyson Sphere Program

Das größte Bauprojekt aller Zeiten

Eines der größten denkbaren Bauvorhaben aller Zeiten steht im Mittelpunkt von Dyson Sphere Program, das gerade im Early Access spielbar ist: In der interplanetaren Aufbau- und Produktionssimulation versucht man eine Dyson-Sphäre um eine Sonne zu bauen. Dabei werden Erinnerungen an Factorio und Satisfactory wach, aber alles wird auf interstellare Maßstäbe ausgedehnt.

Nein, das hat nichts mit beutellosen Staubsaugern zu tun. In Dyson Sphere Program versucht man das wohl größte und ambitionierteste Bauprojekt aller Zeiten zu realisieren, und zwar den Bau einer so genannten Dyson-Sphäre. Solch eine Sphäre ist ein hypothetisches Konstrukt, das die Energie eines ganzen Sterns optimal nutzen kann. Im Mittelpunkt dieser Konstruktion von unvorstellbaren Ausmaßen würde sich eine Sonne als ultimative Energiequelle befinden. Mittels unterschiedlicher Konstruktionsansätze würde eine sehr fortgeschrittene Zivilisation die Sonne "weiträumig umbauen", um so ihre Energie für eigene Zwecke nutzen zu können. Das einfachste Gedankenmodell wäre ein kreisförmiges Gebilde in ausreichendem Abstand um die Sonne herum. Eine sehenswerte Erklärung solch einer Dyson-Sphäre findet ihr z.B. bei Dinge Erklärt - Kurzgesagt .  

Auf dem Weg zur Zivilisation Typ 2 (Kardaschow-Skala)

Das Ziel der interplanetaren Aufbau- und Produktionssimulation von dem chinesischen Indie-Studio Youthcat Games (nur fünf Mitarbeiter) ist es also, solch eine Riesenkonstruktion zu erschaffen. Nach dem Spielstart und der Erstellung von mehreren Sonnensystemen inkl. unterschiedlichen Planetentypen beginnt alles zunächst ganz klein und unscheinbar. Die Spielfigur, ein Mecha, fliegt durch den Weltraum, an der Sonne vorbei und landet auf einem dreidimensionalen, erdähnlichen Planeten. Danach darf man die Kontrolle über den Mecha übernehmen, den Roboter selbst steuern, Ressourcen abbauen, Forschungsprojekte anstoßen und Gebäude bauen. Englische Tutorialtexte (teils mit Sprachausgabe und Videoclips) helfen beim Einstieg, könnten aber vor allem zu Beginn etwas tiefer gehen und häufiger erscheinen, gerade wenn man Titel wie Factorio oder Satisfactory nicht kennt.  

Aufbau und Automatisierung

Das erste Ziel sollte es sein, die Produktion der elektromagnetischen Matrizen zur Forschung zu automatisieren.
Der Mecha sammelt Bäume als Biotreibstoff, Steine, Erze und eigentlich alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Aber ohne die Automatisierung der Rohstoff-Förderung wird man das Ziel nicht erreichen. Es werden schlichtweg zu große Massen an Ressourcen gebraucht. Getreu nach Factorio oder Satisfactory baut man automatisierte Extraktoren und transportiert die (endlichen) Ressourcen mithilfe von Netzwerken aus Förderbändern zur Weiterverarbeitung, um Magnete aus Eisen oder Platinen aus Eisen und Kupfer zu basteln. Die ersten Konstruktionsschritte kann der Mecha noch in seinem eingebauten Replikator vornehmen, aber früher oder später werden die Konstruktionen komplexer und viel mehr Anlagen nötig.  

Die Anfangsphase erinnert schwer an Factorio, erfordert jedoch weniger Mikromanagement, da die Förderbänder nur eine Seite/Bahn haben, die "Sortierer" als intelligente Greifarme zum Transport (vom Förderband in die Fabrik und umgekehrt) viele Funktionen gleich mitbringen und auch die anfängliche Energieversorgung leichter zu realisieren ist. Außerdem werden die Produktionsketten nachvollziehbar visualisiert und das Spiel versteckt viele der relevanten Informationen über die Förder-/Produktionsmengen nicht so sehr wie andere Titel. Flüssigkeiten werden hingegen schnell und einfach als "verpackte" Waren abgewickelt. Schade! Außerdem baut man im Vergleich zu Factorio wesentlich weniger gleiche Gebäudetypen, die allerdings recht generisch aussehen und etwas Design-technische Finesse vermissen lassen. Vieles in Dyson Sphere Program ist eher funktional als hübsch.

Förderbänder, Mecha und Technologien

Umlaufbahn, Sonneneinstrahlung etc. werden simuliert.
Alles dreht sich darum, im linearen Techtree voranzuschreiten, um zur finalen Dyson-Sphäre zu kommen - und dann gibt es noch einen Upgrade-Techtree, der ähnlich komplex ist. Für die Forschung werden zunächst simpel hergestellte Produkte gebraucht, die später durch abstrakte Ressourcen (Matrizen) in unterschiedlichen Farben ersetzt werden, die ähnlich wie die bunten Erlenmeyerkolben in Factorio funktionieren. Für die Herstellung dieser Matrizen benötigt man andere Ressourcen oder weiterverarbeitete Materialien und so entsteht Schritt für Schritt eine immer größer werdendes Geflecht aus Produktionsmaschinen auf dem Startplaneten zur Anfeuerung der Forschung. Im Gegensatz zu Factorio scheint es sich zu bewähren, kleinere und lokale Produktionskreisläufe zu bauen und nicht alle Rohstoffe an einem zentralen Ort zu sammeln.

Richtig interessant wird es erst, wenn man den Startplaneten nahtlos und ohne Ladepause verlässt, um noch mehr Ressourcenvorkommen mit den gewohnten Methoden zu erschließen, was aber einen aufgewerteten Mecha erfordert. Dabei fällt auf, dass die Simulation der Planeten im Sonnensystem (Umlaufbahnen, Jahreszeiten, Tag/Nacht-Wechsel) auch die Produktion beeinflusst, z.B. die Effektivität von Solarkollektoren oder ob "Swarm Sails" in den Orbit geschossen werden können oder nicht. Nach der Ausbreitung im eigenen Sonnensystem ist aber nicht Schluss. Danach darf mit Überlichtantrieb zu weiteren Sternen geflogen werden, was enorme Energiemassen verschlingt. Die Energieproduktion entpuppt sich mit zunehmender Spieldauer als immer und immer wichtiger. Die Ressourcenquellen von anderen Planeten können dann zu einem interplanetaren Logistiknetzwerk zusammengeführt werden - was jetzt ziemlich ambitioniert klingt, kann mehr mit Transportzügen à la Factorio oder Satisfactory verglichen werden oder mit den Handelsrouten aus Anno 1800. Die Ausdehnung als auch die Ausbeutung geht weiter von Planet zu Planet bis zur eigenen Dyson-Sphäre ...

Ausdehnung und Ausbeutung

Irgendwann wird der Startplanet zu klein.
Das kürzlich in den Early Access gestartete Spiel soll ca. ein Jahr oder länger im Early Access auf Steam bleiben (Preis: 16,79 Euro).

Early Access Status

Das Militär spielt aktuell keine Rolle, aber Aliens sollen in Zukunft als Gegner fungieren, demnach müssen entsprechende Gegenmaßnahmen (Türme, Truppen etc.) noch eingebaut werden. Momentan kann man jedenfalls ganz entspannt und ohne Druck spielen, wobei sich das Spiel als Zeitfresser entpuppt. Ein kooperativer Mehrspieler-Modus, der sich für Bauprojekte dieser Art förmlich anbieten würde, fehlt bisher leider. Dyson Sphere Program richtet sich lediglich an Einzelspieler.

Bis zur Vollversion sollen neue Planeten, Himmelskörper, Erkundungsevents, Mecha-Anpassungen, Aliens/Monster und mehr Gebäude eingebaut werden - neben den obligatorischen Verbesserungen des Kernkonzepts.

Ausblick

Dyson Sphere Program ist eine echte Überraschung des noch jungen Jahres - und könnte für vor allem für Spieler von Factorio, Satisfactory, Oxygen Not Included oder auch Anno 1800 interessant sein. Das Mini-Studio aus China orientiert sich zwar stark an Factorio, entzerrt und vereinfacht aber das Mikromanagement und setzt stärker auf die Makroebene mit interplanetarer Logistik in gewaltigen Größendimensionen - zumal das Spiel mit ordentlich simulierten Sonnensystemen und Umlaufbahnen auftrumpft. Natürlich ist längst nicht alles perfekt. So gibt es Interface-Macken, Performance-Schwächen und sowohl Übersetzung als auch Spielfluss haken manchmal. Die Aufbau- und Produktionssimulation hat dennoch ein gutes Fundament, auf das die Entwickler in den kommenden Monaten hoffentlich aufbauen können. Erkundung, Kampf, besseres Design, mehr Abwechslung etc. wären nur einige Stichwörter. Und da das Spiel auf Steam einen überraschend starken Verkaufsstart hingelegt hat, während die vorherige Kickstarter-Kampagne eher eine Flaute war, bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung einen zusätzlich Schub in die richtige Richtung bekommt.

Einschätzung: gut

Kommentare
Ochros

Ich habe das Spiel mittlerweile "durch" bzw. alles gesehen, was es aktuell inhaltlich im Spiel gibt. Das Ganze hat so 67-Stunden bei mir gedauert und abschließend kann ich sagen, dass es mir deutlich besser gefallen hat als Satisfactory. Schon rein deshalb, weil das Bauen viel übersichtlicher und schneller von der Hand geht und man dadurch gefühlt mehr Fortschritte in kürzerer Zeit macht. Im späteren Verlauf des Spiels ging der Fokus dann immer mehr in Richtung Dyson-Sphäre, was bei mir für die nötige Abwechslung gesorgt hat, um dauerhaft meinen Spaß mit dem Spiel zu haben. Für mich auf jeden Fall die größte Überraschung seit Langem und ich hoffe, dass in Zukunft noch Einiges an Inhalten dazu kommt, damit ich irgendwann dann noch mal von vorne anfangen kann.

vor 3 Jahren
Usul

Mich überrascht, dass der EA auf Steam stattfindet und nicht auf Epic, was ja fast zur Hälfte ein chinesisches Unternehmen ist.
Und weil Epic zu fast 50% einem chinesischen Unternehmen gehört, müßten dann alle Spiele aus China dort erscheinen? Irgendwie eine gewagte Theorie, wie ich finde. Es mag überraschend sein, aber auch in China wird man bei solchen Dingen zuallererst an Reichweite und Gewinnmöglichkeiten denken - und für Early Access ist Steam in der Hinsicht die optimale Wahl.

vor 3 Jahren
Randall Flagg

Mich überrascht, dass der EA auf Steam stattfindet und nicht auf Epic, was ja fast zur Hälfte ein chinesisches Unternehmen ist.

vor 3 Jahren
Usul

EDIT: War doch nicht so wichtig... weiter im Programm.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren
cM0

Danke übrigens für die Erwähnung von "Dinge Erklärt - kurzgesagt".
Ich schaue schon lange regelmäßig die Videos und muss sagen, dass es ein verdammt gutes Format ist.
Jup, hab mir auch gleich noch andere Videos angeschaut. Interessanterweise sind manche auf Englisch, obwohl vom ZDF produziert, wenn ich das richtig gesehen habe.
Es gibt 2 Kanäle. Einer auf Deutsch: https://www.youtube.com/c/KurzgesagtDE/videos

und einer mit englischsprachigen Videos: https://www.youtube.com/c/inanutshell/videos

Den englischsprachigen Kanal gibt es länger, daher hat er auch mehr Inhalt, aber ich glaube, alles, was es auf dem deutschen Kanal gibt, gibt es auch schon länger auf dem anderen. Beim englischsprachigen Kanal werden mir witzigerweise viele Videotitel in Deutsch angezeigt, aber das eigentliche Video ist dann in (sehr gut verständlichem) englisch und ich glaube, dass die auch alle deutsche Untertitel haben.

Edit: Ich kenne übrigens noch ein paar solcher Kanäle, weil ich die eine Zeit lang sehr viel geguckt habe und einige noch immer verfolge. Falls jemand Interesse hat, poste ich das gern, aber besser in einem anderen Thread. Zum Spiel kann ich leider nicht viel sagen. Nicht ganz mein Genre, aber ich mag die Idee.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren