Azurik-Rise of Perathia - Test, Action-Adventure, XBox

Azurik-Rise of Perathia
25.07.2002, Mathias Oertel

Test: Azurik-Rise of Perathia

Hochrangige Action-Adventure muss man auf der Xbox mit der Lupe suchen - gerade mal Munch´s Oddysee und Blood Omen 2 schimmern ein wenig durch den Software-Sumpf. Ob jetzt ausgerechnet das in den USA bereits zum Start erhältliche Azurik - Rise of Perathia für Abhilfe sorgen und die verzweifelt nach Futter hungernden Action-Adventure-Fans zufrieden stellen kann, klären wir in unserem Test.

Perathia: eine idyllische Fantasy-Welt, die von den Elementen Luft, Wasser, Feuer und Erde im Gleichgewicht gehalten wird. Doch wie es nun einmal immer in einer Zeit der Harmonie ist, ist schon das Böse im Anmarsch, um diese Idylle zu zerstören. In Perathia naht der Untergang in Form des Wissenswächters Balthazar, der quasi der dunklen Seite zum Opfer fällt und seinen Meister Eldwyn tötet.

Eine Welt am Abgrund

Allerdings müssen die Elementarkräfte erst nach und nach aktiviert werden. So zum Beispiel erhaltet Ihr als erstes die Wasserkraft, mit deren Hilfe Ihr die Zugänge zu den weiteren Abschnitten öffnen könnt. Im Wesentlichen sind diese "Zugangs-Vorgaben" jedoch nichts Neues, musste Shadowman Mike LeRoi in seinem ersten Abenteuer doch auch immer eine bestimmte Anzahl an Gegenständen sammeln, um die vor ihm liegenden Tore zu öffnen.

Dabei gehen die für Perathia enorm wichtigen Elementarscheiben zu Bruch und werden durch eine gewaltige Explosion im ganzen Land verstreut.

Nur Azurik, ebenfalls ein Schüler Eldwyns, kann die Scheiben wieder finden und Perathia den Frieden bringen.

Fast alles schon dagewesen

An Spielelementen werdet Ihr in etwa genau so viel Innovation feststellen wie bei der äußerst plakativen und stereotypen Story: Die meisten Elemente kennt man bereits aus vergleichbaren Spielen.

Neu ist eigentlich nur Euer Kampfstab, der Axion, den Ihr mit Elementarkräften ausrüsten könnt und somit zum Beispiel gegen bestimmte Gegner effektiver kämpfen oder Euch einen natürlichen Schutzschild verpassen könnt.

Da es auch möglich ist, die vier Elemente zu kombinieren, gibt es einige Kombinationen zu entdecken.

Ebenfalls bekannt sind auch die zahlreichen einzusammelnden Items, von denen die Kristalle die wichtigsten sind - mit je 100 gesammelten Edelsteinen steigt die Kapazität einer Elementarkraft Eures Stabes, die wiederum abnimmt, wenn Ihr diese Kräfte aktiviert.

Apropos Kämpfe: Diese fordern außer einer eventuellen Auswahl der Elementarkraft nicht viel von Euch, muss man doch nur auf die streng auf Konfrontation gehenden Gegner warten und dann per Knopfdruck zuschlagen. Sicher: Kombinationen sind auch möglich, doch werden diese durch den simplen wiederholten Knopfdruck des Schlag-Buttons aktiviert und abgespult.

Auch die diversen Rätsel bieten wenig Überraschungen, können aber positiv von dem herkömmlichen Gameplay mit Laufen, Springen und Kämpfen ablenken.

Allerdings muss man Azurik zu Gute halten, dass man sich auch gegen diverse, aus allen Richtungen heranströmende Gegner gut zur Wehr setzen kann: Eine kurze Änderung der Bewegungsrichtung und schon wird auch ein Feind, der sich evtl. hinter auch befindet, zu Boden geworfen.

Ein Pluspunkt von Azurik ist die gut gelöste Steuerung, die einem durch das sehr gute Tutorial näher gebracht wird und schnell in Fleisch und Blut übergeht. Wieso allerdings die manuelle Ausrichtung der Kamera horizontal invertiert ist, verstehe ich nicht ganz - als natürlicher Reflex bewege ich den Stick nach rechts, wenn ich nach rechts schauen will.

Wie schon erwähnt, muss Azurik, um voran zu kommen, immer bestimmte Aufgaben lösen. Diese anfänglich schon stark angedeutete Linearität setzt sich im Spiel ungehindert fort. In den wenigsten Fällen muss man als Spieler überlegen, wo man hingehen muss und ob es eventuell noch einen anderen Weg dorthin geben könnte.

Allerdings kann man als Ausgleich äußerst einfach die Kamera permanent hinter Azurik platzieren, was in Abschnitten mit filigranen Laufwegen positiv zu Buche schlägt.

Das ist auch bitter nötig, denn die Kollisionsabfrage reagiert an Abgründen und komplizierten Sprungsequenzen etwas übersensibel und sorgt bisweilen für einen ungewollten Absturz.

Dass Azurik ein Starttitel beim US-Launch der Konsole war, merkt man dem Spiel grafisch deutlich an. Die Welten sind zwar angenehm groß und auch Ladezeiten wurden auf ein kaum spürbares Minimum gedrückt, doch auf Dauer machen sich die Texturen negativ bemerkbar.

Leider verleidet das ein wenig die Langzeitmotivation, denn das Spielprinzip wiederholt sich schon nach kurzer Zeit und regt nur bei echten Fantasy-Fans das Bedürfnis, das Spiel zu vollenden.

Nett - mehr auch nicht

Bei Betrachtung der weitestgehend gut gelungenen Reflexionen und Spezialeffekte wiederum kommt der Eindruck auf, dass man in der wichtigen Anfangsphase der Xbox mit den Möglichkeiten protzen wollte. Dementsprechend können sich diese Grafikspielereien von dem tristen Drumherum auch deutlich abheben und sorgen so dafür, dass die Grafik von Azurik etwas unstimmig wirkt.

Einzeln betrachtet zwar recht ansehnlich, sorgt die Zusammenstellung zu häufig für ein Kopfschütteln.

Wo sonst kann man Grasflecken entdecken, die mit einem scharfen Schnitt urplötzlich zu einer platten Schneefläche werden?

Ein Eindruck, der von den durchweg gut gelungenen Animationen noch weiter verstärkt wird. Hätte man bei den Texturen etwas mehr Sorgfalt walten lassen, hätte sich Azurik zu einem rundherum gelungenen Grafik-Erlebnis entwickeln können.

Allerdings hätte man das Spiel auch noch ein paar Monate vorher veröffentlichen müssen, da die Grafik nach heutigem Maßstab in der Gesamtsumme nicht einmal mehr guter Durchschnitt ist.

Stimmige Soundkulisse

Ein Grund, weswegen Azurik so spät das Licht des deutschen Marktes erblickt, könnte in der Lokalisation liegen. Denn die ist sowohl was die Texte betrifft als auch vor allem in Punkto Sprachausgabe gut gelungen.

Die Sprecher vermitteln viel von der Atmosphäre, die das Spiel aufbauen möchte und die von der zwar unauffälligen, aber stets passenden und schön komponierten Musik noch unterstützt wird.

Die Soundeffekte wiederholen sich zwar nach einiger Zeit, können sich aber trotzdem auf dem gleichen hohen Niveau einpendeln wie der Rest der akustischen Untermalung.

Fazit

Hätte man Azurik zum Start der Xbox in Deutschland veröffentlicht, wäre die Wertung vermutlich höher ausgefallen. Doch nach den mittlerweile auf dem Markt erhältlichen Spielen wirkt die Grafik einfach altbacken - auch wenn es kleine Highlights wie die gelungenen Animation zu bestaunen gibt. Aber die grafischen Mängel hätten auch nicht so schwer gewogen, wenn es beim Gameplay Neues zu bestaunen gäbe. Doch außer dem Kampfstab mit seinen Elementarbindungen finden sich nur altbekannte Elemente, die allerdings gut zusammengefügt wurden.
Wer verzweifelt nach einem Action-Adventure sucht, wird mit Azurik - Rise of Perathia mangels ernsthafter Alternativen eventuell sogar glücklich werden. Für Gelegenheitsspieler und Freaks, die mit der Grafik ihrer Xbox protzen wollen, kommt Azurik jedoch definitiv zu spät.

Pro

  • <li>gelungene Mischung bekannter Gameplay-Elemente</li><li>hervorragende Lokalisation</li><li>stimmige Soundkulisse mit guter Musik und exzellenter (deutscher) Sprachausgabe</li><li>weiträumige Abschnitte</li><li>gute Steuerung</li><li>gute Grafikeffekte</li>

Kontra

  • <li>lineares Leveldesign</li><li>empfindliche Kollisionsabfrage</li><li>unstimmige Textur-Auswahl</li><li>alles schon mal dagewesen</li><li>monotone Kämpfe</li><li>nicht existente Gegner-KI</li>

Wertung

XBox