Company of Heroes 3 - Vorschau, Taktik & Strategie, PC
Moment mal – Afrikakorps? Ja! Company of Heroes 3 ist der erste Haupttteil der Serie, der einen deutschen Feldzug bieten wird. Mit Rommels Panzerarmee geht es im Wüstensand von Ägypten, Libyen und Tunesien gegen Montgomerys Desert Rats. Die Story-Kampagne soll wie in den Vorgängern mit cineastischer Inszenierung aufwarten und einen klaren roten Faden verfolgen. Nordafrika ist nach West- und Ostfront sowie der Schlacht in den Ardennen ein angenehm unverbrauchter Schauplatz für die Reihe – bei dem die Dünen der Sahara viel Raum für heiße Gefechte zwischen Panzer 3 und Crusader bieten. Von Tobruk bis El Alamein sollen laut den Entwicklern natürlich alle relevanten Schlachten vertreten sein und es wird sowohl deutsche und italienische Einheiten der Zeitperiode geben. Völlig neu ist die Sicht der Deutschen aber nicht: Die beiden Company of Heroes - Erweiterungen Opposing Fronts und Tales of Valor boten bereits deutsche Kampagnen.
Eine deutsche Kampagne
Das wissen wohl auch die Entwickler von Relic, die zu ahnen scheinen welche Rasierklinge sie hier reiten müssen. Entsprechend betonte man dann auch, dass man sich der historischen Verantwortung bewusst sei und definitiv keine Verklärung dieses Konfliktes betreiben wolle, der die Staaten Nordafrikas verwüstete und rund 400.000 Tote und Verwundete forderte. Zu sehen gab es von der Story aber außer einiger Bekenntnisse zu historischer Authentizität und Vor-Ort-Recherche mit Einheimischen nichts. Denn auch die erste Story-Mission, die für mich frei spielbar war, schwieg sich zum Kontext der Kampfhandlungen weitestgehend aus.
Spielerisch bleibt Company of Heroes 3 seinen Wurzeln treu – und das im Guten wie im Schlechten. Noch immer befehlige ich im klassischen Echtzeit-Stil aus der Vogelperspektive eher kleinere Verbände in Kompaniegröße. Meine Squads aus Panzergrenadieren, Pionieren und Co. können Positionen mit leichter oder guter Deckung einnehmen, Maschinengewehre decken Feuerwinkel effizient ab und es gibt Upgrades und aktive Fähigkeiten wie Truppmaschinengewehre oder Splittergranaten.
Im Süden viel Neues?
So kann ich mit dem Afrikakorps jetzt etwa Halbkettenfahrzeuge und LKWs nutzen, um PAKs zu ziehen und schneller zu verlegen. Ich kann Einheiten auf Panzer klettern lassen, und so Trupps schneller von Stellung A zu Front B zu bringen. Das Afrikakorps hat außerdem ein Bergungsfahrzeug, mit dem sich abgeschossene Panzer wieder in Stand setzen und neu bemannen lassen. Außerdem gibt es in der Kampagne jetzt eine sogenannte taktische Pause: Ein Druck auf Leertaste friert das Geschehen auf dem Bildschirm ein. Das sieht nicht nur ziemlich cool aus, wenn gerade ein Panzer 3 seine Kanone abfeuert, sondern ermöglicht mir auch, taktische Befehlsketten für meine Truppen anzulegen, die dann im Anschluss minutiös abgearbeitet werden.
Gib mir mal den Schraubenschlüssel
Zwar war das in dieser recht einfachen Einführungsmission nicht notwendig – könnte sich aber im Stress späterer Schlachten sicher als praktisch erweisen. Allerdings behält Company of Heroes 3 auch einige Schwächen der Vorgänger bei. So ist die Kamera nach wie vor viel zu nah dran – das sorgt zwar für mehr Freude über die Details in den Gefechten, erschwert aber den Überblick in hektischen Momenten deutlich. Und auch die Fahrzeug-KI scheint nicht wesentlich mehr Fahrstunden genommen zu haben als ihre Vorgänger, was friemeliges Panzer-Feintuning bedeutet.
Technisch recht ordentlich
Auch das Missionsdesign ist eher klassisch: Zuerst müssen ein paar britische Panzer vernichtet, dann nacheinander drei befestigte Stellungen erobert und am Ende eine Killzone für fliehende Truppen eingerichtet werden. Das habe ich so oder so ähnlich schon in den Vorgängern gesehen, was aber kein Vorwurf ist. Denn: Das hier war eben nur die Einführungsmission. Und der Sturm auf die britischen Stellungen macht mit dem Afrikakorps, dessen Infanterie übrigens im Verbund mit Panzern einen Bonus auf Zielgenauigkeit und Widerstand bekommen, einfach richtig Spaß.
Noch mehr Singleplayer!
Und auch für die Multiplayer-Fraktion versprechen die Entwickler viel Content. So soll es schon Beginn mit US-Armee, Wehrmacht, Briten und Afrikakorps gleich vier spielbare Fraktionen geben, die sich deutlich voneinander unterscheiden sollen. Auch für genug Abwechslung mit Karten in Italien und Nordafrika soll gesorgt sein. Zudem wird es neben kompetitiven auch kooperative Modi geben.
Ausblick
Company of Heroes 3 macht in der Vorschau-Version einen durchweg ordentlichen Eindruck. Zwar lässt sich zu Story und Missionsdesign naturgemäß noch recht wenig sagen, insgesamt scheinen sich die Entwickler aber stark an den Wurzeln der erfolgreichen Vorgänger zu orientieren. Während mir das in einigen Bereichen wie dem intensiven Kampfgeschehen und den explosiven Gefechten immer noch sehr gut gefällt, werden auch störende Altlasten wie die zu niedrige Kamera und schwache Fahrzeug-KI aber immer noch mitgeschliffen. Hier wäre es schön, wenn der Ballast der Vergangenheit endlich abgeschnitten werden könnte. Die taktische Pause ist aber eine schöne Ergänzung, mit Nordafrika und Italien sind zudem zwei spannende sowie visuell und spielerisch abwechslungsreiche Schauplätze am Start. Die deutsche Kampagne könnte dann auch einige interessante, erzählerische Möglichkeiten eröffnen - so die Entwickler denn den richtigen Ton treffen. Ich hatte nach der Einführungsmission auf jeden Fall Lust auf mehr Company of Heroes 3. Und das halte ich für ein gutes Zeichen.
Einschätzung: Gut