Resident Evil 4 - Vorschau, Action-Adventure, PlayStation5, PlayStation4, XboxSeriesX, PC
RE-Engine sorgt für frisches Blut
Das Gerücht eines Remakes zu Resident Evil 4 geisterte bereits mehr als zwei Jahre durch’s Internet, bis Capcom endlich den Vorhang lüftete und zu großer Freude verkündete, dass sich Resident Evil 4 Remake tatsächlich in Arbeit befindet. Da gab es kaum ein Halten mehr, denn die Vorstellung das gesamte Spiel in maximal verbesserter und komplett generalüberholter Optik – dank Unterstützung der RE-Engine – genießen zu dürfen, kommt einem feuchten Traum schon verdammt nahe.
Da kam das Angebot von Capcom, sich das Resi 4 Remake im Hands-On einmal eine halbe Stunde ansehen zu können, gerade richtig. Keine 20 Minuten später drückt der vor Aufregung zitternde Finger des Redakteurs auf die Klingel an der Tür der deutschen PR-Dependance der Japaner. Und schon gibt es eine kleine Reise in die eigene Spiele-Vergangenheit, die mit neuem Look und sinnvoll implementierten Updates für Resident Evil 4 in den nächsten 30 Minuten zur Zukunft wird. Denn schon zu Beginn wird schnell klar, dass die Entwickler sich vor dem Original verneigen, das Remake aber mit genau den Elementen versehen, die es auch nach dieser langen Zeit selbst für alte Hasen zu einem fast völlig neuen Erlebnis machen.
Capcom, wir kommen!
Die Ausgangslage bleibt die gleiche: Die Tochter des amerikanischen Präsidenten, Ashley Williams, wurde
entführt und Agent Leon S. Kennedy soll sie retten und dabei herausfinden, wer hinter der fiesen Aktion steckt. Erstmals entführt es den gestählten Zombie-Jäger dabei nach Europa. In einem kleinen, spanischen Dorf will Leon die Fährte der vermissten Tochter aufnehmen und tritt dabei – wie könnte es anders sein – in ein Wespennest. Denn im Dorf und in den umliegenden Gebieten hat sich mit Las Plages eine gefährliche Seuche ausgebreitet. Die sorgt dafür, dass die einstmals friedlichen Bewohner nun zu angriffslustigen und nach Blut dürstenden Irren mutiert sind, wen es noch schlimmer getroffen hat, darf sich sogar über eine neue und ekelerregende Körperform "freuen".Der kleine Unterschied
Denn aus den einstmals gefälligen Polygonmodellen der Gegner sind im Remake beinahe lebensechte Abbildungen geworden. Das aschfahle Gesicht des Angreifers lässt nicht nur an eiternden Wunden und gelben Augen, deren Pupillen von einem rot-entzündeten Ring eingerahmt sind, erahnen, dass es gleich Ärger gibt. Schon torkelt die entfremdete Menschlichkeit mit erhobener Axt schreiend und ächzend auf den sichtlich verwirrten Leon zu. Der hat nun keine andere Wahl mehr, als seine Pistole zu zücken und das Wesen mit ein paar gezielten Kopfschüssen niederzustrecken. Der weitere Weg führt aus dem Vorbau der Hütte über eine Veranda zum Eingang des Dorfes, das Leon mit dem Fernglas unter die Lupe nimmt. Hier offenbart das Grauen sein schreckliches Antlitz: An einem großen Holzhaufen auf dem Dorfplatz haben die Bewohner einen Schutzmann in ihre Gewalt gebracht diesen an einen Pfahl gebunden. Leon muss hilflos mitansehen, wie das Feuer entzündet wird und sich der arme Kerl schreiend vor Schmerzen windet, als ihn die Flammen auffressen.
Schockiert entfernt sich Leon von der grauenhaften Szenerie und kann nun im Remake glücklicherweise auch in die Hocke gehen, um unaufmerksame Gegner per Schleich-Angriff auszuschalten. Eine von Krämpfen geschüttelte Frau wird auf diese Weise schnell von ihrem Leid befreit, doch an der nächsten Ecke ist Schluss mit dem Versteckspiel. Einmal gesehen, wird Leon plötzlich von allen geifernden Dorfbewohnern gejagt. Panik macht sich breit, wenn die Gegner mit Äxten werfen oder drohend die Mistgabeln in ihren Händen in die Höhe strecken. Dabei fällt auf, dass – genau wie im Original – fein darauf geachtet wurde, dass dem Spieler immer eine faire Chance bleibt, dem infizierten Mob zu entkommen und im Idealfall einen Angriff vorzubereiten. Roundhouse-Kicks schleudern gleich mehrere Angreifer meterweit durch die Luft, die wuchtigen und imposanten Explosionseffekte von Granaten, die an den gleichen Stellen wie in der Ur-Version zu finden sind, sorgen Bruchteile von Sekunden für Ruhe. Neben der Möglichkeit, einige Passagen schleichend zu bewältigen, kommt auch dem Messer im Remake eine deutlich größere Bedeutung zu.
Das Herz schlägt schneller
Denn Leon kann damit nicht nur Kisten zerkloppen oder wild vor sich herfuchteln, nun ist es möglich das
Schneidwerkzeug auch zur Verteidigung und einem dann folgenden Gegenangriff zu nutzen – das richtige Timing vorausgesetzt. Das funktioniert sogar bei dem bis jetzt unfreundlichsten Kerlchen, das es mit einer ratternden Kettensäge in der Hand auf Leon abgesehen hat. Aber natürlich gehörte es bei der Anspiel-Session zum Pflichtprogramm sich vom Ganado-Sackgesicht mindestens einmal vom Black & Decker durchbohren zu lassen, nur um die neue – natürlich noch deutlich blutigere – Todesanimation der eigenen Spielfigur zu bewundern. Was damals schon für offene Münder und ungläubige Blicke sorgte, ist im Remake ganz wie der bisher gesehene Rest des Spiels: Alles voll auf Anschlag! Doch die Töne des Glockenturms machten dem Ausflug ein jähes Ende. Während die Dorfbewohner wie hypnotisiert ins einstige Gotteshaus schlurfen, dessen Turm sich bedrohlich vor dem nun wolkenverhangenen Himmel abzeichnet, nimmt auch 4Players schwermütig Abschied und verlässt die hübsch dekorierten Präsentationsräume des japanischen Publishers.Ausblick
Bereits die kurzen Spieleindrücke bestätigen, was Kenner und Fans der Serie schon lange vermuteten: Mit Resident Evil 4 Remake hat Capcom mit Sicherheit einen absoluten Gewinner in der Pipeline. Waren Gameplay, Optik, Gegnervarianz und Abwechslung im Original schon eine Klasse für sich, erreichen diese Elemente dank neuer Engine und fein eingestreuten, frischen Ideen der Entwickler ganz locker die übernächste Stufe. Was beliebt war, ist geblieben, verbesserungswürdige Elemente wurden gestrafft und der Ablauf optimiert. So kann Leon nun beispielsweise erstmals auch während der Bewegung die Waffen sprechen lassen. Die Entwickler versprechen für die Story noch zahlreiche Wendungen und Überraschungen, die PR-Abteilung reagiert auf konkrete Nachfrage mit einem freundlichen Grinsen und hemdgestärktem Achselzucken. Aktuelle Gerüchte und auch einige Elemente des Trailers deuten darauf hin, dass Ashley im Spielverlauf komplett von der Plage infiziert wird und ebenfalls durchdreht, der einstmals hilfreiche Luis Cera ist vielleicht ein Mini-Boss und Salazar wurde wohl als Oberschurke abgewählt. Auch die Begegnung mit Messerschwinger Krauser soll deutlich anders verlaufen, als im Original. Ein Wiedersehen mit dem See-Monster Del Lago, dem wandlungsfähigen Dorfvorsteher Bitores Méndez und natürlich El Gigante ist allerdings so gut wie gesichert. Und nicht nur diese drei Begegnungen werden natürlich dank der neuen Grafik-Power noch unvergesslicher, als sie es vor 18 Jahren schon waren.
Einschätzung: sehr gut / Fit4Hit