Beach Spikers - Virtua Beach Volleyball - Test, Sport, GameCube

Beach Spikers - Virtua Beach Volleyball
08.10.2002, Mathias Oertel

Test: Beach Spikers - Virtua Beach Volleyball

Leicht bekleidete Damen, Sommerstimmung und Volleyball-Turniere: Wer bei diesen Stichworten an Dead or Alive Extreme Beach Volleyball denkt, liegt nicht falsch. Doch bereits vor einigen Monaten hat Sega mit dem Spielhallen-Automaten Beach Spikers erste Schritte in Sachen Beach-Volleyball unternommen. GameCube-Besitzer dürfen nun ebenfalls mit den Mädels auf Punktejagd gehen und sich an braun gebrannter Haut erfreuen. In unserem Test könnt Ihr erfahren, ob Beach Spikers neben optischen Reizen auch spielerisch etwas zu bieten hat.

Herzstück für Einzelspieler dürfte dabei der World Cup-Modus sein, in dem Ihr Euer Zwei-Mann-Team durch acht Turniere hindurch an die Spitze führen müsst. Zwar warten mit dem obligatorischen Arcade-Modus und kleinen Mini-Spielchen auch noch andere Spiel-Varianten auf Euch, doch diese verlieren solo bereits nach kurzer Zeit ihren Reiz.

Sonne, Strand und mehr

Dass Beach Spikers in den Spielhallen seinen Anfang nahm, merkt man dem Spiel deutlich an: Spielverlauf und Steuerung sind erfreulich unkompliziert und ermöglichen auch Anfängern einen schnellen Einstieg.

Wer sich trotzdem mit den Finessen der Steuerung vertraut machen möchte, findet in dem ausführlichen und guten Tutorial alle wichtigen Informationen und Übungen, um in den anderen Spielmodi zum Herrscher des Sandplatzes aufzusteigen.

Ganz anders der World Cup. Denn hier könnt Ihr nicht nur aus einem der 16 Teams auswählen, sondern habt die Möglichkeit, Eure eigene Mannschaft zu basteln.Angefangen vom Namen bis hin zum Aussehen stehen Euch mit dem zweckmäßigen Editor ausreichend Optionen zur Verfügung, um Euer Dream-Team zu basteln.

Der Clou hierbei ist, dass Eure Mannschafts-Kameradin anfänglich etwa so viel von Volleyball versteht wie ein Erstklässler von Stochastik. Die fünf grundlegenden Eigenschaften gehen gegen Null und müssen erst in mühevoller Kleinarbeit gelernt werden.

Und während man anfänglich kaum über die erste Runde des Turniers hinaus kommt, stellen sich mit zunehmender Erfahrung Eures Partners erste Erfolgserlebnisse ein. Während zum Beispiel anfänglich ein sicher geglaubter Schmetterball Eurer Partnerin in den prall gefüllten Zuschauerrängen landet, entwickelt sie sich später zu einer Punktegarantin.

Dazu bekommt Ihr nach jedem Spiel Punkte, die Ihr verteilen könnt.

Das ist auch bitter nötig, denn in den späteren Turnieren warten knackige Gegner auf Euch, die alles fordern.

Nach jeweils zehn gespielten Punkten, habt Ihr die Möglichkeit, mit Eurer Partnerin ein Gespräch zu führen und so dazu beizutragen, dass sich das Teamplay und die Einsatzfreude steigert. Dementsprechend springt ein Mitspieler, dessen Motivation höher ist, auch mal unmöglichen Bällen hinterher und versucht zu retten, was zu retten ist, während ein unmotivierter Partner auch mal stur auf der Stelle verharrt.

Teamgeist

Neben normalen Matches warten auch noch weitere Spielvariationen und Mini-Spielchen auf Euch. Die interessante Variante ist das "Bombenvolleyball", bei dem Ihr eine Bombe hin und her spielt, deren Ticker mit jeder Berührung unabdingbar herunter läuft. Das Team, bei dem die Bombe auf Null landet bzw. das die Bombe nicht mehr zurückspielen kann, verliert.

Zudem bekommt Ihr bei entsprechendem Mannschaftsgeist mehr Punkte, die Ihr auf die Statistiken verteilen könnt.

Trotzdem wird es aber wahrscheinlich bis zum zweiten Saison-Durchlauf dauern, bis Ihr um den Gesamtsieg mitspielen könnt.

Nach dem Gesamtsieg fällt die Solo-Spieler-Motivation jedoch stark ab. Da hilft es auch nicht, dass man das selbst erstellte Team in den anderen Spielmodi verwenden kann.

Denn bis man die Werte der Partnerin auf das Maximum gebracht hat, hat man so ziemlich alles im Spiel gesehen.

Multiplayer-Gerangel

Doch die kurze Spieldauer für Einzelspieler (es sei dann, man möchte sich ein ganzes Bataillon an Mannschaften zusammenstellen) wird durch den Multiplayer-Part weitestgehend aufgefangen.

Bis zu vier Spieler können teilnehmen, so dass in regulären Spielen auch rein menschliche Duelle möglich sind.

Das größte Problem von Beach Spikers liegt eindeutig im Bereich der Langzeitmotivation. Hier konnte das ähnlich gelagerte Virtua Tennis deutlich besser abschneiden, was unter anderem an den zahlreichen freispielbaren Goodies lag.

Außer ein paar neuen Outfits im Editor gibt es hier nichts, was einen dazu reizen könnte, das Spiel nochmals aus dem Archiv zu holen.

Steuerungsqualen

Auch die Steuerung ist nicht ganz optimal und bei weitem nicht so exakt wie bei Virtua Tennis. Zwar generell sauber und so unkompliziert wie bei kaum einem anderen Spiel, gibt es immer wieder Frustmomente.

Dass die Kontrolle in manchen Situationen äußerst träge ausfällt, nimmt man dabei sogar noch kopfschüttelnd in Kauf, da auch die Gegner (egal ob Mensch oder CPU) damit zu kämpfen haben.

Grafisch präsentiert sich Beach Spikers von seiner besten Seite: Die Mädels sehen allesamt gut aus und bewegen sich auch weitestgehend sehr geschmeidig. Egal ob Schmetterbälle, gewagte Rettungsaktionen oder simple Ballannahmen: alle Animationen gehen nahtlos ineinander über und machen das Zuschauen zum Vergnügen.

Viel schwerer wiegen jedoch die Probleme, die sich auftun, wenn man sich dazu entschließt, beide Spieler im Team zu übernehmen.

Denn neben der angesprochenen Trägheit schaltet das Spiel viel zu häufig im ungünstigsten Moment auf den Partner, so dass man keine Möglichkeit mehr hat, entsprechend zu reagieren.

Insofern ist es jedem anzuraten, ein selbst erstelltes Team zu nehmen - hier wird der Partner von der CPU gesteuert und verhält sich seinen Werten entsprechend.

Zudem wird man das Gefühl nicht los, dass es standardisierte Spielzüge gibt. Kommt ein Ball zum Beispiel an eine bestimmte Stelle, kann man bereits nach wenigen Spielen vorhersehen, wo der Partner den Ball dann hinspielen wird.

Lass die Sonne rein

Ebenso wie die eingestreuten Wiederholungen oder die Siegfeiern nach jedem Punkt. Hierbei geht Sega jedoch manchmal der Gaul durch: Denn obwohl die semi-erotischen Siegesfeiern extrem gut aussehen, fragt man sich jedoch, was das "Körper-Aneinanderreiben" soll...Die acht Stadien sind ebenfalls gut gelungen und können sogar mit vollständig aus Polygonen bestehenden Zuschauern und zahlreichen animierten Elementen punkten.

Die Musik, die Euch durch die Ballwechsel begleitet, rutscht zwar immer gefährlich nahe an die Nervschwelle, überschreitet diese Grenze jedoch niemals. Sollte sie auch nicht, denn die übrige Soundkulisse besteht nur aus Ballgeräuschen, gelegentlichen unartikulierten Lauten der Spielerinnen und dem allgegenwärtigen Publikum, das jedoch gut auf die gezeigten Ballwechsel reagiert.

Die dynamische Kamera liefert meist eine gute Übersicht, verliert bei schnellen Ballwechseln jedoch hin und wieder den Fokus, so dass man seine Figur auf gut Glück unter Zuhilfenahme des Radars steuern muss.

Die Präsentation ist hingegen staubtrocken wie der Sand auf dem man spielt. Wenig spektakulär werden die Matches eingeleitet und nach manchen Auswahlpunkte erscheint ein vollkommen unmotivierter und unpassender "Thank You"-Bildschirm.

Dauerberieselung

Sprachausgabe wartet nur in den Gesprächspausen der Matches sowie als Kommentator, der das nächste Spiel ankündigt - ebenfalls zu wenig, um die Soundwertung noch nach oben zu treiben.

Fazit


Die Vorteile von Beach Spikers liegen ganz klar im Mehrspieler-Bereich und dem leichten Einstieg. Man ist unheimlich schnell im Spiel und hat auch kurzzeitig eine Menge Spaß. Doch für Solo-Spieler bietet das vermeintliche Volleyball-Spektakel einfach zu wenig Tiefgang, um langfristig motivieren zu können. Freunde von Mutiplayer-Duellen werden deutlich mehr Spaß haben - doch auch hier wird niemals der Fun-Faktor und die Substanz einer Virtua Tennis-Serie erreicht.
Ein netter Versuch, die bisher wenig beachtete Sportart Beach-Volleyball auf die heimischen Bildschirme zu springen, aber kein Spiel für die Ewigkeit.

Pro

  • <li>unkompliziert</li><li>interessanter Saison-Modus</li><li>einfach zu bedienender Editor</li><li>nette Mehrspieler-Modi</li><li>ultra-einfache Steuerung</li><li>gutes Tutorial</li><li>passable Grafik</li>

Kontra

  • <li>kurzlebig</li><li>unlogische Reaktionszeiten</li><li>magere Präsentation</li><li>vorhersehbare Spielzüge</li><li>sparsame Soundkulisse</li>

Wertung

GameCube