WipEout Fusion - Test, Rennspiel, PlayStation2

WipEout Fusion
25.03.2002, Jens Bischoff

Test: WipEout Fusion

Wem die Formel 1 zu langsam und zu friedlich ist, der bekommt mit Wipeout Fusion (ab 34,00€ bei kaufen) nun die Gelegenheit als Formel-9000-Pilot jenseits von Schallmauer und lästigem Regelwerk Adrenalin pur zu tanken. Wie gut hohe Geschwindigkeiten und exzessiver Waffeneinsatz in der Praxis harmonieren und was das PS2-Debüt des legendären Gleiterrennens sonst noch zu bieten hat, klärt unser ausgiebiger Testflug...

Ursprünglich als PS2-Launchtitel für Europa geplant, geben Sonys Highspeed-Geschosse nun endlich ihr 128Bit-Debüt. Nach drei erfolgreichen PSone-Episoden, einer PSone-Special-Edition und je einem Saturn- und N64-Ableger hat die Kultserie mittlerweile schon fast sieben Jahre auf dem Buckel. Zwar bleibt Wipeout Fusion seinen langjährigen Tugenden größtenteils treu, aber neben zeitgemäßer Technik dürfen sich Wipeout-Veteranen auch auf ein paar spielerische Neuerungen freuen.

Verspätete Neuauflage

Neben neuen Rennklassen, Strecken und Waffen bieten nämlich auch die Spielmodi neue Betätigungsmöglichkeiten. Allerdings steht zu Spielbeginn nur ein kleiner Teil der erfreulich umfangreichen Angebotspalette zur Verfügung. Die meisten Piloten, Gleiter, Teams, Waffen, Strecken, Ligen, Herausforderungen und Spielmodi müssen erst freigespielt werden, bevor Wipeout Fusion zur Höchstform aufläuft.

Im Liga-Modus könnt Ihr zunächst lukrative Preisgelder sammeln, die je nach Platzierung, Abschussrate etc. mal mehr, mal weniger üppig ausfallen. Anschließend dürft Ihr mit den Prämien Eure Gleiter frisieren, um bessere Chancen auf noch höhere Preisgelder oder gar den Gewinn einer Liga-Meisterschaft zu haben, wodurch Ihr die Berechtigung erhaltet, auch in höheren, noch lukrativeren Ligen an den Start zu gehen.

Aufrüstbare Gleiter

Beim Tuning lassen sich Höchstgeschwindigkeit, Seitenstabilität, Schub- und Bremskraft sowie Waffen- und Schildstärke eines Gleiters schrittweise bis zum jeweiligen Maximum verbessern. Löblich daran: Sämtliche Investitionen lassen sich jederzeit verlustfrei wieder rückgängig machen, wodurch Ihr beim Umstieg auf einen neuen oder für eine bestimmte Strecke besser geeigneten Gleiter nicht auf Euer zuvor erspieltes Kapital verzichten müsst.

Insgesamt gibt es bei Wipeout Fusion acht Rennställe mit jeweils zwei unterschiedlich starke Piloten unter Vertrag. Durch entsprechendes Tuning lassen sich deren Modelle mehrfach upgraden, wodurch Euch insgesamt 32 auch optisch verschiedene Gleiter zur Verfügung stehen.

Doch auch beim Streckenangebot wird quantitativ einiges geboten. Zwar existieren lediglich sieben unterschiedliche Austragungsorte. Aber jede Location bietet Euch drei, teils grundlegend verschiedene Rennstrecken an, die allesamt auch noch spiegelverkehrt absolviert werden dürfen und verschiedene Tageszeiten und Witterungsverhältnisse bereit halten. Dadurch ergeben sich stattliche 42 Highspeed-Parcours, die Euch einige Zeit beschäftigen sollten.

Üppiges Streckenangebot

Um allerdings in den Genuss sämtlicher Strecken zu kommen, müssen diese im Arcade-Modus, einer Art Einzelrennen, erst freigespielt werden. Dazu wählt Ihr einfach eine verfügbare Strecke aus, setzt Euch ins Cockpit eines geeigneten Gleiters und verweist die fünfzehnköpfige CPU-Konkurrenz auf die Plätze. Seid Ihr hoffnungslos unterlegen, sammelt Ihr einfach noch ein paar Preisgelder im Ligamodus und rüstet Euer Schiff weiter auf, bis es konkurrenzfähig ist.

Arcade- und Liga-Modus könnt Ihr übrigens auch zu zweit via horizontal oder vertikal geteiltem Splitscreen absolvieren, was zumindest beim Liga-Modus in diesem Genre keine Selbstverständlichkeit ist. Dann gehen zwar nur bis zu 10 CPU-Rivalen mit an den Start, dafür entscheidet Ihr darüber, welche Waffen verwendet werden dürfen, wie viele Runden zu absolvieren sind und wer wie viel Schildenergie zur Verfügung hat. Zudem könnt Ihr bestimmen, ob Boxenstopps, Wrackbergungen und Speedboosts für zurückliegende Spieler möglich sind. So lassen sich selbst Duelle zwischen unterschiedlich begabten Spielern spannend gestalten.

Die übrigen Spielmodi sind hingegen exklusiv für Solisten gedacht: Im Challenge-Modus warten beispielsweise 48 Herausforderungen auf Euch, wo Ihr entweder bestimmte Platzierungen oder Rundenzeiten erreichen, eine vorgegebene Anzahl an Gegner vernichten, ein Duell gewinnen oder einfach nur eine gewisse Zeit lang überleben müsst. Als Belohnung winken zusätzliche Waffen, die dann auch in den anderen Spielmodi verfügbar sind.

Alleinunterhalter

Beim Zeitrennen geht es hingegen völlig friedlich zu. Ohne Waffeneinsatz und CPU-Kontrahenten dürft Ihr hier versuchen neue Streckenbestzeiten herauszufahren, wobei Euch jede Runde ein zusätzlich aktivierbarer Turboboost zur Verfügung steht, der natürlich bestmöglich eingesetzt werden will.

Der Zonenmodus bietet letztendlich Geschwindigkeitsrausch pur. Hier übernehmt Ihr die Kontrolle über einen speziellen, äußerst wendigen Highspeed-Gleiter, der schon zu Beginn auf über 1000 Stundenkilometer beschleunigt und alle zehn Sekunden nochmals einen Zahn zulegt. Da es in diesem Modus ebenfalls keine Gegner gibt, endet der Rausch erst dann, wenn Eure Energie durch irgendwann nicht mehr vermeidbare Kollisionen mit der Streckenbegrenzung auf Null gefallen ist.

Das Gameplay orientiert sich größtenteils an den PSone-Vorgängern - sogar der auf der PS2 eher in Vergessenheit geratene NeGcon-Controller wird unterstützt. In der Standardkonfiguration führt Ihr normale Lenkmanöver mit dem linken Analogstick aus, während Ihr mit den Schultertasten zusätzlich die linke oder rechte Luftbremse aktiviert, um auch enge Kurven erfolgreich zu meistern. Die Luftbremsen sind zwar gerade bei den Standardschiffen deutlich schwächer als aus den Vorgängern gewohnt, lassen sich aber durch entsprechendes Tuning gezielt verstärken.

Bewährtes Gameplay

Ansonsten dosiert Ihr den Schubpegel, werft einen Blick nach hinten oder aktiviert ein aufgesammeltes Powerup. Diese reichen von diversen Waffensystemen über Schutzschilde und Turboboost bis hin zu Autopilot oder Tarnkappenfunktion. Versehentlich eingesammelte Powerups können auf Tastendruck auch wieder abgeworfen werden und wenn Ihr das Feld anführt, lassen sich durch einen kurzen Schulterblick Granaten, Raketen und einige andere Todbringer auch nach hinten gerichtet einsetzen. Über zwanzig offensive und defensive Powerups sowie das facettenreiche Schadensmodell lassen so schnell jedenfalls keine Langeweile aufkommen.

Hinzu kommen neben den auf der Strecke verteilten Powerup-Pads auch kurzfristig beschleunigende Turbo-Pads, streckenverändernde Schalter-Pads und die nur auf der Mond-Strecke verfügbaren, schwerkraftumkehrenden Gravitations-Pads, die Euch vorübergehend an der Decke fahren lassen. Wenn die Schildenergie Eures Vehikels einmal knapp wird, könnt Ihr diese durch Passieren der Boxengasse automatisch wieder auffrischen, was Euch zwar wertvolle Sekunden kostet, manchmal allerdings unumgänglich ist, denn Eure clever agierenden CPU-Rivalen kennen keine Gnade.

Das vermittelte Geschwindigkeitsgefühl weiß vor allem in den höheren Rennklassen und aus der Ego-Perspektive zu begeistern. Wenn man mit zweifacher Schallgeschwindigkeit 90°-Gefälle hinab rast, bei Loopings kurzzeitig alles Kopf steht oder man bei Korkenzieherwindungen gar nicht mehr weiß, was oben und unten ist, pumpt das Adrenalin. Dennoch sind die Strecken insgesamt nicht ganz so rasant und spektakulär wie etwa bei XG3. Zudem verliert man in manchen Abschnitten viel zu leicht die Übersicht. Vor allem die teils konfusen Offroad-Abschnitte sorgen mit zahlreichen Hindernissen, Verzweigungen und durch den Vordermann aufgewirbelte Staub- oder Schneewolken oftmals für fatale Blindflüge - ein Streckenradar sucht man indes vergebens.

Im Rausch der Geschwindigkeit

Aber auch dunkle Höhlenlabyrinthe mit herabfallenden Felsbrocken, Schleusentore, die sich erst kurz vor dem Passieren öffnen und Sprünge über Rampen, bei denen man die eigentliche Strecke komplett aus den Augen verliert sind meist eher ein Ärgernis als eine willkommene Abwechslung. Dafür rauschen die Umgebungen bis auf äußerst seltene Slowdowns stets blitzschnell und butterweich an Euch vorbei - auch im vorbildlichen Splitscreen-Modus und optionalen Breitbildformat. Bei der gebotenen Geschwindigkeit ist es auch entschuldbar, dass die Randbebauungen meist eher schlicht gehalten sind und es bei fulminanten Crashs teils zu massiven Clipping-Fehlern kommt.

Ansonsten gibt sich die rasante Optik jedoch kaum Blößen und auch die satten Soundeffekte überzeugen auf ganzer Linie und das auf Wunsch in Dolby ProLogic 2. Das Intro bietet sogar digitalen 5.1-Raumklang und via Musicplayer dürft Ihr den Soundtrack nach eigenen Vorlieben zusammenstellen. Im Vergleich zu früheren Episoden sind Interpretenliste und Song-Auswahl aber nicht ganz so imposant. Elektro- und Dancefloor-Fans kommen dank Future Sound of London, Orbital, Utah Saints & Co. aber dennoch auf ihre Kosten.

Pro:

  • gelungene Spielmodi


  • motivierendes Gameplay


  • imposantes Streckendesign


  • umfangreiches Waffenarsenal


  • zahlreiche Streckenvariationen


  • Gleiter-Tuning durch Preisgelder


  • Kontra:

  • seltene Slowdowns


  • kein Streckenradar


  • kein Vier-Spieler-Modus


  • gelegentliche Clipping-Fehler


  • teils zu wirr und unübersichtlich


  • vergleichsweise schwacher Soundtrack


  • Vergleichbar mit:

    XG3 - Extreme G Racing, G-Surfers, Loony Tunes: Space Race

    Fazit

    Auch wenn sich Wipeout-Fans vom 128Bit-Debüt der Serie technisch wohl noch etwas mehr erwartet hätten, macht Wipeout Fusion auf der PS2 eine gute Figur. Das Geschwindigkeitsgefühl ist nach wie vor beeindruckend und vor allem der immense Umfang sowie die motivierende Tuning-Möglichkeit und die abwechslungsreichen Spielmodi bieten lang anhaltenden Spielspaß für ballerfreudige Adrenalin-Junkies. Dank des ausbalancierteren Schwierigkeitsgrades muss sich auch der wohl einzige ernsthafte Konkurrenztitel knapp geschlagen geben, obwohl XG3 bei Technik und Streckendesign die Nase vorn hat. Doch Fans fulminanter Highspeed-Action kommen sowieso an keinem der beiden Titel vorbei, auch wenn Einsteiger und Gelegenheitsspieler bei Wipeout Fusion deutlich besser aufgehoben sind.

    Wertung

    PlayStation2