Largo Winch - Empire under Threat - Test, Adventure, PC

Largo Winch - Empire under Threat
21.09.2002, Paul Kautz

Test: Largo Winch - Empire under Threat

Das Leben als Alleinerbe eines Milliarden-Imperiums ist nicht leicht: Ständig hat man es mit Neidern, Zweiflern und Leuten zu tun, die einem einen Stolperstein nach dem anderen in den Weg legen. Largo Winch, frischgebackener Besitzer des Weltkonzerns »W-Gruppe«, bekommt gleich die ganze Ladung serviert: Verschwundene Wissenschaftler, ein Skandal um genmanipulierten Raps und ein Hacker, der das firmeninterne Netzwerk attackiert. Alles steht auf dem Spiel...

Der in Frankreich sehr populäre Comic »Largo Winch« des belgischen Künstlers Jan van Hamme (auf dessen Arbeiten auch Ubi Softs kommender Shooter <4PCODE cmd=DGFLink;name=XIII;id=2606> basiert) bildet die Grundlage zum gleichnamigen Adventure. Ihr spielt den jungen Namensgeber, dem der verstorbene Vater die Bürde der Leitung eines riesigen Konzerns überlassen hat. Anfangs gibt es wenig Schwierigkeiten, doch auf einer Wohltätigkeitsfeier bricht das Chaos aus: Brandheiße Papiere tauchen auf und werden sogleich gestohlen und in einem Lebensmittellabor verschwindet ein Wissenschaftler, während zwei Wachmänner erschossen werden. All das muss schnellstmöglich geklärt werden, sonst gerät die W-Gruppe an den Rand des Ruins. Um das zu verhindern, müsst Ihr mit vielen Personen reden, Rätsel knacken, harte Kämpfe austragen und Euch als professioneller Hacker versuchen.

Mein Name ist Winch

Auch Largo Winch trennt sich, wie schon <4PCODE cmd=DGFLink;name=Monkey Island 4;id=184> oder <4PCODE cmd=DGFLink;name=Simon 3D;id=344>, von den 2D-Pfaden alter Adventure-Tage. Sämtliche Umgebungen und Charaktere werden in Echtzeit berechnet, allerdings seht Ihr die Figuren meist von der Seite - sehr klassisch. Die präsentieren sich in einem polygonreichen Licht und sind, bis auf den ein wenig einschläfernd laufenden Largo, auch hervorragend animiert. Detailliert gestaltete Hintergründe, Echtzeit-Schatten und liebevolle Spielereien wie Schneefall hinterlassen einen runden Grafik-Eindruck, der lediglich von den Gesichtern geschmälert wird, deren Augen sich nicht bewegen und dadurch leblos wirken. Dafür gibt es umso mehr auf die Ohren: Largo und Co schwatzen das ganze Spiel hindurch in gut verständlichem Englisch - leider gibt es keine deutsche Sprachausgabe, dafür aber Untertitel (inklusive gelegentlicher Schreibfehler).

Guybrushs Erbe

Die Begleitmusik kann sich ebenfalls hören lassen, auch wenn sie die meiste Zeit über hintergründig für gute Atmosphäre sorgt. Die Gespräche laufen fast immer per Multiple-Choice ab, wobei Ihr nur in seltenen Fällen auch eine echte Entscheidungsmöglichkeit habt - Ihr klappert einfach alle Fragemöglichkeiten ab. Ab und an dürft Ihr unter mehreren Alternativen wählen, die aber keinen echten Einfluss auf den Verlauf des Spiels haben. Gelegentliche logische Fehler (eben weiß eine Angestellte von nichts, kurz darauf sprudelt sie wie ein Wasserfall) machen sich nicht übermäßig störend bemerkbar.

Hinweise zur Lösung der vielfältigen Puzzles bekommt Largo nicht nur aus Gesprächen mit anderen Personen, sondern auch aus Büchern, Dokumenten und vor allem seinem PDA. In diesem Taschencomputer stehen in regelmäßigen Abständen Notizen über neue Begebenheiten, wichtige Geschehnisse oder Passwörter und Adressen. Hier geht es größtenteils sinnvoll zu, auch wenn Einträge wie »Jenny Lucas ist soeben eingetroffen« etwas müßig erscheinen, wenn man das Ereignis zwei Sekunden vorher beobachten durfte. Das PDA dient darüber hinaus als Plattform für Optionen und zum Anlegen von Savegames.

Viel zu lesen

Die Steuerung war bei 3D-Adventures bislang immer ein Knackpunkt, aber Largo Winch meistert dieses Hindernis mit Bravour: Ihr habt Euren Protagonisten per Tastatur oder Joypad mit wenigen Tasten stets sicher im Griff, das Benutzen und Kombinieren von Gegenständen im Inventar geht flüssig von der Hand. Darüber hinaus habt Ihr die Wahl zwischen direkter und zum Raum relativer Steuerung. Largo macht Euch das Finden von Gegenständen außerdem sehr einfach, da er seinen Kopf immer in die Richtung interessanter Dinge dreht, sobald er nahe genug herankommt.

Neben den normalen Puzzles, die selbst Adventure-Neulinge vor keine unlösbaren Probleme stellen sollten, machen vor allem die Mini-Spiele eine Besonderheit des Programms aus: In unregelmäßigen Abständen müsst Ihr Euer Geschick unter Beweis stellen; ist das Spiel absolviert, dürft Ihr Euch von da an immer wieder im Hauptmenü daran versuchen. Der wichtigste Test ist dabei das Kampfgeschick: Ihr trefft immer wieder auf Gestalten, die Euch ans reiche Leder wollen - die gilt es nun rundenbasiert zu bekämpfen. Dazu wählt Ihr zuerst ein Kampfmanöver, danach den Gegner und greift schließlich an. Der Computer würfelt aus, ob und wie stark Ihr getroffen habt. Danach ist entweder der Gegenspieler oder Euer CPU-Begleiter an der Reihe. Das geht so lange, bis alle Widersacher besiegt sind oder Largo ins Gras beißt - danach heißt es leider »Game Over«, und der Griff zum Savegame wird unumgänglich.

Rauchende Hände

Im Spielverlauf müsst Ihr Euch auch als Hacker versuchen: Ihr kämpft Euch ebenfalls rundenweise zu Eurem Ziel im Cyberspace vor, verfolgt von Hacker-Schutzprogrammen. Dieses Mini-Spiel funktioniert nach dem Trial-and-Error-Prinzip und stellt daher keine allzu große Herausforderung für logisch denkende Abenteurer dar. Die müssen sich im weiteren Spielverlauf auch an einer Partie Poker, einem Schiebepuzzle oder, wie Indiana Jones auf seinem bislang letzten Film-Kreuzzug, an einem Buchstaben-Rätsel versuchen. Ärgerlicherweise sind alle Spiele für das Vorankommen unerlässlich und lassen sich nicht überspringen, was weniger actionfreudigen Spielern sauer aufstoßen könnte.

Fazit


Bedauerlich, aber wahr: <4PCODE cmd=DGFLink;name=Largo Winch;id=3138> hat sehr viel Potenzial, von dem leider auch sehr viel einfach verschleudert wird. Die größtenteils lächerlichen Puzzles sind kaum der Rede wert, die mickrige Durchspielzeit von maximal zehn Stunden wird nur durch die teils sehr nervigen Mini-Spielchen gestreckt. Dabei hätte das Spiel so viel besser werden können: Die Grafik ist top, die Story spannend und die Bedienung ohne größere Macken. So bleibt nur ein kurzes Vergnügen, das Adventure-Freunde locker an einem Nachmittag verschlingen. Aufgrund der Linearität gibt es danach auch nur wenige Gründe für ein erneutes Durchspielen - hoffen wir, dass das in Kürze erscheinende <4PCODE cmd=DGFLink;name=Runaway;id=953> nicht dieselben Fehler macht.

Pro

  • <li>gute Grafik<li>einsteigerfreundlich<li>leichte Bedienung<li>interessante Story<li>deutsche Untertitel<li>abwechslungsreiche Locations

Kontra

  • <li>viel zu leicht<li>nur englische Sprachausgabe<li>teils nervige Zwischenspielchen<li>sehr kurz

Wertung

PC

Nettes 3D-Adventure, leider viel zu kurz und leicht.