NBA Inside Drive 2002 - Test, Sport, XBox

NBA Inside Drive 2002
14.06.2002, Jörg Luibl

Test: NBA Inside Drive 2002

Zwar ist das Basketball-Fieber in Übersee mit dem dritten NBA-Pokalsieg der Lakers in Folge zunächst erloschen. Aber virtuell hat die Korbjagd weiterhin Hochkonjunktur und erobert derzeit die Next-Generation-Konsolen. Wir haben uns mit NBA Inside Drive 2002 aufs polierte Xbox-Parkett begeben und verraten Euch im Test, ob Microsofts Eigenproduktion mit offizieller NBA-Lizenz durch ähnliche Siegerqualitäten glänzen kann wie Shaq & Co!

Zwar ist das Basketball-Fieber in Übersee mit dem dritten NBA-Pokalsieg der Lakers in Folge zunächst erloschen. Aber virtuell hat die Korbjagd weiterhin Hochkonjunktur und erobert derzeit die Next-Generation-Konsolen. Wir haben uns mit NBA Inside Drive 2002 aufs polierte Xbox-Parkett begeben und verraten Euch im Test, ob Microsofts Eigenproduktion mit offizieller NBA-Lizenz durch ähnliche Siegerqualitäten glänzen kann wie Shaq & Co!

NBA Inside Drive präsentiert sich von Beginn an mit überzeugendem Hip-Hop-Soundtrack und einem Zusammenschnitt spektakulärer Szenen aus der NBA - Dunks, Alley-Oops und Monster-Blocks machen Lust auf mehr. Rap-Oldstar Sir Mix-A-Lot und L.A. Symphony begleiten Euch mit fetten Beats durch übersichtlich gestaltete Menüs. Zur Auswahl stehen leider nur drei Spielmodi: Die Exhibition, die für ein schnelles Spielchen gut ist; die Season, die Euch mit einem NBA-Team eine ganze Saison spielen lässt; und die Playoffs für alle, die sofort den finalen Nervenkitzel des Best of Seven brauchen. Leider gibt es keinen Trainingsmodus, so dass man sich vorab nur in der Exhibition mit der Steuerung vertraut machen kann. Auch ein Karriere-Modus, der Euch z.B. einen eigenen Spieler erstellen und begleiten lässt, ist nicht vorhanden.

Fette Beats und heiße Dunks

Wie bei allen Sportspielen, stellt sich auch bei NBA Inside Drive 2002 die Frage nach dem Spielcharakter: spaßorientiertes Arcade- oder realistisches Simulations-Gameplay? Obwohl man es auf den ersten Blick mit einer reinrassigen Simulation zu tun hat, die in Sachen Namen, Regeln, Spielprinzip und Präsentation einen hohen Grad an Realismus anstrebt, sorgt die vorbildliche Vielfalt an Voreinstellungen dafür, dass auch Arcade-Spaß möglich ist: Ihr wollt ohne Müdigkeit und Verletzungen spielen? Kein Problem. Ihr wollt die lästige Aus-Regel, das nervende Goaltending und die stressige Shot Clock ausschalten? Kein Problem. Ihr wollt ein vereinfachtes Wurf-System? Auch kein Thema. Damit lässt sich fließend vom strengen NBA-Regelwerk auf lockeres Streetball-Niveau runterschrauben - schöne Sache!

Arcade oder Simulation?

Die Steuerung der NBA-Stars ist absolut sauber und präzise, verlangt aber aufgrund der voll ausgereizten Knopfbelegung viel Übung - schade, dass es keinen Trainingsmodus gibt. In der Offensive könnt Ihr auf fast ein Dutzend Dribblings, angetäuschte, normale und Bogen-Pässe sowie Symbolpässe zurückgreifen. Hier werden über den Spielerköpfen die Pad-Buttons angezeigt, so dass ihr im Getümmel gezielt einen Spieler mit Korbfutter versorgen könnt.

Gamepad-Akrobatik

Die Korbwürfe lassen sich auf "Leicht" und "Normal" stellen: In letzterem Modus müsst Ihr die Schuss-Taste zum optimalen Zeitpunkt loslassen (auch durch einen grün-roten Balken symbolisiert), damit die Erfolgschance wächst. Auf "Leicht" genügt ein Knopfdruck und alleine die Spielerstatistik entscheidet. Bei Freiwürfen kommt ein kleines, aber feines Reaktionsspiel zum Einsatz, das zwei präzise Knopfdrücke von Euch verlangt. Je nach den Wurfqualitäten des Schützen kann das Ganze selbst in der NBA von sehr einfach bis extrem schwer reichen - Shaq weiß ein Lied davon zu singen.

Sehr schön sind die authentischen Spezial-Moves, die nur einige Stars wie Kobe Bryant oder Jason Kidd abrufen können. Ansonsten zeigen neun Symbole an, was ein bestimmter Spieler besonders gut kann: Ein Blitz deutet auf einen Sprinter hin, ein Fadenkreuz auf einen exzellenten Werfer, ein rot-gelbes Kreuz auf ein momentanes Leistungshoch - he`s on fire.

Die Defensive ist ebenso gut inszeniert; vor allem die Kollisionsabfrage bei Blocks und Steals kann überzeugen: Mit dem richtigen Timing lassen sich tödliche Dreier und Dunks herrlich abwehren und unvorsichtigen Angreifern kann man den Ball abluchsen. Absichtliche Fouls und Rempler runden das Repertoire ab. Zum realistischen Spielablauf trägt auch die Intelligenz der eigenen Mitspieler bei, die z.B. oberflächliche Pässe von alleine abfangen. Besonders lobenswert ist die automatische Defense, die die Spieler per Druck auf den weißen Knopf dazu animiert, einen Verteidigungsring zu bilden und den ballführenden Gegner zu stellen. Leider sorgt das große Xbox-Pad dafür, dass man den aktiven Spieler jetzt nur noch sehr umständlich manövrieren kann.

Ihr könnt zwischen den drei Schwierigkeitsgraden Rookie, Veteran und All Star wählen. Die KI ist sehr gut ausbalanciert und zeigt sich ab der mittleren Stufe vor allem in wichtigen Saison- und Playoff-Spielen mit erschreckend guten Taktiken. Aber auch Ihr könnt auf Wunsch von der sehr guten Auto-Taktik, die sowohl Einwechslungen als auch Strategie übernimmt, auf manuelle Anweisungen umschalten. Das geht so weit, dass Ihr z.B. das Rebound-Verhalten von "Normal" auf "High" oder "Lax" festlegen könnt. Sogar mitten im Spiel lassen sich Manndeckung und andere Anweisungen bequem per Druck auf das Digi-Pad geben.

Taktik ohne Ende

Wer sein Team nicht nur mit Dreiern und Dunks unterstützen will, sondern auch mit Trainerqualitäten glänzen möchte, kann in der Saison auf die Coaching-Option zurückgreifen: Hier gibt`s etwa 30 vorgefertigte Spieltaktiken im Playbook, die von übersichtlichen Reißbrett-Skizzen und kleinen Infotexten erklärt werden. So können auch Anfänger schnell hinter die Geheimnisse von "Hawk 1" und "Zipper 2" kommen. Begleitet wird der Saison-Modus von aktuellen News, detailverliebten Statistiken und dem Spieler-Kauf: Fehlt Euch ein tödlicher Dreier-Schütze, könnt Ihr Euch auf dem Transfermarkt umsehen und zuschlagen. Mit der Option "Fantasy Draft" lässt sich sogar ein ganz persönliches Dream Team zusammenstellen.

Reißbrett-Spielzüge und Spielerkauf

Optisch präsentiert sich NBA Inside Drive 2002 in Ballnähe auf höchstem Niveau: Die Spieler überzeugen dank detaillierter Texturen nicht nur mit Wiedererkennungswert, sondern vor allem mit sanften und höchst realistischen Bewegungen. Aus acht Kameraperspektiven lässt sich die schnelle und unheimlich dynamische Korbjagd erleben - frontal, von schräg oben, von der Seite und sogar eine Vogelperspektive ist dabei, die an alte Amiga-Zeiten erinnert. Und egal ob Pässe, Finten, Stürze oder Hakenwürfe: alle Moves können sich sehen lassen. Hinzu kommen brillante Spiegel- und Schatteneffekte auf dem Parkett, die das Spiel zum Hochglanz-Ereignis machen. Und wenn Ihr besonders spektakuläre Körbe fabriziert, gibt es sofort herrlich verlangsamte Film-Wiederholungen. Aber aufgepasst: Ließen sich beim Regelwerk und Spielablauf noch Arcade-Features freischalten, bleiben die Entwickler optisch auf dem Boden der Tatsachen: unrealistische Arcade-Dunks oder Wirbel-Dribblings à la NBA Street gibt`s nicht. An all die optischen Bestnoten kommt die Zuschauerkulisse leider nicht heran: Auch wenn das Publikum aus gewisser Entfernung recht realistisch aussieht, zeigen sich doch schnell die Unansehnlichkeiten einer grauen Masse aus Pappaufstellern. Noch ein letzter Kritikpunkt: Wenn nach dem Spiel die besten Akteure noch einmal mit der Frontalkamera vorgestellt werden, zeigen sich recht hölzerne Bewegungen.

Hochglanz-Basketball

Eigentlich verleiten die meisten Sportspiele nach wenigen Minuten zum Abschalten der nervigen Kommentare. NBA Inside Drive 2002 ist eines der wenigen, das einen zum Aufdrehen der Boxen zwingt: Die Kommentatoren Kevin Calabro und Marques Johnson überzeugen mit einer gelungenen Mischung aus kompetenten Analysen, Slapstick und urkomischen Entgleisungen in die Untiefen des amerikanischen Humors - sehr hörenswert, gerade weil Microsoft keine deutsche Übersetzung verbrochen hat; dafür schauen natürlich alle Englisch-Muffel in die Röhre. Dieses Akustik-Highlight entschädigt allerdings für die ansonsten eher durchschnittliche Fan-Kulisse, die trotz gelegentlichem Raunen und frenetischem Jubel nicht für Adrenalinschübe sorgen kann.

All Star-Kommentare

Pro:

  • präzise Steuerung


  • sehr gute Texturen


  • offizielle NBA-Lizenz


  • packender Spielablauf


  • glänzende Kommentare


  • exzellente Animationen


  • ausführliches Handbuch


  • schöne Coaching-Möglichkeiten


  • tolle Spiegel- und Schatteneffekte


  • Spieler mit hohem Wiedererkennungswert


  • vorbildliche Vielfalt an Regeleinstellungen


  • Simulations- oder Arcade-Gameplay möglich


  • Kontra:

  • kein Karrieremodus


  • kein Trainingsmodus


  • Kommentare auf Englisch


  • durchschnittliche Fan-Kulisse


  • Steuerungsfinessen verlangen viel Übung


  • Ihr könnt keinen eigenen Spieler kreieren


  • Vergleichbar mit:

    NBA 2K2, NBA Live 2002

    Fazit

    Microsoft lässt es krachen und dunkt mit NBA Inside Live 2002 einen Basketballhammer in den Xbox-Korb, der Shaq alle Ehre machen würde: Das Spiel ist packend, prickelnd und sorgt für Adrenalinschübe auf höchstem Grafikniveau - Animationen vom Feinsten, spektakuläre Szenen in Zeitlupe und massig Moves. Vor allem die Vielfalt an Regeleinstellungen hat es mir angetan, denn so kann sich jeder für das Gameplay entscheiden, das ihm liegt: von strengster NBA-Regelauslegung bis hin zum anarchischen Arcade-Feeling. Das Sahnehäubchen bilden die abwechselnd kompetenten und urkomischen Kommentare. Und trotzdem kein Award? Ja, denn man muss neben der optisch und akustisch durchschnittlichen Publikumskulisse insbesondere die magere Spielmodi-Ausbeute kritisieren, bei der man Training und einen Karrieremodus mit freispielbaren Features vermisst. Trotzdem: Microsoft hat den Genre-Thron mit einem höchst überzeugendem First-Generation-Titel eingenommen, der Basketballspaß auf höchstem Niveau bietet!

    Wertung

    XBox