Tarzan: Freeride - Test, Geschicklichkeit, PlayStation2, GameCube

Tarzan: Freeride
09.07.2002, Jens Bischoff

Test: Tarzan: Freeride

Nach der wenig überzeugenden PS2-Version von Disney`s Tarzan - Freeride bedient Ubi Soft nun auch den GameCube mit einer Umsetzung des Urwaldabenteuers. Im Schatten des neuen Disney-Films Lilo & Stitch wird es der Lianenschwinger jedoch nicht leicht haben, auf sich aufmerksam zu machen. Ob mittlerweile wenigstens die Kritikpunkte der PS2-Fassung beseitigt wurden oder ob auch auf Nintendos Würfel der Spielspaß nur auf Sparflamme kocht, können Interessierte in unserem Testbericht nachlesen…

Die Hintergrundgeschichte von Tarzan - Freeride basiert auf der des Films: Skrupellose Großwildjäger bedrohen den Frieden im Dschungelreich und Tarzan muss sich um die Vertreibung der hinterhältigen Eindringlinge kümmern. Nebenbei muss sich Tarzan auch noch um das Wohl seiner Affenfreunde und das der gekidnappten Jane kümmern. Doch nicht alle Bewohner des Urwalds sind unserem Helden freundlich gesonnen. So müssen unterwegs auch angriffslustige Schlangen, Krokodile, Raubkatzen und andere Tiere gebändigt werden.

Urwaldkönig in Nöten

Dabei erweist sich Tarzan nicht nur als furchtloser Ringer sowie akrobatischer Klettermaxe und Lianenschwinger, sondern auch als begnadeter Speerwerfer, Surfer, Wasserskifahrer und Bungee-Springer. Dadurch gestaltet sich der Spielverlauf zwar recht abwechslungsreich, die Linearität der einzelnen Levels lässt die anfängliche Begeisterung jedoch schnell wieder abflauen. Tarzan bewegt sich in der Regel wie auf Schienen. Hier und da befördern einen zwar hilfsbereite Gorillas auf bonusträchtige Alternativpfade, aber auch dort sind die Wege fest vorgeschrieben.

Wer sich mit der eingeschränkten Erkundungs- und Bewegungsfreiheit anfreunden kann, klettert, springt, schwingt und rutscht durch insgesamt 15 geradlinige Spielabschnitte, die spielerisch fünf verschiedene Gameplay-Varianten zu bieten haben: Jump`n`Run-Abschnitte, Surf- und Wasserski-Einlagen, Bungee-Sprünge und Boss-Kämpfe, die nach einmaligem Bewältigen teils auch unter Zeit- und Punktevorgaben nochmals absolviert werden können - leider jedoch ohne das Mitwirken eines zweiten Mitspielers.

Während Ihr in den Jump`n Run-Abschnitten zu Fuß unterwegs seid, Widersacher bekämpft, Affenbabys befreit und Euch durch das Urwald-Dickicht hangelt, gilt es bei den anschließenden Bungee-Sprüngen lediglich herannahenden Hindernissen auszuweichen, um diverse Boni einzusacken. Bei den Surf- und Wasserski-Einlagen wagt Ihr Euch sogar ins Krokodil- und Piranha-verseuchte Nass, um zahlreichen Hindernissen auszuweichen und heil ans Ziel zu gelangen. Hin und wieder müssen aber auch spezielle Boss-Kämpfe absolviert werden, doch das Button-Hämmern mit gelegentlichen Eingaben simpler Tastenfolgen ist bei weitem die einfachste Aufgabe, die Ihr zu bewältigen habt.

Mehr Frust als Lust

Teils frustrierend schwer sind hingegen die oft äußerst happigen Wassersporteinlagen oder die unübersichtlichen Rutschpartien im Unterholz des Dschungels. Doch während Ihr bei Letzteren wenigstens auf vereinzelte Rücksetzpunkte zurückgreifen könnt, werdet Ihr im Wasser nach zu vielen Kollisionen stets ganz an den Anfang des Levels zurückgesetzt. Und das kommt eigentlich ständig vor, denn abrupte Kameraschwenks oder aus dem Nichts auftauchende Hindernisse stehen hier auf der Tagesordnung. Am offensichtlich jungen Zielpublikum schrammt Freeride durch solch eklatante Designmängel jedenfalls meilenweit vorbei und Profis werden der linearen und recht kurzen Urwaldhatz sowieso nur ein müdes Lächeln abgewinnen.

Schade um die eigentlich hübsche Inszenierung und das trotz seiner Linearität abwechslungsreiche Leveldesign. Besonders die Wasserskifahrten machen optisch nämlich einiges her und auch die Bungee-Sprünge und Boss-Kämpfe wurden ansehnlich, wenn auch spielerisch wenig gehaltvoll, in Szene gesetzt. Auch die meisten Original-Filmschnipsel wurden stimmig und nahezu übergangslos ins Geschehen eingebettet, während die gelungene Soundkulisse samt professioneller deutscher Sprecher für dichte Dschungel-Atmosphäre sorgt.

Geschminkte Fassade

Aber was hat man schon von einer gelungenen Präsentation, wenn einen die wirre und unübersichtliche Kameraführung trotz des geringen Spielumfangs unzählige Bildschirmleben kostet, dadurch viele Abschnitte nur mit Glück oder einer Engelsgeduld zu meistern sind und die Bewegungsfreiheit auf ein Minimum reduziert ist. All diese Kritikpunkte hatten auch schon der PS2-Version das Spielspaß-Genick gebrochen und dem GameCube-Tarzan geht es leider kein bisschen anders. Einzige Verbesserung sind nämlich die teils deutlich verkürzten Ladezeiten - letztendlich jedoch ein äußerst schwacher Trost.

Fazit

Wer meint, dass Tarzan - Freeride das ideale Geschenk für junge und jung gebliebene Disney-Fans ist, muss sich auch auf dem GameCube eines Besseren belehren lassen. Hinter der hübschen und kindgerechten Präsentation verbirgt sich nämlich ein nicht nur kurzer und linearer, sondern vor allem extrem frustrierender Genre-Mix, der das Zielpublikum völlig verfehlt. Trotz abwechslungsreichem und unkompliziertem Gameplay sorgen gravierende Mängel bei Leveldesign und Kameraführung dafür, dass selbst geübte Spieler bereits im zweiten Level völlig genervt das Handtuch schmeißen. Auch sonst ist der Schwierigkeitsgrad alles andere als ausbalanciert - Frust und Langeweile geben sich abwechselnd die Klinke in die Hand. Bis auf die verkürzten Ladezeiten handelt es sich bei Freeride also um eine 1:1-Umsetzung des verpatzten PS2-Origianls, das auch in der GameCube-Verpackung niemand wirklich braucht.

Pro

  • <li>nette Präsentation</li><li>verkürzte Ladezeiten</li><li>unkompliziertes Gameplay</li><li>abwechslungsreicher Spielverlauf</li>

Kontra

  • <li>geringer Spielumfang</li><li>sehr lineares Leveldesign</li><li>verfehlter Schwierigkeitsgrad</li><li>problematische Kameraführung</li>

Wertung

GameCube