Europa Universalis 2 - Vorschau, Taktik & Strategie, PC, NDS

Europa Universalis 2
22.01.2002, Jörg Luibl

Vorschau: Europa Universalis 2

In den USA ein Riesenerfolg, in Frankreich ein Erfolg, in Deutschland kaum beachtet - so ging es Europa Universalis. Warum? Schlechte Grafik, komplizierte Bedienung. Das schwedische Team von Paradox Entertainment hat mit Teil 2 vor allem an der Benutzerfreundlichkeit und der Spieltiefe gefeilt, damit Einsteiger schneller ins Spiel finden können. Mehr dazu in unserer Preview!

Egal, welches Echtzeit-Strategiespiel Ihr vorher gespielt habt: ohne das Tutorial geht gar nichts. Die Verzahnung von Wirtschaft, Diplomatie und Expansion ist einfach zu komplex und die Bedienung zu gewöhnungsbedürftig, als dass man einfach mal so drauflos spielen könnte. Die Entwickler haben zwar die Benutzeroberfläche intuitiver gestaltet (Pop-Up-Menüs; Hilfetexte), aber anfänglich bleibt das Spiel vor allem für Einsteiger ein Buch mit sieben Siegeln. Aber hat man sich mit Geduld und Interesse durch das Tutorial gekämpft, bekommt man eine erste Ahnung von der immensen Spieltiefe dieses Historienschinkens: Die Einflussmöglichkeiten sind einfach enorm und übertreffen selbst Civilization III.

Wichtiges Tutorial

Europa Universalis II ist wohl eines der komplexesten Echtzeit-Strategiespiele auf dem Markt. Es steht damit voll und ganz in der Civilization-Tradition und richtet sich an Spieler, die auf lange Sicht Erfolg haben wollen und dabei viel Geduld aufbringen können - immerhin gilt es in der Kampagne vom mittelalterlichen 1419 bis ins neuzeitliche 1820 zu bestehen. Ähnlich wie bei Civilization III führen viele Wege zum Ziel, wobei die richtige Balance zwischen Diplomatie, Handel, Krieg, Religion und Forschung entscheidend ist. Ganz wichtig ist die allgemeine Stabilität - eine Art Moralmesser Eures Reiches: Wenn Frieden und Wohlstand herrschen, stehen die Untertanen treu zu Euch, Eure Truppen bleiben loyal und es gibt keine Aufstände.

Weitsicht & Fingerspitzengefühl

Obwohl Europa Universalis II in Echtzeit läuft, könnt Ihr die Spielzeit ganz nach Belieben von sehr langsam (fünf Minuten sind ein Monat) bis rasend schnell (eine Minute sind zwei Jahre) einstellen; zudem gibt es eine Pausefunktion. Wer mit Echtzeit-Strategie eher Age of Kings, Empire Earth oder Battle Realms verbindet, sei vorgewarnt: Anstatt schnell und taktisch klug zu reagieren, sollte man weitsichtig und mit Fingerspitzengefühl planen. Bedeutende Merkmale Eurer Politik lassen sich z.B. nur alle zehn Jahre ändern: Z.B. ob Ihr eher in Richtung Bevölkerungs-freundliche Plutokratie oder Adels-freundliche Aristokratie tendiert oder anstatt einer freien lieber die staatlich geregelte Wirtschaft einführen wollt. Das sind nur wenige Ausschnitte aus dem riesigen Entscheidungsapparat, der Euch zur Verfügung steht.

Insgesamt wird es 180 spielbare Nationen geben, 120 neue Provinzen und nicht-europäische Völker wie China, Zimbabwe oder die Cherokee. Wer lieber eigene Zivilisationen und Karten entwickelt, darf zum Editor greifen. Im Vergleich zum Vorgänger gibt es wesentlich mehr innen- und außenpolitische Gestaltungsmöglichkeiten: Wollt Ihr eher dezentral oder zentral regieren? Setzt Ihr auf freien oder kontrollierten Handel? Soll die Marine oder lieber die Landstreitkräfte gefördert werden? Wie tolerant seid Ihr gegenüber religiösen Minderheiten? Hinzu gekommen sind die Weltreligionen Islam und Buddhismus und die Zufallsereignisse konfrontieren Euch mit historisch passenden Geschehnissen, die -wie die Reformation- entscheidenden Einfluss aufs Spielgeschehen haben können.

Was ist neu?

Im Zeitalter von GeForce 3 wirkt Europa Universalis II nicht nur auf den ersten Blick antiquiert. Auch beim zweiten und dritten Hinsehen sucht das Auge verzweifelt nach Grafikpracht. Und selbst wenn die Designer dank dieser Magerkost den Brettspielcharakter des Spiels (Landkarte, animierte Spielfiguren, Infokarten) gut rüberbringen, hat Civilization III doch wesentlich mehr geboten und eine insgesamt durchgestyltere Spielumgebung präsentiert. Einziger Lichtblick: Die Benutzeroberfläche ist historisch-edel designt und die finale Version soll in 1280 x 1024 spielbar sein. Auch in Sachen Akustik geht Paradox sehr sparsam um - hier und da ein paar Soundeffekte, aber letztendlich recht wenig Abwechslung. Wer den Vorgänger gespielt hat wird jedoch bemerken, dass neue klassische Musikstücke im Hintergrund laufen.

Augen zu und durch!?

Optisch ist Paradox Entertainment dem kargen Brettspielcharakter des Vorgängers leider treu geblieben und bietet schlichte Magerkost. Aber hinter der eher trostlosen Kulisse verbirgt Europa Universalis II eine enorme Vielfalt an Entscheidungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, die selbst Civilization III in Verlegenheit bringen könnten. Wer den Vorgänger gespielt hat oder eine Alternative zu Sid Meier`s Zivilisationsepos sucht, sollte sich daher den Release-Termin vormerken: Ende März klären wir dann in unserem Test, ob der Historienschinken für eine Überraschung sorgen kann!

Ausblick

Version: US-Fassung

Release: Ende März 2002

Publisher: Ubi Soft

Entwickler: Paradox Entertainment

Ausblick