Redfall - Vorschau, Shooter, XboxSeriesX, PC
Im Kern ist Redfall ein typisches Arkane-Spiel, die in der Gaming-Umgangssprache auch gerne als „Immersive Sim“ bezeichnet werden. Auf Deutsch heißt das, dass sich hier Shooter und Rollenspiel in der Egoperspektive treffen, während die Spielwelt vor allem auf environmental Storytelling, Interaktivität und Spieler-Entscheidungen setzt. Wie bei Dishonored oder Deathloop kann ich mich zum Beispiel entscheiden, ob ich den offenen Konflikt suche oder doch eher schleichend vorgehen möchte. Zudem hat meine Spielfigur – davon gibt es bei Redfall gleich vier verschiedene – natürlich übernatürliche Talente, die über einen Fähigkeitenbaum verbessert werden können.
Ein typisches Arkane-Spiel?
Vielbeschäftigter Vampirjäger
Hier sind vor allem die Waffen relevant, die nach dem typischen Action-Rollenspiel-Farbschema in Qualität und Seltenheit sortiert werden. Bessere Knarren machen – ebenfalls typisch Action-RPG – mehr Schaden und haben Zusatz-Fähigkeiten. Neben klassischen Bleispritzen wie Revolver, Shotgun und Sturmgewehr gibt es auch noch besondere Anti-Vampir-Waffen im Repertoire, die von der Pflockschleuder bis zum UV-Licht-Werfer reichen, der die Blutsauger in Stein verwandelt, damit man sie per Nahkampf-Attacke zu Kieseln verarbeiten kann. Das ist nett, da man so ein variantenreiches Arsenal an Knarren dabeihaben kann – allerdings reicht es meistens auch, die Leiste eines Vampirs herunterzuschießen, um ihn danach mit dem Pflock-Bajonett zu bearbeiten.
Ihr merkt schon: Spielerisch stützt sich Redfall stark auf den Shooter-Anteil im Genre-Mix. Dadurch erinnert vieles stark an Deathloop – nicht zuletzt, weil Redfall auch ähnlich aussieht wie die Arkane-Titel der Vergangenheit. Und das ist, zumindest mir, in den ersten Spielminuten nicht mehr interessant und spektakulär genug. Ja, die stilisierte Umgebung und der spezielle Figuren-Look funktionieren immer noch einigermaßen, so richtig hübsch ist Redfall aber eben nicht. Auch, weil Effekte und Beleuchtung längst nicht mehr mit anderen aktuellen Titeln, nicht zuletzt der Inhaus-Konkurrenz von id Software, mithalten können.
Noch mehr Shooter?
Layla, die Vampirjägerin
Insgesamt lässt sich aber sagen, dass die Open World von Redfall weder besonders belebt, noch sehr einfallsreich wirkt. Überall hängen Kultisten-Gruppen herum, deren KI sich aber eher mittelmäßig anstellt. Man kann Gedöns sammeln und Nebenaufgaben abklappern, aber wirkliches Ostküsten-Flair, dichte Atmosphäre oder eine bedrohliche Stimmung wollte sich auch aufgrund der limitierten Kulisse irgendwie nicht recht einstellen. Das trifft auch auf die spielbare Story-Mission zu, bei der ich in eine Villa eindringen musste, um Infos über den Super-Vamp „Hollow Man“ zu sammeln. Das ging dann wie folgt: Hin, außen alles wegballern, rein, innen alles wegballern, ein paar Items sammeln und dabei Rückblende-Erinnerungen gucken, in der Anderswelt alles wegballern, fertig. Dramaturgisch wurde zumindest in der Demo nur das aller Notwendigste geboten und auch hier wollte keine echte Stimmung aufkommen. Die reduzierte Inszenierung und auch die Entschlackung von Loot, Heil-Animationen, Hacking-Minispielen & Co. mag am immer mitgedachten Koop liegen – spannender macht es viele Aktionen aber im Singleplayer dadurch nicht.
Ausblick
Lange war mir unklar, was mich bei Redfall eigentlich erwarten würde – und ich muss zugeben, ein wenig beschlich mich in Berlin das Gefühl, dass auch Arkane unschlüssig waren, was sie aus ihrem Vampir-Shooter eigentlich machen sollen. Die 90 Minuten der spielbaren Demo waren grundsolide Open-World-Action, die aber – anders als sonst bei Arkane-Titeln üblich – überhaupt keine Akzente setzen konnte. Die Kulisse ist okay, die Action ist okay, die Open World ist durchschnittlich und das Gegnerdesign auf den ersten Blick merkwürdig uninspiriert. Zudem fehlt mir die sonst vorhandene Immersion, da zentrale Spielmechaniken wie Schlossknacken und Hacking auf reines Tastendrücken reduziert wurden – vermutlich wegen der mitgedachten Koop-Mechanik. Insgesamt wird Redfall sicher kein Reinfall, aber ein echter Hit zeichnet sich nach meinem Ersteindruck am blutroten Horizont nicht ab. Im Kern der Vampir-Action könnte, gerade im Koop, vielleicht ein gutes Spiel schlummern – die Vorschau-Demo hat diese Qualität aber in 90 Minuten nicht zeigen können.
Einschätzung: befriedigend