It Takes Two - Vorschau, Action-Adventure, XboxSeriesX, PlayStation5, PC, PlayStation4, XboxOne, Switch

It Takes Two
02.03.2021, Michael Krosta

Vorschau: It Takes Two

Ein großer Koop-Spaß

Nach A Way Out hält Entwickler Hazelight bei seinem neuen Projekt am Koop-Prinzip fest, vollzieht gleichzeitig aber eine 180-Grad-Wendung: Statt einem knallharten Action-Thriller mit Story-Fokus ist It Takes Two (ab 22,39€ bei kaufen) eine locker-flockige Komödie mit Herz, Humor und einem etwas anderen Paar-Therapie-Ansatz. Wir durften als Duo bereits die ersten Stunden spielen – und hatten dabei eine Menge Spaß!

Um die Ehe von May und Cody steht es nicht gut: Das Paar liegt sich ständig in den Haaren – sehr zum Leidwesen der gemeinsamen Tocher Rosie. Als die beiden ihr schließlich offenbaren, sich scheiden lassen zu wollen, schnappt sich die Kleine ihre selbst gebastelten Puppen, die sie nach dem Vorbild der Eltern gestaltet hat. Dann passiert das Unglaubliche: Rosies Tränen, die auf die Figürchen tropfen, erwecken sie zum Leben und katapultiert die beiden Streithähne in die neuen Körper. Nach dem ersten Schock versuchen May und Cody, sich mit der neuen Situation zu arrangieren und realisieren schnell, dass sie nur mit Teamwork zu ihrer Tochter gelangen und mit Hilfe ihrer Tränen den Zauber vielleicht rückgängig machen können.

Tränen-Zauber

Genau wie im Filmklassiker „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ oder Spielen wie Unravel und Grounded haben sich die Größenverhältnisse nach der Verwandlung verschoben: Schränke, Tische und anderes Mobiliar erscheinen plötzlich unerreichbar hoch, Orte wie Abwasserkanäle bergen tödliche Gefahren und selbst kleine Insekten,  z.B. Wespen, mutieren zu Gegnern auf Augenhöhe. Gleichzeitig eröffnet die Miniaturisierung völlig neue Wege und Zugänge zu Schauplätzen, die man sonst eher nicht zu Gesicht bekommt: Unter anderem verschlägt es das Duo in das Innenleben eines Staubsaugers und in ein Wespennest, das man im Auftrag militanter Eichhörnchen infiltriert. Dabei bewegt man sich nicht nur per pedes und mit Hüpfeinlagen fort, sondern schlittert im Stil von Sunset Overdrive über Schienen, schwingt sich mit einem Greifhaken über tiefe Abgründe oder nutzt Vehikel wie Floß oder sogar Flugzeug, die aus Teilen wie alten Plastikflaschen, Sardinenbüchsen und Herzchen-Unterwäsche zusammengeschustert wurden.

Mit Tränen werden die beiden Puppen zum Leben erweckt.


Enorme Abwechslung

Es ist unfassbar, was Hazelight schon in den ersten Stunden an unterhaltsamen Spielelementen, Abwechslungsreichtum und kreativ gestalteten Schauplätzen auffährt! Hier alles aufzuzählen, würde schlichtweg den Rahmen sprengen. Neben Aktionen wie dem Ziehen von Hebeln, die teilweise nur gemeinsam ausgeführt werden können, wird den beiden Akteuren auch unterschiedliche Ausrüstung in die Hand gedrückt, um das Teamwork zu fördern. In einem Werkstatt-Abschnitt führt May z.B. einen Hammer, mit dem man nicht nur in „Hau-den-Lukas“-Manier um sich schlägt, sondern sich auch an Nägeln entlang schwingen kann. Praktischerweise wird Cody gleichzeitig mit einer Nagelpistole ausgestattet. Noch Fragen? Auch im Wespennest gibt es eine clevere Aufteilung: Während May mit einem Raketenwerfer ausgestattet ist, ballert Cody explosiven Honig durch die Gegend, durch dessen Gewicht sich zusätzlich sogar Plattformen bewegen und fliegende Gegner einmatschen lassen. Bei den Vehikelsequenzen herrscht ebenfalls eine sinnvolle Arbeitsteilung: Während ein Spieler für die Steuerung verantwortlich ist, übernimmt der andere das Schießen oder stellt sich sogar einer klassischen Prügelspiel-Einlage auf den Tragflächen. Zwischendurch warten außerdem cool designte Bosskämpfe, die selbstverständlich ebenfalls Zusammenarbeit erfordern. Zwar kann sich das Paar die eine oder andere verbale Spitze auch in Puppenform nicht verkneifen, doch gibt es gleichzeitig die ersten Anzeichen, dass die beiden wieder zueinander finden und realisieren könnten, was für ein gutes Team sie eigentlich sind. Das liegt natürlich ganz im Interesse von Dr. Hakim, dem personifizierten Buch der Liebe, der alles daran setzt, die Flammen der Liebe erneut zu entfachen und als eine Art Therapeut fungiert.

Die eingestreuten Versus-Minispiele wie Tauziehen tragen ebenfalls zur Abwechslung bei.


Spaßige Duelle

Für etwas Abwechslung vom Koop-Alltag sorgen eingetreute und optionale Minispiele, in denen man seine kompetitive Ader ausleben darf. Neben allseits bekannten Aktivitäten wie Tauziehen wird auch das beliebte Kinderspiel „Schlag den Maulwurf“ oder ein Schießduell mit Pömpeln kreativ umgesetzt. Schön ist auch der Moment, in dem man eine Polaroid-Kamera bedient und für einen Schnappschuss posiert, bevor der Countdown für den Selbstauslöser abläuft. Die kleinen Versus-Einlagen und Aktivitäten fügen sich hier deutlich besser und unterhaltsamer ein als es noch bei A Way Out der Fall war.

Genau wie dort ist man auch hier die meiste Zeit am geteilten Bildschirm unterwegs – selbst dann, wenn man nicht im Couch-Koop vor dem Fernseher sitzt, sondern das Abenteuer online gemeinsam angeht. Game Director Josef Fares hat in der unterhaltsamen Präsentation empfohlen, das Spiel lieber mit guten Bekannten als mit Fremden zu spielen. Zu diesem Zweck wird es wie bei A Way Out erneut einen Freundes-Pass geben, so dass nur einer von beiden ein Exemplar benötigt. Und falls es noch nicht klar gewesen sein sollte: Genau wie bei A Way Out benötigt man zwingend einen Mitspieler! Hier gibt es keinen Bot, der die Rolle des Partners übernehmen könnte, sondern es geht tatsächlich nur gemeinsam. 

Nur zusammen

Allerdings sollte man sich im Klaren sein, dass Gelegenheits- und vor allem Nichtspieler überfordert sein könnten: Die Checkpunkte sind zwar fair gesetzt, aber die Sprungeinlagen und Actionsequenzen erfordern zusammen mit der 3D-Umgebung schon ein gewisses Geschick am Controller. Das Versprechen von Fares, ständig neue Mechaniken und Überraschungen auffahren zu wollen, deutet sich bereits in der Vorschau-Fassung eindrucksvoll an. Einen wichtigen Faktor stellt außerdem die Kommunikation dar, denn auf ein Ping-System, das wie bei Portal 2 als nonverbale Unterstützung sinnvoll sein kann, wird hier bewusst verzichtet.

Hin und wieder erlebt man Sequenzen auch im Vollbild.


Kein Sammelscheiß

Erinnert sich noch jemand an die legendäre Rede von Josef Fares bei den eher witzlosen Game Awards, als er in seiner „Fuck-the-Oscars“-Rede gegen die Filmindustrie wetterte? Im Rahmen der Preview-Veranstaltung kam es zu einem ähnlich amüsanten und emotionalen Ausbruch, nachdem in der anschließenden Fragerunde die Themen Wiederspielwert, Nebenmissionen und Sammelgegenstände aufgegriffen wurden. Dabei wurde Fares deutlich und merkte an, dass er generell kein großer Freund vom Sammeln sei und es deutlich bessere Wege gebe, Spieler durch Spielewelten zu leiten – z.B. mit einem ausgefeilten Design und viel Abwechlung. Das Studio sei tatsächlich stolz darauf, keinerlei „Sammelscheiß“ in It Takes Two integriert zu haben.

Hach, man würde diesem Kerl nach solchen Aussagen am liebsten auf die Schulter klopfen und ihm ein Bier ausgeben! Und auch beim leidigen Thema Wiederspielwert kann man ihm nur zustimmen, wenn er anmerkt, dass Designer eher dafür sorgen sollten, dass Spieler ihr Werk überhaupt einmal abschließen, anstatt sich Gedanken über Wiederspielwert zu machen. Dabei verweist er auf Statistiken, wonach nur ein kleiner Prozentsatz ein Spiel mehrfach durchspielen möchte und viele Leute schon beim ersten Durchgang die Flinte ins Korn werfen.

So viele Ideen, so viel Spaß: Hier versucht sich May gerade als Kämpferin, während Cody das Unterhosen-Flugzeug steuert.

Dennoch  räumt Fares ein, dass es It Takes Two trotz des linearen Aufbaus durchaus einen gewissen Wiederspielwert besitzt, weil sich die Mechaniken beider Figuren stellenweise voneinander unterscheiden und man nach dem Rollentausch ein anderes Erlebnis bekommt. Ein Durchlauf soll übrigens 12 bis 14 Stunden bzw. Therapiesitzungen in Anspruch nehmen. Was man bereits festhalten kann: Sollte der Rest genauso unterhaltsam und abwechslungsreich weitergehen wie die ersten Stunden, steht uns mit It Takes Two ein sicherer Koop-Hit bevor, der auch in Corona-Zeiten zusammenschweißt.

Ausblick

Was man bereits festhalten kann: Sollte der Rest genauso unterhaltsam und abwechslungsreich weitergehen wie die ersten Stunden, steht uns mit It Takes Two ein sicherer Koop-Hit ins Haus, der auch in Corona-Zeiten zusammenschweißt. Es ist beeindruckend, was Hazelight da an hübsch gestalteten Schauplätzen, cleverer Arbeitsteilung, toll designten Bosskämpfen und kleinen Versus-Minispielchen auffährt. Wie bei A Way Out ist es zwar zunächst etwas befremdlich, selbst im gemeinsamen Online-Spiel die meiste Zeit mit einem geteilten Bildschirm zu zocken, aber daran gewöhnt man sich schnell - zumal es auch einige Sequenzen gibt, die man im Vollbild erlebt. Klasse finde ich, dass man dieses spaßige Abenteuer zwingend mit einem Mitspieler erleben muss und Game Director Josef Fares hinsichtlich Sammelkram & Co. die gleiche Auffassung vertritt wie ich selbst. Ich freue mich enorm auf It Takes Two und bin gespannt, was mich und meine Begleitung noch alles erwartet!

Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit

Kommentare
CritsJumper

Weiß jemand ob auch eine PS5 Disc Version geplant ist?
Nein bisher nur eine PS4 Disc Version, aber die läuft ja auch auf der Ps5, von daher...

vor 3 Jahren
HellToKitty

Das Spielerlebnis steht und fällt sicherlich mit dem Spielpartner. Ich hatte zwei gute Abende mit A Way Out. Gefängnisausbrüche finde ich auch sehr faszinierend, weshalb ich sicherlich spielerisch viel verziehen habe. Bin auf alle Fälle gespannt auf mehr.

vor 3 Jahren
Simon667

"A way out" war sicher kein Hit, aber ein Reinfall auch nicht. Ich hatte durchaus Spaß damit.

Bin gespannt auf das Spiel und werde es mir sicherlich irgendwann holen. Es sieht irgendwie stimmig und spaßig aus.

In der heutigen Zeit sind reine Coop-Spiele ja recht selten geworden, da sich Online-Lootbox-Kram eben mehr rentiert.

vor 3 Jahren
HellToKitty

Mal gucken... Bin immer für Coop zu haben und auch echt dankbar für den Push, aber a way out war mMn ein voller Reinfall
Was war denn an dem Spiel bitte ein "voller Reinfall"?

vor 3 Jahren
Todesglubsch

Hat man denn, wie im Vorgänger, auch wenn man online spielt jederzeit wieder nen Splitscreen? Fand das ehrlich gesagt eher irritierend und nervig. Laut Video sieht's ja so aus.

...und hat EA diesmal ein paar Kröten für ne vollständige Lokalisierung über?

vor 3 Jahren