Agassi Tennis Generation 2002 - Test, Sport, PC, PlayStation2

Agassi Tennis Generation 2002
16.07.2002, Paul Kautz

Test: Agassi Tennis Generation 2002

Andre Agassi, Tennis-Idol der 90er Jahre, machte in letzter Zeit weder mit Haarpracht noch außergewöhnlichen Leistungen auf dem »heiligen Rasen« von sich reden. Statt dessen erblickt man ihn und Ehefrau Steffi Graf als Werbeträger und glückliche Eltern. Dennoch hat sich das im Sterben liegende französische Unternehmen Cryo seiner erbarmt und ihn virtuell wieder auf den Tennisplatz gestellt - ruhmreicher Abschluss einer glanzvollen Tenniskarriere oder ein weiteres unnötiges Filzgehoppel? Die Antwort erfahrt Ihr im Test.

Andre Agassi, Tennis-Idol der 90er Jahre, machte in letzter Zeit weder mit Haarpracht noch außergewöhnlichen Leistungen auf dem »heiligen Rasen« von sich reden. Statt dessen erblickt man ihn und Ehefrau Steffi Graf als Werbeträger und glückliche Eltern. Dennoch hat sich das im Sterben liegende französische Unternehmen Cryo seiner erbarmt und ihn virtuell wieder auf den Tennisplatz gestellt - ruhmreicher Abschluss einer glanzvollen Tenniskarriere oder ein weiteres unnötiges Filzgehoppel?

Der Spielbeginn dürfte erfahrenen PC-Filzjongleuren bekannt vorkommen: Der Menü-Aufbau erinnert verdächtig an <4PCODE cmd=DGFLink;name=Roland Garros 2001;id=13>. Im Optionsmenü gibt es nicht viel einzustellen, deswegen geht es gleich zu den Spielvarianten: Im Schnellmatch dürft Ihr Euch aussuchen, wo und mit wem Ihr spielt; im Arcade-Modus übernimmt der Computer die Entscheidung über das »wo«. Das Agassi-Turnier schließlich ist der Karrieremodus, in dem Ihr Euch zur Weltranglistenspitze hocharbeiten müsst. Allerdings fehlt dieser Spielvariante die Tiefe eines Virtua Tennis, Ihr gewinnt zwar Preisgelder, könnt aber nichts mit Ihnen anfangen. Trainingsmodi gibt es ebenso wenig wie freie Platzwahl oder freispielbare Boni. Bleibt noch die Mehrspielervariante, die zwei Tenniscracks vor einem Monitor Platz zum Austoben bietet - die Packung spricht übrigens von vier möglichen Akteuren...

Virtua Agassi

Der erste grafische Eindruck ist erschreckend: Der Menü-Font wird mit höheren Auflösungen unansehnlich hochskaliert, die Porträtbildchen der 32 ausschließlich männlichen Spieler sind potthässlich. Auf dem Platz der Ehre hingegen sieht die Sache schon ein wenig, aber nicht sehr viel anders aus. Die 14 Indoor- und Outdoorplätze von Südafrika über Kanada bis Russland wurden möglichst realistisch nachgebildet, vier verschiedene Bodenbeläge beeinflussen das Spiel merklich. Allerdings passen sowohl das Flunder-flache Publikum als auch die klotzigen Hintergründe nicht so recht in das stylische Ambiente. Die kantigen Spielermodell erinnern stark an <4PCODE cmd=DGFLink;name=Virtua Tennis;id=2588> und sind hektisch, aber gut gut animiert (inklusive gelegentlicher Kunststückchen). Allerdings ziehen sie teilweise sehr merkwürdige Grimassen, besonders der Namensgeber erinnert im Freudentaumel eher an einen grinsenden Orang-Utan als an ein menschliches Wesen. Positiv sind die realistischen Schatten, hübschen Wolkeneffekte sowie die aus kreativen Perspektiven präsentierten Replays zu bemerken. Jedoch: Wieso müssen die Grafikeinstellungen bei jedem Spielstart neu gemacht werden? Wieso verfallen die Tennis-Asse gelegentlich in eine Art Zeitlupen-Modus? Die wählbare Schulterperspektive ist nichts weiter als Zierwerk, und zum Spielen nicht zu gebrauchen.

Optische Höhen und Tiefen

Ein kompletter Griff ins Klo ist die Sprachausgabe: Angefangen beim offenbar eingeschlafenen Publikum, welches nur aller Jubeljahre mal zu hören ist - damit kann man ja noch leben. Nervender wird´s mit der abgehackten und teilweise falschen sowie unsinnigen Punkteansage, die schon mal ein »Fünf zu Null« (bei einem 15:0) verkündet. Absoluter Tiefpunkt ist aber der tödlich langweilige Sprecher, der sich bloß ab und zu mit einem vollkommen belanglosen Kommentar zu Wort meldet: Perlen wie »Boah, gut gespielt«, »Er fasst wieder Tritt« und »Er muss sich hier anstrengen« werden wahllos ins Spielgeschehen gestreut - was spätestens bei einem »Er befindet sich jetzt in einer verzweifelten Lage« bei einem 15:30 in der ersten Runde vollkommen absurd wirkt. Die Musik, der einzige Hoffnungsschimmer in Sachen Ohrenrettung, macht ihre Aufgabe wider Erwarten gut. Dummerweise bekommt man sie nur im Hauptmenü sowie am Ende eines Matches zu hören.

Akustischer Sargnagel

Wenn man bei einem großen Vorbild abkupfert, sollte man auch seine guten Eigenschaften übernehmen. In diesem Fall ist es die Steuerung, die Agassi Tennis Generation prima von <4PCODE cmd=DGFLink;name=Virtua Tennis;id=2588> abgeschaut und ein wenig ausgebaut hat: So habt Ihr hier nicht zwei, sondern vier Schlagvarianten, die im Tennis-Alltag sehr nützlich sind. Dank der guten Ballphysik und der gut sichtbaren Filzkugel sind schnelle Wechsel kein Problem. Ihr bestimmt die Art des Ballkontakts durch Gedrückthalten des Schlagknopfes und Richtungsangabe - idealer Weise per Joypad, aber auch per Tastatur sind gute Ergebnisse locker zu erreichen. Was zum Teil auch an den doofen Computergegner liegt: Wenn der Aufstieg in die Weltrangliste in der Realität genauso einfach wäre wie hier, würde es nur Großmeister geben. Die Computergegner lassen sich wahnsinnig leicht austricksen, sowohl im Einzel- als auch im Doppelspiel. Das ist ebenso klar ein böser Bug wie jener, der dafür sorgt dass Bälle, die offensichtlich im Spiel waren, einfach als Aus gezählt werden. Die Willkür des Computers lässt sich nicht nachvollziehen und vermiest den Spielspaß ebenso sicher wie gründlich.

KI aus der Hölle

Pro

  • insgesamt gute Grafik


  • intuitive Steuerung


  • drei Spielvarianten


  • zwei Spieler an einem PC


  • Kontra

  • unmotivierender Karrieremodus


  • sinnlose Schulterperspektive


  • schreckliche Sprachausgabe


  • doofe Gegner


  • böse Bugs


  • Vergleichbar mit:

    <4PCODE cmd=DGFLink;name=Virtua Tennis;id=2588>, <4PCODE cmd=DGFLink;name=Next Generation Tennis;id=2562>, <4PCODE cmd=DGFLink;name=Roland Garros 2001;id=13>

    Fazit

    Argh - das beschreibt Agassi Tennis Generation noch am ehesten. Offensichtlich haben die Entwickler seit Roland Garros 2001 dazugelernt und das eine oder andere Auge auf Vorbilder wie Virtua Tennis geworfen. Das Ergebnis kann sich eigentlich sehen lassen: Spielerisch und steuerungstechnisch ist der kleine Agassi ausgereift, grafisch zumindest nicht schlecht. Aber wieso man das Spiel scheinbar überstürzt auf den Markt werfen musste, will mir nicht in den Kopf: Neben den offensichtlichen Spielspaßhemmern wie Brot-doofen Gegnern, nervender Sprachausgabe und Zählschwächen sind es auch und vor allem die kleinen Dinge, die das Spiel auf die Ersatzbank schicken: Wieso ist der Karrieremodus so dahingeklatscht? Virtua Tennis zeigt doch seit Jahren, wie´s richtig geht. Wieso müssen die Menüs so hässlich sein? Was sollen die gehäuften Schreibfehler (»Grobritannien«)? Es gibt zu viele bessere Alternativen.

    Wertung

    PC