Stray - Vorschau, Action-Adventure, XboxSeriesX, XboxOne, PC, PlayStation4, PlayStation5

Stray
21.06.2022, Matthias Schmid

Vorschau: Stray

Katzen würden Stray kaufen

Damit ihr am 19. Juli aber nicht die Katze im Sack kaufen müsst, stimmen wir euch mit einer großen Vorschau auf das tierische Abenteuer Stray (ab 28,99€ bei kaufen) ein. Bei einem Termin mit dem Entwickler bekamen wir weit mehr vom Spiel zu sehen als jene Szenen, die bei Sonys State of Play für Vorfreude sorgten. Die Streuner-Simulation mit viel felinem Charme ist ein heißer Kandidat für den Indie-Thron 2022. Wir verraten euch, was uns so angefixt hat.

Für jedes billige Katzen-Wortspiel in dieser Vorschau werde ich fünf Euro an eine Tierschutzorganisation spenden, plus zehn Öcken für jede Verwendung von "Stubentiger" und "Samtpfote". Los geht’s! Die Macher von Stray kommen aus dem Süden von Frankreich und outen sich als Katzenliebhaber: Im ihrem Studio BlueTwelve gibt es mehrere Büromiezen und circa 80% des Teams sind glückliche Katzenhalter. Das sieht man dem Spiel an! Wer selbst mit einem mehr oder weniger gut dressierten Katzentier zusammenlebt, der erkennt das in zahllosen Momenten: Der Streuner mit dem roten Fell streckt sich im Spiel so possierlich, mit auf den Asphalt gepressten Vorderpfoten, dass man unwillkürlich an die eigene Katze denken muss, wie sie nach einem ausgiebigen Schläfchen die Glieder reckt. An anderer Stelle liegt der Protagonist des Spiels nonchalant mitten im Level herum und leckt sich den Genitalbereich – exakt so wie es der eigene Stubentiger ungeniert im Hintergrund eures Zoom-Meetings macht...

Von Katzenfreunden für Katzenfreunde

Stray beim Sprint durch düstere Abwasserkanäle – hier setzt euch das Spiel schon mal kleinen Stress-Spitzen aus.
Beim Erkunden eines hübsch gestalteten Wohnzimmers hat die Mieze natürlich nichts Besseres zu tun als tapsig auf einer Fernbedienung herumdrücken. Exakt während dieser Szene der Stray-Präsentation, die ich im Home-Office verfolgte, machte es sich – bitte glaubt mir! – meine eigene Katzendame quer über zwei Fernbedienungen auf dem Sofa neben mir gemütlich. Und wie sieht es mit dem Katzen innewohnenden Drang aus, Dinge herunterzuwerfen: Der virtuellen Miez ist diesem genauso verfallen wie eine echte Katze. Das sorgt im Spiel für heitere Momente und kann sogar spielmechanisch genutzt werden, z.B. darf man einen Blumentopf über eine Kante stoßen, der dann durch die Glasdecke eines Wintergartens kracht. Und schon ist der Weg frei zum nächsten Einsatzort! An anderer Stelle nimmt der Streuner einen Schluck aus einem herrenlosen Wassernapf, kann eine Schlummerpause einlegen oder hinterlässt bunte Fußspuren, nachdem er durch frische Farbe gelaufen ist. Sehr katzenhaft!

Die abgeranzte Cyperpunk-Welt von Stray kann sich sehen lassen – überall wecken kleine Details unsere Neugier.
Unser Tigerchen nimmt auch possierlich in Eimern Platz und benutzt die Behälter als Mini-Aufzüge in luftige Höhen. Denn der Schauplatz von Stray ist eine erstaunlich vertikal ausgerichtete Angelegenheit: Wie die sogenannte Walled City im Hong-Kong-Stadtteil Kowloon – jedem Shenmue 2-Fan ein Begriff – ist die Stadt ein komplexer Moloch mit Cyperpunk-Charme. Überall gibt es Leuchtreklamen, beklebte und beschmierte Wände, verschachtelte Balkone, Betonfassaden mit Klima-Anlagen und herabhängenden Stromkabeln. Das Spiel ist seit fast sieben Jahren in Entwicklung, trotzdem haben mich die Liebe zum Detail und die grafische Qualität positiv überrascht. Natürlich haben wir hier kein Red Dead Redemption 2 vor uns, aber Stray sieht in keinem Moment wie eine Hobby-Produktion aus, wo drei verspulte Indie-Dudes ein absurd schräges Nerdprogramm in die Tastatur hacken. Beides hat natürlich seine Daseinsberechtigung – versteht mich nicht falsch –, ich will euch nur klarmachen, dass mich Stray in puncto Produktions- und Grafikqualität überrascht hat. In diesem Spiel sind nachts weder die Katzen noch die Hintergründe grau!

Kein Jump’n‘Run

Solche Biester machen Jagd auf Stray – um was für Mini-Monster es sich dabei handelt, wissen wir noch nicht.

In Anbetracht der gut 30 Minuten, die ich vom Spiel gesehen habe, denke ich, dass Stray ein ausgewachsenes Action-Abenteuer wird – mit Dialogen und Quests, mit Actioneinlagen und Geschicklichkeitspassagen. Ein anspruchsvolles Hüpfspiel per se wird es aber nicht: Denn die Spielfigur vermasselt keinen Sprung, ihr müsst nicht wie bei einem Mario-Titel die Landung in 3D "schaffen". Sondern einfach nur die X-Taste drücken, damit Stray sicher auf z.B. einen schwankenden Balken springt. Das mindert den Plattforming-Anspruch, ist laut den Entwicklern aber so gewollt – schließlich spielt man eine geschickte Katze, die keinen Hüpfer in den Sand setzt. Dennoch sieht die Fortbewegung in der Welt ansprechend und motivierend aus: Stray sucht sich im Gewirr aus Rohren, Geländern und Brettern seinen Weg zum Ziel – das hat mich ein bisschen an das spaßige Klettern früher Assassin's Creed-Episoden erinnert, wenn ich z.B. mit Ezio den Weg auf die Kuppel einer Kathedrale gesucht habe.

Mein Stubentiger kann dabei sogar Dinge im Maul tragen, beispielsweise einen Blecheimer, um damit ein paar Meter weiter einen Lüftungsrotor zu blockieren. Und ganz wichtig: Immer Haltung bewahren! Der Kater läuft äußerst elegant über schmale Balustraden und hopst immer nur exakt so hoch wie er muss, um elfengleich eine Etage höher die Pfötchen aufzusetzen – auch so ein Phänomen, das jeder Katzenhalter kennt. Alle Bewegungen von Stray werden übrigens von Hand animiert, Katzen in Motion-Capture-Anzügen gab es bei der BlueTwelve nicht.

Körper- und Fellpflege auf dem Billardtisch in der Robo-Kneipe? Kann man machen.
Auf den Screenshots habt ihr vielleicht schon den Rucksack auf dem Katzenbuckel bemerkt: Das ist die Drohne B-12 – ein kleiner Begleiter, den Stray früh im Spiel trifft und fortan mit sich herumträgt. B-12 fungiert wie ein Universalübersetzer für den Spieler und plaudert an Strays Stelle mit den Bewohnern der schillernden Cyberpunk-Stadt. Diese sind übrigens keine normalen Menschen, sondern schick aussehende Androiden mit Bildschirm-Köpfen, auf denen zumeist freundliche Smiley-Gesichter zu sehen sind. Stray erschafft auf diese Weise eine schöne, heimelige Atmosphäre, kombiniert es doch den Hightech-Charme der Roboter aus dem Film Chappie mit der ruhigen, stets geheimnisvollen Stimmung in den Dörfern des Indie-Tipps Sable. B-12 steht dem felinen Helden auch in Action- und Verfolgungsszenen bei: Stray muss schon mal vor Headcrab-ähnlichen Mini-Feinden Reißaus nehmen – dann ist es umso praktischer, wenn B-12 die Dinger in der nächsten Szene mit einer Art Ultraviolett-Lampe in feinstes Monstermus verwandelt.

An Strays Stelle plaudert die Rucksack-Drohne B-12 mit den Bewohnern der Stadt.
In puncto Schauplatz zeichnen die gezeigten Szenen ein überraschend breites Bild: Im sogenannten "Ant Village" erkundet der Kater ein teilweise überwuchertes, ehemaliges Wasser-Reservoir, wo sich die Androiden fast schon hübsch aussehende Behelfsunterkünfte gezimmert haben; an anderer Stelle wird es beinahe unheimlich, wenn die Samtpfote durch modrige Abwasserkanäle voller Kokons spaziert. Ein Blick auf das "Midtown" getaufte Areal, das man in der zweiten Spielhälfte erkundet, war besonders spannend: Das Fellknäuel steckt seine Nase in eine Kneipe und nimmt Aufträge beim Roboter-Barkeeper an, besucht eine alte Dame, die Klamotten bemalt, oder schaut dem Hacker-Bastler Doc beim Reparieren von Schrottgeräten über die Schulter. Noch wissen wir nicht, wie abwechslungsreich und spaßig die Aufträge in Stray werden, aber die Lust, diese ganzen Figuren und ihre Verflechtungen mit der Spielwelt kennenzulernen, stieg schon während der Gameplay-Vorführung spürbar an.

Ameisendorf & Midtown Madness

Erscheinen wird das Katzenabenteuer schon am 19. Juli, und zwar für die beiden PlayStation-Konsolen und den PC. Besitzer einer Microsoft-Konsole schauen noch in die Röhre, freuen sich aber über die Einblendung "console exklusive for a limited time" im PlayStation-Trailer – lange muss die Xbox also wahrscheinlich nicht mehr am Katzentisch sitzen…

Ausblick

Im Juli geht der Matthias ab wie Schmids Katze! Egal ob felliger Held, hübscher Schauplatz oder sympathische NPCs – Stray dürfte meinen Geschmack in vielerlei Hinsicht treffen. Ich hab' tierisch Bock darauf, mit dem Kater über giftige Abwasserpfützen zu hopsen, Aufträge in der Stadt anzunehmen, mich in einem Pappkarton vor Lichtkegeln zu verstecken oder auf dem Bauch eines mir sympathischen Androiden ein Schläfchen zu halten. Und dabei sieht das Spiel auch noch erstaunlich gut aus! Der virtuelle Streuner darf bei mir so viel Schabernack treiben wie er will, das hat schon in Untitled Goose Game zum guten Ton gehört: Stray kann z.B. Kratzspuren an Teppichen und Türen hinterlassen, aus dem PS5-Controller schnurren oder auf dem Pooltisch in der nächsten Bar die Kugeln herumschubsen. Etwas skeptisch bin noch beim Anspruch der Hüpfeinlagen, den scheinbar sehr linear ablaufenden Verfolgungsjagden und der spielerischen Freiheit – die Schauplätze versprechen viel Spielraum in puncto Wegfindung und Vertikalität, wie frei sich das Herumstreunen letztlich aber anfühlt, muss ich noch am eigenen Leib erproben.

Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit

 

Kommentare
Ernesto Heidenreich

Gerade bei der Gamepro gesehen, dass in den Trophies eine dabei ist mit:

I am Speed trophy
Complete the game in less than 2 hours

Bei Uncharted 4 gab es das ja auch, glaube mit 6 Stunden. Das fand ich eigentlich ganz witzig einfach durch UC nach dem Durchspielen durchrushen. Bei den 2 Stunden gehe ich davon aus, dass man kein Speedrunner sein muss um das zu schaffen, da es ja auch für Normalos erreichbar sein muss. Klar es ist ein kleines Spiel, aber das erscheint mir dann ein bisschen wenig.
Wobei, bei Uncharted habe ich für die Story ca. 13-14 Stunden gebraucht.
Ich sehe das als Anregung das Spiel ein zweites mal durchzuspielen. Um das zu schaffen lässt man dann sicherlich sämtliche optionalen Nebenquests weg, die es im Spiel gibt.

vor 2 Jahren
Vin Dos

Gerade bei der Gamepro gesehen, dass in den Trophies eine dabei ist mit:

I am Speed trophy
Complete the game in less than 2 hours

Bei Uncharted 4 gab es das ja auch, glaube mit 6 Stunden. Das fand ich eigentlich ganz witzig einfach durch UC nach dem Durchspielen durchrushen. Bei den 2 Stunden gehe ich davon aus, dass man kein Speedrunner sein muss um das zu schaffen, da es ja auch für Normalos erreichbar sein muss. Klar es ist ein kleines Spiel, aber das erscheint mir dann ein bisschen wenig.
Wobei, bei Uncharted habe ich für die Story ca. 13-14 Stunden gebraucht.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Ernesto Heidenreich

Ach Mist, jetzt hatte ich oben den passenden Link vergessen,
es war so ähnlich:

vor 2 Jahren
Khorneblume

Zeit für eine Runde Shadow Dancer.
Guter Plan. Dachte mmer das wäre ein Wolf, aber da wollen wir mal nicht pingelig sein.

vor 2 Jahren
GuessHoeIsBack

Hunde unterrepräsentiert?
Schlimmster Gegnertyp, in jedem Spiel.

vor 2 Jahren