Virtua Tennis - Test, Sport, Spielkultur, Dreamcast, PC

Virtua Tennis
30.04.2002, Jörg Luibl

Test: Virtua Tennis

Mit Virtua Tennis feiert eines der Dreamcast-Kultspiele überhaupt Premiere auf dem PC. Das Team von Strangelite hat sich der Umsetzung des Klassikers angenommen und verspricht packende Filzballduelle in klasse Grafik. Ob das Konsolen-Tennis seinen unvergleichlichen Gameplay-Spaß auch auf dem Rechenknecht entfalten kann, erfahrt Ihr in unserem Test!

Das Gameplay von Virtua Tennis ist schlichtweg ausgezeichnet. Die Entwickler haben es geschafft, mit wenigen Knopfbelegungen und einfachster Steuerung für genug Spieltiefe und ständig wechselnde Spielerlebnisse zu sorgen - eine Meisterleistung: Es gibt nur den normalen Schlag und den Lob, aber Eure Stellung zum Ball kombiniert mit einer Richtungsangabe bestimmt letztlich die Flugbahn und den Drall des Filzballs. So sind scharf geschnittene Cross-Bälle, lange Lobs, kurze Stopps, harte Passierschläge und Schmetterbälle möglich, die das Spiel kinderleicht und zauberhaft abwechslungsreich zugleich gestalten.

Tennis für Genießer

Neben der intuitiven Steuerung ist die glaubwürdige und fordernde KI der Tennis-Gegner ein Garant für Spielspaß: Jim Courier geht taktisch ganz anders ran als Carlos Moya. Wer auf Platz 1 der Weltrangliste klettern will, muss sich auf das Grundlinienspiel, die Netzattacken und die teilweise höchst gemeinen Stopp-Lob-Kombinationen einstellen. Insgesamt gibt es jedoch vier Schwierigkeitsgrade, von "easy" bis "very hard", so dass auch Einsteiger schnell zu Erfolgserlebnissen kommen.

Vier Spielmodi stehen zur Verfügung: In der Kampagne namens "World Circuit" könnt Ihr einen Spieler Eurer Wahl (zu Beginn gibt`s sieben Profis) aus den Tiefen der Weltrangliste an die Spitze führen. Und neben Einzel- und Doppel-Duellen, die zu Beginn noch auf der leichtesten Stufe zu meistern sind und dann stetig schwerer werden, stehen hier acht abwechslungsreiche Mini-Spiele auf dem Programm, die gezielt bestimmte Schlagtechniken wie Aufschlag, Lob oder Volley trainieren. Diese Duelle an der "Big Wall", der "Smash Box", dem "Drum Shooter" etc. würzen den Karriere-Modus ungemein und verleihen dem Spiel seinen unverwechselbaren Arcade-Charme.

Für jeden ein Modus

Und weil Ihr bei jedem Sieg ein hohes Preisgeld einstreicht, das Eurem Konto gut geschrieben wird, könnt Ihr in diversen Shops neue Outfits, Energy-Drinks, Plätze, Einzelspieler und Doppel-Partner kaufen bzw. freischalten - Eure Fortschritte könnt Ihr übrigens jederzeit speichern.

Wem die Karriere zu langatmig ist, der kann sich im knackigen Arcade-Modus in Knock-Out-Manier den fünf Etappen der Weltmeisterschaft stellen und am Ende des Turniers vielleicht den Pokal gewinnen. Und für ganz Eilige empfehlen sich Einzel- und Doppel-Duelle im Exhibition- oder Multiplayer-Modus, wo Ihr Euch Spieler und Platz (Sand, Rasen, Teppich etc.) aussuchen könnt. Dass man seinem Partner Doppel eine bestimmte Taktik (Grundlinienspiel,Netzattacken, ausgewogen) zuweisen kann, macht die Vierer-Duelle ebenso spannend wie den Einzelkampf. Leider werden im Multiplayer-Teil nur Netzwerkspiele (LAN) mit bis zu vier Spielern unterstützt und keine Internet-Duelle. Die kleine Tücke des Konsolen-Originals, dass man nur einen Gewinn-Satz spielen kann, findet sich allerdings auch in der PC-Fassung - schade.

Eigentlich müsste ein High-End-Rechner mit GeForce 3 locker jeden Dreamcast-Titel grafisch alt aussehen lassen - immerhin könnt Ihr die Auflösung auf bis zu 1280 x 960 Bildpunkten in 32 Bit Farbtiefe hochschrauben. Optisch kann die PC-Umsetzung dank detaillierterer Spielergesichter, neuer Wolkeneffekte und der Monitor-bedingten Klarheit der Darstellung die Dreamcast-Version zwar leicht abhängen. Und auch der leicht verschwommen dargestellte Filzball-Schweif wirkt ausgezeichnet. Aber trotzdem bietet die Konsolen-Fassung das harmonischere Gesamtbild: Clipping-Fehler und Ruckler waren hier ebenso wenig zu finden wie üble Sound-Samples. Gerade im Multiplayer-Modus, der auf Dreamcast uneingeschränkt genießbar war, trüben Ruckler den Spielspaß. Und auch die Echtzeit-Schatten der Spieler wirken aufgrund ihrer Scharfkantigkeit und teilweise grober Umrissgestaltung alles andere als realistisch.

Grafik/Sound

Das akustische Rahmenprogramm kann hingegen vollauf überzeugen: Die Zuschauer beteiligen sich mit Raunen, Zischen und frenetischem Jubel am Spielgeschehen, so dass schnell Wettkampfstimmung aufkommt. Lediglich einige Sound-Effekte enttäuschen mit Schmalspur-Akustik: Vor allem die Schrittgeräusche auf dem Sandplatz und einige Effekte bei den Bonus-Spielen sind einfach schlecht umgesetzt.

Pro:

  • tolle Ballphysik


  • nette Mini-Spiele


  • perfekte Steuerung


  • zur Zeit bestes PC-Tennis


  • hervorragende Gegner-KI


  • packende Geräuschkulisse


  • abwechslungsreiches Gameplay


  • motivierender Einzelspielermodus


  • Kontra:

  • nur ein Satz spielbar


  • kleine Clipping-Fehler


  • nur LAN-Modus, kein Internet


  • Ruckler im Multiplayer-Modus


  • teilweise üble Schrittgeräusche

    Vergleichbar mit:

    Roland Garros Tennis
  • Fazit

    Strangelite hat mit der Dreamcast-Umsetzung zwar keinen perfekten, aber einen sehr guten Job gemacht: Das Tennis-Kultspiel kann seine Faszination nach wenigen Ballwechseln auch auf dem PC entfalten. Und selbst wenn es kleine optische und ab und an üble akustische Tücken gibt, stellen die Einzelspieler-Modi das Beste dar, was derzeit an Tennis-Feeling zu haben ist. Das Gameplay ist bei leichter Zugänglichkeit höchst abwechslungsreich und kann mit überzeugenden KI-Gegnern lange motivieren. Hinzu kommen erstklassige Animationen und eine packende Zuschauerkulisse. Nur im Multiplayer-Bereich sorgen Ruckler und die fehlende Internet-Unterstützung für schwere Kritikpunkte. Trotzdem: Kein Filzball-Fan sollte sich diesen Konsolen-Leckerbissen entgehen lassen!

    Wertung

    PC