NBA Courtside 2002 - Test, Sport, GameCube

NBA Courtside 2002
21.06.2002, Jörg Luibl

Test: NBA Courtside 2002

Bullenhitze, WM-Fieber und überall fachsimpeln selbsternannte Fußball-Experten. Wenn Euch das Ganze mittlerweile auf die Nerven geht, Ihr aber nicht auf Ballzauber verzichten möchtet, bietet sich eine rasante Partie Basketball an. Xbox-Zocker können mit NBA Inside Drive 2002 schon auf ein Top-Game zurückgreifen. Ob Nintendo mit NBA Courtside 2002 (ab 35,90€ bei kaufen) ähnliche Begeisterung unter GameCube-Korbjägern auslösen kann, erfahrt Ihr im Test!

Bullenhitze, WM-Fieber und überall fachsimpeln selbsternannte Fußball-Experten. Wenn Euch das Ganze mittlerweile auf die Nerven geht, Ihr aber nicht auf Ballzauber verzichten möchtet, bietet sich eine rasante Partie Basketball an. Xbox-Zocker können mit NBA Inside Drive 2002 schon auf ein Top-Game zurückgreifen. Ob Nintendo mit NBA Courtside 2002 ähnliche Begeisterung unter GameCube-Korbjägern auslösen kann, erfahrt Ihr im Test!

Die Kardinalfrage aller Sportspiele beantwortet Nintendo souverän mit "beides". Ihr habt die Wahl zwischen einer NBA-Saison mit allen offiziellen Regeln, Namen, Spielerkarriere und Playoffs oder einem adrenalinhaltigen Streetball-Match, das nicht nur in Sachen Regelwerk anarchischer zu Werke geht, sondern auch die Gesetze der Schwerkraft bewusst ignoriert: Im 3-on-3-Match sorgen haushohe Monster-Dunks und wuchtige Blocks sofort für Arcade-Spaß à la NBA Street. Hinzu kommt ein innovatives Bonus-Punktesystem: Ab und zu tauchen farbige Markierungen auf dem Platz auf, die eine bestimmte Punktzahl anzeigen - könnt Ihr von diesen "Hot Spots" aus rechtzeitig einnetzen, gibt`s schon mal fünf Punkte. Und dank der vorbildlichen Optionen könnt Ihr selbst noch im NBA-Modus Feintuning ansetzen und das strenge Simulations-Gameplay langsam auf Arcade-Niveau runterschrauben: Einfach Goaltending, die 3-Sekunden-Regel oder Müdigkeit ignorieren - über ein Dutzend Regeln lassen sich abschalten.

Arcade oder Simulation?

Ein großer Pluspunkt von NBA Courtside 2002 gegenüber NBA Inside Drive 2002 ist der vorbildliche Karriere-Modus: Zunächst könnt Ihr dank eines mächtigen Editors einen eigenen Spieler erstellen. Hier dürft Ihr Euch wirklich herrlich austoben und aus einem großen Repertoire an Frisuren, Gesichtern, Körpern und Spielstärken einen persönlichen Korbjäger schustern - selbst einzelne Muskelpartien wie Bizeps, Trizeps oder Waden sind formbar. Auch Nasen und Ohren lassen sich jedem Schönheitsideal spottend wunderbar in die Länge ziehen. Dabei entstehen herrlich skurrile Charaktere, die den Editor noch sympathischer machen.

Vorzeige-Karriere

Dass dabei die Basketball-Fertigkeiten nicht zu kurz kommen, wird spätestens bei den Statistikwerten deutlich, wo Ihr ein deutliches Zeichen in Sachen Spielertyp setzen könnt. Eher filigraner Dreier-Schütze oder Block-Monster? Ihr habt die Wahl und könnt die 260 Startpunkte auf die entsprechenden Fähigkeiten verteilen. Kommt Euer Spieler zum Einsatz, kann er sich in jedem Liga-Spiel Bonuspunkte verdienen und seine Talente verbessern.

Falls Euer Team trotz Einsatz des selbstgestrickten Spielers Niederlage um Niederlage sammelt, gibt`s drei Möglichkeiten: Entweder kauft Ihr Euch neue Spieler, oder Ihr trainiert Pässe, Dunks & Dreier im Training oder Ihr schraubt den dreistufigen Schwierigkeitsgrad runter. Allerdings zeigen sich manche NBA-Gegner schon im Normal-Modus von der schlechten KI-Seite und sorgen zu oft für vollkommen unnötige und wenig realistische Fehler wie unerlaubte Pässe zurück in die eigene Hälfte oder Seitenaus-Fehler. Ein nettes Feature ist übrigens noch der 3-Point-Contest, wo Ihr mit einem Spieler simultan gegen jeweils einen NBA-Crack auf Dreierjagd geht - auf Zeit und bei ausverkauftem Haus. Letzteres wurde optisch ansprechend umgesetzt und zeigt im Gegensatz zur Xbox-Konkurrenz NBA Inside Drive keine graue Publikumsmasse, sondern eine bunte Mischung von Fans.

Das wichtigste Gameplay-Element von NBA Courtside ist der geschickte Einsatz des Adrenalins. Per Druck auf die linke Schultertaste könnt Ihr kurzfristig jedem Spieler Adrenalinschübe geben, die ihn z.B. mehr Tricks, spektakuläre Dunks und bessere Würfe machen lassen. Dabei lassen sich je nach Intensität des Adrenalinausstoßes unterschiedliche Bewegungen ausführen. Auch in der Defense sorgt dieser Hormonausstoß für bessere Steals und Blocks. Allerdings sollte man es nicht übertreiben, denn erhitzte Gemüter foulen öfter und passen wesentlich schlechter.

Adrenalin- und Pass-System

Und wo wir gerade beim Thema sind: Das Pass-System ist sehr gut umgesetzt und lässt Euch die Wahl zwischen Knopfdruck- oder dem filigraneren und schnelleren C-Stick-Pass. Besonders gut gelungen ist die Alley-oop-Vorbereitung: Haltet Ihr nach einem Pass die B-Taste gedrückt, wird Euch der Ballempfänger just zu dem Zeitpunkt anspielen, an dem Ihr die Taste wieder los lasst - so sind herrliche Dunks mit Ansage möglich. Leider wird das Ganze von eher langweiligen Kommantare begleitet.

So viel Lob deutet eindeutig auf einen Top-Titel? Leider nein, denn trotz der vielen Spielmodi und des vorbildlichen Pass-Systems kann NBA Courtside 2002 nicht wirklich begeistern. Das liegt vor allem am eher pomadigen Spielablauf, der bei weitem nicht an die adrenalinhaltige Dynamik von NBA Inside Drive herankommt. Woran liegt das? Zum einen sorgen weder Kommentare noch Fankulisse für Akustik-Highlights. Und trotz gelungener Animationen wirken die eher Comic-artigen Spieler irgendwie zu bullig und können so vor allem im NBA-Modus nicht gerade für ein realistisches Mittendrin-Gefühl sorgen. Wenn Nowitzki nicht wie Nowitzki aussieht, geht eben das NBA-Flair flöten. Im Arcade-Modus kommt dieser Kritikpunkt natürlich nicht zur Geltung, aber selbst hier sorgen trotz authentisch wirkender Ballphysik die zu arg gleitenden Spieler, die teils verzögerten Bewegungsabläufe und nicht ganz flüssigen Zeitlupenwiederholungen für gebremsten Spielspaß. Auch die Steuerung zeigt sich insbesondere bei Blocks und Steals von der trägen Seite, da alle Aktionen leicht verzögert umgesetzt werden und das Timing in der Defense enorm schwer ist.

Pomadiger Spielablauf

Pro:

  • NBA-Lizenz


  • Training möglich


  • sehr gutes Pass-System


  • mächtiger Spielereditor


  • tolle Stadion-Optik


  • Arcade- und Simulationsmodus


  • motivierender Karriere-Modus


  • bis zu vier Spieler im Multiplayer


  • ansehnliche Publikumskulisse


  • Kontra:

  • magere Fan-Akustik


  • pomadiges Gameplay


  • langweilige Kommentare


  • schlechte Spieler-Sounds


  • langweilige Kommentare


  • unrealistische Computer-KI


  • kein hoher Wiedererkennungswert


  • teils hölzerne Zeitlupenanimationen


  • Vergleichbar mit:

    NBA Inside Drive 2002, NBA 2K2

    Fazit

    Ohne zu begeistern erobert NBA Courtside den Basketball-Thron auf dem GameCube. In Sachen Spielmodi haben die Entwickler alles richtig gemacht: Egal ob Training, Arcade-Matches oder Liga-Karriere - alles ist möglich. Aber auf dem Spielfeld können selbst das lobenswerte Pass- und Adrenalin-System nicht über den recht pomadigen Spielablauf, die magere Soundkulisse, die nicht ganz präzise Steuerung und die alles andere als authentischen Gesichtstexturen hinwegtäuschen. Dem Gameplay fehlt der letzte Schliff sauberer Bewegungen sowie die Rasanz und Dynamik, an der sich z.B. die Xbox-Korbjäger mit NBA Inside Drive erfreuen können. NBA Courtside sieht gut aus, macht Spaß, aber lässt keine Euphorie aufkommen.

    Wertung

    GameCube