Sim Golf - Test, Sport, PC

Sim Golf
31.07.2002, Bodo Naser

Test: Sim Golf

Sim Golf (ab 1,46€ bei kaufen) ist Management-Simulation, Sportspiel und eine Art The Sims im virtuellen Golfclub in einem und stammt vom Altmeister der virtuellen Unterhaltung Sid Meier, der für Klassiker wie Civilization oder Pirates verantwortlich zeichnet. Ob er mit der witzigen Golf-Simulation wieder einmal ein unwiderstehliches Spielkonzept entwickelt hat, oder ob sein Abschlag eher im Sandbunker landet, sagt Euch unser Test...

Die flotte Golfplatz-Sim von EA Games umfasst neben einer Kampagne im Stil einer Golf-Karriere, einen Sandkasten-Modus zum Plätze basteln sowie einen reinen Turnier-Modus, bei dem Ihr auf abgespeicherte Plätzen golfen könnt. Wer sich für die Karriere entscheidet, startet mit wenig Geld und einem eigenen Profi-Golfspieler, dessen Äußeres Ihr nach Belieben verändern könnt. Wo Ihr Euren Platz errichten wollt - Hawaii oder Schottland -, bleibt Euch überlassen: Vier exotische Locations stehen zur Wahl (Strand, Wüste, Hochland, Park). Doch Obacht: Überall lauert wildes Getier wie Schäfchen, Schlangen oder Alligatoren auf Eure Golfer!

Manager im Golfclub

Nachdem Ihr Euch für ein bescheidenes Ressort entschieden habt, ist es an der Zeit, Euer erstes Loch zu bauen. Bei der Planung der Golfbahnen ist vor allem auf Abwechslung zu achten: Ein Hindernis hier und da macht die Bahn schon wesentlich interessanter. Golfer lieben Herausforderungen wie Bäume oder gar einen kleinen Bach, der sich kreuz und quer durch den Firmway schlängelt und nur auf verirrte Bälle zu warten scheint. Höhenunterschiede sorgen dafür, dass der Ball unverhofft in einen tiefen Bunker kullert. All diese Elemente sorgen für die nötige Würze, die letztlich die Beliebtheit eines Lochs bestimmt.

Loch an Loch

Zu guter Letzt wird noch das eigentlich Loch und ringsum ein wenig kurzes Grün zum Putten gesetzt und fertig ist Eure erste Golfbahn. Am besten lasst Ihr dann gleich Euren Profi üben, damit er auch für sein nächstes Turnier fit ist. Andere kleine Golfer werden schnell hinzuströmen und schon erhaltet Ihr Eure ersten Bahn-Gebühren, die Eure Haupteinnahmequelle sind - je interessanter der Kurs, desto mehr Geld verdient Ihr. Natürlich wird es auch Gäste geben, denen ein Loch gar nicht gefällt, weil es ihnen zu schwer oder gar zu leicht ist - irgendeiner hat eben immer was zu mosern!

Ein Fülle von Gebäuden und Einrichtungen erleichtern Euch die Verwaltung Eures Golfclubs und bringen zusätzliche Einnahmen. So könnt Ihr etwa die Eigenschaften Eurer Mitglieder verbessern, indem Ihr Trainingsanlagen etwa zum Putten oder Zielen erreichtet. Eine kleine Bude für die Verpflegung darf natürlich auch nicht fehlen. Mehr Mitglieder könnt Ihr etwa durch einen Tennisplatz oder Reitstall an Euch binden. Wer seinen Landwert verbessern will, sollte dafür eine Kirche oder einen Hafen errichten.

Gebäude fürs Ressort

Darüber hinaus müsst Ihr Straßen, Brücken und Bänke bauen, auf denen sich Eure Gäste erholen können. Eine teure Ballwaschanlage sorgt dafür, dass die Bälle immer schön weiß glänzen. Wer die Abläufe im Ressort beschleunigen will, der baut eine Garage, in der man Golfkarts ausleihen kann. Witzigerweise hat Sid Meier wie bei Civilization einige Wunder eingebaut, die teilweise kostenlos sind und spezielle Effekte entfalten: So macht ein Buddha die Golfer ringsum glücklich, eine historische Statue erhöht deren Fähigkeiten und ein pittoreskes Bauernhaus verhindert lästiges Unkraut. Schnell wird es so recht voll auf den kleineren Plätzen.

Die meisten Dollars (bei Sim Golf fälschlicherweise mit einem "§" gekennzeichnet), könnt Ihr mit Golfturnieren machen, die Euch von Zeit zu Zeit angeboten werden. Dafür braucht Euer Profi aber einiges an Übung, denn nur so verbessern sich seine Fähigkeiten etwa beim akkuraten Schlagen. Im Turnier dürft Ihr ihn dann beim Schlag anweisen. Wenn er erbost den Schläger in die Hecke pfeffert, ist irgendetwas schief gelaufen... Daneben gibt es noch anderes Personal: Ein vollschlanker Gärtner sorgt dafür, dass das Unkraut nicht alles überwuchert, ein Empfangsherr begrüßt Eure Gäste und eine Serviererin bringt den Herrschaften kühle Drinks. Schließlich könnt Ihr einem Prominenten sogar ein Grundstück verkaufen, der dann mit seiner Villa die Gäste in Scharen anzieht. Wer würde nicht gerne in Sichtweite zu Claudia Chiffres bescheidener Hütte golfen!?

Der eigene Profi

In Sachen Bedienung ist Sim Golf leider etwas unübersichtlich geraten. Bei vollem Betrieb poppen ständig irgendwelche Meldungen auf, die lange Texte beinhalten, die Ihr in all der Hektik sowieso nicht lesen wollt. Auch die zahllosen Statistiken sieht sich wohl kaum jemand an. Zwar gibt es bei Planung und Bau der Anlage wenig Probleme, steht erst einmal alles, kommt leider schnell Routine auf. Darüber kann auch ein Wechsel zu einem neuen Platz nicht hinwegtäuschen. Nur die ziemlich schlechte Anleitung wurde übrigens übersetzt, das Spiel selbst ist auf Englisch - aufgrund des ganzen "Golf-Chinesisch" kein wirklicher Genuss!

Hektik und Langeweile

Sid Meiers Grafiker bei Firaxis haben schon bei Civilization 3 bewiesen, dass sie lange auf recht altbackene Grafik setzen. 3D-Effekte sucht man daher auch bei Sim Golf vergeblich. Stattdessen gibt es eine viel zu kleine isometrische Darstellung, bei der auch kein Hineinzoomen oder eine höhere Auflösung möglich ist. Leider müsst Ihr auch die Turniere in dieser Perspektive spielen, da es eine Ego-Sicht wie etwa bei Golf-Sims wie Links nicht gibt. So wird das Golfen zur echten Fitzelarbeit. Einzig das nett gemachte, kurze Intro kann vollends überzeugen.

Iso-Grafik

Die lebensechten Geräusche und Stimmen sind weitgehend gelungen, so dass Ihr Euch tatsächlich wie auf dem Golfplatz fühlt: Da rauft sich jemand die Haare und brüllt erbost englische Schimpfworte, es wird hemmungslos geflirtet und da macht jemand Fotos fürs persönliche Album. Bisweilen blitzt schon so etwas wie echtes "The Sims-Feeling" auf, wenn auch nur vereinzelt. Weniger erfreulich ist der Soundtrack, der zwar landestypische Musik bereit hält (z.B. Dudelsack), mit seinen oft nichtssagenden Melodien aber auch an Kaufhausmusik erinnert.

Fazit

Der Aufbauteil von Sim Golf macht zumindest bei den ersten Golfplätzen noch großen Spaß, dann wird er leider schnell zur Routine. Auch das Spiel mit dem eigenen Profi bei den hochdotierten Turnieren ist spannend, da Ihr ihn langsam zum Golf-Star aufbauen könnt. Mit den ganzen anderen Personen fühlt man sich hingegen nicht so richtig verbunden, da sie trotz ihrer Namen und Fähigkeiten nicht individuell genug sind und im Hintergrund bleiben. Der an The Sims angelegte Mitglieder-Teil, ist daher vollkommen überflüssig. Wenn aber erst mal richtig was los ist auf Eurem Platz, dann geht schnell die Übersicht verloren, was nicht zuletzt an der fitzeligen Darstellung liegt. Zugreifen sollten daher nur Fans des Rasensports, die sich auch mit der speziellen Golfer-Sprache auskennen. Sicher nicht das beste Spiel von Sid Meier!

Pro

  • <li>Golfplatz-Management</li><li>flott gemacht</li><li>Kampagnen-Modus</li><li>Sandkastenspiel</li><li>Turnier-Modus</li><li>recht einfacher Aufbauteil</li><li>Zusatzgebäude</li><li>eigener Golf-Profi</li><li>Profis und Kurse abspeichern</li><li>lebensechte Geräusche</li><li>nettes Intro</li>

Kontra

  • <li>winzige Iso-Grafik</li><li>unübersichtlich</li><li>wird schnell zur Routine</li><li>Spiel auf Englisch</li><li>Golfer-Fachausdrücke</li><li>Kaufhausmusik</li><li>kein Multiplayer</li><li>mieses Handbuch</li>

Wertung

PC