Super Mario 3D World + Bowser's Fury - Vorschau, Plattformer, Switch
"Verbünde dich mit Bowser Jr. in einem frei erkundbaren 3D-Abenteuer, um seinen wildgewordenen Vater im neuen Spielmodus Bowser’s Fury zu stoppen!“ Mit diesen Worten bewirbt Nintendo die Neuauflage des Platin-Hüpfers im Switch-Shop. Ich muss aber sagen: Damit untertreibt der Klempner-Konzern! Denn Bowser’s Fury ist nicht bloß eine Erweiterung für Super Mario 3D World, sondern entfernt sich erstaunlich weit von dessen ausgetretenen Pfaden: Das Wii-U-Originalspiel aus dem Jahr 2013 bot, Toad-Prüfungen und Stern-Rätselhäuser mitgerechnet, über 100 Levels. Nun hätte Nintendo ganz banal 30 bis 50 Stages nach ähnlichem Muster draufpacken können - mit ein, zwei frischen Items vielleicht, aber eben derselben Kameraperspektive und identischer Figurentruppe…
Mehr vom Gleichen?
Aber Pustekuchen: Bowser’s Fury serviert zwar bekannte Verwandlungen (Katzenkostüm, Bumerang, Feuerblume, Helikopter-Block, Tanooki), diesmal ist man aber wieder durchgängig mit Mario unterwegs, verfolgt das Abenteuer aus einer frei drehbaren 3D-Perspektive (vergleichbar mit der von Super Mario Odyssey) und erkundet eine zusammenhängende Spielwelt statt vieler kleiner Themen-Stages. Ob dies aus spielerischer Hinsicht letztlich eine gute Entscheidung ist, werde ich erst im Test in zwei Wochen beurteilen. Die grundlegendende Entscheidung für ein eigenständiges, kleines Mario-Spiel als Dreingabe begrüße ich aber - so hat man direkt das Gefühl, einen Mehrwert in Händen zu halten, auch wenn man (wie ich) das Originalspiel gut kennt.
Bevor ich weiter auf Bowser’s Fury eingehe, ein paar Hinweise zum Hauptspiel Super Mario 3D World: Wer das nicht kennt, ist erstmal mit Jans hingebungsvollem Test bestens beraten. 2013 veröffentlichte Nintendo, aufbauend auf dem Konzept des 3DS-Spiels Super Mario 3D Land, ein richtig tolles, umfangreiches Jump’n’Run für Wii U. Mit Spielperspektive von schräg oben, vielen coolen Items wie z.B. der Katzen-Verwandlung, und launigem Vier-Spieler-Modus. In der Switch-Neuauflage gibt’s nun zusätzlich einen Foto-Modus mit Sticker-Garnierung, ein paar minimale Änderungen beim Balancing der Figuren und einen Online-Koopmodus. Im Grunde erhält der Kenner aber dasselbe in Grün mit schärferer Grafik - das schmeckt nach Portierung, aber nicht nach Remaster oder gar Remake!
Krötenpapa ist wütend
Die belämmerte Geschichte übernehme ich nahtlos von Nintendo, da fällt mir nämlich nichts Kluges zu ein: "Bowser wurde von einer geheimnisvollen schwarzen Tinte besudelt und in ein riesiges Monster verwandelt, dessen einziges Ziel die totale Zerstörung ist!“ Beim Anblick von schmierig-glänziger Tinte in einem fröhlich-bunten Mario-Spiel kommen bei mir natürlich sofort Super Mario Sunshine-Vibes auf - doch diesmal gibt es keine Dreckweg-Wasserspritze mit Jetpack-Funktion, sondern einen unerwarteten Helfer. Bowser Jr. ist mit der Verwandlung seines Herrn Papa sehr unglücklich und schließt sich Mario an - fortan schwirrt er in seinem Koopa-Kopter (auch bekannt als "Clown-Kutsche“) neben dem Klempner her, sammelt für ihn Items auf und attackiert Feinde. Ähnlich wie in Super Mario Odyssey, wo ein Koop-Spieler Marios Mütze lenken konnte, darf in Bowser’s ein zweiter Spieler die Kontrolle über Bowser Jr. übernehmen - inklusive Rangeleien über die Drehung der Kamera und häufigen Respawns des fliegenden Begleiters, wenn er mit Mario nicht Schritt halten kann. Das kooperative, gleichberechtigte Vierspieler-Erlebnis von Super Mario 3D World ist in Bowser’s Fury nicht möglich - auch in diesem Punkt grenzt sich der Zusatz also deutlich vom Hauptspiel ab.
Doch wie spielt sich der Zusatzmodus nun: Man lenkt Mario mit frei drehbarer Kamera, aber dem Bewegungsrepertoir von 3D World (also z.B. ohne den Galaxy-Drehsprung) durch eine Inselwelt. Auf jedem größeren Eiland wartet ein Turm, der einen bunten Strauß an Aufgaben bereithält: Man muss z.B. ganz banal einen Hüpfparcour überwinden und beispielsweise eine riesige Windmühle erklimmen oder über unsichtbare Brücken laufen. Später sammelt man unter Zeitdruck blaue Münzen oder hascht einem Schatten-Luigi hinterher - Mario-Fans kennen derlei Aufgaben-Potpourris seit Super Mario 64, sie machen die Schauplätze interessanter und sorgen dafür, dass man durch längeres Verweilen an einem Ort alle Finessen der jeweligen Location auslotet. Für jede Aufgabe winkt einen Katzen-Insignie, mit deren Hilfe man den jeweiligen Turm vom Schmutz befreien kann. Und zwischen den Inseln darf der Klempner auf dem freundlichen Plesiosaurus Plessie durchs Wasser cruisen und dort ebenfalls Katzen-Insignien hinterherjagen.
Zelda + Immortals + Death Stranding = Bowser’s Fury?
Zugegeben - eine seltsame, vielleicht etwas bemüht wirkende Gleichung, die ich aber erklären möchte: In Zelda: Breath of the Wild kam es immer wieder vor, dass nachts ein düsterer Blutmond am Himmel erschien - dann wurden Ganons finstere Kreaturen wiedererweckt und Link hatte es wieder schwerer. Auch im Nachahmer Immortals: Fenyx Rising geschah es regelmäßig, dass die Welt von der Energie des Bösewichts Typhon geflutet wurde - dann griffen plötzlich rote Tentakel aus dem Boden, überall tauchten Feinde auf und legendäre Geisterkrieger machten Jagd auf euch. In Death Stranding wiederum erschienen bei Regenwetter die anstrengenden BT-Entitäten - wenn man von ihnen erwischt wurde, ging es in eine Parallelwelt voll schwarzem Schlamm samt Mini-Bosskampf. Und bei Bowser’s Fury? Nun, auch hier kommt es regelmäßig dazu, dass Bowser aus seinem zentralen schwarzen Schlammloch in der Spielwelt steigt und die bunte Idylle für kurze Zeit ins Chaos stürzt: Dann stürzen rot glühende Blöcke vom Himmel und ein gigantischer Bowser macht mit einer bildschirmfüllenden Feuerstoß Jagd auf Mario. Weil das nicht gerade selten passiert und man der Riesenkröte schwerer entkommt als der Held in Immortals, hat mich dieses Feature eindeutig an die genannten Titel erinnert. Natürlich fühlt es sich hier weniger bedrohlich an als in Death Stranding, es hat bei mir aber - nicht zuletzt wegen des schwarzen Schlamms - eben Assoziationen zum Kojima-Spiel geweckt.
Wer bis zu so einem Bowser-Moment genügend Katzen-Insignien gesammelt hat, der kann zum Gegenschlag ausholen: Dann leuchtet nämlich an einem zentralen Ort eine Katzenglocke auf, mit deren Hilfe Mario zum ebenfalls monumentalen, gelben Tiger wird - eine Art Super-Saiyajin-Variante des Katzenkostüms. Dann liefert man sich einen Kampf der Giganten mit Bowser. Doch das Zusatzspiel protzt nicht nur mit spektakulären Kämpfen, sondern auch mit liebevollen Details: Waren in Super Mario 3D World nur einige Feinde in feliner Form präsent (z.B. Katzengumbas) haben sich die Designer nun für zig Gegner oder Level-Elemente (Büsche!) drollige Katzifizierungen überlegt. Und ab und an bringt Marios sogar einer weinenden Katzenmama ihre Kinder züruck - wer dann nicht den virtuellen Foto-Apparat zückt und ein kitschiges Foto schießt, ist innerlich tot.
Ausblick
Man nehme ein exzellentes, bereits umfangreiches Hüpfspiel mit spaßiger Mehrspieler-Komponte und reichlich Item-Jux, portiere es lupenrein auf die Switch und füge noch einen frischen Modus hinzu. Eigentlich kann da nicht viel schief gehen! Ich freue mich, eines meiner liebsten Hüpfspiele der letzten Jahre erneut zu erleben und bin gespannt, welche weiteren Prüfungen und Überraschungen Bowser’s Fury parat hält. Gleichzeitig bin ich mir nach den ersten Stunden aber noch nicht sicher: Fühlt sich Super Mario 3D World noch immer so frisch und fidel an wie 2013 oder hat da ein kleiner Gumba mit seinen Zähnen der Zeit dran genagt? Unterhalten mich die Aufgaben in Bowser’s Fury ebenso gut wie das Sammeln der Monde in Odyssey? Oder nervt mich am Ende gar das regelmäßige Auftauchen der Feuer speienden Riesenechse?
Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit