Schon die beiden ersten OlliOlli-Titel waren ausgefuchste Geschicklichkeitsspiele, die es wunderbar verstanden, das ersehnte „Nur noch ein Versuch“-Gefühl bei Spielern auszulösen. OlliOlli World (ab 9,99€ bei kaufen) setzt in allen Belangen einen drauf: Mit viel Stil und Charme erschafft das Team von Roll7 ein Skate-Wunderland für verträumte Anfänger, versierte Punktejäger und natürlich alle Tony-Hawk-Jünger. Nach einer ausgiebigen Demo-Session sind wir überzeugt, dass der dritte Teil ein Volltreffer wird - los geht’s mit der Vorschau…
Dieser Winter wird heiß - denn im Dezember will OlliOlli World für alle gängigen Plattformen erscheinen. Wer sich davon angesprochen fühlen sollte? Jeder, der etwas mit Skateboard-Spielen oder knallharten Geschicklichkeitsprüfungen anfangen kann - denn obwohl OlliOlli World (wie seine beiden Vorgänger) ein Rollbrett-Spiel ist, sind Verwandschaftsbeziehungen zum Jump’n’Run nicht zu leugnen. Im Gegensatz zum Genre-Übervater Tony Hawk's Pro Skater tickt die Spielwelt von OlliOlli World nämlich in zwei Dimensionen - man brettert mit einem Affenzahn von links nach rechts (oder auch mal in die Gegenrichtung) durch flache Areale voller halsbrecherischer Rampen, Rails und Gaps; der Flow und das auf schnellen Reaktionen fußende Grundkonzept erinnert tatsächlich ans Plattformer-Genre.
Buntes Skaten für alle?
Im Gegensatz zur zweckmäßigen Präsentation der beiden Vorgänger inszeniert das Team um Studiogründer Simon Bennett und Game Designer Tom Hegarty die Spielwelt von Teil 3 als charmantes Comic-Skate-Utopia voller knautschiger Menschlein und lustiger Tierwesen. Irgendwo zwischen Cartoon-Hits wie Adventure Time und Tuca & Bertie angesiedelt, unterstreicht die pastellige Grafik sowohl die Verrücktheit als auch den enorm entspannten Grundtenor der Spielwelt. Als Actionheld einer fünfköpfigen Rasselbande, die einem das Spiel erklärt und durch den Story-Verlauf rund um ominöse Skatergötter führt, klemmt man sich das Brett unter die Füße und rollt los. Von einer Oberwelt geht es in die thematisch verschiedenen Areale von Radlandia - und dort in anfangs kurze, bald aber immer komplexer werdende 2D-Parcours.
Man schiebt an, hebt durch Loslassen des Analogssticks ab, reiht mühelose Flips, Grabs und Drehungen aneinander, kombiniert das mit kratzigen Grinds plus rasanten Wallrides und treibt den Punktezähler durch das Verbinden von ellenlangen Trick-Combos via Manuals in schwindelerregende Höhen. Ja, das schreit nach Übung - doch schon in der ersten Spielstunde wurde mir klar, dass sich Roll7 vom nicht gerade inklusiven Ansatz des zweiten Teils distanziert. OlliOlli World soll (und muss wohl auch) neue Zielgruppen begeistern - jenseits vom angestammten Klientel, das sich schon beim PS-Vita-Debüt in die Serie verliebte. Neuerdings gibt es Checkpoints in den Leveln und der reine Spaß am Rollen, Staunen und Springen in den toll arrangierten Stages hat, zumindest am Anfang, einen ebenso großen Stellenwert wie das fehlerfreie, blitzschnelle Kombinieren von Kunsstücken. Zudem ist die Pflicht zu sauberen Landungen weniger streng als in den Vorgängern - perfekt getimtes Beenden von Tricks wird zwar noch immer belohnt, die punktemäßige Bestrafung für weniger versierte Spieler fällt jedoch weg.Natürlich kann und will ich mir nach einer guten Stunde in Radlandia noch kein finales Urteil erlauben - aber das Gespielte machte einen dermaßen guten Eindruck, dass ich mir sicher bin, dass unterm Strich ein Hit dabei herauskommt. Die Steuerung ist schnell verstanden und macht keinerlei Zicken (ich habe eine Demo-Version auf Steam mit Gamepad gezockt), die cartoonige Truppe ist extrem sympathisch und erklärt das Spiel auf angenehme Weise. In den Levels geht es mit Tempo auf wunderbar komponierte Abschnitte voller hoher Sprünge und traumhafter Grinds. Das unverwüstliche, kombolastige Spielprinzip der Vorgänger wird durch die eleganten Wallrides, Quarterpipes (die das Rollen in die Gegenrichtung einleiten) und den an etlichen Stellen möglichen Wechsel zwischen zwei Fahrspuren erheblich aufgewertet. Und natürlich will Roll7 die eingefleischten Fans der Vorgänger nicht vergraulen - deswegen hat sich ein Teammitglied eurer cartoonigen Crew für jede Strecke herausfordernde Zusatzaufgaben ausgedacht, die dann auch nur der Teil der Spieler schaffen wird, der die Strecken in- und auswendig kennt.
Selten fiel es mir nach einer Anspiel-Sesssion so schwer, den Controller wegzulegen. Und zu akzeptieren, dass ich das finale Ding erst in sechs Monaten daddeln kann. Roll7 macht meiner Meinung nach den perfekten nächsten Schritt, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Zum einen hat das Team verstanden, dass die unnachgiebige Fokussierung auf frustresistente Spieler schädlich sein kann - das Team hat sich geärgert, dass viele Zocker den Großteils des beinharten Vorgängers nie zu Gesicht bekam, und die richtigen Konsequenzen gezogen: World bietet sogar noch mehr Tiefe als Teil 1 und 2, ist aber weniger bestrafend und hebt den unwiderstehlichen Flow des Spiels, nicht mehr das perfekte Timing von Trickabschlüssen auf den Thron. Die spielerischen Neuerungen wie das Einführen von Abzweigungen oder die luftigen Wallrides machen Laune - und natürlich sieht das Spiel mit seinem Cartoon-Zuckerguss und den belebten Strecken viel einladender und cooler aus als die Vorgänger. Ich bin fest davon überzeugt, dass OlliOlli World einer der coolsten Titel des Jahres 2021 wird!
Ich kann mich mit dem Grafikstil einfach nicht anfreunden... Vor allem die Charaktere sehen so schlecht aus. Hätten lieber bei ihrer Pixelgrafik von Teil 1+2 bleiben sollen.
Wow, also der Grafikstil hat mir direkt gefallen. Hatte das Game gar nicht auf dem Schirm. Von Pixel 2D Grafik auf sowas zu springen, ist schon gewagt. Liest sich echt gut.
Jetzt hab ich richtig lust drauf, vor allem, da das Tony Hawk Remaster auf Steam auf sich warten lässt.