Diablo 2: Resurrected - Vorschau, Rollenspiel, Switch, PlayStation4, XboxSeriesX, PlayStation5, XboxOne, PC
Diablo 2 Resurrected ist eine überaus aufwändige Mischung aus Remake und Remaster. Grafik, Sound und Technik wirken wie bei einem Remake. Das eigentliche Spielgeschehen wurde praktisch nicht angerührt, aber mit sinnvollen und optionalen Extras ergänzt, wobei hier noch Luft nach oben ist. Das Wichtigste zuerst: Diablo 2 Resurrected fühlt sich spielerisch wie Diablo 2 (2000) an - mitsamt manch hakeligen Momenten und dem vergleichsweise gemächlichen Spieltempo, wenn die Stamina-Leiste leer ist. Auch an der exzessiven Nutzung von Heiltränken und den eher aggressiv-doofen Gegnern hat sich nichts geändert. In Diablo 2 Resurrected sind auch die Inhalte von Diablo 2: Lord of Destruction (2001) enthalten und daher darf man gleich mit Druide oder Assassine auf Monsterjagd gehen, den fünften Akt erkunden und Runenworte bilden.
Neue Grafik, altes Spielgefühl
Erstklassige Kulisse
Im Prinzip verrichtet hinter der aktuellen 3D-Grafik-Engine das Originalspiel in der Version 1.14d seine Arbeit und deswegen kann man jederzeit zwischen der neuen 3D-Grafik und der 2D-Grafik des Klassikers umschalten.
Die Grafik-Unterschiede sind gewaltig. In Diablo 2 Resurrected kann man den ehemaligen Pixelbrei der Wandmalereien im Kloster des ersten Aktes klar und detailliert erkennen. Gleiches gilt für Inneneinrichtungen, Ausrüstungsdetails und Gegnermodelle. Vieles, was man sich beim Klassiker aufgrund der pixeligen Darstellung selbst ausmalen musste, wird nun klar und scharf dargestellt. Der Mehrwert ist enorm. Auch die Animationen hinterlassen einen wesentlich besseren Eindruck und wirken nicht mehr so ruckartig abgehackt. Apropos ruckartig. Die größte Verbesserung ist das wesentlich flüssigere und geschmeidigere Spielgefühl aufgrund der höheren Bildwiederholrate, schließlich lief das Original nur mit maximal 25 Bildern pro Sekunde. In der technischen Resurrected-Alpha lief das Spielgeschehen mit 60 Bildern pro Sekunde - ein spielerischer Unterschied wie Tag und Nacht. Die Resurrected-Auflösung kann bis auf 4K hochgeschraubt werden. Das Original wird maximal in 800x600 laufen - mit entsprechenden schwarzen Balken links und rechts auf Breitbild-Monitoren. Neu ist ebenfalls eine Zoom-Funktion, um die kantigen Gesichtszüge der Figuren besser sehen zu können.
Düster und blutig
Aufgrund des sehr düsteren Stils kommen die überarbeiteten Lichteffekte, vor allem bei Feuer oder Zaubern, sehr gut zur Geltung. Die finstere Optik ist zum Glück von den Resurrected-Entwicklern nicht angetastet worden. Bluteffekte, Gewaltdarstellung und okkulte Symbole sind wie im Original enthalten, fallen aber aufgrund der Klarheit und dem hohen Detailgrad viel stärker ins Auge. Wenn man häufig zwischen Original und Resurrected hin- und herschaltet fällt auf, dass die Gewaltdarstellung in der Neuauflage viel explitzer ist und überall mehr Blut klebt. Auch in den Dungeons ist es weiterhin verdammt finster ... und blutig. Diablo 3 hätte dieser düstere Stil ebenfalls gut gestanden, aber das ist ein anderes Thema.
Mit Tastatur und Maus spielt sich Diablo 2 Resurrected wie gewohnt - und ja, die Fertigkeiten liegen weiterhin auf die Maustasten oder auf den F-Tasten, wobei sich das im Menü natürlich anpassen lässt. Die größte Überraschung ist die optionale Steuerung mit einem Controller, die man beim technischen Alphatest in einer frühen Umsetzung ausprobieren konnte, schließlich wird das Spiel auch für PS4, PS5, Switch, Xbox One und Xbox Series X/S erscheinen.
Neues Spielgefühl mit Controller
Greift man zum Controller, lässt sich die Bewegungsrichtung des Charakters via Analog-Stick direkt steuern, was eine viel präzisere Kontrolle erlaubt. Es ist fast ein neues Spielgefühl, gerade beim Ausweichen von Attacken oder Zaubern. Außerdem können sechs Fähigkeiten auf bestimmte Tasten gelegt werden, weshalb man im Kampf flexibler agieren und vielfältigere Attacken einsetzen kann - auf dem PC ist das auch möglich, aber etwas umständlicher. Im Controller-Kampf kommt eine kleine Zielhilfe zum Einsatz, die Gegner in Blickrichtung anvisiert und mit Namen und Gesundheitsbalken klar hervorhebt. Aus eigener Erfahrung treffen Nahkampfattacken in der Regel das gewünschte Ziel. Ob alle Fernkampf-Fertigkeiten davon profitieren werden, bleibt abzuwarten.
Etwas unglücklich ist hingegen, dass man mit der Hauptangriffstaste auch die Beute aufsammelt und sich Nahkämpfer das chronisch zu kleine Inventar mit Kram zumüllen, den sie gar nicht aufheben woll(t)en. Es könnte sicher eine bessere Taste zum Aufheben geben. Die allgemeine Inventar- und Charakterverwaltung ist mit dem Controller ordentlich umgesetzt worden, jedoch umständlicher als mit Maus & Tastatur. Immerhin gibt es eine Sortierfunktion für Controller-Nutzer im Inventar. Als PC-Nutzer würde ich die Kämpfe tatsächlich am liebsten mit Controller steuern und mich via Maus & Tastatur um das Inventar und die Charakter-Entwicklung kümmern. Zum Glück kann man jederzeit die Steuerungsart wechseln.
Menü-Update und Detailsverbesserungen
Welche sonstigen Unterschiede gibt es zwischen dem Original und der Neuauflage? Die Entwickler haben die Benutzeroberfläche und die Gestaltung der Menüs leicht angepasst. So kommt das Breitbild-Format dem Skilltree und dem Charakter-Fenster zugute, die übersichtlicher präsentiert werden und zugleich einen Blick auf die Figur erlauben. Die Charakterwerte werden besser erklärt, es gibt vergleichende Tooltipps bei Gegenständen und man kann das automatische Aufsammeln von Gold in der Nähe des Charakters an- und ausschalten. Die persönliche Beutetruhe wurde von 6x8-Feldern auf 10x10 erweitert und es gibt eine Truhe, auf die alle Charaktere eines Accounts Zugang haben (Shared Stash) - dies vereinfacht den Tausch von Items und man braucht keine Packesel-Charaktere mehr.
Trotzdem hätten die optionalen Verbesserungen noch weitergehen können, z.B. gehen manche Angriffe des Charakters ins Leere, obwohl man als Nahkämpfer direkt vor dem Gegner steht - und man weiß oft nicht genau warum, sofern man nicht die Charakter-Statistiken bemüht. Hier hätten optionale Zahlenwerte und Statusmeldungen (Scrolling Combat Text) geholfen, was die Kämpfe und auch die Gefährlichkeit mancher Attacken besser veranschaulicht hätte. Solch eine Option würde beim Trefferfeedback helfen und die Kämpfe nachvollziehbarer machen. Vielleicht kommt solch eine Ergänzung ja noch.
Seine Charaktere wird man bei Diablo 2 Resurrected übrigens lokal oder online speichern können. Offline-Partien sollen ebenfalls möglich sein. Als nächstes will Blizzard Entertainment den Mehrspieler-Modus testen, schließlich wird man das Action-Rollenspiel mit bis zu sieben weiteren Spielern auf derselben Plattform nutzen können. Es wird aber kein Cross-Play und keinen lokalen Koop-Modus für zwei Spieler geben. Diablo 2 Resurrected soll im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.
Multiplayer-Pläne
Ausblick
Diablo 2 Resurrected hat mich bisher positiv überrascht. Die überarbeitete Version spielt sich mit Maus & Tastatur genau wie der Klassiker und fühlt sich auch exakt so an - abgesehen davon, dass alles besser aussieht und viel flüssiger läuft. Erst wenn man zum Controller greift und die Charaktere direkt steuern kann, hat man das Gefühl ein vertrautes Spiel neu zu erleben. Dennoch hätten die Entwickler ruhig mehr optionale Anpassungen vornehmen können, welche das Trefferfeedback verbessern und die Kämpfe nachvollziehbarer machen könnten. Den Aufwand den Blizzard Entertainment in die Modernisierung der Kulisse gesteckt hat, ist jedenfalls beeindruckend. Alles wirkt klarer, viel detailreicher und passt trotzdem zu dem unheimlich düsteren Stil - sogar mit mehr Blut und Gewalt als beim Original. Diablo 2 Resurrected zeigt jedenfalls, wie eine Neuauflage eines großartigen Klassikers aussehen muss, ohne die eigenen Wurzeln zu verleugnen und lässt dabei WarCraft 3: Reforged traurig im Regen stehen.
Einschätzung: sehr gut