Company of Heroes 3 - Vorschau, Taktik & Strategie, PC

Company of Heroes 3
12.07.2022, Eike Cramer

Vorschau: Company of Heroes 3

Schlacht in der Wüste

Mit Company of Heroes 3 (ab 33,79€ bei kaufen) kehrt diesen November eine prägende Echtzeit-Strategie-Reihe auf die Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges zurück. Mit Italien und Nordafrika gibt es gleich zwei neue Schauplätze - und mittels Co-Development will Relic zusammen mit den Fans ein Spiel für die Fans von Company of Heroes entwickeln. Wir konnten bereits einen ersten Story-Einsatz mit dem Deutschen Afrikakorps bestreiten. Wie heiß die Gefechte unter der gleißenden Sonne der Sahara wirklich sind, lest ihr in der Vorschau.

Moment mal – Afrikakorps? Ja! Company of Heroes 3 ist der erste Haupttteil der Serie, der einen deutschen Feldzug bieten wird. Mit Rommels Panzerarmee geht es im Wüstensand von Ägypten, Libyen und Tunesien gegen Montgomerys Desert Rats. Die Story-Kampagne soll wie in den Vorgängern mit cineastischer Inszenierung aufwarten und einen klaren roten Faden verfolgen. Nordafrika ist nach West- und Ostfront sowie der Schlacht in den Ardennen ein angenehm unverbrauchter Schauplatz für die Reihe – bei dem die Dünen der Sahara viel Raum für heiße Gefechte zwischen Panzer 3 und Crusader bieten. Von Tobruk bis El Alamein sollen laut den Entwicklern natürlich alle relevanten Schlachten vertreten sein und es wird sowohl deutsche und italienische Einheiten der Zeitperiode geben. Völlig neu ist die Sicht der Deutschen aber nicht: Die beiden Company of Heroes - Erweiterungen Opposing Fronts und Tales of Valor boten bereits deutsche Kampagnen.   

Eine deutsche Kampagne

Panzerschlacht im Wüstensand: In der Kampagne ist die Wehrmacht in Form des Deutschen Afrikakorps der Hauptprotagonist.
Tobruk? El Alamein? Falls ihr im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst haben solltet: Der 1940 von Italien initiierte Überfall auf Ägypten geriet nach der englischen Reaktion schnell zum Desaster. Nachdem die Wehrmacht 1941 mit ihrem Eingreifen zunächst eine schnelle Niederlange der Italiener verhindern konnte, war das „Afrikakorps“ unter der Führung von Generalfeldmarschall Rommel spätestens nach der verlorenen, zweiten Schlacht von El Alamein am 23. Oktober 1942 in der Defensive. 1943 mussten sich die geschlagenen Reste der Achsenmächte aus Nordafrika zurückziehen, kurz darauf landeten die Alliierten auf Sizilien. Dennoch wurde das vor allem von Panzerschlachten geprägte Duell in der Wüste im Nachhinein als Gentleman-Krieg glorifiziert. Die Realität ist – wie so oft – auch hier eine andere. Krieg bleibt eben Krieg.

Das wissen wohl auch die Entwickler von Relic, die zu ahnen scheinen welche Rasierklinge sie hier reiten müssen. Entsprechend betonte man dann auch, dass man sich der historischen Verantwortung bewusst sei und definitiv keine Verklärung dieses Konfliktes betreiben wolle, der die Staaten Nordafrikas verwüstete und rund 400.000 Tote und Verwundete forderte. Zu sehen gab es von der Story aber außer einiger Bekenntnisse zu historischer Authentizität und Vor-Ort-Recherche mit Einheimischen nichts. Denn auch die erste Story-Mission, die für mich frei spielbar war, schwieg sich zum Kontext der Kampfhandlungen weitestgehend aus. 

Spielerisch bleibt Company of Heroes 3 seinen Wurzeln treu – und das im Guten wie im Schlechten. Noch immer befehlige ich im klassischen Echtzeit-Stil aus der Vogelperspektive eher kleinere Verbände in Kompaniegröße. Meine Squads aus Panzergrenadieren, Pionieren und Co. können Positionen mit leichter oder guter Deckung einnehmen, Maschinengewehre decken Feuerwinkel effizient ab und es gibt Upgrades und aktive Fähigkeiten wie Truppmaschinengewehre oder Splittergranaten.

Im Süden viel Neues?

Heiß und staubig: Die Wüste Nordafrikas ist das Gegenteil des russischen Winters aus Company of Heroes 2.
Außerdem können die Soldaten im Rang aufsteigen und werden so deutlich effizienter – ich sollte meine Jungs also nicht blind verheizen, sondern die Trupps bei Verlusten zurückziehen und an der Basis, vorgeschobenen Außenposten oder Sanitätsfahrzeugen mit Nachschub ausstatten. Natürlich gibt es auch Panzer, Aufklärungsfahrzeuge, Artillerie und Panzerabwehrkanonen. Dazu finden sich aktive Fähigkeiten wie Luftschläge oder speziell bestellbare Einheiten wie die italienischen Guastatori. Kurz: Company of Heroes 3 ist und bleibt Company of Heroes. Große Experimente oder Risiken gehen die Entwickler auf den ersten Blick nicht ein, sondern schrauben eher im Detail.

So kann ich mit dem Afrikakorps jetzt etwa Halbkettenfahrzeuge und LKWs nutzen, um PAKs zu ziehen und schneller zu verlegen. Ich kann Einheiten auf Panzer klettern lassen, und so Trupps schneller von Stellung A zu Front B zu bringen. Das Afrikakorps hat außerdem ein Bergungsfahrzeug, mit dem sich abgeschossene Panzer wieder in Stand setzen und neu bemannen lassen. Außerdem gibt es in der Kampagne jetzt eine sogenannte taktische Pause: Ein Druck auf Leertaste friert das Geschehen auf dem Bildschirm ein. Das sieht nicht nur ziemlich cool aus, wenn gerade ein Panzer 3 seine Kanone abfeuert, sondern ermöglicht mir auch, taktische Befehlsketten für meine Truppen anzulegen, die dann im Anschluss minutiös abgearbeitet werden.

Gib mir mal den Schraubenschlüssel

Zwar war das in dieser recht einfachen Einführungsmission nicht notwendig – könnte sich aber im Stress späterer Schlachten sicher als praktisch erweisen. Allerdings behält Company of Heroes 3 auch einige Schwächen der Vorgänger bei. So ist die Kamera nach wie vor viel zu nah dran – das sorgt zwar für mehr Freude über die Details in den Gefechten, erschwert aber den Überblick in hektischen Momenten deutlich. Und auch die Fahrzeug-KI scheint nicht wesentlich mehr Fahrstunden genommen zu haben als ihre Vorgänger, was friemeliges Panzer-Feintuning bedeutet.

In Company of Heroes 3 rummst es ordentlich. Grafisch wäre aber mehr gegangen.
Und sonst so? Rein technisch macht Company of Heroes 3 einen guten aber keinen herausragenden Eindruck. Die Gefechte sind visuell noch immer packend und werden von wuchtigen Einschlägen schicken Explosionen und herumschleudernden Trümmern dominiert. Die starke Soundkulisse tut ihr übriges, um mit Kanonendonner und den Rufen der Infanterie die gewohnt dichte Schlachtfeld-Atmosphäre zu erzeugen. Doch abseits des Effektgewitters ist Company of Heroes nicht so viel weiter als der Vorgänger. Ja, die Einheitenmodelle und Animationen sind richtig hübsch, aber gerade bei den Texturen und Oberflächendetails hätte ich einen größeren Schritt nach vorne erwartet.

Technisch recht ordentlich

Auch das Missionsdesign ist eher klassisch: Zuerst müssen ein paar britische Panzer vernichtet, dann nacheinander drei befestigte Stellungen erobert und am Ende eine Killzone für fliehende Truppen eingerichtet werden. Das habe ich so oder so ähnlich schon in den Vorgängern gesehen, was aber kein Vorwurf ist. Denn: Das hier war eben nur die Einführungsmission. Und der Sturm auf die britischen Stellungen macht mit dem Afrikakorps, dessen Infanterie übrigens im Verbund mit Panzern einen Bonus auf Zielgenauigkeit und Widerstand bekommen, einfach richtig Spaß.

Ab nach Italien: In der dynamischen Kampagne erlebt ihn die Invasion der Appeninhalbinsel.
Neben der Story-Kampagne liefert Relic aber noch weitere Inhalte für Einzelspieler. Denn mit Italien wird es einen weiteren Schauplatz geben. Hier wird in einer dynamischen Kampagne gekämpft, die ähnlich wie in der Erweiterung Ardennes Assault von Company of Heroes 2 funktionieren wird. Auf einer Übersichtskarte werden Truppen verstärkt und bewegt, gekämpft im typischen Echtzeit-Stil. An dieser Stelle spielen dann auch Marine und Luftwaffe eine größere Rolle, denn die können umkämpfte Regionen beschießen und so für den Angriff vorbereiten. Die Italien-Kampagne wurde schon im letzten Jahr vorgestellt und von Marcel probegespielt - war aber kein Teil der für mich spielbaren Vorschau-Version. Zusammen soll Company of Heroes 3 mehr Einzelspieler-Inhalte als jedes andere Spiel der Reihe bieten.

Noch mehr Singleplayer!

Und auch für die Multiplayer-Fraktion versprechen die Entwickler viel Content. So soll es schon Beginn mit US-Armee, Wehrmacht, Briten und Afrikakorps gleich vier spielbare Fraktionen geben, die sich deutlich voneinander unterscheiden sollen. Auch für genug Abwechslung mit Karten in Italien und Nordafrika soll gesorgt sein. Zudem wird es neben kompetitiven auch kooperative Modi geben.

Ausblick

Company of Heroes 3 macht in der Vorschau-Version einen durchweg ordentlichen Eindruck. Zwar lässt sich zu Story und Missionsdesign naturgemäß noch recht wenig sagen, insgesamt scheinen sich die Entwickler aber stark an den Wurzeln der erfolgreichen Vorgänger zu orientieren. Während mir das in einigen Bereichen wie dem intensiven Kampfgeschehen und den explosiven Gefechten immer noch sehr gut gefällt, werden auch störende Altlasten wie die zu niedrige Kamera und schwache Fahrzeug-KI aber immer noch mitgeschliffen. Hier wäre es schön, wenn der Ballast der Vergangenheit endlich abgeschnitten werden könnte. Die taktische Pause ist aber eine schöne Ergänzung, mit Nordafrika und Italien sind zudem zwei spannende sowie visuell und spielerisch abwechslungsreiche Schauplätze am Start. Die deutsche Kampagne könnte dann auch einige interessante, erzählerische Möglichkeiten eröffnen - so die Entwickler denn den richtigen Ton treffen. Ich hatte nach der Einführungsmission auf jeden Fall Lust auf mehr Company of Heroes 3. Und das halte ich für ein gutes Zeichen.

Einschätzung: Gut

Kommentare
4P|Eike

Entsprechend betonte man dann auch, dass man sich der historischen Verantwortung bewusst sei und definitiv keine Verklärung dieses Konfliktes betreiben wolle, der die Staaten Nordafrikas verwüstete und rund 400.000 Tote forderte.
Sorry aber das mit den 400.000 Toten klingt einfach falsch, wo kommt diese Zahl her? Bei allem was ich zu diesem Thema finden konnte geht man von ca. 100.000 Toten aus.
Die Zahl der Toten ist tatsächlich etwas hochgegriffen, aber die Gesamtverluste der Kriegsparteien alleine (natürlich inklusive Verwundeter, Vermisster und Gefangener) beträgt rund 840.000 Soldaten. Zivilisten sind hier nicht mit eingerechnet. Ich glaube "Tote" ist aber tatsächlich etwas zu ungenau, es sind "Tote und Verwundete" unter Soldaten, darunter auch Soldaten die an Krankheit verstorben sind. Das war ein typisches "Verluste = Tote" Missverständnis.

Es ist allerdings auf die Schnelle in der Tat sehr schwer, zivile Opfer in Nordafrika zu beziffern. In keiner der offiziellen Statistiken werden die unter Kolonialherrschaft stehenden Libyen, Tunesien, Marokko oder Algerien getrennt aufgeführt. Da die Kämpfe aber dort auch in den Bevölkerungszentren stattgefunden haben, werden hier sicher noch tausende Zivilisten dazukommen.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Temeter 

CoH2 war aber eher enttäuschend. 7 Jahre später und es war 1 Schritt vor, 1 Schritt zurück.

Gerade was mit den Doktrinen gemacht wurde geht gar nicht. KA ob Relic es überhaupt noch drauf hat.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren
Khorneblume

COH1+2 + die ganzen Addons waren ziemlich super.

vor 2 Jahren
4P|Eike

Bereits das Add-On " Opposing Fronts " hatte eine deutsche Kampagne. Und dann noch einmal Tales of Valor.
Danke für die Hinweise dazu, die Add-Ons für CoH1 hatte ich diesbezüglich nicht mehr auf dem Zettel. Ich hab das angepasst und präzisiert.

vor 2 Jahren
Imperator Palpatine

den ersten Teil spiele ich im Blitzkrieg Mod noch heute, was ein geiles RTS das einfach ist
den 2. hatte ich irgendwann deinstalliert, zwar war die russische Armee eine nette Ergänzung und die Winterkarten richtig klasse, aber es war nicht mehr so bombastisch wie der Vorgänger
die Explosionen und Sounds wurden zurückgeschraubt, man konnte keine Brücken mehr sprengen - es fühlte sich für mich nach 1 Schritt vor und 2 zurück an

nach der Beta vom 3. Teil stellten sich schnell Ernüchterung und Abnutzungserscheinungen ein, irgendwie hätte ich mir mal ein Neuzeitsetting gewünscht
der Basenbau in Verbindung mit der unvergleichbaren taktischen Tiefe gepaart mit Abrams, Leopard, Apache und Super Hornet wäre schon was echt feines gewesen

brauche das hier jetzt nicht wirklich, der Blitzkrieg Mod reicht mir bis heute dicke was WW2 RTS angeht
von einer deutschen Kampagne kann man wohl eh nicht viel mehr erwarten als die übrige 'Amis machen deutsche Kampagnen'-Tonalität (ja es sind Kanadier)
Absolute Zustimmung, insbesondere bezüglich der Blitzkrieg mod. Auch CoH 3 zeigt mir wieder einen Punkt der mich über alles abschreckt: die Distanzen in Kombination mit der Kameraperspektive. Danke für das bseondere hervorheben dieses Punktes Eike.

Selbst das höchste rauszoomen bedeudet also immer noch quasi permanent auf 50m Gefechtsentfernung zu kämpfen. Und wie in Teil 2 sind die Panzer im Verhältnis zur Infantrie vermutlich immer noch ein Witz.
Sollte es für den dritten Teil irgendwann einmal eine Blitzkrieg mod geben dann gerne. Aber nicht so.

Zuletzt bearbeitet vor 2 Jahren

vor 2 Jahren