Zenless Zone Zero - Vorschau, Rollenspiel, Android, iPhone, PlayStation5, PC
Zenless Zone Zero: Willkommen in New Eridu!
Auch wenn das Tempo später abflacht, beginnt Zenless Zone Zero zumindest erzählerisch mit einem Sprint: Die Chaostruppe Cunning Hares, Agentur für Allesmögliche und bestehend aus Billy Kid sowie Anby und Nicole Demara, haben sich mit ihrem aktuellen Auftrag ziemlich verzettelt und hetzen mit einem gestohlenen Tresor durch die engen Flure eines Hochhauses – die Handlanger der beklauten Red Fang Gang dicht auf ihren Fersen. Es folgt ein spektakulärer Sturz durch eine Glasfront, die das Trio auf den Boden der Tatsachen und inmitten eine Hollow-Zone befördert. Hier lauern die fiesen Ethereals: Menschen, die durch eine Naturkatastrophe in Monster verwandelt wurden und die neben schwarzer Löcher an der Stelle ihres Kopfes auf kristallharte Körper bauen.Der Auftakt von Zenless Zone Zero wird, genau wie der Rest des Spiels, größtenteils wie in einem Comic erzählt: Standbilder und vertonte Sprechblasen lassen es mitunter etwas an Dynamik mangeln, punkten aber mit gelungenen Zeichnungen und wechseln sich noch dazu mit überaus lebhaft animierten Zwischensequenzen ab: Die Bewegungen der Charaktere sind mit viel Liebe zum Detail umgesetzt worden, hier ist von den Finger- bis in die Haarspitzen alles durchchoreografiert. Auch sonst lässt die Präsentation HoYoverse-typisch kaum Wünsche offen: Menüs sind schlicht, aber schick, wenn auch inhaltlich überladen, und die Umgebungen setzen die halb zerstörte Metropole New Eridu gelungen in Szene.
Galantes Gemetzel
Im Gegensatz zu dem rundenbasierten Kampfsystem von Honkai Starrail dürft ihr euch in Zenless Zone Zero wieder ganz den Echtzeit-Keilereien hingeben. Leichte und schwere Angriffe sowie ein Ausweichmanöver, das mit dem richtigen Timing kurz die Zeit verlangsamt: Fans von Action-Rollenspielen dürften sich hier schnell zuhause fühlen und alle Attacken gehen schnell und smooth von der Hand. Damit euch mit den drei Aktionen nicht langweilig wird, könnt ihr zwei weitere Charaktere mit aufs Schlachtfeld nehmen und beliebig zwischen ihnen hin- und herwechseln. Erfolgt das Austauschen genau im Moment eines gegnerischen Angriffs, triggert ihr je nach Kämpfer ebenfalls eine Ausweichrolle oder Parade.Darüber hinaus besitzt jeder Gegner eine sogenannte Daze-Leiste, die durch wiederholte Schläge gefüllt wird und letztendlich zu einer praktischen Betäubung führt. Trefft ihr dann mit einem schweren Angriff, könnt ihr eine Kettenkombi mit euren Verbündeten initiieren und die feindlichen Lebenspunkte durch eindrucksvolle Manöver spürbar schnell senken. Abgerundet wird eure Auswahl an Attacken dann durch eine Ultimative Fähigkeit, die verheerenden Schaden verursacht und euch mit einer wirklich eindrucksvollen Animation belohnt. Ohnehin sieht alles, was ihr auf dem Schlachtfeld austeilt, fantastisch aus: Links und rechts fliegen Funken und Patronenhülsen durch die Luft und verwandeln das Kampfgeschehen in ein dynamisches Gemälde mit knalligen Farben.
Von Kanal zu Kanal zappen
Zenless Zone Zero ist nämlich deutlich menübasierter als gedacht: Abseits von einem kleinen Viertel in New Eridu, wo sich euer Basislager sowie einige angrenzende Geschäfte samt Nudelhaus und Café befinden, sowie den kleinen Kampfarealen während Missionen, bewegt ihr euch ausschließlich von Reiter zu Reiter und von Dialog zu Dialog. Das gilt überraschenderweise auch für die Haupt- und Nebenquests: Hier lauft ihr nicht etwa durch ein abgekapseltes Gebiet und kämpft ab und an gegen Monster, sondern bewegt euch mit einem elektronischen Bunny-Avatar namens Bangboo von Fernseher zu Fernseher. Auf eurem Weg befinden sich Schatztruhen; Kämpfe, für die es dann zurück in die 3D-Ansicht geht und ihr mit euren drei ausgewählten Charakteren zur Tat schreitet; sowie kleinere Rätsel.Abseits der TV-Perspektive erinnert das schrittweise Fortbewegen an einen klassischen Dungeon-Crawler, der simpel startet und dann langsam aber sicher komplexer wird, wenn mehr Wege zur Auswahl stehen, Schalter betätigt und Ebenen gewechselt werden wollen. Echte Kopfnüsse haben sich daraus in der Beta nicht entwickelt, die würden das ohnehin schon entschleunigte Tempo aber auch vermutlich weiter drosseln. Prinzipiell ist das Hüpfen von Mattscheibe zu Mattscheibe ein interessanter Ansatz und trotz vieler Grautöne auch optisch ansprechend umgesetzt, während ihr über Funksprüche durch die jeweilige Mission gelotst werdet. Nur kommen angesichts der vielen Zeit, die ihr in Dialogen und mit der Bewegung durch die Fernseher verbringt, die spaßigen Kämpfe viel zu kurz, was nicht gerade wie ein sinnvoller Kompromiss erscheint.
Gacha-Gebrechen und Währungs-Wahnsinn
Und damit kommen wir zum Elefanten in New Eridu, denn wie eingangs erwähnt, handelt es sich bei Zenless Zone Zero um einen Free-to-Play-Titel mit Gacha-Elementen. Ihr könnt völlig umsonst loslegen und gerade zu Beginn wirft euch das Spiel eine Reihe der unzähligen Währungen um die Ohren, damit ihr die ersten Lootboxen auspacken dürft, ohne echtes Geld in die Hand nehmen zu müssen. Doch dabei bleibt es natürlich nicht: Wer nach gewissen Charakteren giert oder seine Mannschaft auch im späteren Spielverlauf weiterhin aufleveln möchte, muss entweder sehr, sehr, sehr viel Zeit investieren oder zückt die Brieftasche.Denn auch, wenn die Monetarisierung in der Beta noch nicht freigeschaltet war, ahne ich Böses: Orientiert man sich an den anderen Spielen des Studios, dürfte das Ziehen bestimmter Charaktere mit viel Glück und Zaster verbunden sein. Ein paar Kämpfer gibt es wie gewohnt geschenkt, danach dürft ihr euch das reguläre oder zeitlich begrenzte und spezielle Banner anschauen, wo ihr Begleiter, Kerne und Charaktere aus zufälligen Kapseln zieht. Bei letzterem stehen in der Regel einige besondere Figuren im Vordergrund, die dann mit höherer Wahrscheinlichkeit aus dem virtuellen Automaten fallen sollen – wobei diese Aussage mit extremer Vorsicht zu genießen ist, schließlich kommen bei Genshin Impact sagenhafte Dropraten von 0,6 – 0,7 Prozent zum Einsatz.
Ausblick
Fazit von Jonas:
Nach der kurzen Session auf der gamescom war ich ziemlich heiß auf Zenless Zone Zero und ging mit entsprechend hohen Erwartungen in die geschlossene Beta. Größtenteils wurden die auch erfüllt, obwohl mich ein paar unliebsame Überraschungen etwas aus der Bahn geworfen haben. Was die Präsentation angeht, hat mich mein Eindruck aber nicht getäuscht: Die Charakter-Designs punkten nach wie vor durch Abwechslung und Einzigartigkeit samt schicken Farben und schmucken Details, und die Story wird neben den etwas statischen Standbildern auch in grandios animierten Zwischensequenzen erzählt. Bei dem Kampfsystem überwiegen die positiven Seiten: Den angenehm unterschiedlichen Kampfstilen der Charaktere, dem gelungen Spielgefühl und den stylischen Effekten stehen lediglich ein Mangel an Komplexität und Herausforderung gegenüber. Etwas überrascht hat mich dann aber doch die reduzierte Anzahl an Auseinandersetzungen und die eingeschränkte Bewegung: Zenless Zone Zero ist ein sehr Text- und Menü-intensives Spiel und ich würde mir für die Vollversion wünschen, dass man in das viele Springen von Fernseher zu Dialog und umgekehrt ein bisschen mehr Action streut. Die grauenhaften Mikrotransaktionen mit Lootboxen und die vielen verwirrenden Währungen waren dagegen bedauerlicherweise keine Überraschung, dürften zumindest meinem persönlichen Spaß aber nicht im Weg stehen: Ich habe zum Release von Genshin Impact gute 35 Stunden in der Open World verbracht, ohne auch nur einen Cent zu investieren.
Fazit von Sören:
Zusammen mit Kollege Jonas hatte ich Zenless Zone Zero erstmals auf der gamescom gespielt und war damals von den temporeichen, mit Effekten nur so überladenen Kämpfen angetan. Die Beta holte mich aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurück: Die Kämpfe sind zwar immer noch eine spaßige Angelegenheit, auch wenn sie bislang nur verhältnismäßig wenig Tiefe bieten, aber alles drumherum wirkt gebaut, um möglichst viel Spielzeit zu generieren. Man verbringt viel zu viele Minuten mit eher semi-interessanten Texten, Dialogen und einer Dungeon Crawler-ähnlichen Erfahrung, kombiniert mit häufigen Ladebildschirmen, anstatt die eigentlichen Stärken von ZZZ genießen zu können. Neben den Kämpfen ist das die zuweilen wirklich schicke Optik, die das ungewöhnliche Setting oft glänzen lässt, aber wenn man von Fernseher zu Fernseher springt, bekommt man davon gar nicht so viel mit, was ziemlich schade ist. Ebenso enttäuschend, wenn auch vollkommen erwartbar: Der stets präsente und für mich dann doch auf Dauer zu sehr abschreckende Fanservice- und Anime-Faktor: Bei Nicole muss viel wackeln und weibliche Charaktere im Hausmädchen- und Katzenlook (sprich Ohren und Schwanz) dürfen sowieso nie fehlen. Daran wird sich aber wohl so schnell nichts ändern.